Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)

Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)
Amy Blankenship
Ren dachte, dass er sich einen kleinen Dieb gefangen hatte, nur um dann herauszufinden, dass unter mehreren Schichten Jungen-Kleidung und Schmutz die begehrenswerteste Verführerin war, die er je gesehen hatte. Als er erkennt, dass sie die Marke eines Dämons auf sich hatte, und einen Todeswunsch auf sich zu haben schien, entscheidet Ren schnell, dass die einzige Möglichkeit, wie er ihr Leben schützen kann, ist, wenn er sie nicht mehr aus den Augen lässt. Wenn die Dämonen selbstmörderisch genug waren, zu meinen, dass sie sie von ihm stehlen konnten, dann würde er ihnen ihren eigenen Todeswunsch geben. In den Diebesring des Untergrundes, der von den Dämonen betrieben wurde, hinein zu gelangen, war einfach gewesen… wieder zu entkommen, als sie entschieden, sie umzubringen, das war es, was Lacey Probleme bereitete. Als ihr Partner stirbt, nur damit sie einen Vorsprung haben kann, lässt sie das Opfer nicht umsonst sein und rennt, als wäre eine Horde Dämonen hinter ihr her… was zutrifft. Wie hätte sie wissen sollen, dass ihr Fluchtweg sie direkt in die Mitte eines Dämonenkriegs führte, und geradewegs in die Arme eines sexy Fremden, der mächtiger war, als ihr schlimmster Albtraum? Ren dachte, dass er sich einen kleinen Dieb gefangen hatte, nur um dann herauszufinden, dass unter mehreren Schichten Jungen-Kleidung und Schmutz die begehrenswerteste Verführerin war, die er je gesehen hatte. Als er erkennt, dass sie die Marke eines Dämons auf sich hatte, und einen Todeswunsch auf sich zu haben schien, entscheidet Ren schnell, dass die einzige Möglichkeit, wie er ihr Leben schützen kann, ist, wenn er sie nicht mehr aus den Augen lässt. Wenn die Dämonen selbstmörderisch genug waren, zu meinen, dass sie sie von ihm stehlen konnten, dann würde er ihnen ihren eigenen Todeswunsch geben.

Amy Blankenship, RK Melton
Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)

Todeswunsch
Blutsbündnis-Serie Buch 12
Amy Blankenship, RK Melton
Translated by Martina Hillbrand (https://www.traduzionelibri.it/profilo_pubblico.asp?GUID=fed007dfaf061d98c1cfff6a25035574&caller=traduzioni)
Copyright © 2013 Amy Blankenship
Zweite Auflage herausgegeben von Amy Blankenship
Übersetzt ins Deutsche von Martina Hillbrand
Alle Rechte vorbehalten

Kapitel 1
Ren schielte hinunter auf die Frau in seinen Armen, als er durch Gypsys Wohnzimmer im Bombenkeller zu dem Vorhang aus Perlenschnüren ging, der ihr Schlafzimmer abgrenzte.
Was seine Aufmerksamkeit am stärksten auf sich zog, war die dünne Schmutzschicht, die ihr Gesicht bedeckte wie Make-Up, das ihre makellose Haut verstecken sollte. Unfähig, sich selbst davon abzuhalten, ließ Ren seinen Blick langsam wieder zu ihren perfekten Lippen gleiten und dann zurück zu ihren langen, dunklen Wimpern, die ihre Wangen berührten. Es brauchte mehr als Schmutz und übergroße Kleidung, um ihre Weichheit und Schönheit vor ihm zu verbergen.
Er konnte den dicken Stoff fühlen, den sie fest um ihre Brust gewickelt hatte, und es ärgerte ihn. Kein Wunder, dass sie oben in Ohnmacht gefallen war… er bezweifelte, dass sie überhaupt normal atmen konnte, wenn sie ihre Brüste so eng zuschnürte. Insgeheim fragte er sich, wessen geniale Idee es gewesen war, sich als Junge zu verkleiden… hoffentlich nicht ihre.
Ren blieb neben dem Bett stehen und beugte sich darüber, um Lacey auf die weiche Matratze zu legen. Es war sein Pech, dass die Frau genau in diesem Moment aus ihrer Ohnmacht erwachte, und sich gegen ihn wehrte.
Das Erste, was Lacey auffiel, waren die starken Arme, die sie so besitzergreifend festhielten. Ihr Gehirn schaltete automatisch auf Panik um, als ihre paranoiden Gedanken sofort meinten, dass der gefährliche Dämon, vor dem sie seit zwei Wochen auf der Flucht war, sie endlich gefangen hatte.
Wenn dies ihr Ende sein sollte, dann würde sie keinesfalls kampflos aufgeben. Ehe die Dunkelheit auch nur die Gelegenheit hatte, ihr Blickfeld zu verlassen, begann sie, Faustschläge gegen das Monster auszuteilen, das sie festhielt.
„Lass mich los, du herzloser Mistkerl!“, rief Lacey und begann zu strampeln, um den Dämon umzuwerfen.
Ren war nicht auf den Angriff vorbereitet gewesen, und fing seine Sonnenbrille aus der Luft auf, die sie aus seinem Gesicht geboxt hatte, während er keine Hand freigehabt hatte, um sich zu verteidigen. Nachdem er schnell genervt wurde, knirschte er mit seinen Zähnen und ließ sie einfach auf die Matratze fallen.
Während er seine Sonnenbrille noch in seiner Hand hielt, richtete Ren sich zu seiner vollen Größe auf und sah zu, wie sie einmal von der Matratze hochfederte, und es dann irgendwie schaffte, in der Luft ihre Knie anzuziehen, sodass sie darauf landete. Die Bewegung war schnell für einen Menschen… sehr beeindruckend.
Lacey blinzelte und fühlte sich mehr als nur erleichtert, als ihr Blick endlich klar wurde und sie erkannte, dass es nur Gypsys übermäßig gutaussehender Leibwächter war. Dennoch zog sie ihre Augenbrauen zusammen, als ihr Blick auf seine merkwürdigen Augen fiel. In weniger als einer Sekunde entschied sie, dass die Farbe seiner Augen sie an Quecksilber mit einem blauen Rand erinnerte. So dumm das auch erschien, machten ihn seine Augen nur noch attraktiver, denn sie war sehr sicher, dass er nicht blind war.
„Oh, du bist es nur“, murmelte sie dankbar und zog innerlich den Kopf ein, als er eine Augenbraue hob und sie fragend ansah.
„Wer dachtest du, dass ich bin… der Teufel?“, fragte Ren und setzte seine dunkle Sonnenbrille wieder auf. Er war immer noch überwältigt von der Tatsache, dass sie ihm geradewegs in die Augen gesehen hatte und nicht vor Furcht zurückgeschreckt war.
Lacey starrte ihn einen Moment lang an und zwang sich dazu, das beängstigende Bild des Dämons und seiner Untertanen aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sagte mit so viel Sarkasmus, wie sie hervorbringen konnte, während ihr Herz raste: „Nein, du bist kein Teufel… nur irgendein Spanner, der es scheinbar nicht schafft, seine Hände von mir zu lassen.“
Ren grinste halb, halb starrte er sie wütend an und entgegnete mit ebenso viel Sarkasmus: „Das hättest du wohl gerne.“
„Hätte ich gerne?“, fragte Lacey scharf und richtete sich auf, sodass sie auf der Matratze kniete.
Sie streckte ihre Arme an ihren Seiten nach unten und ballte ihre Fäuste, während sie immer noch gegen die Angst ankämpfte, die durch ihr Rückgrat krabbelte. Sie hatte keine Zeit hierfür. Wenn sie hier nicht schnell herauskam, dann bestand die Gefahr, dass es zu spät war, um abzuhauen, und der Grund für ihre Verspätung stand genau vor ihr.
„Ja… das hättest du gerne“, wiederholte Ren, während er sich fragte, wie eine dermaßen wilde Frau so hübsch aussehen konnte, wenn sie als Junge verkleidet war.
„Ich sage dir, was ich gerne hätte: Ich hätte gerne, dass du mich einfach das holen lässt, wofür ich gekommen bin, damit ich mich wieder auf den Weg machen kann“, verkündete sie mit erhobenem Kinn.
„Wo wir davon sprechen… was war es eigentlich, was du stehlen wolltest, und für wen wolltest du es stehlen?“, fragte Ren, während er sich ein wenig zu ihr hinunterbeugte, um sie einzuschüchtern, damit sie die eine Frage beantwortete, die ein Loch in sein Gehirn fressen wollte. Der Gedanke, dass sie sich selbst in Gefahr brachte, indem sie mit Dämonen zusammenarbeitete, gefiel ihm überhaupt nicht und er unterdrückte den Drang, sie zu packen und zu schütteln, bis sie ihren Verstand wiederfand.
Obwohl sie seine Augen aufgrund der Sonnenbrille nicht sehen konnte, konnte Lacey den silbernen Blick auf sich fühlen und sie musste ein Schaudern unterdrücken. Ihren misstrauischen Blick fest auf ihn gerichtete, rutschte sie rückwärts über das Bett, um Abstand von ihm zu gewinnen, nur um dann überrascht zu blinzeln, als er plötzlich aus ihrem Blickfeld verschwand.
Sie konnte ein leises, ängstliches Kreischen nicht unterdrücken, das ihr entkam, als sie fühlte, wie zwei Hände ihre Schultern in genau dem Moment packten, als ihre linke Hand und ihr Knie plötzlich gleichzeitig in die Luft griffen. Wenn er sich nicht so schnell bewegt hätte, dann wäre sie rückwärts vom Bett gefallen.
„Wie wäre es, wenn du endlich einmal nur eine verdammte Minute ruhig sitzenbleibst?“, fragte Ren etwas barscher als geplant, aber diese Frau würde sich entspannen müssen, um zu verhindern, dass sie sich selbst verletzte.
Laceys Atem ging schneller und ihr Blick schoss durch den Raum auf der Suche nach irgendeiner Waffe. Zu ihrer Erleichterung erkannte sie mehrere Waffen an den Wänden und sie grinste darüber, dass ihr Großvater immer so klug gewesen war, vorauszudenken. Zu dumm, dass sie alle außerhalb ihrer Reichweite waren.
Der Mann, der ihre Schultern festhielt, hatte sich viel zu schnell bewegt, als dass er ein Mensch sein konnte… das bedeutete, dass er ein Dämon war. Aber wenn das so war, was, zur Hölle, machte ein Dämon im geheimen Bombenkeller ihres Großvaters und wieso war sie mit ihm alleine?
Plötzlich blinzelte sie und all ihre Gegenwehr erschlaffte, als eine Erinnerung sie wie eine Ohrfeige traf. Opa war tot. Ein Geräusch an der Tür ließ sie ihren Kopf herumreißen und sie erblickte Gypsy und den anderen Mann, der die Ladentür eingetreten hatte, der nun mit ihr ins Schlafzimmer kam.
Gypsys Schultern sackten ab, als Laceys Gesichtsausdruck sich langsam von Trauer in Wut veränderte, als sie einander anstarrten.
„Kannst du sie hier rauswerfen, damit ich ein wenig Zeit habe, um wieder klar zu denken?“, fragte Lacey ärgerlich, während sie gegen die Tränen ankämpfte, die der Gedanke, dass sie ihren Großvater nie wieder sehen würde, hervorrief.
„Muss ich dich daran erinnern, dass du diejenige bist, die sich hier uneingeladen hereingeschlichen hat?“, bemerkte Ren scharf, wünschte sich, dass irgendwo in der Nähe ein Dämon wäre, der Gedanken lesen konnte, damit er dessen Macht anzapfen konnte. Er würde sein ganzes Geld geben, um zu erfahren, was die Frau gerade dachte. Das Allerletzte, was er jetzt tun wollte, war, ihr genug Zeit zu geben, um eine schöne Lügengeschichte zu erfinden, ehe er die Wahrheit aus ihr herausbekommen konnte.
„Ren, bitte… kannst du mit Nick nach oben gehen und uns Frauen ein wenig Zeit für uns selbst geben?“, fragte Gypsy freundlich, denn sie hatte Mitleid mit Lacey. Sie selbst hatte schon Zeit gehabt, ihre Trauer um ihren Opa zu überwinden… aber Lacey hatte es gerade erst erfahren.
Ren starrte Gypsy einen Moment lang an, ehe er wieder auf das Mädchen hinuntersah, das er immer noch festhielt. Seine Finger umklammerten ihre Schulter ein wenig fester, als er sich hinunterbeugte, sodass seine Lippen nur zwei Zentimeter von ihrem Ohr entfernt waren. „Ich werde in der Nähe sein.“
Lacey war sicher kein Neuling im Business und sie verstand die Drohung, die zwischen den Zeilen seiner Worte lag, ausgezeichnet.
Gypsy seufzte und schüttelte ihren Kopf, ehe sie mit weiten Handbewegungen beide Männer aus dem Zimmer winkte. „Geht schon, ich komme schon alleine klar.“ Sie blies ihre Stirnfransen aus ihren Augen, als sie das Schlafzimmer verließen, aber direkt dahinter im Wohnzimmer stehenblieben und sie anstarrten.
Mit gerunzelte Stirn schritt sie ruhig zur Tür des Bombenkellers und zeigte hinaus. „Ich will euch nicht zu nahe treten, aber ich habe meine Cousine seit über einem Jahr nicht gesehen und ich denke, sie hat mindestens genauso viele Fragen wie ihr… also raus.“
Nick legte eine Hand auf Rens Schulter und schob ihn sanft Richtung Tür. Er zog die Hand schnell wieder zurück, als Ren sie abschüttelte und vor ihm durch die Tür stürmte.
Ehe er ihm folgte, drehte Nick seinen Kopf und lächelte Gypsy beruhigend an. „Wir werden gleich hier draußen sein, falls du etwas brauchst. Lasst euch ruhig Zeit.“
Ren wirbelte herum, um Nicks letzter Aussage zu widersprechen, aber die Worte erstarben auf seinen Lippen, als er sah, dass Lacey nun direkt hinter Gypsy stand, ein zufriedenes Grinsen auf ihrem Gesicht, als hätte sie gerade alles bekommen, was sie wollte. Diese kleine Göre ging ihm furchtbar auf die Nerven und war kurz davor, ihn zur Weißglut zu bringen… also beschloss er, ihr kleines Spielchen mitzuspielen.
Den Kopf so zur Seite gelegt, dass sie das Silber seiner Augen sehen konnte, erwiderte Ren ihr Grinsen mit einem finsteren Ausdruck, sodass ihr Lächeln ein wenig verblasste.
Lacey konnte nicht glauben, dass dieser Typ sie tatsächlich angrinste, als wüsste er etwas, was sie nicht wusste. Nun, zur Hölle mit ihm. Als Rache streckte sie die Hand aus und warf die Tür so fest ins Schloss, dass ein lautes Donnern ertönte, ehe sie sie absperrte.
‚Da hast du, du sexy 80er-Verschnitt‘, maulte sie innerlich, wobei sie die Tatsache, dass sie ihm mit dieser Beleidigung gerade ein Kompliment gemacht hatte, einfach überging.
„Du kleines…“, donnerte Ren und streckte die Hand nach dem Rad aus, um die Tür wieder aufzuschließen, aber Nick schlug den Arm schnell weg.
„Ach komm schon, ich bezweifle, dass sie gefährlich ist“, meinte Nick in dem Versuch, Ren zu beruhigen. „Falls es dir nicht aufgefallen ist, sie zittert fast vor Angst, sie hat nicht vor, die Weltmacht an sich zu reißen. Außerdem gibt es nur einen Weg aus diesem Bombenkeller und wir stehen genau davor. Glaub mir… diese Frau stellt keine Gefahr dar.“
„Verpiss dich!“, zischte Ren verbittert. „Wenn sie so verdammt unschuldig ist, wieso ist sie dann als Junge verkleidet und bricht mitten in der Nacht in den Laden ihres Opas ein? Oh, und lass uns nicht vergessen, dass sie geradewegs zu dem Tresor gegangen ist, in dem bis gestern noch eine Menge sehr mächtiger Stücke lagen, für die jeder Dämon sein Dämonenschwert geben würde? Erklär mir das, Robin“, endete er großspurig.
Nick grinste und schüttelte langsam den Kopf. „Oh nein… ich bin Batman.“
„Wie du willst… Robin“, sagte Ren, während er seine Hand ausstreckte und flach auf die Tür legte und seine Augen schloss, um sich zu konzentrieren.
Er runzelte die Stirn, als Nicks Gedanken, die nicht besonders nett waren, plötzlich laut und deutlich durch seinen Kopf schossen. Ren konnte sich nicht davon abhalten, still über die Macht des Gedankenlesens zu jammern, die gerade vorhin, als er sie gebraucht hätte, nicht dagewesen war. Wo auch immer dieser gedankenlesende Dämon war… er musste einmal stehenbleiben, verdammt.
Gypsy seufzte über Laceys Dickköpfigkeit und drehte sich um, um ihre Cousine zu betrachten. Sie machte sich nicht die Mühe, ihr zu sagen, dass beide Männer wussten, wie sie die Tür öffnen konnten, die sie ihnen gerade vor der Nase zugeschlagen hatte. Wenn sie Ren weiterhin so gegenübertrat, dann würde sie es bald herausfinden… dessen war Gypsy sicher.
„Was, um alles in der Welt…“, begann Gypsy, nur um ihre Lippen fest aufeinanderzupressen, als Lacey plötzlich die Hand ausstreckte, ihre Fingerspitzen auf Gypsys Lippen legte und „pssst“ machte.
„Wo ist unser Kristall?“, flüsterte Lacey kaum hörbar, ehe sie durch das Zimmer ging und die große Anzahl von Glaskugeln betrachtete, die Gypsy in ihrer Privatsammlung hatte.
Gypsy lächelte, als ihr klar wurde, wonach Lacey suchte, und sie ging zu ihrem Schreibtisch, um den leuchtend roten Kristall zu holen, der dort lag. Als Kinder hatten sie ihn oft benutzt, um einander die Geheimnisse zu erzählen, die sonst niemand hören durfte… vor allem keine Erwachsenen.
Der Kristall war ihr Geheimnis gewesen, ihr Großvater hatte ihn den beiden Mädchen gegeben. Als sie älter geworden waren, war der Stein zum Ausstellungsstück verkommen, weil sie keine Verwendung mehr für ihn hatten. Gypsy wusste nicht, wieso dieser Kristall immer noch bei ihr war, anstatt weiterzureisen, so wie die meisten Kristalle das machten… vielleicht würde sie nun die Antwort darauf finden.
Ren hatte seine Hand immer noch an die Tür gepresst, um durch den dicken Stahl zu lauschen. Seine Augen wurden schmal, als Gypsys Stimme plötzlich mitten im Satz verstummte.
Nick stand neben ihm, sein Ohr an das kalte Metall gepresst. Er musste sich sehr anstrengen, aber er konnte immer noch dasselbe hören wie Ren.
Ren runzelte die Stirn, als er hörte, wie Lacey Gypsy nach einem Kristall fragte, ehe der Raum still wurde, abgesehen von dem Klang ihrer Schritte.
„Was hat ein Kristall damit zu tun?“, fragte Nick.
Ren warf ihm einen Blick zu, der im Wesentlichen sagte, dass er die Klappe halten sollte, ehe er seine Augen wieder schloss und sich wieder konzentrierte.
Gypsy und Lacey setzten sich gegenüber auf das Sofa, wobei Gypsy den Kristall in ihrer Hand hielt und Lacey ihre Hand auf Gypsys legte, sodass der Kristall zwischen ihren Händen eingeschlossen war, dann seufzte Lacey schwer.
„Erzähl mir alles, was passiert ist, seit ich weggegangen bin“, sagte Lacey leise.
Ren wurde langsam ungeduldig, als er sich bemühte, zu lauschen, während er versuchte, die Reichweite seines Sukkubus auszudehnen. Doch nur einzelne Fragmente ihrer Konversation erreichten ihn, wie bei einem Radiosender mit sehr schlechtem Empfang, und plötzlich wurde ihm klar, dass er von irgendeiner Form von Magie abgehalten wurde. Die Luft um sie enthielt ein wenig Macht und die Falten auf seiner Stirn vertieften sich, ehe er die Tür wütend anfauchte.
Nick löste seinen Kopf verwirrt von der Tür. „Ich kann kein Wort mehr hören.“
„Es scheint, dass Gypsy etwas hat, womit man eine private Unterhaltung abschirmen kann“, sagte Ren und seine Lippen wurden schmal vor Anspannung. „Sie verwenden einen Zauber, um uns davon abzuhalten, sie zu belauschen.“
Nick schnaubte darüber, dass der große, böse Ren so leicht überlistet werden konnte. „Willst du mir erklären, dass du, mit all deiner Macht, diesen Zauber nicht durchbrechen kannst?“
Rens Zähne knirschten, als er an der Macht des Kristalls zog und den Schutzschild so weit ausdehnte, bis er selbst drinnen war. „Das habe ich nicht gesagt. Es braucht mehr als das dumme Spielzeug eines kleinen Mädchens und einen schlappen Zaubertrick, um mich abzuhalten.“ Er beugte sich ein wenig näher zu der Tür und sah Nick mit einem spitzbübischen Grinsen an. „Willst du hören, was sie sagen?“
„Was, meinst du ich bin bescheuert… natürlich will ich das“, antwortete Nick mit einem ebensolchen Grinsen. Wenn es ihm nützlich erschien, dann war Lauschen absolut nicht tabu für ihn. Genau genommen war er normalerweise der Meister darin.
Ren winkte den Jaguar zu sich und legte eine Hand auf seine Schulter, wobei er ein wenig zu fest drückte, nur weil er wollte.
Nick zuckte unter der groben Berührung, aber ignorierte sie, als seine Augenbrauen in die Höhe schossen, als er plötzlich die Stimmen der Frauen so deutlich hörte, als wäre er mit ihnen im selben Zimmer.
„Sehr gut“, flüsterte er widerwillig.
Gypsy saß im Schneidersitz am Sofa, während sie Lacey alles erzählte, was seit Opas Tod geschehen war. Die Geschichte zu erzählen dauerte nicht so lange, wie sie erwartet hatte, und sie beugte sich ein wenig nach vor, als sie Lacey von Nick, Ren und dieser Sache mit Samuel erzählte. Sie errötete, als sie zugab, dass sie seit Jahren ein wenig in Nick verliebt war.
Draußen, vor der Tür, atmete Nick beruhigt aus, als er Gypsys Bekenntnis hörte, und schielte hinüber zu Ren, um zu sehen, wie er es aufnahm. Es war ein wenig enttäuschend zu sehen, dass der andere Mann völlig unbeeindruckt wirkte.
„Halt’s Maul.“ Ren runzelte die Stirn, wünschte sich, dass Nick aufhören würde, so laut zu denken.
Nick wollte lachen, aber unterdrückte den Drang, denn er wollte auch hören, was drinnen im Raum gesprochen wurde.
Als Gypsy fertig war und Lacey auf den neuesten Stand gebracht hatte, rieb diese ihre Schläfe mit ihrer freien Hand und ihre Augenbrauen waren zusammengezogen als hätte sie starke Kopfschmerzen.
„Nach all dem bist du immer noch am Leben? Und Opa dachte ernsthaft, dass er mir den gefährlichen Job gegeben hat. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“, fragte Lacey und betete, dass es nicht noch mehr schlechte Nachrichten gab.
Gypsy dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann langsam ihren Kopf. „Nein, ich denke, das war im Moment alles Wichtige.“
„Es ist ein Wunder, dass das Hexenbräu noch steht“, flüsterte Lacey und umklammerte die Hand ihrer Cousine ein wenig fester, ehe sie sie hochhob. „Und du hast versucht, einen Dämon mit einer Holzkugel zu erschießen.“ Sie schüttelte ihren Kopf beeindruckt aber mitfühlend. Mutig und dumm schien etwas zu sein, was auf sie beide zutraf. „Ich bin so froh, dass dieser Michael die Macht hatte, dich zu heilen. Ich wäre gestorben, wenn ich nach Hause gekommen wäre, und ihre beide, du und Opa… weg gewesen wärt.“
„Mir geht es gut und du bist jetzt zu Hause. Du bleibst doch hier… nicht wahr?“, fragte Gypsy und ließ die Hoffnung in ihren Augen leuchten.
Lacey wollte gerade verneinen, aber hielt dann inne und biss auf ihre Unterlippe, als sie versuchte, etwas zu verstehen, was ihre Cousine ihr erzählt hatte. Sie hob ihr Kinn und sah Gypsy fest in die Augen, fragte sich, ob sie vielleicht wirklich gerade die Sicherheit gefunden hatte, die sie suchte. Wenn die Dämonen sie hier nicht finden konnten, dann würde sie sich sicher nicht beschweren.
„Warte mal… hast du das ernst gemeint, als du sagtest, Dämonen können ohne deine Erlaubnis nicht in dieses Gebäude?“, fragte sie, denn sie wusste, wenn etwas so klang, als wäre es zu schön um wahr zu sein… dann war es das meist auch.
„Es ist wahr“, bestätigte Gypsy enthusiastisch. „Wir haben den Zauber sogar getestet, um sicherzugehen, dass er funktioniert und, nun… er funktioniert ausgezeichnet.“ Sie versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, als sie sich daran erinnerte, wie Nick und Ren zur Ladentür hinausbefördert worden waren.
„Nun, das ist das Beste, was ich seit hmmm… ungefähr einem Jahr gehört habe“, sagte Lacey ehrlich und fühlte, wie ein Teil der Anspannung in ihren Schultern sich löste. Vielleicht konnte sie eine Weile bleiben, und sich ein wenig erholen, bevor sie dem Sensenmann gegenübertrat. „Und du sagtest, das war einer der Zaubersprüche, die die ganze Zeit im Tresor gelegen haben?“
Insgeheim fragte sie sich, ob er aus demselben Zauberspruchbuch kam, in dem auch der Zauber stand, der die Macht der Dämonenmarkierung, die sie trug, abwehren konnte. So wie sie es verstanden hatte… würde der Zauber es fast unmöglich machen, sie mithilfe der Dämonenmarkierung zu finden. Es würde die Markierung nicht entfernen, aber es war fast ebenso wirkungsvoll.
Sie musste herausfinden, wohin sie das Buch gebracht hatten. Danach würde sie das Versteck der mächtigsten Hexe der Stadt finden und sie davon überzeugen, ihr mit dem Zauber zu helfen. Das Problem war… jemand hatte das verdammte Buch weggenommen.
Gypsy legte ihren Kopf besorgt zur Seite, als die Erleichterung in Laceys Augen verblasste und die Sorge wieder erschien. „Lacey, wo warst du das letzte Jahr? Was ist passiert, weshalb bist du nicht mehr nach Hause gekommen?“
Als Lacey nicht gleich antwortete, senkte Gypsy ihren Blick auf ihrer beider Hände, die noch immer den Kristall festhielten. „Du musst wissen, dass Opa sich schreckliche Sorgen um dich machte, als du einfach verschwunden bist. Er versuchte, es vor mir zu verstecken, aber du bist so lange weg gewesen, dass er schließlich überzeugt war, dass du nicht mehr zurückkommen würdest… dass dir etwas Schlimmes zugestoßen war.“
Lacey verzog leicht das Gesicht, wusste, dass Opa am wenigsten verantwortlich war, für die Patsche, in der sie nun saß. Das hatte sie ganz alleine geschafft.
Sie hatten Gypsy nie etwas erzählt, aber jetzt, wo Opa weg war, schien es keinen Grund mehr zu geben, nicht zumindest einen Teil zu erzählen. Außerdem, falls ihre Vergangenheit sie einholte, dann würde Gypsy zumindest wissen, was ihr wirklich zugestoßen war, und vielleicht würde sie sogar einen Grabstein neben Opa aufstellen, um ihrer zu gedenken.
Sie fühlte, wie sie völlig ruhig wurde, als sie beschloss, ihrer Cousine die geheimen Aktivitäten ihrer Familie zu offenbaren.
„Opa hat dich immer zu den Versteigerungen und an die sicheren Orte geschickt, um die Artefakte zu bekommen, die er für seine Sammlung wollte, um seine Klienten zu beeindrucken. Das war deine Aufgabe und du warst sehr gut darin.“ Sie schenkte ihrer Cousine ein stolzes Lächeln, ehe sie hinzufügte: „Aber ich… mein Talent war etwas ganz anderes.“
„Worauf willst du hinaus?“, fragte Gypsy und runzelte ihre Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass ihr nicht gefallen würde, was auch immer Lacey ihr erzählen wollte.
Lacey zuckte die Schultern, als wäre es keine große Sache. „Opa hat dich geschickt, um die Dinge zu holen, die man einfach kaufen oder ersteigern konnte… einfach indem man viel Geld oder eine Sache, die alle haben wollten, auf den Tisch legte. Er schickte mich, um die Dinge zu holen, die nicht so… einfach zu bekommen waren.“
„Wie zum Beispiel?“, fragte Gypsy.
„Wie zum Beispiel Dinge, die die Leute nicht hergeben wollen“, erklärte Lacey und sah zu, wie ihrer Cousine der Mund offen stehenblieb.

Kapitel 2
„Er hat dich geschickt, um Dinge zu stehlen?“ Gypsys Stimme wurde lauter, weil sie es nicht fassen konnte. „Ich kann nicht glauben, dass Opa dich dazu animieren würde, etwas so Gefährliches zu tun.“
„Wie, glaubst du, ist er überhaupt erst in dieses Geschäft eingestiegen?“, fragte Lacey mit einem scheuen Lächeln.
„Ich habe nur Gerüchte gehört“, flüsterte Gypsy mehr als nur ein wenig überrascht über dieses Geständnis. Einige der wichtigsten Leute bei den Versteigerungen im Untergrund hatten ihr in den letzten Jahren einzelne Hinweise gegeben. Sie hatte immer nur höflich genickt und gelächelt und die Gerüchte dann schnell vergessen, weil sie nicht darüber nachdenken wollte.
Sie seufzte, als sie zugab: „Ich habe sie nie ernst genommen, dachte immer, dass sie mich nur ärgern wollten, weil ich oft Dinge bekam, die sie selbst haben wollten.“
„Sie hatten jedes Recht, eifersüchtig zu sein. Opa war in seiner Jugend einer der besten Diebe und er hat es in jener Zeit geschafft, eine Menge sehr wertvoller Dinge zu bekommen“, erklärte Lacey stolz.
„Seine Spezialität waren übernatürliche Gegenstände… alte Zauberbücher, Zeitschriften, Gemälde und verschiedenste Zauberutensilien. Die Gerüchte im Untergrund behaupten, dass er tatsächlich den Heiligen Gral gefunden hat, aber dann vor dem Mann versteckt hat, der ihn dafür angeheuert hatte. Ich bezweifle, dass er ihn wirklich hat, aber das Gerücht hält sich hartnäckig und lässt den Mythos um Opa nur noch wachsen.“
Gypsy runzelte die Stirn. „Wie hat er es geschafft, so lange am Leben zu bleiben, wenn er so gefährliche Dinge gestohlen hat?“
Lacey zuckte die Schulter. „Wer weiß? Opa hat sich eine Menge Feinde gemacht, ehe er sich aus seinem Lieblingshobby zurückgezogen hat. Niemand konnte je beweisen, dass er es war, weil er die Diebeskunst wie kein anderer beherrschte. Eine der ersten Sachen, die er gestohlen hat, war ein Tarnschild, der ihn völlig unauffindbar machte. Der beste Schutz gegen die meisten der Feinde, die ihn verdächtigten, war die Tatsache, dass eine Menge der Dinge, von denen sie dachten, dass er sie gestohlen hatte, mächtig genug waren, um sie gegen sie zu verwenden, sollten sie ihn angreifen.“
„Ein Tarnschild“, wiederholte Gypsy mit großen Augen. „Wie der Umhang, der Harry Potter unsichtbar macht?“
„Ich weiß es nicht… ich habe ihn nie gesehen, weil er verschwunden ist, bevor wir beide geboren wurden“, antwortete Lacey. „Ich schätze, jemand anders war ein noch besserer Dieb als Opa.“
„Kein Wunder, dass alles, was von der Familie noch übrig ist, aus der Stadt weggezogen ist, und uns davor gewarnt hat, in Opas Nähe zu bleiben. Ich dachte, das war nur, weil sie meinten, dass er verrückt war, weil er an übernatürliche Dinge glaubte, und einen Laden wie diesen hatte.“ Gypsy schüttelte ihren Kopf, als sie an all die Male dachte, wo sie ihn verteidigt hatte. Doch sie würde das nicht bereuen. Sie hatte ihn geliebt, und das war alles, was für sie zählte.
„Oh nein“, widersprach Lacey. „Die Familie hatte keine Ahnung. Er wollte es so. Er hat sich in ihrer Gegenwart absichtlich immer merkwürdig benommen… damit sie dachten, dass er verrückt war, und sich von ihm fernhalten würden. Er wollte niemanden von ihnen in Gefahr bringen, falls jemand es auf ihn abgesehen hatte.“
Laceys Gesicht wurde traurig, als sie daran dachte, wie sie damals bei Opa eingezogen war… genau hier in diesem Laden. Als sie neun Jahre alt gewesen war, waren ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen und ihr Großvater war wenige Stunden später gekommen, um das Sorgerecht für sie zu beanspruchen. Er wusste nicht, ob der Unfall wirklich ein Unfall gewesen war oder nicht und teilte diese geheime Sorge später mit ihr, als sie die Wahrheit über ihn erfuhr.
Es war die Theorie, dass ihre Eltern im Streit um irgendein paranormales Spielzeug ermordet worden waren, die schließlich dazu geführt hatte, dass sie Rache an allen, die irgendwelche paranormalen Gegenstände besaßen, üben wollte, in der Hoffnung, dass sie denjenigen treffen würde, der sie umgebracht hatte. Doch sie hatte nie irgendwelche Hinweise darauf erhalten, sondern war stattdessen süchtig geworden nach dem Adrenalin, das mit ihrer Arbeit kam. Das… und die Bezahlung war auch nicht schlecht.
„Es war meine Idee gewesen, seine Arbeit zu übernehmen, und er war von Anfang an dagegen gewesen“, erinnerte sie sich. „Aber nach einer Weile gab er nach, weil ich begann, alleine auf Diebeszüge zu gehen, und dabei darauf achtete, dass er mich erwischte, sodass er keine Wahl hatte, als mich zu lehren, wie man unbemerkt aus- und einbrechen konnte. Es war nie seine Idee gewesen, ich habe ihn indirekt dazu gezwungen. Es war die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass ich alleine und unerfahren loszog und dabei letztendlich sterben würde.“
„Ich verstehe.“ Gypsy schüttelte ihren Kopf über ihre teuflische Cousine und hatte fast Mitleid mit ihrem Großvater. „Armer Opa, er hatte keine Wahl.“
„Nun ja… mein letzter Auftrag ist mir ein wenig über den Kopf gewachsen“, gab Lacey zu. „Es war meine Schuld, Opa hätte sich keine Vorwürfe machen sollen. Er wusste, dass ich dickköpfig war, und er hatte getan, was er konnte.“
„Oh nein“, flüsterte Gypsy und verzog das Gesicht. „Du warst über ein Jahr lang verschwunden. Was ist dir wirklich passiert?“ Sie hob ihre Hand und berührte mit ihrem Daumen Laceys Wange, wischte ein wenig Schmutz dort weg. „Bist du deshalb wie ein Straßenjunge verkleidet und schleichst dich hier ein? Läufst du vor etwas weg… oder vor jemandem?“
„Beides irgendwie, fürchte ich. Ich sollte eigentlich überhaupt nicht hier sein, und je weniger du darüber weißt, was vor sich geht, umso besser.“ Sie schielte hinüber zur Tür, wusste, dass sie dem Vorbild ihres Großvaters folgen und ihre Familie beschützen sollte, indem sie Abstand hielt. „Ich wollte eigentlich hier wieder verschwinden, bevor jemand bemerkt, dass ich überhaupt hier war, aber dein Wachhund musste natürlich all meine Pläne durchkreuzen.“
Gypsy bemerkte, wie Lacey zu zappeln begann und sehnsüchtig Richtung Tür schielte, als wollte sie weggehen. Nachdem sie wollte, dass sie blieb, sagte Gypsy schnell: „Es gibt da eine Klausel in Opas Testament… er hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass du nach Hause kommst.“
Lacey lächelte liebevoll. „Er hat sich immer um uns gekümmert.“
Gypsy nickte ernst. „Ja, das hat er, deshalb hat er dir den halben Laden vermacht. Das Hexenbräu gehört halb dir und halb mir. Obwohl du nicht hier warst, habe ich dafür gesorgt, dass sie die Papiere genauso ausstellen, wie Opa es wollte. Wir sind jetzt Geschäftspartnerinnen und wir können den Laden gemeinsam führen, wenn du bleibst.“
„Ich weiß es nicht“, flüsterte Lacey. Ihre Tage waren gezählt. Selbst wenn sie das Zauberspruchbuch bekommen hätte und die Dämonenmarkierung unwirksam machen könnte… würden sie sie irgendwann doch finden und das wäre ihr Ende. Sie wollte ihre Hand aus der von Gypsy lösen, aber ihre Cousine hielt sie fest. „Du weißt nicht, was du von mir verlangst. Wenn ich hierbleibe… würde ich uns beide in Gefahr bringen… nicht nur mich.“
„Ich habe jetzt sehr mächtige Freunde und sie können dir helfen… können dich vor was auch immer es ist, vor dem du wegläufst, beschützen“, sagte Gypsy und hob ihr Kinn an. „Nach allem, was hier vorgefallen ist… bin ich ein wenig stärker als früher und ich kann damit umgehen.“
Lacey schloss ihre Augen und holte tief Luft. Der Laden, den sie immer geliebt hatte, gehörte halb ihr… gesegnet sei Opas Seele. Er hatte immer gesagt, dass sie ihn an sein jüngeres Selbst erinnerte, und letztendlich hatte er einen Stolz für sie entwickelt, anstatt das als negativ zu sehen. Natürlich konnte sie sich auch an seine langen Vorträge erinnern, in denen er sie davor warnte, sich nicht umbringen zu lassen. Ja… wenn er sie jetzt sehen könnte, wären seine ersten Worte: siehst du, habe ich es doch gesagt,
Gypsy erkannte, dass sie gewann und fügte hinzu: „Du kannst mir sogar sagen, was du aus dem Safe haben wolltest, und ich bitte Ren darum, es zu holen, wenn du dich dann sicherer fühlst.“ Sie war so einsam gewesen, seit Lacey verschwunden und Opa gestorben war. Sie war überzeugt gewesen, dass Lacey tot war und hatte sogar um sie getrauert. Wenn sie sie jetzt hier sah… war das Allerletzte, was sie wollte, sie wieder zu verlieren.
Laceys Gedanken überschlugen sich. Sie wollte so gerne bleiben, aber sie durfte den Dämon, der sie jagte, nicht unterschätzen und musste wachsam bleiben. Und zudem kam noch die Tatsache, dass einer von Gypsys Freunden ein Dämon war… oder ein Übermensch, oder etwas, und dieses Wissen erzeugte ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen. Da fiel ihr wieder etwas ein, was Gypsy gesagt hatte, und ein teuflisches Lächeln erschien auf ihren Lippen.
„Gypsy“, begann sie nachdenklich“, du sagtest, der Zauber, den sie an dem Laden angewendet haben… dass nur der Besitzer Leute einladen kann… richtig? Ich bin Teilinhaberin des Ladens, also wenn ich jemanden auslade… muss er gehen?“
„Stimmt, du kannst sagen, wer hereinkommen darf und wer nicht, wenn sie nicht völlig menschlich sind“, bestätigte Gypsy mit einem schnellen Nicken, dann atmete sie scharf ein, als Lacey sich plötzlich nach vor beugte, um sie fest in die Arme zu schließen.
„Das bedeutet, ich kann jedem, der mich nervt, sagen, dass er gehen soll, auch deinem übereifrigen Leibwächter“, sagte Lacey kichernd, fühlte sich nervös, jetzt, wo sie entschieden hatte, dass das Klügste, was sie tun konnte, genau hier zu bleiben, wo sie einen Dämonenschutzschild um sich hatte. Vielleicht würde sie einfach eine Einsiedlerin werden, oder zumindest würde sie es immer im Vorhinein wissen, wenn es an der Zeit war, sich den Dämonen zu stellen.
„Oh bitte wirf die Jungs nicht hinaus“, sagte Gypsy und zog sich aus der Umarmung zurück, wobei sie fast lachte über das enttäuschte Schmollen auf Laceys Gesicht. „Ohne Ren und Nick wäre ich entweder tot oder die Sklavin eines Dämons und du hättest keinen Laden, in dem du bleiben kannst. Ich verdanke ihnen beiden mein Leben. Und was Ren betrifft, du kannst den Zauber, bei dem er geholfen hat, ihn zu erzeugen, nicht gegen ihn verwenden.“ Sie verbarg ein peinliches Lächeln, wusste, dass sie das schon gemacht hatte, als sie den Zauber getestet hatte.
Lacey verdrehte ihre Augen, aber nickte, um ihrer Cousine zu sagen, dass sie sich benehmen würde… so gut sie konnte zumindest. „Kannst du wenigstens mein Geheimnis für dich behalten? Je weniger Leute davon wissen, was ich gemacht habe, umso besser. Um ehrlich zu sein, hätte ich es nicht einmal dir erzählen sollen. Außerdem würde ich lieber mit deinem Harem befreundet sein, als gegen sie zu kämpfen.“
Gypsy wollte gerade antworten, als sie hörten, wie das große Rad an der Tür sich drehte, sodass beide Frauen erschrocken zusammenzuckten. Sie seufzte schwer, wusste, dass die Jungs entweder beschlossen hatten, dass sie lange genug gewartet hatten, oder dass sie alles gehört hatten… sie hoffte ersteres.
Die Frauen schauten misstrauisch zur schweren Stahltür, als diese sich öffnete und Ren eintrat, gefolgt von Nick. Ren sah sehr unglücklich aus, während Nick einen verständnisvollen Ausdruck auf seinem Gesicht trug.
„Ich fürchte, es ist ein wenig zu spät für Geheimnisse“, erklärte Ren zufrieden. „Wir haben schon alles gehört.“
Lacey starrte ihn einfach nur an, wusste, dass sie nur gehört hatten, was sie Gypsy gerade erzählt hatte, und… das war nur die Spitze des Eisbergs. Wenn sie wirklich alles wüssten, dann hätten sie sie schon bei der Tür hinausgeworfen und hinter ihr abgeschlossen.
Nick bemerkte den Blick, mit dem Ren Lacey aufspießte, und er fragte sich, ob der Idiot tatsächlich die Frau dafür verurteilen wollte, dass sie eine Diebin war. Insgeheim hoffte er, dass Ren etwas Dummes machte, damit die Ladenbesitzerinnen ihn hinauswerfen würden.
Nachdem er beschlossen hatte, dass er einfach zusehen und warten wollte, was passierte, ging Nick zu dem Sofa, wo Gypsy saß, um neben ihr zu stehen während er die Vorstellung ansah.
In dem Wissen, dass sie aufgeflogen waren, nahm Gypsy schnell ihre Hand von dem Kristall weg und zog den Kopf ein, als Ren mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck darauf starrte. Sie verstand nicht wieso, aber von Ren ertappt zu werden, gab ihr das Gefühl, als wäre sie ein kleines Kind, und sie runzelte die Stirn, während sie über das Sofa rutschte, um näher bei Nick zu sein.
„Unter normalen Umständen hätte ein solcher Kristall bei deinem Großvater und deinen Verwandten schon funktioniert… aber ich bin kein Mensch“, erklärte Ren an alle gerichtet, aber seine Worte galten Lacey. „Und nach dem, was ich gerade gehört habe, meine ich, dass Geheimnisse keine besonders gute Idee sind… genau genommen ist es eine sehr dumme Idee, das geheim zu halten, und du“, fügte er hinzu, während er Lacey fest anstarrte, „hast nicht einmal die Hälfte der Geschichte erzählt.“
Lacey presste ihre Lippen aufeinander und schenkte ihm ihren wütendsten Blick. „Niemand hat dich gebeten, uns zu belauschen, du kleine Petze.“
Ren stand plötzlich direkt vor Lacey und starrte mit diesen umwerfenden, silbernen Augen auf sie hinab, seine Sonnenbrille fest in seiner Hand. Wie konnte sie es wagen, ihn klein zu nennen, er war fast doppelt so groß wie sie.
Gypsy sprang auf und versteckte sich schnell hinter Nick, als Ren seine beiden Hände auf die Sofalehne stützte, sodass Lacey dazwischen eingeschlossen war.
„Sprich“, befahl Ren mit barscher Stimme und hoffte, dass Einschüchterung der Weg zu den Informationen war, die er haben wollte.
Jetzt, wo Gypsy hinter ihm war und sein Gesicht nicht sehen konnte, hoben sich Nicks Lippen zu einem breiten Grinsen. Er machte einen Schritt zurück, sodass sein Körper noch näher bei ihr war, womit er ihr still zeigte, dass er sie vor dem großen, bösen Ren beschützen würde, wenn er außer Kontrolle geriet. Es war nicht seine Schuld, dass Ren es so aussehen ließ, als wäre er der Gute.
Lacey schaute bitterböse zu Ren hoch und zog etwas aus ihrer Hosentasche, ohne dass jemand es bemerkte, und hielt es fest in ihrer Hand. Als sie das dünne, warme Metall auf ihrer Haut fühlte, überraschte sie alle, indem sie ihre Handfläche fest in Rens Brust drückte und ihn mühelos von sich schob.
„Bleib zurück“, sagte sie ruhig, aber bestimmt.
Ren fühlte, wie etwas durch sein Hemd seine Haut verbrannte, und machte tatsächlich einen zögerlichen Schritt zurück. Seine Lippen wurden schmal, als ihm klar wurde, dass sie irgendein verzaubertes Medaillon in ihrer Hand hatte, und mit einer schnellen Bewegung entwendete er es ihr. Als es sofort seine Hand verbrannte, schleuderte er es quer durch den Raum.
„Genug von diesen kindischen Spielsachen“, knurrte er, während er sich innerlich wünschte, dass seine Hand aufhören würde zu brennen. Was auch immer es war… es hatte ihn nicht sehr gerne gemocht, und das beruhte auf Gegenseitigkeit.
„Ich muss dir überhaupt nichts sagen“, sagte Lacey mit ruhiger, fester Stimme, während sie aufstand.
Die Tatsache, dass das Medaillon bei ihm so gut funktioniert hatte, zeigte ihr, dass er mächtig war. Es reagierte nur auf Macht und funktionierte oft nicht einmal gegen niedrige Dämonen, weil sie nicht genug Macht hatten. Um ehrlich zu sein, hatte sie nicht erwartet, dass es bei ihm funktionierte… es war nur die einzige Waffe in ihrer Reichweite gewesen.
„Ich bin zwar vielleicht nur ein Mensch, aber unterschätze mich nicht.“ Lacey atmete schnaubend aus, als Ren einen drohenden Schritt auf sie zukam. „Ich kenne dich nicht einmal“, erklärte sie mit erhobener Augenbraue.
Ren fuhr sich verärgert mit der Hand durchs Haar und zählte lautlos bis zehn… nicht dass es half.
Ren ignorierend richtete Lacey ihren Blick auf Gypsy. „Ich werde diese Kleider ausziehen und mich duschen. Hat Opa irgendetwas von den Kleidern, die ich hiergelassen habe, aufbewahrt?“
Gypsy nickte und beschloss, dass Lacey noch viel mutiger war, als sie sie in Erinnerung hatte, obwohl ihre Cousine noch nie ein Feigling gewesen war. „Sie sind in dem Karton im Schrank.“
Lacey lächelte dankbar. „Gut, ich bin in ein paar Minuten zurück. Und du“, fuhr sie fort und schenkte Ren noch einen bösen Blick, als kleine Vergeltung für die Art, wie er sie vorhin behandelt hatte, „denk nicht einmal daran, zu spähen.“
„Als wollte ich das“, sagte Ren beleidigend und verschränkte seine Arme vor der Brust, als er sie einmal von oben bis unten musterte. „Du siehst aus wie eine dreckige Straßenratte.“
Lacey ließ ein Grinsen in ihrem Gesicht aufscheinen und beschloss, dass, wenn sie ihn schon nicht mit Beleidigungen schlagen konnte, sie sich zumindest ein wenig über ihn lustig machen wollte. „Du weißt, dass du es willst.“
„Ich glaube, du verwechselst da etwas.“ Ren schaute wütend auf sie herunter. „Du bist diejenige, die Schlösser knackt und einbricht, wo sie nicht eingeladen ist.“
Lacey gab auf und warf den Kristall in ihrer Hand auf ihn, ehe sie ins Badezimmer ging und die Tür hinter sich zuwarf.
Ren grinste, als er den Kristall im Flug auffing und das Spielzeug schnell einsteckte… sie würden dieses kleine Zauberkunststück nicht mehr anwenden.
„Sie hat ihre Kleider vergessen“, bemerkte Nick und nickte mit dem Kopf Richtung des Schranks, den Gypsy vorhin angezeigt hatte.
Innerhalb weniger Sekunden flog die Tür wieder auf und Lacey stürmte heraus, während sie leise etwas davon murmelte, dass sie eine Testosteron-freie Zone brauchte. Sie ging direkt zum Schrank und zog die Schachtel hervor. Gypsy hob eine Augenbraue und unterdrückte das Grinsen, das sich auf ihrem Gesicht breitmachen wollte, als Lacey die große Kartonschachtel einfach nahm und vor sich her ins Badezimmer schob, ehe sie die Tür wieder zuschlug, ohne auch nur einen Blick auf die Männer zu werfen.
In dem Moment, als sie das Wasser der Dusche hören konnten, erfüllte Gypsys klingendes Gelächter den Raum. Es würde so lustig sein, wieder mit ihrer Cousine zusammenzuwohnen. In jedem Fall war die Frau immer eine gute Unterhaltung und solange sie sich erinnern konnte, war sie immer ihre beste Freundin gewesen.
„Ich kann nicht verstehen, was du so lustig findest.“, brummte Ren, stürmte aus der Wohnung und stampfte die Treppe hinauf. Er hatte keine Ahnung, wie es sein konnte, dass er gleichzeitig so genervt und sexuell erregt war.
Nick schnaubte und schielte hinüber zu Gypsy. „Ich glaube wirklich, dass sie einfach nur miteinander geflirtet haben.“
Gypsy nickte, ihr gefiel diese Idee. Vielleicht war das noch ein weiterer Grund für Lacey, zu bleiben. „Nun, wenn sie in Schwierigkeiten ist… und ich schätze, das ist sie, wer könnte sie besser beschützen als Ren?“, meinte sie lächelnd.
Nick wusste nicht, ob er eifersüchtig sein sollte, weil sie dachte, dass Ren ein besserer Beschützer war als er, oder froh, dass Gypsy kein Problem mit Rens und Laceys merkwürdiger Beziehung zu haben schien. Er dachte darüber kurz nach und gab dann nach… musste im Stillen zugeben, dass Ren größer, stärker und mächtiger war. Zu dumm, dass der Nachteil des Typen war, dass ihm ein paar Gehirnzellen fehlten.
Ren hatte Nicks Bemerkung gehört, aber ignorierte sie. Flirten… auf gar keinem Fall würde er auch nur daran denken, sich zu dieser Göre hingezogen zu fühlen. Sie war sarkastisch, gemein und eine Diebin… alles Nachteile, wenn es nach ihm ging. Er kam oben an der Treppe an und begann in dem großen Lagerraum hin und her zu gehen.
„Sie hat mir… MIR tatsächlich befohlen, nicht zu spähen“, jammerte er in einem barschen Flüstern, während er auf und ab schritt.

Kapitel 3
Lacey seufzte, als das heiße Wasser über ihren Körper floss und genoss das Gefühl, endlich die Bandagen los zu sein, die sie um ihre Brüste gewickelt hatte, um auszusehen wie ein Junge. Sie hatte große Lust, die gestohlenen Kleider zu verbrennen, die sie getragen hatte.
Sie nahm einen Schwamm und drehte das Wasser noch ein bisschen heißer. Entspannung war für sie ein Luxus, den sie sich nicht mehr leisten hatte können, seit sie vor Vincent und der Dämonenhorde, die hinter ihr her war, weggelaufen war.
Vincent… schon der Name rief Schuldgefühle hervor und ihr Gesichtsausdruck wurde traurig. Sie hatte ihn ein paar Tage nachdem sie den Plan von einem riesigen Museum bekommen hatte, zu dem Opa sie geschickt hatte, getroffen. Es stellte sich heraus, dass sie beide von zwei verschiedenen Leuten geschickt worden waren, um dasselbe Stück zu stehlen.
Ihre Lippen zuckten bei der lustigen Erinnerung… der Ausdruck auf Vincents hübschem Gesicht, als er sie dabei erwischt hatte, wie sie in dasselbe Geheimversteck eingebrochen war, in das er einbrechen wollte. Wenn sie sich darum gestritten hätten, wer von ihnen beiden zuerst dagewesen war, und wer sich geschlagen geben musste, hätten sie die schwer bewaffneten Wachleute alarmiert, die am anderen Ende des Ganges warteten, und wären aufgeflogen, oder im schlimmsten Fall… erschossen worden.
Nachdem sie sich ein langes Blickduell geliefert hatten, kamen sie zu dem Entschluss, dass sie zusammenarbeiten wollten, um das Stück zu bekommen. Obwohl, wenn sie jetzt darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass Vincent so oder so gewonnen hätte… er hatte nur mit ihr zusammengearbeitet, weil er es wollte.
Nachdem sie das Museum unentdeckt wieder verlassen hatten, waren sie plötzlich von fünf schwarzäugigen Schattendämonen umrundet gewesen, die einige der lokalen Polizisten besessen hatten.
Als sie dort gestanden hatte, die Blaulichter der Polizeiautos blinkend, ihre Hände erhoben und fünf Maschinengewehre auf sie gerichtet, war sie sicher gewesen, dass sie nicht lebend dort herauskommen würde. Zumindest bis Vincent einem von ihnen das gestohlene Artefakt gab und dafür eine große Aktentasche voller Geld bekam.
Daraufhin hatte Vincent ihr angeboten, das Geld mit ihr zu teilen und Geschäftspartner zu werden. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, hatte sie zugestimmt, weil sie dachte, dass sie noch mehr Stücke für ihren Großvater erbeuten können würde, wenn sie Vincents Verbindungen mit diesen gewalttätigen Sammlern nutzen konnte.
Es war für sie sehr aufregend gewesen, endlich einen Partner zu haben und sie hatte gesehen, dass er ein ebenso guter Einbrecher war wie sie. Dazu kam noch, dass er höllisch sexy war und einen britischen Akzent hatte, der es erscheinen ließ, als würde er ständig flirten.
Lacey schüttelte ihren Kopf über ihre naiven Gedanken, während sie Shampoo in ihre Haare knetete. Sie hatte dem Geschäft aus Gier zugestimmt, und weil er so verdammt sexy war… ihre einzigen zwei Schwächen.
Nach einer Nacht und dem Großteil des nächsten Tages mit höllisch heißem Sex ohne Treueschwur oder sonst etwas, hatte Vincent ihr ein wenig mehr von dem Diebesring erzählt, zu dem er gehörte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie verstanden hatte, dass sie über ihn nun auch Geschäftspartnerin von einem ganzen Netzwerk von mächtigen Dämonen war.
Dank Opa hatte sie einiges über Dämonen gewusst, aber das bedeutete nicht, dass sie schon einmal mit einem Geschäfte gemacht hatte. Obwohl das Wissen über ihre neuen Bekanntschaften sie nervös machte, hatte sie ihren sechsten Sinn ignoriert und hatte sich über die Aufregung gefreut, die Vincent ihr bot.
An jenem Abend hatte er sie mitgenommen, um den Meisterdämon des Diebesrings kennenzulernen… einen alten Mann, der aussah, als wäre er hundertzehn Jahre alt und Master hieß, was sie damals lustig gefunden hatte.
Als der alte Dämon ihre Einladung in den Diebesring einfach kalt abgelehnt und versucht hatte, sie direkt dort umzubringen, war der Spaß vorbei gewesen. Wenn Vincent nicht vor sie getreten wäre, um die Kugel abzufangen, die für ihren Kopf bestimmt gewesen war, dann wäre sie jetzt tot. Sie hatte gedacht, dass Vincent tot war, als er zuckte und stöhnte, als die Kugel ihn traf, und dicke Blutspritzer ihr Gesicht befleckten.
Das war der erste Hinweis für sie gewesen, dass Vincent nicht umgebracht werden konnte… egal, was ihm angetan wurde. Er hatte die Kugel aus seiner Schulter gefischt, während er mit dem schwarzäugigen Dämon diskutiert hatte, um ihn umzustimmen, wobei er betonte, dass er schon seit Jahren einen Partner haben wollte und nun sie gewählt hatte.
Nachdem Vincent sein Lieblingsdieb war, hatte Master schließlich zugestimmt, aber nur, wenn er sie als eine seiner Untertanen markieren durfte, womit er das Recht erwarb, sie zu töten, sollte sie je etwas Falsches tun oder versuchen, die Gruppe zu verlassen.
Vincent hatte ruhig über seine blutende Schulter geschaut und gesagt: „Du kannst entweder hierzu zustimmen, oder du wirst diesen Raum nie lebendig verlassen. Stimmst du dem Pakt zu?“
Sie hatte von ihrem Großvater gelernt, dass man nie einen Pakt mit einem Dämon eingehen durfte, aber sie war nicht dumm genug, dem, der vor ihr stand, zu widersprechen. Als sie in seine kalten, schwarzen Augen sah, wusste sie, dass er sie tatsächlich einfach umbringen und im selben Atemzug vergessen würde.
Als sie Masters riesiges Anwesen verlassen hatten, hatte sie sich zu Vincent umgedreht und ihn mit wütenden Blick aufgespießt, weil sie dachte, dass er ein Dämon war… oder zumindest ein Halbdämon oder ähnliches und sie nicht gewarnt hatte. Schnell erklärte sie dem gutaussehenden Trottel, dass sie dankbar dafür war, dass er ihr Leben gerettet hatte, aber dass sie ihre eigenen Regeln hatte, wovon eine war, dass sie nicht mit Dämonen ins Bett ging.
Vincent hatte nur ruhig ihre Schulter gepackt und ihr aufgetragen, das Blut auf seinem Hemd anzusehen… es war rot. Wenn er ein Dämon gewesen wäre, wäre es schwarz gewesen. Als sie sich dann beruhigt hatte, hatte er ihr seine… unüblichen Umstände erklärt. Er hatte ihr erzählt, dass er in jedem Sinne des Wortes völlig menschlich war, aber irgendwann in seinem Leben war er von den Engeln verflucht worden.
Sie war nicht sicher, was er mit Engeln gemeint hatte, weil er es nicht weiter ausführte, aber jedenfalls konnte Vincent nicht sterben. Korrektur… er konnte sterben, aber er blieb nie lange tot. Er hatte sogar sein Hemd aufgeknöpft, um ihr zu zeigen, dass die Schusswunde schon verheilte.
Lacey hatte Mitleid mit ihm entwickelt, als sie ihn besser kennengelernt hatte, verstand, dass er so lange gelebt hatte, dass er nun gelangweilt, furchtlos, einsam… und sehr wütend war, dass er immer noch am Leben war, während alle, die ihm je etwas bedeutet hatten, tot waren.
Sie und Vincent hatten mehrere Übereinkommen getroffen, was ihre Partnerschaft und ihre Freundschaft betraf. Das erste war, dass sie nicht versuchen würde, wegzulaufen, denn obwohl er nicht sterben konnte, war Vincent ziemlich sicher, dass sie es konnte und würde, wenn Master sie erwischte. Die andere Übereinkunft war gewesen, dass sie ihre völlig offene Beziehung ohne jegliche Verpflichtungen weiterführen wollten, und das hatte sie sehr gefreut.
Es war nicht so, dass sie ihn nicht liebte… das tat sie. Aber er war für sie viel mehr wie ein bester Freund, was nur gut war, denn er behauptete, dass er schon vor Jahrhunderten seine Fähigkeit verloren hatte, jemandem sein Herz zu schenken. Wenn er sich in jemanden verliebte, dann würde das unweigerlich zu großem Liebeskummer führen, wenn er zusehen musste, wie die Frau alt wurde und starb… und ihn zurückließ. Sie verstand das völlig.
Während sie mit Vincent zusammenarbeitete, lernte sie einige Wahrheiten über den besten Dieb ihrer Zeit… ihren Großvater. Er war bekannt unter dem Namen Chamäleon und hatte nie einen anderen Namen genannt. Er war außerdem so gut mit Täuschungen gewesen, dass er bei keinem einzigen Auftrag, für den er angeheuert worden war, versagt hatte… und bestimmt auch nicht in solchen, die er für sich selbst gemacht hatte.
Man hatte ihn als Meister der Tarnung beschrieben, und aufgrund der Tatsache, dass man ihn Chamäleon nannte, hatte sie sofort gewusst, dass es ihr Opa war, obwohl sie das nie jemandem verraten hatte, nicht einmal Vincent. Die Theorie, die die meisten Anhänger hatte, war, dass er ein Formwandler war, was ihrer Meinung nach der Wahrheit am nächsten kam, denn sie wussten natürlich nicht, dass Opa einen Tarnschild hatte.
Die Dämonenwelt versuchte immer noch, ihn zu finden, aber viele glaubten, dass er tot war. Nach seinem letzten Auftrag, bei dem er eine Seelenkugel von einem uralten Dämon stehlen hatte sollen, war er plötzlich verschwunden, und hatte die Kristallkugel mitgenommen. Niemand hatte ihn seither finden können… sie hatten gesucht, daran zweifelte Lacey nicht. Sie hatten keine Ahnung, dass die Seelenkugel in einem Tresor mitten in LA war, umgeben von einem Dämonenabwehrschild.
Deswegen hatte Lacey gewusst, dass es gefährlich gewesen wäre, mit irgendeinem ihrer Familienmitglieder Kontakt zu haben, weil sie Angst hatte, dass die Dämonen ihren Großvater finden könnten. Sie hatte ihn natürlich nicht angerufen. Er hätte nicht verstanden und wäre wahrscheinlich gekommen, um sie herauszuholen, wobei er zweifellos umgekommen wäre.
Über ein Jahr lang hatte sie geschwiegen, ihrer Familie keine Hinweise auf ihren Aufenthaltsort gegeben und war in der Zeit immer tiefer in den Diebesring gesogen worden. Sobald sie erkannte, dass sie nicht mehr ständig beobachtet wurde, hatte sie ihre Flucht geplant. Sie hatte Vincent sogar vorgewarnt, dass sie es tun würde, sobald sie eine Möglichkeit sah.
Er hatte sie an die Markierung erinnert, die Master auf ihrer Schulter angebracht hatte, aber sie hatte sich schon überlegt, was sie diesbezüglich unternehmen wollte. Sie hatte ihm versichert, dass sie gleich als erstes in einen bestimmten Tresor einbrechen würde, in dem ein Zauberspruchbuch lag, das ihr gegen die Dämonenmarkierung helfen würde… sie hatte ihm nur nicht erzählt, dass es der Tresor ihres Großvaters war. Vincent wusste nicht einmal, dass sie einen Großvater hatte.
Die beiden letzten Missionen, auf die sie geschickt worden waren, waren so gefährlich gewesen, dass sie beide Male beinahe gestorben wäre, und sie wäre nicht mehr am Leben, wenn Vincent nicht dagewesen wäre, um die Verletzungen abzufangen, die für sie bestimmt gewesen waren. Er hatte sich selbst geopfert, damit sie fliehen konnte. Beide Male war er brutal ermordet und seine Leiche entsorgt worden, doch als er wieder erwacht und sein Körper geheilt war, war er immer wieder zurückgekommen.
Als er endlich zugegeben hatte, dass es zu gefährlich für sie wurde, wenn sie bleiben sollte, hatte Vincent ihr angeboten, ihr zur Flucht zu verhelfen. Wie der Zufall es wollte, hatte ihr nächster Auftrag sie in genau dasselbe Museum geführt, in dem sie sich kennengelernt hatten. Sie sollten ein Gerät stehlen, das alle Dämonen in einem Umkreis von hundert Metern kampfunfähig machen sollte. Perfekt.
Der Plan war, dass nur einer von ihnen beiden von diesem Auftrag zurückkehren sollte. Sie hofften, dass, wenn Vincent Master das Gerät übergeben würde, der Dämon sich auf das neue Spielzeug konzentrieren würde, was offensichtlich eine Waffe gegen seine Art war, und sie nicht gleich verfolgen würde, sodass sie genug Zeit hatte, um den Zauberspruch zu finden, der die Markierung, die Master ihr verpasst hatte, wirkungslos machte.
Sie hatten problemlos das Gerät gestohlen, das für sie aussah, wie ein zehnseitiger, metallener Zauberwürfel, der statt der Farben goldene Symbole zeigte. Während sie da waren, hatten sie die Wächter ausgeschaltet und ihre Waffen gestohlen. Vincent hatte sich umgedreht, ihr eine süße Abschiedsrede gehalten und ihr einen schnellen Kuss auf die Wange gegeben.
Das Problem wurde deutlich, als sie das Museum verließen, und Master mit einer Horde von Dämonen vor der Tür auf sie wartete. Master hatte gelacht und ihr erzählt, dass die Markierung, die er ihr verpasst hatte, ihn über ihren Plan informiert hatte… bis hin zu der Tatsache, dass sie die Enkelin von Chamäleon war und zu seinem Laden zurück wollte, wo ein ganzer Tresor voller Dinge war, die ihn interessierten… inklusive der Seelenkugel.
Master hatte Vincent zugenickt und ihm dafür gedankt, dass er sie abgelenkt und nicht über die wahre Macht der Markierung informiert hatte.
Sie hatte Vincent wütend angesehen und ihm das Gerät aus der Hand gerissen, während sie betete, dass sie wusste, was sie machte, hatte sie begonnen, die Teile schnell zu drehen. Sie hatte die Bilder des Würfels auswendig gelernt, ehe sie zum Museum gekommen war, um ihn zu stehlen, und nutzte nun diese Erinnerung, um die Symbole schnell zu verbinden.
Einer nach dem anderen sanken die Dämonen unter schrillen Schmerzensschreien zu Boden, aber nicht Master… nein, dieser Hurensohn schritt geradewegs auf sie zu, Wut glitzerte in seinen Augen.
Da bewegte sich Vincent. Sie hatte nicht bemerkt, dass er ein uraltes Schwert aus demselben Tresorraum entwendet hatte, in dem der Würfel gewesen war, aber plötzlich war es in seiner Hand, und er hielt es an den Hals des Dämons. Mit einer ebenso schnellen Bewegung senkte der Dämon seine Hand in Vincents Brust, sodass sie auf der anderen Seite wieder herauskam.
„Lauf“, knurrte Vincent, gerade bevor seine Augen sich schlossen und der Kopf des Dämons neben ihm zu Boden fiel.
Alle anderen Dämonen starrten sie von ihren unglücklichen Positionen aus wütend an, also hatte sie den Würfel auf den Boden gelegt und genau das gemacht, was Vincent ihr aufgetragen hatte… rennen, so schnell sie konnte.
Sie konnte nicht wissen, ob Master jemandem erzählt hatte, was er über sie wusste, konnte nur hoffen, dass dieser gierige Hurensohn ihre Geheimnisse nicht verraten hatte, weil er Angst hatte, dass ein anderer Dämon vor ihm zu der legendären Seelenkugel kommen könnte. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu Vincent zurück, sie fragte sich, ob es ihm gut ging, oder ob er dafür gefoltert wurde, dass er ihr zur Flucht verholfen hatte.
Sie konnten ihn nicht für immer töten, aber sie wusste mittlerweile, dass es viel schlimmere Dinge gab, als tot zu bleiben… immer und immer wieder brutal ermordet zu werden, war eines davon.
Sie schielte hinunter auf ihre Schulter, wusste, dass sie irgendwie den Zauberspruch bekommen musste, um die Wirkung der Markierung zu zerstören, damit Vincents Opfer nicht umsonst gewesen war. Sie ließ das heiße Wasser der Dusche ihre stillen Tränen wegwaschen, als sie ihre neuen Ziele formulierte.
Oben war Ren plötzlich stehengeblieben und schaute auf den Boden, hörte, wie das Wasser durch das Haus floss. Ein teuflisches Lächeln erhellte seine Züge, als ihm klar wurde, dass er genau über dem Badezimmer stand, in dem Lacey war. Sein Blick folgte dem Geräusch des Wassers hinüber zu der Wand, in der die Wasserleitungen verliefen.
Sie war mittlerweile lange genug in der Dusche, und er war bereit, seine Befragung fortzuführen.
Mit schnellen Schritten ging Ren zur Wand, legte seine Hand über die Leitung, die er brauchte, und konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf den Temperaturregler des Warmwasserboilers. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem zufriedenen Lächeln, als Frost unter seinen Fingern auf der Wand erschien. Der Schrei, der durch den Bombenkeller schallte, ließ alle außer Ren überrascht zusammenzucken.
In der dampfenden Dusche war das vorhin brennheiße Wasser plötzlich eiskalt geworden, sodass Lacey sich ruckartig von dem Wasserstrahl entfernte. Dabei rutschte sie in der Badewanne aus und fiel, wobei sie fast den Duschvorhang mitgenommen hätte.
„Lacey!“, rief Gypsy besorgt.
Lacey befreite sich von dem Duschvorhang und schob ihn zur Seite, froh, dass sie ihn nicht heruntergerissen hatte.
„Mir geht es gut“, rief Lacey und starrte wütend den Duschkopf an. „Du brauchst einen neuen Wasserboiler… das verdammte Ding hat gerade innerhalb einer Sekunde von heiß auf eiskalt umgestellt.“
Gypsy runzelte die Stirn auf der anderen Seite der Tür, fragte sich, was dazu geführt hatte, dass das Wasser so etwas machte. Sie hatte vorhin eine Stunde lang geduscht, ohne jedes Problem.
„Ich werde Ren bitten, es sich anzusehen“, rief Gypsy durch die geschlossene Tür. „Er hat eine besondere Beziehung zu Maschinen und kann sie dazu bringen, wieder zu funktionieren, wenn sie kaputt sind.“
Lacey drehte den Kopf und starrte mit großen Augen die Tür an, denn als sie Gypsys Erklärung hörte, wusste sie sofort, was geschehen war.
„Das bedeutet Krieg“, zischte sie leise, aber nachdem sie keine andere Wahl hatte, trat sie wieder unter die kalte Dusche, um den Rest des Shampoos aus ihrem Haar zu waschen.
Ren war oben, saß mit dem Rücken zur Wand und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht am Boden. Wenig später hörte er Schritte auf der Treppe und machte sich nicht die Mühe, sein Grinsen zu verbergen, als er erkannte, dass es Nick war.
„Ich wusste es“, stellte Nick laut flüsternd fest. „Aber ich muss zugeben… der war ziemlich gut.“
Ren tätschelte die Wand hinter ihm. „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.“
Nick fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich wäre vorsichtig in ihrer Nähe… Gypsy hat ihr gerade gesagt, dass du eine spezielle Beziehung zu Maschinen hast.“
Rens Grinsen wurde nur noch breiter. „Ach, wie schade.“
„Du vergnügst dich zu sehr“, warf ihm Nick vor.
„Natürlich“, bestätigte Ren. „Jetzt lass uns nach unten gehen und sehen, ob ich herausfinden kann, was da mit Gypsys Wasserboiler nicht stimmt.“
Nick grunzte, als er ein Lachen zurückhielt, und schüttelte den Kopf, während Ren wieder hinunter in den Bombenkeller spazierte. Er war überglücklich über die Tatsache, dass Rens gesamte Aufmerksamkeit sich nun auf Lacey zu konzentrieren schien.
Ren trat ins Wohnzimmer, gerade rechtzeitig, um zu hören, dass die Dusche abgedreht wurde. Er schielte hinüber zu Gypsy und sah, dass sie mit gerunzelter Stirn auf dem Sofa saß.
„Was ist los?“, fragte Ren mit unschuldigem Gesichtsausdruck.
„Mein Wasserboiler scheint plötzlich den Geist aufgegeben zu haben“, erklärte Gypsy und nickte Richtung Badezimmertür. „Lacey sagte, dass es einfach so eiskalt wurde“, erzählte sie und schnippte mit ihren Fingern.
„Das muss unangenehm gewesen sein“, sagte Ren, sodass Nick sich umdrehen musste, um zu verhindern, dass Gypsy sein breites Grinsen sah.
Lacey zitterte, als sie aus der Dusche kam, und trocknete sich schnell ab. Ein Handtuch fest um sich gewickelt, trat sie an den Spiegel über dem Waschbecken und erkannte, dass sie sich nicht nur besser fühlte, sondern auch besser aussah, jetzt wo sie die Schmutzschicht und die Kleidung, die ihr viel zu groß war, abgelegt hatte.
Sie nahm Gypsys Haarbürste und begann, ihr langes, dunkles Haar zu kämmen. Während sie noch mit ihrem Haar beschäftigt war, drehte sie sich um, um die Kartonschachtel zu öffnen… und lächelte, als sie all die Kleidungsstücke sah, die sie zurückgelassen hatte. Sie musste gegen den Drang ankämpfen, den gesamten Inhalt der Schachtel in die Luft zu werfen, damit sie sich am Boden darin wälzen konnte. Ihre Sachen… sie hatte sie vermisst.
Nach kurzem Suchen zog sie ein knallviolettes Kleid und ein Paar schwarzer Sandalen hervor und stellte sie auf die Kommode, während sie Unterwäsche hervorkramte. Nachdem sie sich wieder zum Spiegel umgedreht hatte, machte sie ihr Haar fertig und legte die Bürste zurück. Sie legte ihren Kopf zur Seite, betrachtete nachdenklich die kleine Sammlung von Kosmetika, die Gypsy hatte, und trug schnell ein paar auf, ehe sie ihr Haar föhnte.
Sie schielte wieder zurück zum Spiegel, aber atmete geräuschvoll ein, als sie dieselbe Markierung, die sie auf ihrer Schulter hatte, nun auf dem Glas gezeichnet sah und ein seidig schwarzes Gesicht sie statt ihres Spiegelbildes anstarrte. Ein lauter Schreckensschrei entkam ihr, als die zähe Dunkelheit plötzlich aus dem Spiegel heraus nach ihr griff.
Lacey stolperte rückwärts und wäre beinahe über die Schachtel am Boden gestolpert, weil sie so schnell versuchte, der Schwärze zu entkommen. Ihr Rücken traf die Badezimmerwand, als die überlangen Arme sich weiter nach ihr ausstreckten und die gespenstischen Lippen sich in einer Weise bewegten, sodass sie wusste, dass es ein Zauberspruch war, den sie sagten.
Sie erschrak noch einmal, als die Badezimmertür plötzlich aufgestoßen wurde und Ren in der Öffnung stand, Gypsy direkt hinter ihm. Lacey richtete mit großen Augen ihren Blick wieder auf den Spiegel und wollte vor Frust schreien, als sie sah, dass das dreidimensionale Bild des Dämons verschwunden war, und eine dünne Schicht aus Eiskristallen nun den Spiegel überzog.
Rens Atem gefror in seiner Brust, als er ihre Verwandlung sah, von einem schmutzigen Straßenjungen zu weicher, glatter Haut, sauberem, seidigen Haar und einem Körper, der ihn wünschen ließ, dass er die Seife gewesen wäre. Er hatte gewusst, dass sie schön war, aber er hatte sie wieder unterschätzt. Sein Blick richtete sich sofort auf das Handtuch, das halb offen hing und die Seite von Lacey zeigte, die ihm zugewandt war. Es bedeckte ihre Brust, aber der Ansatz des weichen Hügels war gerade noch erkennbar.
Schnell zwang er sich dazu, seinen Blick abzuwenden, und folgte dem ihren zum Spiegel, dann runzelte er die Stirn, als er die dünne Eisschicht dort erkannte. Der Spiegel wählte genau diesen Augenblick, um durch die Kälte zu zerspringen, und das Knacken klang laut und unheilvoll in der plötzlichen Stille.
Laceys Augen weiteten sich, als sie den misstrauischen Blick auf Rens Gesicht sah und schnell suchte sie nach einer Möglichkeit, ihn von dem Spiegel abzulenken.
„Was, zur Hölle, bildest du dir ein, wenn du hier hereinplatzt, während ich hier bin, du Perversling?“, rief sie, und richtete sich auf, während sie versuchte, das Handtuch um ihren Körper zu schließen.
„Wir dachten, dass dir etwas zugestoßen ist“, bemerkte Gypsy von hinter ihm.
Lacey seufzte dramatisch. „Nun, wie du siehst, geht es mir gut. Ich dachte, dass ich etwas im Spiegel gesehen habe, das ist alles. Also, wenn ihr jetzt wieder geht…“ Sie warf die Tür genau vor Rens Nase ins Schloss. „Ich habe dir ja gesagt, dass du dich nicht zurückhalten können wirst“, neckte sie ihn durch die geschlossene Tür.
„Wenn du meinst“, entgegnete Ren scharf, seine Augenbrauen zusammengezogen. „Ich bin nicht derjenige, der beim Anblick meines Spiegelbildes vor Schreck schreit.“
„Ren“, begann Gypsy, aber biss sich dann schnell auf die Zunge, als sie den harten, entschlossenen Blick auf seinem Gesicht sah.
Lacey öffnete ihren Mund, um etwas zu erwidern, aber ihr fiel nichts mehr ein. Sie hatte ihm den Krieg erklärt, aber scheinbar konnte sie nicht mit ihm mithalten.
„Verdammt, er ist wirklich gut“, flüsterte sie, dann schielte sie nervös zurück zum Spiegel. Nachdem sie sich nicht mehr sicher fühlte, zog sie sich schnell an.
Ren grinste, als er ihr Kompliment hörte, aber es dauerte nicht lange, ehe seine Gedanken sich wieder auf den Spiegel und die merkwürdigen Eiskristalle stürzten. Er hatte das warme Wasser abgekühlt, aber das konnte den Spiegel nicht beeinflusst haben. Nein… ihr Schrei war ebenso echt gewesen, wie die Angst, die er auf ihrem Gesicht gesehen hatte, als er die Tür geöffnet hatte.
Nachdem er Ren mehr Zeit alleine mit Lacey gönnen wollte, um hoffentlich den Funken, von dem er sicher war, dass er da war, zu zünden, schaute Nick auf die Zeitanzeige seines Handys und dann hinüber zu Gypsy. „Bist du bereit? Es ist fast neun Uhr.“
Gypsys Augen leuchteten und sie lächelte ihn an, freute sich darauf, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Sie war mehr als nur neugierig zu sehen, wie es werden würde, wenn sie ihre nicht-menschlichen Kunden einzeln einladen musste, wenn sie auf die Barriere trafen. Es würde außerdem lustig werden, zu sehen, welche der Kunden, die sie schon seit Jahren kannte, plötzlich nicht mehr hereinkommen konnten… wodurch sie wissen würde, dass sie Paranormale waren. Wenn der heutige Tag schon sonst nichts bringen würde… dann zumindest einige neue Informationen.
„Nun, das wird bestimmt interessant werden. Ich bin froh, dass die normalen Menschen weiterhin ohne Einladung hereinkommen können, sonst würde ich den ganzen Tag an der Tür stehen müssen, wie die Leute im Wal-Mart, die jeden begrüßen. ‚Guten Morgen, kommen Sie doch herein‘.“ Sie kicherte, als sie ihre Hand vor sich einladend ausstreckte, sodass Nick grinste.
Gypsy schielte über ihre Schulter zu Ren: „Seid lieb zueinander.“ Sie lief schnell die Treppen hinauf, ehe Ren etwas sagen konnte, um sie aufzuhalten.
Nicks Lippen zuckten, aber er sagte auch nichts, denn Ren schien in Gedanken versunken zu sein. Seine Hände in den Hosentaschen folgte er Gypsy nach oben, damit er das Halloween-Schild aufhängen konnte, das er gemacht hatte. Die meisten würden denken, dass es nur eine Dekoration für das Fest war, aber auf dem Schild stand: ‚Alle Paranormalen brauchen eine Einladung, um eintreten zu können‘. Er wollte es an der Tür direkt auf Augenhöhe anbringen, damit man es nicht übersehen konnte.
Ren rieb sich sein Kinn, als er nachdenklich die Badezimmertür anstarrte. Er hatte recht gehabt, als er gedacht hatte, dass Lacey ein neutralisierendes Parfum getragen hatte, als sie gestern Nacht eingebrochen hatte. Jetzt, wo sie es alles abgewaschen hatte, konnte er sie riechen. Diese hilfreiche Macht lieh er wohl von der verliebten Miezekatze, die gerade hinter Gypsy her nach oben gerannt war.
Er konnte ihre Angst riechen und ihren rasenden Herzschlag hören, als sie sich schnell anzog. Sie hatte ihn wieder angelogen. Was auch immer sie in dem Spiegel gesehen hatte, machte ihr große Angst, und ihm war sehr wohl klar, dass er mit Fragen nicht mehr weiterkommen würde. Da entschied er, dass genug genug war.
Während er sein Handy aus seiner Hosentasche zog, wählte Ren mit seinen Gedanken Storms Nummer und wartete, dann lächelte er, als der Anruf mitten im ersten Klingeln beantwortet wurde.
„Ich werde sehen, ob ich Zachary für dich von seiner Frau losreißen kann“, sagte Storm und legte auf, bevor Ren auch nur ein Wort sagen konnte. Er war nicht einmal überrascht, als die beiden Männer plötzlich bei ihm in Gypsys Wohnzimmer erschienen.
„Was, zur Hölle, Storm?!“, beschwerte sich Zachary, während er sein nicht zugeknöpftes Hemd wieder in seine nicht zugeknöpfte Hose steckte. Er würde ein Wörtchen mit dem Zeitreisenden sprechen müssen, damit er nicht wieder einfach so in seinem Schlafzimmer erschien. Es war schon schlimm genug, dass Nachtfalke sich diesen kleinen Trick angewöhnt hatte. „Ich war gerade mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt, wie du wohl sehen konntest!“
„Es wird nur eine Minute dauern“, sagte Ren und grinste gemein, denn er wusste genau, womit Zachary beschäftigt gewesen war. Er kannte Storms Humor gut genug, um zu wissen, wie der Zeitreisende die Sache sah… es kam immer aufs richtige Timing an.
Er nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie in seine Hemdtasche, wusste, dass er Lacey direkt in die Augen sehen musste, wenn er die Macht des Phönix‘ benutzte.

Kapitel 4
Lacey zog sich fertig an, wobei sie es vermied, in den Spiegel zu sehen, und jammerte leise vor sich hin. Wieso musste dieser Typ immer darauf bestehen, sie zu retten… es ging ihr gut, danke sehr. Klar hatte sie Momente, in denen sie sich zu Tode ängstigte, aber nichts, was sie nicht selbst im Griff hätte. Ihr Ärger verblasste schnell, als das Bewusstsein kam, dass die Dämonen sie gefunden hatten, und sie nicht lange genug am Leben sein würde, um es ihm zurückzuzahlen.
Sie verschloss die Schachtel mit den Kleidern wieder, ehe sie der Wand entlang zur Tür kroch, um nicht in den Spiegel sehen zu müssen.
Rens Lächeln wurde richtiggehend teuflisch, als der Türgriff sich bewegte, und er sich direkt vor die Badezimmertür teleportierte. Er ließ sie keinen Schritt machen, ehe er schnell seinen Arm hob, und seine Handfläche auf ihre Stirn legte, während seine andere Hand sich um ihren Hinterkopf schloss, um sie festzuhalten.
Er beugte ihren Kopf zurück, sodass er mit seinen silbernen Augen genau in ihre schaute.
Lacey öffnete ihren Mund, um ihn anzuschreien, aber ihre Stimme versagte, als sie plötzlich dunkle Flammen in seinen schönen, quecksilbernen Augen sah. Im nächsten Augenblick sah sie vor ihrem inneren Auge das vergangene Jahr im Zeitraffer abspielen, so schnell, dass sie kaum mithalten konnte. Die Flut an Emotionen, die den Bildern folgte, überwältigte sie.
Erschrocken über das, was geschah, versuchte sie sich von Ren loszureißen, aber während ihr Kopf auf Hochtouren arbeitete, war ihr Körper wie gelähmt.
Ren hielt Lacey fest, als die vielen Erinnerungen in seinen Kopf flossen, sodass er alles sehen konnte, und sogar einige der Gefühle fühlen konnte, die sie damit verband. Nur mit größter Mühe konnte er verhindern, dass er vor Überforderung in die Knie ging. Er sah alles, von dem Moment an, als sie Vincent getroffen hatte, bis zu dem Bild von der Kreatur, die durch den Badezimmerspiegel nach ihr gegriffen hatte.
Er atmete schwer, als er die intimen Momente, die sie mit Vincent geteilt hatte, beobachtete und fühlte eine überwältigende Eifersucht und einen Hass auf den Mann, der sie in eine so gefährliche Situation gebracht hatte. Wie konnte er es wagen, sie so liebevoll zu berühren, nachdem er so mit ihrem Leben gespielt hatte?
Nachdem er genug gesehen hatte, ließ Ren sie mit einem Knurren los, das sofort von einem lauten Klatschen gefolgt wurde, das durch den stillen Raum hallte. Sein Kopf drehte sich ruckartig zur Seite, als ihre Handfläche seine Wange traf. Er wusste, dass er die Ohrfeige verdiente, aber auf gar keinen Fall würde er sich entschuldigen für das, was er getan hatte.
„Wie kannst du es wagen, mir das anzutun, du Arschloch?“, tobte Lacey. Als sie sah, dass die dunklen Flammen langsam aus seinen silbernen Augen verschwanden, wusste sie ohne Zweifel, dass er ihre Erinnerungen gemeinsam mit ihr gesehen hatte. „Wer, zur Hölle, meinst du, dass du bist, dass du meine privaten Gedanken sehen darfst?“
„Ja, das ist die Reaktion, die ich meistens auch bekomme“, brachte Zachary mit einem breiten Grinsen hervor.
Lacey schaute an Ren vorbei, um zu sehen, wer gesprochen hatte, aber konnte nur mehr einen kurzen Blick auf die beiden anderen Männer erhaschen, ehe sie sich in Luft auflösten.
„Wieso?“, fragte Lacey scharf, wobei sie nicht einmal auf die Tatsache einging, dass sie gerade gesehen hatte, dass sich jemand aus dem Raum teleportiert hatte, als wären sie auf ihr Raumschiff gebeamt worden. Das machte sie nicht halb so nervös, wie die Tatsache, dass der Mann vor ihr gerade ihre geheimsten Gedanken gestohlen hatte. „Und du wagst es, mich eine Diebin zu nennen?“
Ren sah mit stoischem Gesichtsausdruck auf sie hinunter. „Du hättest es mir sonst nicht erzählt, wie du dich vielleicht erinnerst… war ich so nett, und habe mehrmals höflich gefragt. Du hast mir keine Wahl gelassen, als einen mächtigen Freund zu bitten, mir zu helfen, die Antworten zu bekommen, die ich brauche. Und es ist nur gut, dass ich das getan habe, denn du sitzt ziemlich in der Patsche.“
„Meine Probleme gehören mir, und du hältst dich da gefälligst heraus“, entgegnete Lacey barsch.
Ren beugte sich zu ihr und grinste, als sie sich an den Türrahmen drückte, um so weit wie möglich von ihm weg zu kommen. „Nur zu deiner Information: nicht jeder hier ist böse und wir können dir vielleicht sogar aus der Patsche helfen.“ Er hob eine dunkle Augenbraue, ehe er seine Sonnenbrille wieder aufsetzte.
„Es tut mir leid, wenn ich im Moment ein paar Schwierigkeiten damit habe, Leuten zu vertrauen… besonders Dämonen“, sagte Lacey und wünschte sich, dass er seine Sonnenbrille wieder abnehmen würde. „Vielleicht kannst du verstehen wieso.“
„Ich erzähle dir eines meiner Geheimnisse, damit du dich besser fühlen kannst“, bot Ren leise an. „Ich bin ein Mensch, aber ich habe die Fähigkeit, die Mächte anderer Paranormaler zu… kopieren… wenn sie in der Reichweite meines Sukkubus sind.“
Lacey runzelte die Stirn. „Sukkubus? Ich dachte, ein Sukkubus ist immer weiblich… genau genommen weiß ich, dass sie weiblich sind. Wärst du dann nicht ein Inkubus?“
Ren schüttelte den Kopf. „Ich bin kein echter Sukkubus, wir haben es nur immer so genannt, weil ich scheinbar jede Macht aus der Luft aufsauge, wenn jemand in der Nähe ist, der irgendeine Macht hat. Es ist auch nicht so, dass ich das absichtlich tue… es passiert einfach, ob ich es will, oder nicht. Wenn mehr als ein Paranormaler in meiner Reichweite ist, dann habe ich mehr als nur eine Macht.“
„Also bist du ein Dieb“, bemerkte Lacey mit einem zufriedenen Lächeln.
Rens Lächeln war mindestens so breit wie ihres, als er ihre Vermutung korrigierte. „Ich kann ihnen ihre Mächte nicht wegnehmen, ich kann nur über dieselbe Macht verfügen, was recht praktisch ist, wenn ich gegen einen kämpfe.“
„Wenn du nicht weißt, was du wirklich bist, wie weißt du dann, dass du nicht ein Dämon bist, oder zumindest ein Halb-Dämon?“, fragte sie, nun neugierig.
„Weil Dämonenblut schwarz ist“, sagte Ren, der sich daran erinnerte, wie Vincent ihr Vertrauen gewonnen hatte. Er schielte hinüber zu dem scharfen Brieföffner, der auf Gypsys Schreibtisch lag. Schnell hob er ihn auf und zerschnitt damit seine Handfläche, sodass sie das rote Blut sehen konnte, das aus der Wunde hervortrat, ehe diese begann, zu heilen.
Laceys Bauchmuskeln verkrampften sich, als er leise über den selbst zugefügten Schmerz zischte. Sie schaute schnell hoch in sein Gesicht, als die Schuldgefühle dafür, dass er für sie leiden musste, um zu beweisen, dass er nicht log, über sie hereinschwappten. Irgendwie erinnerte er sie an Vincent… menschlich aber auch nicht.
„Wie du siehst… blute ich ganz normal und rot.“ Ren warf den Brieföffner zurück auf den Schreibtisch. „Ich bin völlig menschlich, solange ich nur von Menschen umgeben bin… aber zufällig gibt es hier in L.A. gerade einen Dämonenkrieg. Es wimmelt hier im Moment nur so vor Dämonen und Paranormalen. Ich kenne sogar ein paar Götter, die gerade in der Stadt sind. Meine Mächte verändern sich, je nachdem, wer gerade in meiner Reichweite ist.“
„Wieso erzählst du mir das?“, fragte Lacey, denn sie wusste, dass dies etwas war, das man besser geheim halten sollte… sie hätte es zumindest getan.
„Nimm es als Strafe dafür, dass ich die Wahrheit aus deinen Erinnerungen gestohlen habe. Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist“, sagte Ren ehrlich. „Ich habe meine Momente, in denen ich ein richtiges Arschloch sein kann, aber du sollst wissen… ich werde alles tun, um dich zu beschützen, wenn du mich lässt. Das bedeutet, das nächste Mal, wenn etwas aus dem Spiegel nach dir greift, lügst du mich nicht an… du schreist meinen Namen.“
Lacey blinzelte, als sie seine letzten Worte hörte, und ihre Gedanken in eine völlig falsche Richtung gingen. „Du kannst meine Gedanken jetzt nicht lesen, oder?“, fragte sie schnell, während sie fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden.
Ren runzelte die Stirn, als er versuchte, zu hören, was sie dachte, aber nur Stille hörte… da dämmerte es ihm, dass sie mehr als nur eine Markierung auf ihrem Körper hatte. Er hatte sie gesehen, als sie nur halb mit einem Handtuch bedeckt im Badezimmer gewesen war. Dann fragte er sich, welche Geheimnisse sie sonst noch vor ihm versteckte.
„Dieses kleine Symbol, das unter deiner linken Brust tätowiert ist, wirkt als Barriere, sodass andere deine Gedanken nicht lesen können“, sagte er, denn das erklärte, weshalb er Nicks Gedanken hören konnte, ohne sich anzustrengen, aber ihre nicht einmal dann, wenn er sich sehr konzentrierte.
Lacey konnte fühlen, wie die Hitze wieder in ihre Wangen stieg, als sie zu ihm hochstarrte, unfähig zu entscheiden, ob sie erregt oder verärgert sein sollte. Es brauchte kein Genie, um zu erkennen, worauf seine Aufmerksamkeit gelegen hatte, als er vorhin ins Badezimmer gestürmt war. Sie hätte schwören können, dass sie das Silber seiner Augen durch seine Sonnenbrille leuchten sehen konnte, und wandte ihren Blick schnell ab, als ihr Herz schneller schlug.
„Nun… ich bin froh zu hören, dass die Tätowierung funktioniert“, brachte sie hervor, ihr Gesicht unbewegt, ehe sie sich schnell umdrehte, um die Schachtel aus dem Badezimmer zu holen. Sie würde bald tot sein, aber ihre Kleider mussten trotzdem aufgehängt werden, außerdem konnte sie nicht den ganzen Tag da stehen und ihn anstarren… er erregte sie zu sehr.
Nachdem er nichts mehr hörte, ging Nick weg vom oberen Ende der Treppe, von wo aus er gelauscht hatte, und zurück in den Hauptraum des Ladens. Er grinste, und bedeutete Gypsy mit hochgestrecktem Daumen, dass alles gut war, wodurch die junge Frau ihn glücklich anlächelte.
Er sah sich im Laden um und zählte, wie viele Kunden schon hier waren. Bisher waren es fünf und sie hatte keinem von ihnen eine Erlaubnis erteilen müssen. Er behielt die Anführerin der städtischen Wicca-Gruppe genau im Auge, als diese auf Gypsy zuging, um zu fragen, ob die Lieferung mit ihrer Bestellung schon angekommen war.
Gypsy ging ins Hinterzimmer und er wollte ihr gerade folgen, für den Fall, dass es etwas Schweres war, aber blieb dann stehen, als das Glöckchen über der Tür klingelte. Sein sechster Sinn war besser als bei einem normalen Menschen und Nick musste ein Knurren unterdrücken, als er die beiden Dämonen erblickte, die direkt vor der Tür standen.
Sie sahen beide aus, als wären sie gerade vom Militärdienst gekommen, mit sehr kurzem Haarschnitt und grimmigem Gesichtsausdruck, aber in letzter Zeit war er zum Profi darin geworden, Dämonen zu erkennen. Wie seelenlose Vampire verriet sie ihr Geruch sofort.
Ein sehr gutaussehender Mann trat an ihnen vorbei in den Laden, ehe er stehenblieb. Er schaute über seine Schulter auf seine beiden Begleiter, die immer noch an der Türschwelle standen, und wollte lachen, als er bemerkte, wie sie wütend auf den Boden direkt vor ihnen starrten.
Als sie beide verärgert zu ihm hochsahen, grinste er nur und zuckte die Schultern. „Tut mir leid, Jungs.“ Er erkannte an ihren bösen Blicken, dass sie wussten, dass es ihm überhaupt nicht leidtat, aber es war ihm auch herzlich egal, was sie dachten. „Es sieht so aus, als würde ich das hier schlussendlich doch alleine machen müssen.“
Er ließ sie einfach stehen und drehte sich um, sah sich im Laden um nach dem alten Ladenbesitzer oder seiner Enkelin, die er suchte.
Nick richtete sich zu seiner vollen Größe auf und steckte die Hand tief in die Tasche seines Mantels, wo das Futter herausgeschnitten war, sodass er Zugriff auf die Dinge hatte, die in das Leder eingenäht waren. Er hatte ein kleines Arsenal von Waffen und er hatte keine Hemmungen, diese zu benutzen. Es waren leise Gegenstände, die er anwenden konnte, ohne die Aufmerksamkeit der anderen Kunden zu erregen.
Er folgte dem Mann, als dieser zur Ladentheke ging und bemerkte, dass er nicht wie ein normaler Kunde die Dinge im Laden betrachtete. Nick hatte das Gefühl, dass der Fremde nicht zum Einkaufen gekommen war, und die dämonischen Wachhunde, die ihn durch die Fenster genau beobachteten, waren auch kein gutes Zeichen für Gypsys ersten Tag zurück im Geschäft.
Der Fremde sah neugierig in Richtung Gypsy, als diese mit einer Schachtel aus dem Hinterzimmer zurückkam und zur Ladentheke ging, wo die Frau noch auf sie wartete.
Nick ging schnell ein paar Schritte mit und stellte sich zwischen Gypsy und den fremden Mann, der sie beobachtete. „Kann ich Ihnen helfen?“
Der Mann betrachtete ihn mit gelangweiltem Gesichtsausdruck. Er wollte den Türsteher des Ladens ja nicht enttäuschen, aber so einfach ließ er sich nicht einschüchtern. Er steckte seine Hand in die Innentasche seiner Jacke und zog einen offiziell aussehenden Umschlag heraus. „Ich bin nur der Bote und tue niemandem etwas zuleide. Ich habe hier eine Einladung für den Besitzer dieses Ladens.“
Nick streckte die Hand nach dem Umschlag aus, aber der Mann zog ihn zurück und steckte ihn wieder in seine Jacke.
„Ich soll ihn direkt an den Besitzer übergeben“, erklärte der Fremde mit einem britischen Akzent und gehobener Augenbraue.
Nick atmete tief ein, aber der Geruch des Mannes war völlig menschlich. Er drehte sich um und lehnte sich an die Theke, starrte hinaus auf die beiden Dämonen, die den Fremden mit dunklen, nachdenklichen Blicken beobachteten.
„Für einen Menschen haben Sie ziemlich komische Begleitung“, bemerkte Nick, erwartete keine Antwort und bekam auch keine.
Gypsy schielte zum Fenster und sah die beiden Männer, die durchs Fenster starrten, anstatt einzutreten. Schnell suchte ihr Blick Nick und erblickte ihn mit einem Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte.
Der Mann hatte seidiges, schwarzes Haar, das leicht gewellt war und kaum seine Schultern erreichte, und einen goldenen Ohrring in einem Ohr. Seine gebräunten Wangen waren glattrasiert, aber er hatte einen sorgfältig rasierten Bart und Schnurbart, die seine perfekten Lippen umrahmten. Die Perfektion endete damit auch nicht, denn sie bemerkte die langen, dunklen Wimpern, die seine dunkelbraunen Augen umrahmten, die das Sinnbild von Schlafzimmeraugen waren.
Sie hatte keinen Zweifel, dass er vermutlich ohne viel Aufwand jede Frau verführen konnte, die ihm über den Weg lief. Ja, der Mann sah einfach zu gut aus, und wenn sie in den letzten Tagen etwas gelernt hatte, dann, dass normale Menschen nie so schön waren. Dieses Wissen machte sie nervös und sie beeilte sich, die Bestellung der Frau zu verrechnen.
Frustriert, weil es so lange dauerte, schielte Gypsy an der Kasse vorbei auf die hübsche Frau, die immer so viel Geld in ihrem Laden ausgab, und seufzte dann dankbar, als sie ihr ein dickes Bündel Geldscheine gab und sagte, dass sie das Restgeld behalten sollte.
„Danke“, sagte Gypsy lächelnd und bemerkte dann eine Liste mit teuren Dingen, die schwer zu bekommen waren, zwischen den Geldscheinen. Sie schielte hoch und ihr wurde klar, dass die andere Frau sich der plötzlichen Konzentration von Dämonen in der Gegend bewusst sein musste, um solche Dinge zu bestellen, aber sie hatte im Moment keine Zeit, das zu diskutieren.
„Ich rufe Sie an, wenn die Dinge kommen.“ Gypsy nickte, als hätte die Frau nur einen Karton Pralinen bestellt.
Als die Kundin mit ihrer Schachtel besonderer Einkäufe wegging, schielte Gypsy zurück zu Nick und erkannte, dass die beiden Männer einander nun anstarrten, als würden sie sich ihre Chancen in einem Kampf ausrechnen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Gypsy und kam zu seinem Ende der Theke.
Der Fremde wandte sich von Nick ab und lächelte. „Ich hoffe es. Ist der alte Herr, der den Laden besitzt, zufällig hier?“
Gypsys höfliches Lächeln verblasste, aber sie hatte die Frage schon so oft beantwortet, seit sie den Laden übernommen hatte, dass es ihr nicht viel kostete, es wieder auszusprechen. „Tut mir leid, aber er ist vor etwas mehr als einem Monat verstorben.“ Sie beobachtete die Augen des Mannes, als sie die leise Trauer widerspiegelten, und fühlte sich sofort erleichtert. Wenn er so reagierte, dann war er bestimmt nicht gekommen, um Ärger zu machen.
„Dann ist seine Enkelin vielleicht zu sprechen?“, fragte der Mann ruhig.
„Ich bin seine Enkelin. Kann ich etwas für Sie tun?“, fragte Gypsy freundlich.
Der Mann runzelte verwirrt die Stirn, aber überspielte es schnell mit einem höflichen Lächeln. „Vielleicht. Mir wurde aufgetragen, das dem Besitzer zu geben.“ Er zog den Umschlag halb aus seiner Tasche, damit sie ihn sehen konnte. Mit Herrn Übereifrig neben ihm wollte er vorsichtig sein, damit er ihm nicht aus der Hand gerissen wurde.
„Ich bin eine der Besitzerinnen“, sagte Gypsy stolz, jetzt, wo Lacey zurück war.
Der Mann betrachtete sie nachdenklich, aber dann legte er den Umschlag auf die gläserne Ladentheke und schob ihn in ihre Richtung.
Ehe Gypsy auch nur die Hand heben konnte, nahm Nick den Umschlag mit blitzschnellen Reflexen in Beschlag und öffnete ihn. Er überflog die goldene Schrift auf dem dicken Papier, ehe er den Fremden wieder ansah. Der Mann starrte ihn einfach nur an, als wäre er gelangweilt.
Gypsy runzelte die Stirn über Nicks übermäßige Fürsorge, aber etwas an seinem harten Gesichtsausdruck hielt sie davon ab, den Brief von ihm zu verlangen. So wie die Dinge hier in letzter Zeit liefen, konnte es auch eine Morddrohung sein, obwohl sie zugeben musste, dass sie höllisch neugierig war.
Nick trat um die Ladentheke herum auf die andere Seite, wo Gypsy war, und zog seine Pistole von unter seinem Hemd hervor. Er hielt die Waffe tief, sodass außer dem Mann vor ihnen niemand sehen konnte, was hier vorging. Der Herzschlag des Mannes war gleichmäßig, ebenso wie sein Atem, also nahm Nick an, dass er keine große Gefahr darstellte, aber er wollte, dass Gypsy vorsichtig war, nur für den Fall.
„Ich komme gleich zurück. Gib inzwischen niemandem die Erlaubnis, den Laden zu betreten und erschieße ihn, wenn er dir zu nahe kommt.“ Nicks Stimme klang warnend, und er hielt den Blick des anderen Mannes fest.
„Was?“, fragte Gypsy erschrocken flüsternd und sah Nick an, als hätte er den Verstand verloren. „Was steht in dem Brief?“
„Es ist nur eine Einladung, aber ich habe das Gefühl, dass sie Ren interessieren könnte. Ich erzähle es dir, sobald er sie gesehen hat“, antwortete Nick und ging Richtung Hinterzimmer.
Gypsy richtete ihren Blick auf den Mann vor ihr und fragte leise. „Welche Art von Einladung?“
Sie hielt ihre Waffe hinter der Theke, aber zielte auf ihn. Sie konnte nicht verhindern, dass sie errötete, als ihr klar wurde, dass, wenn sie jetzt abdrückte, die Kugel ihn an einer Stelle treffen würde, wo kein Mann verletzt werden wollte. Hoffentlich würde er das bedenken und keine Dummheit begehen.
„Zu einer verdammt wichtigen Auktion“, antwortete der Mann mit einem sexy Lächeln.
Gypsys Augen leuchteten auf, als sie das Wort Auktion vernahm, dann runzelte sie die Stirn und fragte sich, wieso Nick dachte, dass Ren die Einladung zu einer Auktion sehen wollte, auch wenn sie im Untergrund stattfand. Es war nicht das erste Mal, dass sie eine Einladung über einen Boten erhielt.
„Wie wichtig?“, fragte sie neugierig.
„Wenn ich zuerst fragen darf“, warf der Mann ein. „Bist du irgendwie verwandt mit Lacey?“
Gypsys Lippen öffneten sich und instinktiv umklammerte sie die Waffe fester, während sie einen Schritt zurück machte. Nun verstand sie, wieso Nick die Einladung Ren gebracht hatte.
„Wer sind Sie?“, fragte sie misstrauisch.
Die Lippen des Mannes deuteten ein Lächeln an, aber er antwortete nicht.
Ren schielte zu der offenen Tür des Bombenkellers, als er Nicks Schritte hörte, als er die Treppe buchstäblich hinunterrannte. Er sah, wie der Jaguar die letzten Stufen sprang, während er einen Umschlag fest mit seiner Hand umklammerte. Ren hob eine Augenbraue und ging zur Tür, um Nick zu empfangen.
„Stell keine Fragen, lies einfach“, sagte Nick drängend, als er Ren den Umschlag gab.
Ren öffnete ihn und holte die Einladung heraus, las sie sorgfältig. Die Muskeln in seinem Kiefer spannten sich an, als er den Drang, das Papier zu zerknüllen, unterdrückte. Sein Körper entspannte sich, als er es sich plötzlich anders überlegte und über seine Schulter zu Lacey schielte, die ihn genau beobachtete.
„Es scheint, dass wir zu einer Auktion gehen werden“, erklärte Ren.
„Eine Auktion“, wiederholte Lacey, während sie sich im Sofa zurücklehnte und so tat, als würde sie es sich zwei Sekunden lang überlegen, ehe sie ihm einen Korb gab. „Ich bin nicht in der Stimmung, also nein danke.“
„Du hast nicht wirklich die Wahl“, erklärte Ren und richtete seinen Blick zurück auf die Einladung. „Es scheint, dass das wichtigste Stück, das zur Versteigerung steht, eine markierte Seele ist, und das Eröffnungsangebot für diese markierte Seele ist eine Seelenkugel. Die Auktion findet heute um Mitternacht statt… hier ganz in der Nähe.“
Er konnte schon ihre Angst riechen, aber er hatte nicht vor, sie in Gefahr zu bringen. Ihre Beteiligung an dem Diebesring würde heute Nacht enden… dafür würde er sorgen.
Lacey fühlte sich, als wären ihre Beine aus Gummi, als sie zu Ren hinüberging und das Papier nahm, das er ihr hinstreckte. Ihr Blick fiel sofort auf das Symbol am Ende des Briefs, wo normal eine Unterschrift sein sollte, und ihr Herz sackte vor Angst bis in ihren Magen ab. Sie hob schnell ihren Blick und überflog die Worte.
„Zur Hölle damit. Wenn ich dieses Gebäude nicht verlasse, dann werden sie ihr wichtigstes Stück nicht haben und ihre kleine Auktion wird ein Flop“, sagte Lacey und gab Ren das Papier zurück. „Siehst du das Siegel hier unten? Das ist das Siegel des Rings, für den ich gearbeitet habe. Wenn ich zu dieser Auktion gehe… werden sie mich umbringen.“
„Lacey“, sagte Ren ruhig, wusste, dass sie im Augenblick verrückt vor Angst war. „Wenn sie so nahe sind, dann wissen sie schon, wo du bist. Du kannst dich nicht auf ewig hier drinnen verstecken. Außerdem scheint es, dass wir etwas haben, was sie wollen.“
„Ja… mich“, sagte Lacey und machte sich dabei nicht die Mühe, die Angst in ihrer Stimme zu verstecken, als sie wütend zu ihm hochstarrte. „Ich weiß schon, dass sie mich umbringen werden, aber das bedeutet nicht, dass ich es ihnen so einfach machen werde.“
Nick drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück nach oben, denn er wollte Gypsy nicht zu lange alleine mit dem Fremden lassen. „Wenn du entschieden hast, was du machen willst, da ist ein britischer Typ oben, der auf eine Antwort wartet, und zwei Dämonen draußen vor der Tür, die auf ihn warten.“
Ren senkte seinen Blick auf Lacey, als er hörte, wie ihr Herz plötzlich raste und sie hinter Nick her die Treppe hoch eilte. Sein Gesicht verfinsterte sich ebenso wie seine Gedanken. Der Fremde sollte besser nicht das britische Arschloch sein, das ihr diese Misere überhaupt erst eingebrockt hatte.
Lacey bog nur Sekunden nach Nick um die Ecke in den Hauptraum. Ihre Lippen öffneten sich leicht, als sie Vincent sah, der ruhig dastand und über die Theke Gypsy betrachtete. Ihr Blick senkte sich und sie sah die Pistole in Gypsys Hand. Sie wollte über die Nutzlosigkeit der Drohung kichern, aber unterließ es, wissend, dass sie die einzige wäre, die den Witz verstand.
Vincent drehte seinen Kopf und fing den Blick der Frau auf, die er gesucht hatte. „Da ist das Mädchen ja.“ Er atmete schwer, ihm wurde klar, dass er sie mehr vermisst hatte, als er wollte.
Zwei Sekunden später hatte Lacey ihre Arme um Vincents Taille geschlungen und drückte ihr Gesicht in seine Brust.
Er erwiderte die Umarmung und unterließ es, zu den Dämonen vor der Tür zu schielen, wusste, dass sie sie schon gesehen hatten, aber er drehte sie so, dass er ihnen die Sicht auf sie versperrte.
Gypsy blinzelte über das liebevolle Wiedersehen und senkte dankbar die Pistole. Er konnte nicht so böse sein, wenn die Art, wie sein Blick weich geworden war, als er Lacey erblickt hatte, als Hinweis gelten konnte. Sie gab Nick die Waffe zurück, als er zu ihr hinter die Theke kam. Ein Kunde kam genau in diesem Augenblick zu ihr, um eine Frage zu stellen, und sie schielte hoch zu Nick, unsicher, ob sie jetzt gerade gehen konnte.
„Ich kann Ren kommen hören, also du kannst beruhigt sein, wir werden uns hierum kümmern“, sagte Nick, um ihr zu versichern, dass sie ruhig ihrer Arbeit nachgehen konnte.
Mit einem kurzen Nicken ging Gypsy an Nick vorbei und machte einen großen Bogen um Ren, als sie den wutentbrannten Ausdruck auf seinem Gesicht sah, als er aus dem Hinterzimmer kam. Sie sah, wie er den Dämonen einen bösen Blick zuwarf, ehe er sie wieder ignorierte und seine Aufmerksamkeit auf die Ladentheke richtete.
„Geh und pass auf, wen Gypsy hier hereinlässt. Überlass das hier mir“, forderte Ren, als er hinter Nick trat.
Nick fühlte einen kalten Schauer über seinen Rücken kriechen und er eilte zum vorderen Teil des Ladens. Selbst der Jaguar in ihm war froh, dass er nicht derjenige war, der gerade seine Arme um Lacey geschlungen hatte. Ren war schon gemein gewesen, als sie um Gypsy konkurrierten, aber er hatte das Gefühl, dass das nichts war, im Vergleich zu der Hölle, die den Briten hier erwartete.
Vincent schielte hoch und sah den Mann, der mit einschüchternder Miene und langen, verärgerten Schritten auf ihn zukam. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass der Mann nicht wirklich ihn ansah… er schaute auf Laceys Rücken, wo seine Arme sie sicher festhielten.
Er hatte vielleicht keine übernatürlichen Mächte, aber nachdem er so viele Jahrhunderte gelebt hatte, konnte er einen eifersüchtigen Mann schon auf einen Kilometer Entfernung erkennen. Vincent grinste innerlich und fragte sich, wie Lacey über diese Beziehung dachte… wenn es überhaupt eine gab. Im letzten Jahr war er der einzige Mann gewesen, der sie berührt hatte, und sie waren nicht lange genug getrennt gewesen, als dass sie sich einen anderen Liebhaber suchen hätte können. Dafür war sie viel zu wählerisch.
Ein genervtes Lächeln verzog Vincents Lippen, als er Lacey ein wenig fester an sich drückte, um zu sehen, ob der andere Mann sich aufregen würde. Schließlich… war es sein größtes Hobby, andere Leute zu ärgern.
Er kannte seine kleine Diebespartnerin gut genug, um zu wissen, dass für sie besitzergreifende und obsessive Gedanken den Gegenständen, die sie stahlen, vorbehalten… und nicht für Männer bestimmt waren. Das war es, was er am meisten an ihr mochte, dass sie beide keine Ansprüche an die Beziehung stellen wollten.
Nachdem er wusste, dass er sie dem anderen Mann nicht einfach aus den Armen reißen konnte, zwang Ren sich dazu, einen Meter hinter Lacey stehenzubleiben, so nahe, dass er sie an sich reißen konnte, wenn es notwendig war. Er mochte den Idioten jetzt schon nicht, aber war klug genug, den Impuls, Vincent zu erwürgen, zu unterdrücken, sodass er sich anhören konnte, weshalb der Mann die Dämonen hierher gebracht hatte.
Ren steckte seine rechte Hand in seinen Mantel, um die Tatsache zu verbergen, dass sie so fest zur Faust geballt war, dass seine Fingernägel seine Handfläche aufrissen. Wenn Vincent dachte, dass er Lacey zurück zu dem dämonischen Zirkus, den sie den Diebesring nannten, bringen konnte, würde er dem Trottel jedenfalls etwas viel Schmerzvolleres geben, womit er sich ablenken konnte.

Kapitel 5
„Ich machte mir solche Sorgen um dich“, murmelte Lacey in Vincents Hemd, während sie erfolglos versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die in ihre Augen traten, vor Glück, dass er wieder ganz war. Die Albträume, die sie davon gehabt hatte, dass er irgendwo lebendig begraben war, oder etwas noch Schlimmeres ertragen musste, verloren endlich ihre Wirkung, als sie sich an ihn klammerte… an ihren Freund, der so oft gestorben war. Ihr Herz war in jener Nacht stehengeblieben und die Erinnerung daran brachte sie immer noch zum Zittern.
Sie zerknüllte den Stoff seins Hemds in ihrer Faust. „Master… die Hand des verdammten Arschlochs durchdrang dich komplett. Wie bist du entkommen?“
Als er das leichte Zittern in ihrer Stimme hörte, überließ Vincent den wütenden Typen hinter ihr sich selbst und löste seine Umarmung, um seine Hände auf ihre Oberarme legen zu können. Sanft drückte er sie von sich und schaute herunter auf ihre feuchten Wangen. Verdammt… er hatte ihr gesagt, dass sie sich nie Sorgen um ihn machen sollte… und schon gar nicht um ihn weinen.
Seine Stimme wurde hart. „Du vergisst, meine Liebe… es macht mir Spaß. Jeder Teil davon. Sterben ist nicht mehr als ein Spiel für mich.“ Ihre dummen Tränen schmerzten ihn viel mehr, als eine Hand in seinem Herzen. „Also spare dir deine Tränen für etwas, das es wert ist“, zischte er, wusste, dass dies der schnellste Weg war, ihre Tränen zu trocknen… sie zu verärgern.
Lacey schaute wütend hoch zu Vincent. Er hatte das gerade absichtlich gemacht. „Lass gut sein, Volltrottel, erzähl mir einfach, was, zur Hölle, geschehen ist“, sagte sie, spielte sein Spiel mit.
„Viel besser.“ Vincent grinste über ihr Temperament. Es war wirklich verlockend. „Als ich wieder zum Leben erwachte, war ich auf Masters Anwesen, umgeben von einer Menge verärgerter Dämonen, die sich einen Spaß daraus machten, mich umzubringen, mit Wunden, die schnell verheilten, sodass sie es immer wieder tun konnten. Langweilige Idioten.“
Lacey atmete scharf ein und ihre Augen wurden groß, als sie zu ihm hochstarrte. Ihre Vorstellungskraft entwarf sofort eine Myriade verschiedener Arten, wie Dämonen ihn umbringen konnten, und die Bilder spielten vor ihrem inneren Auge ab, wie ein Horrorfilm.
Als er neue Tränen in ihren Augen glänzen sah, fügte Vincent schnell hinzu: „Sie waren nicht die einzigen, die sich auf der Party vergnügten, und sie haben es nicht einmal geschafft, meinen Rekord an Toden in achtundvierzig Stunden zu brechen, weil sie nicht lange genug die Klappe halten konnten.“
„Es war meine Schuld. Es tut mir leid… es tut mir so leid. Ich hätte deine Leiche irgendwie mitnehmen sollen“, sagte Lacey, wünschte sich, dass sie die Zeit zurückdrehen könnte. „Du hast dich wieder geopfert, um mich zu retten, und ich… ich habe dich einfach da liegen gelassen. Tolle Partnerin, die du dir da ausgesucht hast.“
„Du hast genau das gemacht, was ich dir aufgetragen habe“, korrigierte Vincent kalt.
Er streckte die Hand aus und tätschelte ihren Kopf, als wäre sie ein kleines Hündchen, denn er wusste, dass sie das hasste. Als sie wütend seinen Arm wegschlug, war er froh, dass sie nicht vor ihm in Tränen ausbrach. Er hatte im letzten Jahr für sie genug seiner eigenen Grenzen überschritten und konnte sie einfach nicht mehr weinen sehen, ohne seine wahren Gefühle zu verraten.
„Aber du musst ihnen irgendwie entkommen sein, sonst wärst du nicht in L.A…. nicht wahr?“, fragte Lacey und betrachtete ihn genau. „Du kannst sie nun verlassen und hier bei mir bleiben… wo es sicher ist.“
„Wunschträume, Täubchen.“ Vincent nickte mit dem Kopf in Richtung der Eingangstür des Ladens, um ihre Aufmerksamkeit auf seine besessenen, schwarzäugigen Fans zu lenken, die nach wie vor jede seiner Bewegungen genau im Augen behielten. „Meine Eskorte wartet darauf, dass ich ihnen deine Antwort überbringe.“
Lacey schenkte den beiden Männern nur einen schnellen, genervten Blick, ehe sie furchtlos die Schultern zuckte. „Sie können nicht ins Hexenbräu kommen. Dämonen dürfen hier nicht ohne meine oder die Erlaubnis meiner Cousine herein, also können sie von mir aus dort draußen stehen, bis sie anwachsen.“
„Wenn es nur so einfach wäre“, sagte Vincent und schüttelte seinen Kopf über seine furchtlose, kleine Partnerin. Es war wirklich eine Schande, dass er so auf sie abgefärbt hatte. Selbsterhaltungsinstinkte waren tatsächlich eine gute Erfindung… wenn sterben das Letzte war, was man jemals machte.
Entschlossen sie aus ihrem Märchenland zu holen, zog Vincent seine Augenbrauen zusammen, um seinen Missmut zu zeigen. „Nachdem du ein kleines, wichtiges Detail vergessen zu haben scheinst, werde ich dich daran erinnern, wie die Situation wirklich ist. Die Dämonen in unserem kleinen Ring haben eine Vorliebe für tödliche Waffen und durch die Verbindungen in der Unterwelt haben sie sich eine ziemlich beeindruckende Sammlung angehäuft. Sie brauchen nicht hereinzukommen, um mich oder dich zu holen. Sie können uns einfach durch das Fenster erschießen, nachdem sie beide bewaffnet sind.“
Lacey schielte langsam zurück zum Fenster und fragte sich, wieso sie noch nicht ihre Waffen gezogen und sie erschossen hatten. Vielleicht dachten sie, dass sie brav sein mussten, weil die Straße hinter ihnen dicht bevölkert war und viele Menschen unterwegs beim Einkaufen waren. Ja… viel zu viele Augenzeugen.
Sie erkannte beide Dämonen, weil sie in der Nacht, in der sie den Würfel benutzt hatte, um entkommen zu können, bei Master gewesen waren. Vincent hatte Recht, was ihre Vorliebe für Schusswaffen betraf… sie hatten sogar für die Monster die neuesten Pistolen gestohlen. Der Hauptgrund, weshalb die Dämonen Waffen benutzten, anstatt Leute einfach zu zerreißen, war, dass sie sich so besser tarnen konnten und einfach wie andere Menschen wirkten, die Leute umbrachten.
„Nun, was sie nicht sehen, können sie nicht erschießen“, bemerkte sie, packte Vincents Hand und versuchte, ihn ins Hinterzimmer zu ziehen. Sie runzelte die Stirn und warf ihm einen bösen Blick zu, als er sich weigerte, mitzukommen.
Vincent riss sie vorwärts, ehe sie geradewegs in die Arme des dampfenden Vulkans hinter ihr laufen konnte… der kleine Dummkopf.
„Wenn sie wollten, dann könnten sie einfach den ganzen Laden in die Luft jagen, und du weißt das so gut wie ich“, sagte er ruhig. Er hatte es sich zum Hobby gemacht, sich umbringen zu lassen, aber sie musste lernen, ihren Kopf zu benutzen, bevor sie ihn verlor. Der Gedanke daran verstörte ihn und das war hörbar in seiner Stimme: „Halt mal kurz die Luft an und denk nach, bevor ich auch dich begraben muss.“
„Verdammt.“ Lacey riss ihre Hand mit einem frustrierten Laut von ihm los. Sie musste ihn irgendwie davon abhalten, ihr das jedes Mal, wenn er nicht mit ihrem Verhalten einverstanden war, unter die Nase zu reiben. „Wieso umgibst du dich mit Monstern, wenn du so überhaupt nicht wie sie bist?“, zischte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte, und es war ein strohdummer Grund, wenn man sie fragte. „Sie können genauso schnell sterben, wie wir. Du hast das bewiesen, indem du Master geköpft hast.“
„Mach dir keine Sorgen um mich, Liebling“, befahl Vincent, denn er wusste, dass sie sich hiervor nicht verstecken konnte. „Ich bin gekommen, um dir zu helfen, und du musst gut zuhören. Der neue Dämon, der Masters Platz eingenommen hat, möchte einen Deal mit dir machen.“
„Einen Deal… meinen sie wirklich, dass ich dumm genug bin, diesen Fehler noch einmal zu machen?“ Lacey verzog das Gesicht. „Keine Chance.“
„Lass mich ausreden“, sagte Vincent, während er mit seiner Hand durch sein Haar fuhr, um es aus seinen Augen zu streichen. „Heute Nacht bei der Auktion werden sie ihre Besitzansprüche an deiner Seele anbieten und dir deine Freiheit zurückgeben, im Tausch gegen die Seelenkugel, die dein Großvater vor so langer Zeit gestohlen hat. Du weißt doch, wo sie ist… oder?“
Die Falten auf Rens Stirn wurden noch tiefer, als er sich daran erinnerte, dass er die merkwürdige Kugel in seiner Hand gehalten hatte, und das Wesen gesehen hatte, das darin gefangen war. Er hatte keine Macht von dem Wesen gefühlt… nur eine überwältigende Macht von der Kugel selbst. Was auch immer darin war, war sehr gut geschützt und abgeschirmt, und das zweifellos mit gutem Grund. Die Tatsache, dass die Dämonen die Kugel unbedingt haben wollten, war kein gutes Zeichen.
Lacey sah hoch zu Vincent, ein unglücklicher Ausdruck auf ihrem Gesicht, als ihr dämmerte, dass er sich schon wieder opferte, um sie zu retten. „Das war deine Idee… nicht wahr? Weil du weißt, dass die Dämonen sich an die Abmachung halten und mich in Ruhe lassen werden.“
„Erhebe mich nicht voreilig in den Heldenstatus, Liebling“, sagte Vincent, der sich selbst immer noch dafür verdammte, dass er die eine Regel gebrochen hatte, die besagte, dass er niemandem Zugang zu seinem Herzen gewähren sollte. „Ich habe das nur vorgeschlagen, weil sie mich wieder und wieder zu Tode folterten, und ich wollte, dass sie endlich damit aufhören.“
Lacey ballte ihre Hand zur Faust und boxte ihn fest in die Brust, kümmerte sich nicht darum, dass es ihr vermutlich mehr wehtat als ihm. Ernsthaft… er konnte so ein Idiot sein, gab immer vor, dass er den Schmerz des Sterbens nicht fühlte, obwohl sie sein verzerrtes Gesicht viel zu oft gesehen hatte, als dass sie diesen Unsinn noch glauben konnte.
„Versuchst du, mich zum Weinen zu bringen?“, fragte sie böse.
Vincents Schultern sackten ein Stück ab, als ihm klar wurde, dass er dieses kleine Detail besser nicht verraten hätte sollen. Sie sollte wütend auf ihn sein, dafür dass er sie überhaupt erst in Gefahr gebracht hatte, anstatt sich um seine Schmerzgrenze zu sorgen. Es war egal, wie sehr es schmerzte, wenn der Schmerz keine Bedeutung hatte.
Er hätte es besser wissen und seiner Einsamkeit nicht nachgeben sollen… sie nicht in dieses Chaos ziehen wie ein egoistisches Arschloch, nur weil er sich langweilte. Es war überraschend, dass er sie so lange beschützt hatte, aber wenn sie ihm nur einmal zuhören würde, dann könnte er sie endlich von dem allen befreien.
„Sieh her, ich weiß nicht, was diese Seelenkugel ist, aber nach der Tatsache zu urteilen, dass sie sie so unbedingt wollen, dass sie dich nicht nur leben lassen, sondern dir die Freiheit versprechen… nun, vermutlich ist es nicht so eine nette Sache“, gab er zu, dann sah er ihr fest in die Augen. „Aber wenn es bedeutet, dass du nicht unter der Erde landest, dann würde ich sagen, gib ihnen ihr Spielzeug.“
Sie knurrte ihn an, fragte sich, ob er jemals aufhören würde, ihre Sterblichkeit gegen sie zu verwenden. Im Moment war ihr dieser legendäre Dämon, von dem ihr Großvater gesagt hatte, dass er in der Seelenkugel gefangen war, völlig egal. Nachdem ihr Großvater nie herausgefunden hatte, wie man sie öffnen konnte, und er hatte es versucht, war die Kugel für sie nicht mehr als ein hübscher Staubfänger.
Lacey wirbelte herum, um Ren suchen zu gehen, und bekam fast einen Herzinfarkt, als sie ihn weniger als einen halben Meter hinter ihr stehen sah. Etwas an dem Blick, mit dem er Vincent aufspießte, als wollte er ihn damit töten, ließ sie sich einen halben Schritt von ihrem Freund entfernen. Sie trat aus der Schusslinie zwischen den beiden und lehnte sich zurück an die Ladentheke. Großartig, Ren sah so aus, also wollte er Vincent umbringen, und dieser hatte immer gesagt, dass er sterben wollte… sie würden einander blendend verstehen.
Lacey holte tief Luft, um ihre Nerven zu beruhigen, und hob ihr Kinn zwei Zentimeter an. „Nachdem du Diebe nicht magst, nehme ich an, du hast die Seelenkugel nicht gestohlen, sondern sie nur an einen sicheren Ort gebracht, so wie Gypsy mir versichert hat… richtig?“
„Stimmt“, versicherte Ren ohne zu zögern. Er wollte, dass sie ihn um Hilfe bat, denn der Mann auf ihrer anderen Seite würde ihren sicheren Tod bedeuten. Obwohl er durchaus ein paar nützliche Tipps bekommen hatte, indem er zugesehen hatte, wie Vincent mit dem kleinen Hitzkopf umging.
Er ballte seine Hand zur Faust, um sich davon abzuhalten, sich die Schläfe zu reiben. Zacharys Macht an ihr anzuwenden, hatte seinen Kopf völlig verdreht und er fühlte sich wie schwindelig. Er fühlte sich, als wäre er derjenige, der sie seit einem Jahr kannte… sie geliebt hatte… sie beschützt hatte… für sie gestorben war. Zumindest hatte er noch genug von seinem Verstand übrig, um dem anderen Mann die Schuld für die schlechten Dinge zu geben.
„Dann solltest du sie problemlos für mich zurückholen können… nicht wahr?“, fragte Lacey, um seine Ehrlichkeit zu prüfen.
Mit dem Wissen, dass es ihr Leben retten würde, hatte Ren auf jeden Fall vor, die Seelenkugel dafür zu verwenden, sie freizukaufen. Aber anstatt diese Tatsache vor Vincent zu verkünden, der es den Dämonen weitererzählen würde, antwortete er ausweichend: „Ich muss mit einem bestimmten Gott darüber reden… aber vielleicht kann ich es arrangieren.“ Er grinste innerlich, als Vincent eine Augenbraue hob, als er den Gott erwähnte. „Aber die Dämonen müssen zustimmen, dass du deine eigene Eskorte mitbringst, denn du wirst nicht alleine gehen.“
Lacey fühlte, wie Hoffnung in ihrer Brust keimte, als sie sich plötzlich daran erinnerte, dass Ren gesagt hatte, dass er die Mächte von denen, die ihn umgaben, kopieren konnte. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie mächtig er wäre, wenn er in einen Raum voller Dämonen und Paranormaler spazierte. Fantastische Idee… die Dämonen würden nicht wissen, wie ihnen geschah, ehe es vorbei war, und sie hätten keine andere Wahl, als Vincent auch seine Freiheit zurückzugeben.
Ren starrte auf sie hinunter, als sie ihm langsam das hübscheste Lächeln schenkte, das er je gesehen hatte. In diesem Moment war ihm klar, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte.
Jetzt, wo sie ihr Selbstvertrauen wieder zurückhatte, trat Lacey näher zu Vincent und schaute mit einem trotzigen Blick zu ihm hoch. „Dann sag diesen Mistkerlen das: ich werde ihrem Deal unter einer Bedingung zustimmen: Als Gegenleistung will ich nicht nur meine… sondern auch deine Seele und deine Freiheit.“
„Hast du einen Todeswunsch?“, fragte Ren, der plötzlich das Bedürfnis verspürte, ihren Verstand zurück in diesen hübschen Kopf zu prügeln.
„Ich stimme da deinem neuen Freund zu“, sagte Vincent, was ihm einen schockierten Blick von Ren einbrachte. „Ich würde da nicht zu viel verlangen. Wir werden heute Nacht bei der Auktion von Dämonen umzingelt sein, denn es werden viele Dinge versteigert… nicht nur du.“
Vincent holte tief Luft, ehe er fortfuhr: „Diese hier ist nicht so wie die kleinen Auktionen, die sie im letzten Jahr abgehalten haben… stell dir etwas viel Größeres vor und dann ersetzt du die grauhaarigen Milliardäre durch schöne Dämonen, dann kommst du der Wahrheit ziemlich nahe.“
„Schöne Dämonen.“ Lacey hob eine Augenbraue, als Masters runzeliges Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte.
Er schüttelte seinen Kopf über ihre Naivität. „Neun von zehnmal wird der schönste Dämon in einem Raum auch der mächtigste sein. Es wäre klug, dir das zu merken, denn heute Nacht sind nur die mächtigsten eingeladen.“
Ren machte sich diesmal nicht die Mühe, den Drang, seine Schläfe zu reiben, zu unterdrücken. Wer auch immer der Anführer dieses Rings war, sollte seinen Kopf untersuchen lassen. „Amateure“, knurrte er leise.
Lacey blinzelte. „Ich stimme Ren zu… was, zur Hölle, denken sie sich dabei?“
„Dass sie kaufen und verkaufen können, wie die gierigen Mistkerle, die sie immer schon waren.“ Vincent zuckte die Schultern, hoffte ehrlich, dass ein riesiger Kampf zwischen den Dämonen ausbrechen würde und der allmächtige Anführer des Rings seinen Kopf einbüßen würde. Mittlerweile würde es ihn nicht mehr im geringsten stören. Die Tatsache, dass Lacey ziemlich zum Schluss an die Reihe kommen sollte, war hilfreich und er wollte nicht, dass sie alles wieder zerstörte, indem sie hereinspazierte und sich nicht an die Regeln hielt.
„Sie überprüfen am Eingang, dass niemand Waffen mitnimmt, aber das wird den Menschen, die anwesend sein werden, nicht helfen. Wie du weißt, sind die meisten Dämonenwaffen ein Teil von ihnen und können ihnen nicht einfach abgenommen werden wie eine Pistole. Es wird eine verdammt gefährliche Versammlung werden und ich würde da nicht mit dem Ziel hineingehen, Forderungen zu stellen.“
Lacey starrte ihn einfach nur an, ein herausforderndes Leuchten in ihren Augen.
Vincent schüttelte nur seinen Kopf und schielte zum Fenster zu den Dämonen, wo er erkannte, dass einer von ihnen nun die Straße beobachtete, während der andere ihn im Laden im Auge behielt. „L.A. ist nicht so, wie es früher war. Mittlerweile… müssen sogar die Dämonen auf der Hut sein.“
„Wenn du neu in der Stadt bist, dann kennst du nicht einmal die halbe Wahrheit“, bemerkte Ren in der Hoffnung, den verliebten Mann davon abzuhalten, nach der Auktion noch zu bleiben.
Vincent betrachtete Ren und fragte sich, was es mit den dunklen Sonnenbrillen auf sich hatte. „Oh, ich bin nicht ganz ahnungslos. Soweit ich bisher gehört habe, besagen die Gerüchte, dass irgendein Trottel irgendwo hier das Tor zur Hölle geöffnet hat und dass das der Grund ist, weshalb heute so viele Dinge versteigert werden. Jeder will irgendeine Macht haben… entweder um sich selbst zu verteidigen, oder um die Weltmacht an sich zu reißen.“

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Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12) Amy Blankenship
Todeswunsch (Blutsbündnis-Serie Buch 12)

Amy Blankenship

Тип: электронная книга

Жанр: Ужасы

Язык: на немецком языке

Издательство: TEKTIME S.R.L.S. UNIPERSONALE

Дата публикации: 16.04.2024

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О книге: Ren dachte, dass er sich einen kleinen Dieb gefangen hatte, nur um dann herauszufinden, dass unter mehreren Schichten Jungen-Kleidung und Schmutz die begehrenswerteste Verführerin war, die er je gesehen hatte. Als er erkennt, dass sie die Marke eines Dämons auf sich hatte, und einen Todeswunsch auf sich zu haben schien, entscheidet Ren schnell, dass die einzige Möglichkeit, wie er ihr Leben schützen kann, ist, wenn er sie nicht mehr aus den Augen lässt. Wenn die Dämonen selbstmörderisch genug waren, zu meinen, dass sie sie von ihm stehlen konnten, dann würde er ihnen ihren eigenen Todeswunsch geben. In den Diebesring des Untergrundes, der von den Dämonen betrieben wurde, hinein zu gelangen, war einfach gewesen… wieder zu entkommen, als sie entschieden, sie umzubringen, das war es, was Lacey Probleme bereitete. Als ihr Partner stirbt, nur damit sie einen Vorsprung haben kann, lässt sie das Opfer nicht umsonst sein und rennt, als wäre eine Horde Dämonen hinter ihr her… was zutrifft. Wie hätte sie wissen sollen, dass ihr Fluchtweg sie direkt in die Mitte eines Dämonenkriegs führte, und geradewegs in die Arme eines sexy Fremden, der mächtiger war, als ihr schlimmster Albtraum? Ren dachte, dass er sich einen kleinen Dieb gefangen hatte, nur um dann herauszufinden, dass unter mehreren Schichten Jungen-Kleidung und Schmutz die begehrenswerteste Verführerin war, die er je gesehen hatte. Als er erkennt, dass sie die Marke eines Dämons auf sich hatte, und einen Todeswunsch auf sich zu haben schien, entscheidet Ren schnell, dass die einzige Möglichkeit, wie er ihr Leben schützen kann, ist, wenn er sie nicht mehr aus den Augen lässt. Wenn die Dämonen selbstmörderisch genug waren, zu meinen, dass sie sie von ihm stehlen konnten, dann würde er ihnen ihren eigenen Todeswunsch geben.

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