Dunkle Flammen

Dunkle Flammen
Amy Blankenship
Blutsbundnis #6
Gerade als der Vampirkrieg eskaliert und zu einem ausgewachsenen Dämonenkrieg wird, findet Zachary sich mit der Verantwortung über eine hübsche Geisterbeschwörerin, die mit einem dunklen Moment seiner Vergangenheit in Verbindung steht. Er hatte zugesehen, wie ihre Mutter den schmalen Grat überschritt und geradewegs in die Arme eines Dämons spazierte. Es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Tiara nicht denselben leidenschaftlichen Weg wählte… es sei denn, sie tat es mit ihm. Nun, wo die Dämonen sich näherten, war das Allerletzte, womit er rechnete, dass Tiara mit ihnen verwandt war. Während Launen überkochen und Geheimnisse behalten werden, wird Eifersucht ein gefährliches Spiel. Jemand hätte sie warnen sollen, dass, wer mit dem Feuer spielt, sich auch verbrennen wird.



Table of Contents

Kapitel 1 (#ulink_69ff67ae-32a5-56fb-ae1b-aa126a49823c)
Kapitel 2 (#ulink_7c2184dd-634a-543f-b330-e64460ef208f)
Kapitel 3 (#ulink_5fad2985-2b75-5964-bf77-b75f4830288d)
Kapitel 4 (#ulink_20d2b3ac-7de8-52be-8e16-ac6bba16609e)
Kapitel 5 (#ulink_994f15f7-6981-59c6-bbee-5fb66ef60808)
Kapitel 6 (#ulink_3f81c0b6-11d5-50bf-82dc-825fdd2f458d)
Kapitel 7 (#litres_trial_promo)
Kapitel 8 (#litres_trial_promo)
Kapitel 9 (#litres_trial_promo)
Kapitel 10 (#litres_trial_promo)
Kapitel 11 (#litres_trial_promo)
Kapitel 12 (#litres_trial_promo)
Kapitel 13 (#litres_trial_promo)
Kapitel 14 (#litres_trial_promo)
Kapitel 15 (#litres_trial_promo)
Kapitel 16 (#litres_trial_promo)
Kapitel 17 (#litres_trial_promo)
Kapitel 18 (#litres_trial_promo)
Kapitel 19 (#litres_trial_promo)
Kapitel 20 (#litres_trial_promo)
Kapitel 21 (#litres_trial_promo)

Dunkle Flammen
Blutsbündnis-Serie Buch 6

Amy Blankenship, RK Melton
Translated by Martina Hillbrand (https://www.traduzionelibri.it/profilo_pubblico.asp?GUID=fed007dfaf061d98c1cfff6a25035574&caller=traduzioni)

Copyright © 2012 Amy Blankenship
Zweite Auflage herausgegeben von TekTime
Ins Deutsche übersetzt von Martina Hillbrand
Alle Rechte vorbehalten.

Kapitel 1
Damon schritt durch die Tür seiner Luxuswohnung und stellte Alicia auf ihre Füße. Er hatte kein Wort gesagt, seit sie das Night Light verlassen hatten, da er seiner Stimme und seinen Emotionen nicht ganz vertraute.
Die Stille zwischen ihnen war ohrenbetäubend, aber Alicia hatte nicht den Mut, sie zu brechen. Als sie seine Hand auf ihrem Rücken fühlte, wie er sie vor sich her ins Wohnzimmer schob, bekam sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie wütend er wirklich war. Sie drehte sich schnell um, um ihn im Auge zu behalten und sah schweigend zu, wie er mit einer zornigen Bewegung seinen Mantel auszog und ihn quer durch den Raum schleuderte.
Das Kleidungsstück landete auf der Lehne des Sofas, aber Damon hatte es schon wieder vergessen, wandte seine Aufmerksamkeit stattdessen der Ausreißer-Künstlerin zu, die seine Partnerin war.
„Damon, warte.“ Alicia hatte das Gefühl, dass sie ihn anflehen musste, als sie sich zurückzog.
„Warten worauf?“, fragte Damon und legte seinen Kopf leicht zur Seite. Er verfolgte sie langsam, scheinbar ruhigen Schrittes. „Darauf, dass du wieder verschwindest, im ersten Moment, wo ich dir den Rücken zukehre? Du hast keine Ahnung davon, was sich in der Dunkelheit dort draußen noch versteckt. Es ist gefährlich.“
„Ich habe mein ganzes Leben dort draußen gelebt. Ich bin nicht mehr wehrlos… du hast dafür gesorgt, als du mich verwandelt hast.“ Alicia schenkte ihm einen bösen Blick, aber zog sich weiter zurück, ihr Selbstvertrauen wurde etwas erschüttert, als sie seine Wut fühlte. „Es ist ja nicht so, als ob ich vor dir weggelaufen wäre.“ Sie schluckte, als er mit fliegenden Fingern sein Hemd aufzuknöpfen begann.
Damons Augen wurden schmal, betrachteten sie, als sie hinter das Sofa trat… als würde es ihn aufhalten können. „Nun, wo habe ich das schon einmal gesehen?“, fragte er und seine Mundwinkel hoben sich leicht.
Alicia erbleichte, als sie das beängstigende Lächeln sah, das er ihr schenkte. „Ich habe dich gebeten, mich zu ihm zu bringen”, sagte sie zu ihrer Verteidigung.
„Und ich erinnere mich genau daran, dass ich dir sagte, nein, noch nicht.“ Die Muskeln in Damons Kiefer zeichneten sich deutlich ab, als er sich daran erinnerte, wie sie Micah umarmt hatte. Die Art, wie sie auseinander gesprungen waren, war genau der Grund, wieso er sie nirgendwo in der Nähe des Werpumas haben wollte.
„Micah machte sich Sorgen… er liebt mich, Damon.“ Alicia probierte es mit der ruhigen Methode, denn er ließ das Sofa zwischen ihnen stehen… im Moment. Sie blinzelte, als er plötzlich neben ihr war… auf ihrer Seite des Sofas, und sanft mit seiner Handfläche über ihre Wange strich.
„Und du meinst, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, mir das unter die Nase zu reiben?“, fragte Damon mit täuschend leichtherziger Stimme.
Alicias Mund öffnete sich für eine Entgegnung, aber er war plötzlich weg. Sie wirbelte herum, als sie hörte, wie die Kühlschranktür zugeschlagen wurde, und sah, wie Damon sich etwas Blut in ein Glas goss. Sie runzelte die Stirn, denn sie wusste, dass er nicht verletzt war… also wieso trank er Blut?
Nachdem sie ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu gemacht hatte, war sie dann doch nicht mutig genug, die Küche zu betreten, sondern fragte von der Tür aus: „Wieso trinkst du das?“
Sie beide zuckten zusammen, als das Glas in seiner Hand zerbrach.
Damon schloss seine Augen eine Sekunde lang und riss sie dann schnell wieder auf. „Ich bin wütend, wie du sicher bemerkt hast, und ich hoffte, dass mir dies die Kraft geben würde, es zurückzuhalten.“ Er hob eine Augenbraue, als Alicia die Schnelligkeit, die sie ihm zu verdanken hatte, nutzte, um an ihm vorbei zum Kühlschrank zu rennen. Einen Moment später stellte sie ein volles Glas in die Mikrowelle.
Alicia fühlte ein Schaudern, als sie sich umdrehte und Damon sie am Schrank gefangen hielt. Er sagte nichts… hielt sie einfach nur gefangen, während er seinen Kopf zu ihrem Hals senkte… sie nicht berührte.
„Was machst du?“, flüsterte sie heiser.
„Mich testen“, antwortete Damon, während er einatmete.
„Was testest du?“ Sie lehnte ihren Kopf zurück, weg von der Hitze, die er in ihr erzeugte.
Damon drückte sich selbst ein wenig vom Schrank ab, um sie ansehen zu können, während er antwortete. „Um zu sehen, ob ich meinen Verstand behalten kann, wenn du nach einem anderen Mann riechst.“
Er fing schnell die Hand auf, die nach seinem Gesicht ausgeholt hatte, und riss sie nach vorne. „Ich würde das nicht machen, wenn ich du wäre“, warnte er. Er ließ ihr Handgelenk los, als die Mikrowelle piepte.
Alicia trat zur Seite, sodass er selbst das Glas herausholen konnte. Sie runzelte die Stirn. „Er ist mein Bruder… das sollte nicht zählen.“
„Vielleicht würde es das auch nicht, wenn du ihm nicht gesagt hättest, dass ihr nicht wirklich Geschwister seid.“ Das Glas zerbrach wieder in seiner Hand. „Verdammt, ich gebe auf!“, knurrte Damon angespannt, während er auf die rote Flüssigkeit auf den Fliesen hinuntersah. Er ballte seine Hände zu Fäusten an seiner Seite und eilte an ihr vorbei ins Wohnzimmer.
Alicia rieb sich die Schläfen, verstand endlich, wieso er, zumindest in seinem eifersüchtigen Kopf, dachte, dass er das Recht hatte, wütend zu sein. Sie hatte nicht gewusst, dass er zugehört hatte, als sie Micah erzählt hatte, dass sie keine Geschwister waren. Sie hatte versucht, Micah aufzumuntern… nicht Damon dazu zu bringen, ihr das ihr restliches Leben vorzuwerfen. Als sie ihren Kopf nach ihm umdrehte, konnte sie ihn vor den riesigen Fenstern stehen sehen.
Damon beobachtete ihr Spiegelbild im Glas, als sie sich ihm näherte. Er konnte ein leises Grinsen nicht unterdrücken, das seine Lippen verzog, als sie von hinten ihre Arme um ihn schlang. Sie war so klein, dass sie vollständig hinter ihm verdeckt war. Er hielt eine ihrer Hände und zog, bis sie vor ihm stand, mit ihrem Rücken an seine Brust gedrückt.
„Wie lange wusstest du, dass er nicht dein Bruder ist?“, fragte er, wobei er den Blick ihres Spiegelbildes festhielt.
„Nur ein paar Stunden bevor ich es Micah erzählte.“ Sie schmiegte sich rückwärts in die Sicherheit, die seine Arme ihr boten. „Wir haben heute Nacht darüber gesprochen.“ Sie fühlte, wie seine Arme sie fester drückten, und fügte schnell hinzu: „Wir drei sind die einzigen, die es wissen… abgesehen von Frau Tully, weil sie mich zur Welt geholt hat. Wir beide haben entschieden, dass wir nicht wollen, dass es sonst jemand erfährt.“
„Weise Entscheidung“, meinte Damon.
Alicia biss sich auf ihre Unterlippe, fragte sich, wie sie es formulieren sollte, damit Damon sie verstand. „Aber ich liebe ihn, weißt du. Er ist mein großer Bruder und wir standen uns schon immer nahe. Du musst mich ihn sehen lassen.“
„Muss ich das?“, fragte Damon neugierig.
Alicia schüttelte ihren Kopf und drehte sich dann in seiner Umarmung um, damit sie ihn ansehen konnte. „Hör mir zu“, sagte sie leise lächelnd. „Micah hat den ersten Platz auf meiner Heldenliste gewonnen, als ich noch ein Kind war, weil er dem Rest meiner Familie nicht zugestimmt hat, als diese mich vor der Welt versteckte. Er kam mich ständig von der Schule abholen, um mich aus diesem Gefängnis zu befreien… manchmal für ganze Wochen. Er schenkte mir die Freiheit, nach der ich mich sehnte.“
Damon vertraute sich selbst nicht genug, um etwas zu sagen, aber sie festzuhalten und die Liebe in ihren violetten Augen leuchten zu sehen, beruhigte seine Wut.
„Und er ist ein sehr kluger Mann. Er sagte mir, dass ich eines Tages jemanden finden würde, der mir zeigen würde, was wahre Liebe ist.“ Alicia hob ihre Hand und legte sie auf Damons Wange. „Er hatte recht… nicht wahr? Du wirst mich nicht wegsperren, oder?“
Damon zog sie fest an sich, wickelte sie fest in die Stahlketten, die seine Arme waren, ein. Er starrte aus dem Fenster, von dem aus er überblicken konnte, was schnell zu einem sehr gefährlichen Ort wurde. Er hatte seine Dachwohnung verwendet, um sich vor Michael zu verstecken… jetzt nutzte er sie, um Alicia vor allem zu verstecken, was sie verletzen könnte.
Die Wahrheit war… nach dem, was letzte Nacht geschehen war, war dieser Ort nicht mehr sicher genug, um etwas, das so wertvoll war, hier zu verstecken. Er würde einen Platz finden müssen, den sie ihr Eigen nennen konnten, und den er vor Dämonen schützen konnte. Außerdem… er freute sich darauf, wieder neben Michael zu kämpfen.
„Also um dein Held zu sein, muss ich dich in einer gefährlichen Stadt voller Dämonen aus den Augen lassen? Das ist unfair“, tadelte Damon.
„Wenn ich mich nicht davonschleichen müsste, dann würdest du immer wissen, wo ich bin“, sagte Alicia, dann hielt sie ihren Atem kurz an, ehe sie fortfuhr: „Ich will nicht, dass mich etwas an dir stört… ich liebe dich.“
Damon seufzte leise. „Ich liebe dich auch… deshalb werde ich deiner Freiheit nur unter einigen Bedingungen zustimmen.“
„Und was wären diese Bedingungen?“, fragte sie skeptisch.
Damon grinste. „Ich werde dir beibringen, dich selbst zu schützen, wenn ich nicht da bin.“
„Kampftraining?“ Alicia konnte nicht verhindern, dass sie aufgeregt klang. „Ich bin dabei.“
„Das solltest du, denn du kämpfst richtig schlecht.“ Als sie versuchte, ihn zu schlagen, nagelte Damon einfach ihre Arme an ihn und fegte mit dem Bein ihre Füße unter ihr weg. Als er sie langsam auf den Boden legte, fühlte er, wie sich in seiner Mitte etwas regte, als er sich über sie beugte.
„Was zu beweisen war“, sagte er und starrte hinunter in ihre Augen.
Alicia knurrte zu ihm hoch und zeigte ihm theatralisch trotzig ihre Zähne, was es für Damon nur noch schwieriger machte, sie nicht gleich hier zu nehmen.
„Und es wird keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben“, erklärte Damon mit ernstem Blick.
Alicias Knurren verstummte, und sie schenkte ihm ein verlockendes Lächeln, während sie sich unter ihm wand. „Ich will dich.“ Ihre Stimme war Verführung pur. Sie wartete, bis sein Griff sich lockerte und seine Lippen sich auf ihre senkten. Schnell rollte sich Alicia herum, wobei sie ihn mitnahm. Sie ließ sich schwer auf seinen Unterbauch fallen und grinste, als sie auf ihn hinunter starrte.
„Was zu beweisen war“, imitierte sie ihn und rekelte sich noch einmal verführerisch.
„Meinst du?“ Damon hob sie beide vom Boden hoch und drückte sie gegen die Wand, ehe sie auch nur blinzeln konnte. Er drängte sein Bein zwischen ihre und schob es nach oben, bis sie auf seinem Oberschenkel ritt. Dann beugte er sich nach vor und saugte ihr sensibles Ohrläppchen zwischen seine Lippen, während er flüsterte: „Zu dem Spiel gehören zwei.“
Alicia fühlte, wie sie innerlich schmolz und sie wiegte sich auf seinem Oberschenkel, wollte mehr. „Mir gefällt es, wie du mich trainierst.“
Damon knurrte über die erotische Welle, die diese Worte auslösten, und presste seine Lippen auf ihre, als er sein Verlangen plötzlich nicht mehr zurückhalten konnte. Er würde ihr geben, was sie brauchte… aber Freiheit stand nicht auf dieser Liste. Nachdem er auch nur einen Bruchteil von dem gesehen hatte, was aus jenem Spalt gekrochen war, würde er jede ihrer Bewegungen beschatten, auch wenn sie es nicht wusste. Wenn sie gedacht hatte, dass er vorher schon überfürsorglich war… dann hatte sie keine Ahnung.
Was Damon vor ihr verbarg, war seine eigene Angst… Angst, dass, wenn er sie aus den Augen ließ, er sie nie wiedersehen würde, lebend oder tot. Er hatte den Schmerz, eine Frau, die ihm etwas bedeutete, zu verlieren, schon einmal erfahren, aufgrund von seiner eigenen und Michaels Dummheit. Der Unterschied war, dass Alicia Damon nicht nur viel bedeutete… er liebte sie aus tiefstem Herzen.
Er zog sich aus dem Kuss zurück und grinste, dann hob er sie hoch, als sie versuchte, seinen Lippen zu folgen. Er schritt entschlossen auf das Schlafzimmer zu, aber verlor seinen Schwung, als Alicias Zähne über seine rechte Brustwarze kratzten und danach ihre warme Zunge darüber strich. Ihre zarte Hand streichelte sanft über seine nackte Haut, ließ ihn sich nach mehr sehnen.
Als sie sah, dass er gründlich abgelenkt war, wand sich Alicia schnell aus seinen Armen und ließ vier dünne Kratzer ihrer Klauen quer über seine Brust zurück. Sie waren nicht tief genug, um zu schmerzen, aber sie waren definitiv genug, um sicherzugehen, dass sie genau das bekam, wonach sie sich sehnte… wenn er sie fangen konnte.
Damon blinzelte, als Alicia plötzlich verschwand und er hörte, wie die Schlafzimmertür sich leise schloss. Seine Augenbraue hob sich, als er auf seine Brust hinunter blickte und zusah, wie die dünnen Kratzer verheilten und wieder verschwanden. Er schielte hinüber zur Schlafzimmertür und seine Augen wurden schmal, als er hoffte, dass sie diese sexuelle Kampftaktik nur an ihm anwenden wollte… und nicht am Feind.
Alicia hatte die Tür verschlossen und machte ein paar Schritte zurück, wartete darauf, das Damon sich aufbrach.
„Hallo Liebling, hast du mich vermisst?“, flüsterte Damon in ihr Ohr.
Alicia kreischte überrascht und drehte sich zu ihm um, während sie ein paar Schritte rückwärts machte. Sie starrten einander einen Moment lang an, ehe Alicia Richtung Balkontür floh. Damon grinste, als er sie problemlos einholte und seine Arme um ihre Taille schlang, im selben Moment, als sie ihre Hand nach dem Türgriff ausstreckte.
Sie wehrte sich, zappelte an ihm in einem halbherzigen Versuch, ihm zu entkommen, und Damon versteifte sich voller Vorfreude. Seine kleine Höllenkatze wollte verfolgt und liebevoll dominiert werden, und das würde er ihr geben. Er zog sie zurück in seine Brust und grinste, als sie geräuschvoll die Luft einsog, als eine Hand auf einer ihrer Brüste landete.
„Das war eine sehr hübsche Ablenkung“, meinte Damon nachdenklich, während er sein Gesicht an ihren Hals schmiegte. Sanft biss er auf ihre Haut und streichelte ihre Brust, als sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte und stöhnte. „Aber ich hoffe, dass ich der einzige bin, an dem du diesen Trick verwendest.“
Alicia konnte nur atemlos kichern. „Keine Sorge. Ich glaube nicht, dass die Brustwarzen eines Dämons so gut schmecken wie deine.“
Damon knurrte während er den Unterrand ihres T-Shirts packte und es mit einer schnellen Bewegung über ihren Kopf zog.
Alicias Humor flog aus dem Fenster, als Damons Hände über ihre Seiten streiften, während er ihr T-Shirt über ihren Kopf zog. Sie schrie leise auf, als seine Hände wieder zu ihren Brüsten zurückkehrten und über den Spitzenstoff auf ihren harten Brustwarzen rieben, und sie hob ihm ihre Brust entgegen, um den Druck zu erhöhen.
Nachdem sie seine Finger direkt auf ihrer Haut fühlen wollte, hob sie ihre Hand, um den Haken ihres BHs zu lösen. Damon packte ihre Handgelenke und legte sie um seinen Hals.
„Lass deine Hände da“, befahl er heiser.
Alicia winselte wieder, als die Hitze seiner Hände wieder zu ihrer Brust zurückkehrte, ehe sie langsam über ihren Bauch glitt. Sie stöhnte laut, als er eines ihrer Beine mit einer Hand hob, während die andere sanft über den Schritt ihrer Jeans strich. Er berührte sie kaum, aber das flüsternde Gefühl genügte, und sie wäre fast schon gekommen. Ihre Hüften bewegten sich mit seiner Hand, flehten um mehr Druck.
Damon ließ ihr Bein plötzlich los und öffnete den Haken an ihrem BH, zog das Kleidungsstück weg und warf es über seine Schulter. Alicias Hände halfen ihm, sie ihrer Jeans zu entledigen und bald lagen sie vergessen irgendwo am Boden. Es dauerte nicht lange, ehe nichts mehr sie beide voneinander trennte und Alicia genoss das Gefühl seiner Haut auf ihrer.
Sie zuckte zusammen, als sich die Balkontür plötzlich öffnete und sie nach draußen in die kühle Nachtluft getragen wurde. „Damon, was machst du?“, fragte sie scharf.
„Du wolltest doch nach draußen, oder nicht?“, fragte er leise, während er sie hochhob und sie auf das breite Geländer setzte, das Gesicht ihm zugewandt.
Alicia hielt Damons Handgelenk fest, als sie den kühlen Wind fühlte, der über ihre Brustwarzen strich. „Was, wenn uns jemand sieht?“, fragte sie und sah sich zwischen den anderen Gebäuden um, fühlte sich ausgeliefert.
„Dann hat er ein teures Fernglas und verdient es, zuzusehen“, sagte Damon grinsend und ließ seinen Blick über ihren Körper streichen. Er drehte seine Hand, sodass er nun Alicias Handgelenk umklammerte, dann hielt er auch ihre andere Hand fest, damit sie keine Angst zu haben brauchte, dass sie fallen könnte. „Dann wollen wir ihm eine fantastische Show bieten.“
Damon beugte sich nach vor und saugte ihre Brustwarze in seinen Mund, während er sie nach hinten drückte. Er wurde schnell belohnt, als sie ihre Beine um seine Hüfte schlang, um nicht zu fallen. Während der denkende Teil ihres Gehirns wusste, dass er sie nie fallen lassen würde, war es nur natürlich Angst davor zu haben.
Damon küsste sich langsam einen Weg über ihren Körper hinunter, wobei er mehrmals anhielt, um seinen Lieblingsstellen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Er drängte seine Schultern zwischen ihre Beine und starrte auf das Geschenk vor ihm. Als er seine Lippen an ihre feuchte Hitze drückte, wurde er mit einem summenden Stöhnen der Lust belohnt.
Alicia warf ihren Kopf in den Nacken und schrie auf, als seine Zunge über sie strich. Sie kippte ihre Hüfte nach vor, vergaß dabei, dass sie weit über den Straßen der Stadt hing, und öffnete ihre Beine nur noch weiter, um Damon einen besseren Zugang zu geben. Sein zufriedenes Knurren war mehr als genug, um sie beinahe die Kontrolle verlieren zu lassen.
Ein Windstoß fegte über sie, sodass ihr Haar um ihren Kopf schwamm und auch noch ihre Kopfhaut stimulierte. Es war beängstigend, berauschend und der Gedanke, dass jemand sie sehen könnte, nahm eine andere Wendung… erregte sie mehr als alles, was sie je gefühlt hatte.
*****
Angelica und Zachary betraten das Schloss, fühlten sich völlig erschöpft. Ren hatte ihnen aufgetragen, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. TEP würde in Schichten arbeiten, um die entkommenen Dämonen auszulöschen, damit niemand sich überanstrengte. Keiner von ihnen hatte gehen wollen, aber sie wussten, dass Ren recht hatte… dies war nicht die Art Arbeit, bei der man einschlafen sollte. Es würde dir nicht den Job kosten… nur das Leben.
„Endlich wieder zu Hause“, gähnte Angelica.
Die TEP-Mitglieder, die mit ihnen zurückgekommen waren, stimmten Angelica still zu, während sie sich im Schloss verteilten, um zu schlafen oder Essen aufzutreiben. Angelica entschied sich dafür, zurück zum Labor zu gehen, um nach Jason zu sehen, nachdem sie ihn dort bewusstlos zurückgelassen hatte. Sie lächelte, als sie sah, dass jemand ihn auf das Sofa gelegt hatte, das an der Wand stand.
„Er wird wohl noch eine Weile schlafen“, sagte Zachary hinter ihr.
Sie fuhr mit den Fingern durch Jasons weiches, blondes Haar, als wäre er ein Kind. Menschen wie ihn zu retten, war für sie der vorrangige Grund gewesen, weshalb sie überhaupt erst damit begonnen hatte, gegen Dämonen zu kämpfen. Sie wünschte nur, dass er unangetastet bleiben hätte können, anstatt herausfinden zu müssen, dass die Monster unter seinem Bett echt waren. Sie hatte schon als Kind gewusst, dass sie echt waren. Und wenn es nach ihr ging… war es nicht schön, das zu wissen.
Ihre Lippen hoben sich zu einem dankbaren Lächeln, als sie sich an den Tod des Dämons erinnerte, der Jason zum Sterben markiert hatte. Sie musste zugeben, dass Syn ganz praktisch war… zu dumm, dass er außerdem geistig gestört war.
„Geh und versuch ein wenig zu schlafen“, sagte Zachary leise. „Wir haben eine Menge Arbeit vor uns und wir brauchen alle fit und ausgeruht.“
Angelica nickte und ging zu ihrem Schlafzimmer am anderen Ende des Ganges. Sie blicke von dem riesigen Bett an sich hinunter und entschied, dass eine Dusche nötig sein würde, um den Gestank von Dämonen von ihrem Körper zu waschen.
Leise trat sie in ihr privates Badezimmer, drehte das heiße Wasser auf und entledigte sich ihrer Kleider, ehe sie im Spiegel nach Wunden an ihrem Körper suchte. Keine zu finden, nach all den Kämpfen, in die sie in den letzten Stunden verwickelt worden war, überraschte sie sehr. Wieder erschien das Bild von dem Mann, der sie die ganze Nacht beschattet hatte, um sie herauszufordern… Syn.
Jedes Mal, wenn einer der Dämonen sie treffen hätte können… war er dagewesen um einzuschreiten. Was sie am meisten verstörte, war die Tatsache, dass immer, wenn sie ihn nicht gesehen hatte… sie sich dabei ertappt hatte, wie sie nach ihm suchte.
Sie drehte sich um und trat in den heißen Regen, während sie versuchte, den Mann, der beschlossen hatte, ihr Schild gegen die Dämonen zu werden, aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, nur sich selbst zu vertrauen, damit sie nicht enttäuscht werden konnte. Sie würde diese Theorie nicht so schnell verwerfen.
Sie wusch ihren Körper bis ihre Haut rosig leuchtete und machte sich dann an ihr Haar. Angelica konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als ihre Nägel über ihren Skalp kratzten und sie schloss genüsslich ihre Augen. Wäre sie aufmerksamer gewesen, hätte sie den Schatten einer dunklen Gestalt gesehen, die direkt auf der anderen Seite der beschlagenen Glastüren der Dusche stand.
Syn stand völlig regungslos in dem dampfenden Badezimmer und beobachtete Angelica, die etwas so Selbstverständliches machte und daraus Lust gewann. Es erinnerte ihn an die vielen Male, wo er ihr Haar gewaschen hatte und sie seine Berührung genossen hatte.
Er legte eine Hand auf das Glas, das sie trennte, fühlte das Bedürfnis, sie zu berühren, das in ihm immer größer wurde. Für einen Sonnengott hatte das Konzept von Zeit nicht dieselbe Bedeutung wie für Menschen; daher war seine Rasse meistens sehr geduldig… aber selbst Götter hatten ihre Schwächen. Seine war innerhalb seiner Reichweite und sehr nackt.
Angelica spürte plötzlich eine heiße Flamme zwischen ihren Oberschenkeln und schloss ihre Augen, liebte das vertraute, aber doch seltene Gefühl. Schnell seifte sie wieder einen Lappen ein und strich damit über ihre Brüste, die unter ihrer Berührung anschwollen.
Sie ließ den Lappen zu Boden fallen und gab Seife in ihre Hände, mit denen sie dann ihre Brüste massierte. Als sie ihre Finger einen nach dem anderen über ihre Brustwarzen streichen ließ, öffneten sich ihre Lippen und ihr Atem ging schneller.
Syn beobachtete eine ihrer Hände, die sich von ihrer Brust senkte und zwischen ihre Oberschenkel glitt, in dem Versuch, die Hitze, die er in ihr erzeugt hatte, erträglicher zu machen. Sein Blick wanderte langsam nach oben, wo sie auf ihre Unterlippe biss, um einen Aufschrei zu unterdrücken, während sie scharf einatmete. Syn bewegte seine Hand liebevoll über das Glas und lächelte gemein, als ihre Hand zwischen ihren Beinen die Bewegungen nachahmte.
Angelica lehnte sich zurück gegen das Glas der Dusche, als ihre Finger ihren Lieblingspunkt fanden und mit kreisenden Bewegungen darüberstrichen. Dies war wirklich nicht das erste Mal, dass sie dies machte, und es war schon eine Weile her, aber so gut hatte es sich noch nie angefühlt.
Sie dachte wieder daran, dass sie eines Tages jemanden finden könnte, mit dem sie dies machen konnte, und Syns Bild blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Die Erinnerung an seine dunklen Augen und sein langes, dunkles Haar löste die Spannung in ihrem Unterbauch explosionsartig und sie öffnete ihren Mund zu einem stillen Schrei, als sie kam. Es kostete ihr alle Kraft, auf den Beinen zu bleiben, als sie fühlte, wie heiße Flüssigkeit über ihre Finger rann und ihr Körper noch ein paar Mal lustvoll zuckte.
Nach mehreren Minuten drehte Angelica das Wasser ab und Syn verschwand in dem Moment, als sie die Tür zur Duschkabine öffnete. Sie nahm ein Handtuch und wickelte es um sich, als sie ihr Spiegelbild erblickte. Es war aber nicht ihr Körper, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog… es war der Handabdruck auf der beschlagenen Glastür hinter ihr.
Sie wirbelte herum und runzelte die Stirn, dann hob sie ihre Hand, um sie in den Abdruck auf der Tür zu legen. Ihre Stirn legte sich in tiefe Furchen, als sie erkannte, dass der Abdruck viel größer war als ihre Hand. Dieser Ort war gegen das Böse abgeschirmt… zumindest hatte Storm ihnen das versichert. Würde das nicht bedeuten, dass ihr Voyeur auf der Seite der Engel war?
Sie trat von der Dusche zurück, aber entschied, dass sie sich später den Kopf darüber zerbrechen wollte. Obwohl sie sich schon viel besser fühlte, würde nur Schlaf helfen, ihre Akkus wieder aufzuladen.
Nachdem sie ihr Haar getrocknet und gebürstet hatte, kehrte sie zurück ins Schlafzimmer und holte ihr schwarzes, übergroßes Nachthemd aus der Kommode, lächelte über den Namen ihrer liebsten Rockband auf der Vorderseite. Zu diesem Rockkonzert zu gehen, war eines der wenigen normalen Dinge gewesen, die sie als Jugendliche gemacht hatte, und die Erinnerung daran hatte einen speziellen Platz in ihrem Herzen.
Sie zog es an und ging dann langsam zum Bett, grinste, als sie die Decke zurückzog und die Lampe ausschaltete. Mit der Hand suchte sie im Dunklen ihren i-Pod, drehte die Lautstärke leiser und ließ das Lied Evil Angel die Stille erfüllen. Nachdem sie sich tief in die weiche Matratze gekuschelt hatte, schloss sie ihre Augen und ließ sich in den Schlaf singen.
Syn trat aus den Schatten des Zimmers und näherte sich dem Bett, während er dem Lied lauschte. Sie hatte gewusst, dass er da war und vertraute ihm genug, um nichts dagegen zu tun. Dies war ein weiteres Zeichen dafür, dass ihre wahre Seele erwachte.
Er hatte ihre Bemerkung ‚endlich zu Hause‘ vorhin gehört… und seine Gedanken waren fast die gleichen wie Damons. Damon brauchte ein Zuhause für seine neue Partnerin Alicia, und Angelica würde dasselbe brauchen, wenn sie endlich wieder sein war. Kane und Tabatha… wieder dasselbe Dilemma… die Frauen mussten über alles beschützt und geliebt werden.
‚Damon‘, rief Syn in Gedanken, während er sich vom Bett abwandte und sich dem Fenster näherte. ‚Es ist Zeit, ein neues Zuhause für unsere Familie zu suchen… die Familie beginnt zu wachsen.‘ Damons Nachdenken konnte er durch die geistige Verbindung fühlen, ehe Syn spürte, wie sein Sohn zu einem Entschluss kam.
‚Ich glaube, ich kenne da den perfekten Ort‘, antwortete Damon, während er Alicia noch ein Stück näher an sich zog. ‚Ich werde mich morgen darum kümmern.‘
Syns Körper schien sich in der sanften Brise, die durch das Fenster wehte, aufzulösen, nur um dann am Dach wiederzuerscheinen. Er spazierte entlang der Festungsmauern, die den Innenhof des Schlosses umgaben, wobei er ab und zu stehenblieb, um in den Himmel hinauf oder auf das Meer hinunter zu sehen.
Als er eine alte, bekannte Aura hinter sich fühlte, drehte Syn seinen Kopf, um über seine Schulter zu sehen.
„Lange nicht gesehen“, sagte Storm leise. „Ich bin froh, dass du deine Seelenfreundin gefunden hast.“ Er hatte gewusst, dass Syn kommen würde, um sie zu holen, darum hatte er Zachary vor all der Zeit aufgetragen, sie zu beschützen.
Syns Mundwinkel bogen sich etwas nach oben. „Ich sehe, du hast neue Rekruten für deine Armee gefunden… sie sind ziemlich jung, oder?“
Storm zuckte die Schultern. „Nicht jünger als deine Söhne, als du ihnen die Ewigkeit schenktest.“
„Was willst du, Zeitreisender?“ Sein Tonfall enthielt eine Warnung über seine Laune.
„Du warst dort. Du hast gesehen, was aus dem Spalt gekommen ist“, stellte Storm fest.
Syn schenkte ihm einen gelangweilten Blick. „Mir sind deine unbedeutenden, kleinen Kriege egal.“
Storm kannte die Wahrheit hinter diesen Worten. Er hatte sie von Syns eigenen Lippen gehört… obwohl es in der Zeitachse des Sonnengottes noch nicht geschehen war. Syn würde ihm eines Tages erzählen, dass das letzte Mal, als er mit jemandem im Krieg gewesen war… er seinen eigenen Planeten zerstört hatte. Der einzige Grund, weshalb Syn dieses Geheimnis mit ihm geteilt hatte, war, weil sie beide Götter waren. Aber im Moment… half es ihm, Syn besser zu verstehen.
„Angelica will die Menschen beschützen, weil sie als eine von ihnen aufgezogen wurde… viele Male schon, obwohl sie sich nicht an ihre vergangenen Leben erinnert. Deine Kinder zeigen ebenfalls Schutzinstinkte für die Unschuldigen… und du auch, wie ich weiß“, flüsterte Storm ruhig. Die Tatsache, dass Syn nicht verschwunden war, bedeutete, dass er ihm zuhören wollte.
Syn korrigierte den Zeitreisenden nicht, noch fragte er, woher er seine Informationen hatte. Ein Zeitreisender konnte alle Resultate sehen, wenn er danach suchen wollte. Wenn Storm sich um die Zukunft sorgte, dann gab es einen Grund dafür. „Was ist deine Prophezeiung?“
„Die Menschen suchen immer nach dem Garten Eden, doch sind sie so eingebildet, dass sie nicht bemerken, dass sie drinnen sind. Es war immer unsere Aufgabe, als ihre Beschützer, die Schlangen hinauszuwerfen. Die Menschen haben nicht die Macht, sich selbst zu schützen. Wenn wir ihnen nicht helfen, dann werden die Dämonen diesen Ort in eine Stadt aus Blut verwandeln.“
„Und es wird damit nicht aufhören“, schlussfolgerte Syn in einem weichen Flüsterton.
Storm wischte das Blut weg, das nun wie Tränen aus seinen Augen tropfte. Der Grund, weshalb sein Kopf nicht explodierte, war, dass er mit einem anderen Gott sprach, der die Geheimnisse nicht teilen würde.
„Einige der Dämonen, die aus diesem Riss zwischen den Dimensionen geklettert sind, haben diese Welt im Mittelalter beinahe zerstört… wir hätten beinahe gegen sie verloren.“ Storm ließ das Gewicht dieser Aussage zwischen ihnen hängen.
„Ich erinnere mich“, sagte Syn.
„Dann erinnerst du dich auch an diejenigen, die freiwillig in die Unterwelt gingen, um die Absperrung zu schützen und die Dämonen davon abzuhalten, zurückzukehren“, erinnerte Storm ihn.
Syn nickte. „Die Brüder… wie könnte man sie vergessen.“
„Sie sind nun in diese Welt zurückgekommen, als sie die flüchtenden Dämonen verfolgten. Wieder haben die Brüder bereitwillig geschworen, zu helfen, diese Welt von der Gefahr der Dämonen zu befreien. Du und ich, wir sind wahrscheinlich die einzigen Kreaturen, die es auf dieser Welt noch gibt, die ehrlich sagen können, dass unsere Macht etwa gleich groß ist wie ihre. Würdest du dich abwenden und deine Macht aus egoistischen Gründen verstecken?“
„Ich könnte meine Familie nehmen und diesen Ort deinem Krieg überlassen“, warnte Syn.
„Und ich kann dir einen Grund geben, zu bleiben“, entgegnete Storm. „Du hast hier nun drei Kinder bei dir… aber du hast viele in Raum und Zeit verloren. Ich kann dir deine verlorenen Kinder anbieten.“
Syn drehte seinen Kopf, um den Zeitreisenden anzusehen, aber als er das Blut sah, das diese Unterhaltung hervorrief, schaute er schnell wieder weg. „Sieh zu, dass du wieder zu Kräften kommst… dann werden wir meine Kinder zurückholen.“
Storm lächelte, als er von dem Dach verschwand.
*****
Ren betrat sein privates Büro und ließ sich schwer auf den Stuhl an seinem Schreibtisch fallen. Es war eine lange Nacht gewesen und nur weil die Sonne in ein paar Minuten aufgehen würde, bedeutete das noch längst nicht, dass sie vorbei war. Es gab nun eine andere Art von Dunkelheit.
Er hatte sich selbst versprochen, dass er alleine arbeiten würde… den anderen TEP-Mitgliedern keine Aufmerksamkeit widmen würde. Aber als er sich umsah unter denen, die neben ihm kämpften, konnte er fühlen, wer schwach wurde, und wer die Kraft hatte, noch länger in der Schlacht zu bleiben.
Niemand widersprach ihm, als er begann, einige zurück zum Schloss zu schicken… einige sahen sogar dankbar aus. Er hatte Hunter aufgetragen, zu gehen und sich zu erholen, als dieser verletzt worden war. Der Indianer war dickköpfig und hatte niemandem von seiner Wunde erzählt, aber Ren konnte das Blut riechen. Trevor war fast im Stehen in Ohnmacht gefallen. Gespenster konnten einem die Lebensenergie für eine Weile rauben.
Zum Glück war Verstärkung in letzter Minute gekommen und Ren hatte sich zurückgezogen, musste das Toben der Schlacht aus seinem Kopf waschen… er konnte jedermanns Emotionen fühlen, auch den Blutdurst der Dämonen. Jetzt, wo er innerhalb der Mauern des Schlosses war, konzentrierte er sich auf die Mächte, die ihn umgaben, und lächelte. Eine von ihnen war die Gabe, Emotionen zu unterdrücken. Wenn er herausfinden konnte, wer es war, dann würde er ihm die Hand schütteln.
Das brachte ihn zu einer weiteren Schlussfolgerung… nicht alle, die hier im Schloss waren, hatten eine TEP-Akte. Aber das war in Ordnung, er hatte auch keine.
Als er hoch zur Decke blickte, fühlte er fünf unterschiedliche Lebensenergien im dritten Stock. Er fragte sich, wer dort sein könnte, nachdem Storm ihm gesagt hatte, dass jenes Stockwerk abgesperrt war, und nicht betreten werden durfte. Ren hatte sich sogar die Baupläne angesehen, um nach einer versteckten Tür zu suchen, aber nichts gefunden.
Er hatte auch nicht vor, seine Zeit damit zu verschwenden, jedes Buch aus dem Regal zu ziehen, oder an jede Wand zu klopfen, um sie zu finden. Versteckte Türen blieben aus einem Grund versteckt. Wenn, wer auch immer dort oben war, alleine gelassen werden wollte, dann würde Ren diesen Wunsch respektieren.
Die Luft im Zimmer schlug Wellen und Ren schielte hinüber zu Storm, der nun auf der Tischkante saß. Er starrte den Zeitreisenden böse an, als er das Blut sah, das aus Storms Nase rann, und das dieser versuchte aufzuhalten.
„Hast du schon wieder Geheimnisse ausgeplaudert?“, fragte Ren mit einem leichten Knurren in seiner Stimme.
Storm ignorierte den Blick und die Frage, sondern saß einfach nur da, bis seine Nase endlich aufhörte zu bluten. Nachdem er das Taschentuch in den Papierkorb geworfen hatte, betrachtete er Ren mit einem wissenden Ausdruck auf seinem Gesicht, dann schielte er nachdenklich hoch zur Decke.
„Du fragst dich, wie sie dort rauf gekommen sind, nicht wahr?“, grinste er. „Sie wollen nicht die Eingangstüren benutzen, wenn sie kommen und gehen… Fenster scheinen ihnen besser geeignet.“
„Wer auch immer sie sind, du scheinst froh zu sein, dass sie hier sind.“ Ren hob neugierig eine Augenbraue.
Storms Gesichtsausdruck wurde ernst. „Unterschätze sie nicht… sie haben ihre Gründe dafür, so zu sein, wie sie sind. Wenn sie mit den TEP-Teams reden wollen, werden sie es tun.“
„Aber sie sind nicht Teil des TEP.“ Ren brauchte eine Bestätigung.
Storm schüttelte seinen Kopf. „Nein, sind sie nicht.“
„Gut.“ Ren zuckte die Schultern. „WER sind sie?“
„Die Legenden sagen, dass sie die ursprünglichen Bewacher des Siegels zwischen den Welten waren. Bis heute Nacht waren sie in der Welt der Dämonen, um zu verhindern, dass das Siegel von deren Seite geöffnet wird.“
Ren nickte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, entschied, dass er die Fragestunde beenden würde, nachdem Storm sowieso schon kürzlich seinen Schwur gebrochen hatte, dem zufolge er nicht über die Zukunft sprechen durfte. Seine Augen begannen zu brennen, weil er so lange nicht geschlafen hatte, aber es würde noch eine Weile dauern, ehe er zur Ruhe kommen konnte.

Kapitel 2
Zachary lehnte an dem Geländer oben an der Treppe und sah hinunter auf die Haupthalle. Er hielt den Atem an, als er eines der jüngsten und neuesten Mitglieder des TEP erblickte… Tiara. Sie war immer schon ein inoffizielles Mitglied des TEP gewesen, obwohl sie als Kind keine Mächte gehabt hatte und nie an irgendwelchen Fällen gearbeitet hatte.
Aufgrund der Geisterbeschwörer-Fähigkeiten ihrer Mutter, war Tiara ihr ganzes Leben lang mit dem TEP-Team herumgeschleppt worden.
Er hatte von einigen anderen gehört, dass es ein wenig so war, wie die verzogenen Kinder von Militär-Befehlshabern… nur besser beschützt. Während die Eltern in den Krieg zogen, wurde das Kind an einem sicheren Ort aufbewahrt… meistens ein Hotelzimmer, das von der CIA bewacht wurde. Es gab da diese Sache, wenn man anders war… manchmal machte es das Leben viel schwieriger, wenn man einer der letzten seiner Art war. Es führte häufig dazu, dass die stärksten Instinkte zum Vorschein kamen… überleben und die Nachfahren beschützen.
Alle TEP-Mitglieder hatten Feinde… es war einer der Nachteile davon, wenn man ein professioneller Dämonenmörder war. Diese Feinde hatten schon vor langer Zeit gelernt, dass die schnellste Möglichkeit, die Aufmerksamkeit eines Rivalen zu erlangen, war, dessen Kind zu stehlen. In diesem Fall wäre es ein Dämon, der das Kind eines TEP-Mitglieds stahl, das sich mit ihm angelegt hatte. Es war richtig unangenehm, diese Lektion lernen zu müssen, und dass Kinder abgeschieden gehalten wurden, war der Preis, den man dafür bezahlen musste.
Soweit Zachary das mitbekommen hatte, war Tiara eines der am besten bewachten Kinder von allen gewesen. Selbst er hatte sie nur wenige Male gesehen und er hatte praktisch überall Zugang.
Nun, das Fehlen jeglichen Kontakts konnte auch darauf zurückgeführt werden, dass er die letzten zehn Jahre lang alles getan hatte, um ihrer Mutter Myra aus dem Weg zu gehen. Aber Tiara hatte immer jemanden gehabt, der sie auf Schritt und Tritt verfolgte, besonders in den seltenen Fällen, wo sie sich dem Rest der Organisation zeigte.
Nach Myras Tod vor erst ein paar Wochen, hatte sich ihr Team auf andere Bereiche des TEP aufgeteilt, wie es Tradition war, wenn der Anführer eines Teams starb. Das zu einer goldenen Regel zu machen, hatte Ablenkungen und Komplikationen deutlich verringert… zumindest sagte man das.
Er selbst war eher ein freier Mitarbeiter, eine Waffe zum Mieten, und er arbeitete am besten, wenn er alleine war. Angelica war die einzige Person, die er in seinem Leben regelmäßig begleitet hatte, denn sie durchschaute die Maske, die er trug… die Maske, die alle dazu brachte, zu glauben, dass er etwas wie ein Clown war.
Myras Geisterbeschwörer-Fähigkeiten waren in dem Moment, als sie starb, auf ihr einziges Kind übergegangen. Tiara hatte die Zügel in die Hand genommen und hatte sich, indem sie hier aufgetaucht war, zu einem permanenten Mitglied des TEP erklärt. Er dachte, dass es ein wenig merkwürdig war, dass sie so schnell über den Tod ihrer Mutter hinwegkam… man sollte meinen, dass sie noch trauerte.
Zachary hatte ihre Mutter im Geheimen mehrmals an der Arbeit gesehen. Er war damals noch ein Jugendlicher gewesen, ungefähr sechzehn genau genommen. Er erinnerte sich noch immer daran, wie er das erste Mal beobachtet hatte, wie Myra einen Toten auferstehen hatte lassen. Sie hatte es getan, um den Aufenthaltsort des Dämons herauszufinden, der das Opfer getötet hatte, dass sie wiederbelebt hatte. Zachary erschauderte, als er sich an jene Nacht erinnerte… sie hatte ihn mit Angst erfüllt und mit einer Sehnsucht nach dem Leben nach dem Tod. Noch immer hatte er Albträume davon.
Myra war die schönste und geheimnisvollste Person gewesen, die er je getroffen hatte, und er fühlte sich zu ihr hingezogen… so wie viele andere Männer auch. Er hatte gesehen, wie andere Männer darum bettelten, dass sie in ihr Team für die Nacht aufgenommen wurden, weil sie hofften, dass sie dabei mit ihr schlafen konnten.
Den Gerüchten zufolge waren diejenigen, mit denen sie schlief, mehr als nur einfach Liebhaber oder One-Night-Stands… damit verbunden war auch eine tiefe Freundschaft, die dafür sorgte, dass die Gruppe zusammenhielt, auch wenn sie gerade nicht im Einsatz waren. Es war fast unmöglich, in ihr Team zu kommen, denn Männer verließen sie nie freiwillig… nur im Leichensack.
Die TEP-Mitglieder mit Frauen oder Partnerinnen durften sie nie auf einer Mission begleiten und schon gar nicht ein festes Mitglied ihres Teams werden. Die Toten schienen sich ebenfalls um sie zu versammeln, als würden sie dem Gesang einer Sirene folgen. Leider waren auch Dämonen anfällig für den Gesang. Es war meist ein mächtiger Dämon, der die Toten überhaupt erst auferweckt hatte, und wenn seine Untergebenen zu ihren Gräbern zurückgerufen wurden, folgte der Dämon ihnen meist, um zu sehen, wer von ihm stahl. Das war der Grund, wieso Myra nie alleine auf Friedhöfe und in Leichenhäuser gelassen wurde.
Das dritte Mal, wo Zachary als Teil ihres Teams ausgewählt worden war, war er zu spät gekommen, weil er unterwegs durch einen Kampf mit einem anderen Dämon aufgehalten worden war. Als er in den Friedhof kam, hatte er etwas beobachtet, von dem er wusste, dass er es nicht sehen hätte sollen… sogar aus der Entfernung.
Myra hatte den Friedhof eben wieder schlafen gelegt, als ihre Geisterbeschwörung von einem sehr mächtigen Dämon beantwortet wurde.
Die anderen TEP-Mitglieder, die anwesend waren, stürzten plötzlich zu Boden, durch eine unsichtbare Macht bewusstlos geschlagen. Zachary war noch jung gewesen, hatte erst wenige Dämonen, deren Zerstörung er sich rühmen konnte, und versteckte sich schnell hinter einem Grabstein… wusste nicht, was er sonst tun hätte sollen. Die Macht, die der Dämon ausstrahlte, war etwas, was er noch nie zuvor gefühlt hatte, und er wusste, dass es einer der wenigen Meisterdämonen sein musste, die noch auf der Erde wandelten.
Nachdem einige Augenblicke lang nichts geschehen war, sammelte er all seinen Mut und schielte um die Kante der Grabmarkierung.
Die Schatten vor Myra zitterten, fast so als würden sie voller Vorfreude atmen. In diesem Moment erschien ein großer, gutaussehender Mann mit langem, silbernen Haar, fast wie Myras, aus der Dunkelheit. Selbst über die Entfernung zwischen ihnen konnte Zachary erkennen, wie der Dämon Myra anstarrte… als wollte er sie vernaschen. Dann näherte sich der Dämon der Geisterbeschwörerin, die soeben seine Zombies und Geister zur Ruhe gesetzt hatte.
Die Panik, die durch Zachary schoss, lähmte seine Gedanken, und vor unkontrollierter Wut sprang Feuer in seine Hände. Er kam aus seinem Versteck und eilte verzweifelt los, um die Frau zu retten, die er beschützen sollte.
Zachary hatte nicht gewollt, dass der Dämon Myra verletzte, und hatte fest vor, sie zu retten, selbst wenn er den gesamten Friedhof abfackeln musste, um das zu erreichen. Aber der Dämon hatte andere Pläne. Er drehte langsam seinen Kopf und der Blick aus seinen eindrucksvollen, silbernen Augen, traf den von Zachary.
Zu Zacharys Schrecken ging sein Feuer aus… und gleichzeitig verlor er die Kontrolle über seinen eigenen Körper. Obwohl er mit aller Kraft dagegen ankämpfte, fiel er trotzdem zu Boden und konnte sich nicht mehr bewegen oder sprechen. Das Erste, was ihm durch den Kopf ging, war, dass er noch bei Bewusstsein war… nicht so wie die anderen Männer, die am Friedhof verstreut lagen, und er hatte eine perfekte Sicht darauf, was geschehen sollte.
Myra hatte zugelassen, dass der Dämon sie anfasste… schien es sogar zu genießen, denn sie lächelte verführerisch und legte eine Hand auf seine Brust. Sie hatte den Dämon sogar beim Namen gerufen… Deth.
Kleider wurden schnell entfernt und Zachary beobachtete, wie der Dämon Myras Körper in Besitz nahm. Sie hatten sich mehrmals an dem Grabstein hinter ihnen geliebt, ehe der Dämon etwas in ihr Ohr flüsterte, sodass sie einen liebevollen Blick auf ihn richtete. Sie hatten sich noch einmal geküsst, ehe der Dämon in der Nacht verschwand.
Zachary hatte zugesehen, als Myra langsam ihren Kopf zu ihm gedreht und ihn angesehen hatte… sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er zusah. Ohne ein Wort zu verlieren, hatte sie ihre Kleider aufgesammelt und sich angezogen, dann wartete sie, dass der Rest des Teams sein Bewusstsein wiedererlangte. Zachary hatte schon nach wenigen Minuten wieder die Kontrolle über seinen Körper gewonnen und sich aufgesetzt, war aber geblieben wo er war… so weit von Myra entfernt, wie er nur konnte, ohne wegzugehen, und hatte sie still angestarrt.
Sie sah immer noch so wundervoll aus, sie lächelte sogar noch. Er konnte es nicht verstehen… konnte nichts davon verstehen.
Als die anderen erwachten, hatten sie keine Erinnerung daran, was sie angegriffen hatte, und als sie gefragt wurde, hatte Myra einfach erklärt, dass nun alles ruhig war, und der ‚Angriff‘ nichts weiter gewesen war, als eine Nebenwirkung der Macht, die freigesetzt worden war, als die Toten in ihre Gräber zurückkehrten.
Zachary erwähnte gegenüber keiner anderen Seele, was er in jener Nacht gesehen hatte. Aber nach diesem Vorfall war sein Vertrauen in Myra zerstört gewesen. Er hatte sogar regelmäßig um andere Aufträge gebeten, um nicht in ihre Nähe gehen zu müssen.
Er hatte auch Untersuchungen über den Dämon angestellt, den sie in dem Friedhof getroffen hatte, und herausgefunden, dass er recht gehabt hatte… Deth war ein uralter Dämon. Der Dämon hätte sie in jener Nacht umbringen können, alle, auch Myra, wenn er gewollt hätte, denn er hatte schon in der Vergangenheit gemordet… viele ermordet.
Myra spielte offensichtlich auf beiden Seiten… und das war eine Grenze, die keiner von ihnen je gewagt hatte, zu überschreiten. Er fand es ein wenig ironisch, dass ein Dämon ihr Ende bedeutet hatte… oder zumindest erzählte man das. Anscheinend hatte es schwerwiegende Folgen, wenn man diese Grenze überschritt.
Zachary weigerte sich, die Trauer zu fühlen, die nach ihrem Tod versuchte, über seine Brust zu kriechen… das Allerletzte, was das TEP brauchte, war ein Verräter unter ihnen.
Während er sich mühsam von der Vergangenheit losriss, beobachtete Zachary Tiara, wie sie durch die große Halle ging, lauschte dem Klang der kleinen Glöckchen um ihren Knöcheln und bewunderte, wie ähnlich sie ihrer Mutter sah. Sie hätte die Doppelgängerin ihrer Mutter sein können… nur eine jüngere Version. Sie wirkte wie ein Kind im Körper einer Frau, völlig unschuldig, was die Gewalt um sie herum betraf, und doch gleichzeitig sich ihrer sehr bewusst.
Sie besaß einen goldenen Teint, makellose Haut und die großen Augen eines unschuldigen Kindes. Diese Unschuld wurde irgendwie von ihren vollen, schmollenden Lippen verstört, die er gerne an seinen fühlen wollte. Als er sie genauer betrachtete, wurde ihm klar, dass er falsch gelegen hatte… die Schönheit ihrer Mutter verblasste im Vergleich zu Tiaras. Schon wenn er sie beobachtete, fühlte er sich wie ein Stalker, aber anstatt wegzuschauen, sah er nur noch näher hin.
Ihre Art, sich zu kleiden, ließ sie aussehen, als käme sie direkt aus dem Wohnwagen einer Zigeuner-Sippe, die in der Zeit hängen geblieben war. Myra hatte sich auf dieselbe Art gekleidet. Er nahm an, dass es die Tradition der Linie der Geisterbeschwörerinnen war.
Heute war ihr Top nicht viel mehr als ein schwarzes Tuch, das in ein Dreieck gefaltet und um ihre Brust gebunden war, sodass ihre Seiten und ihr Rücken nackt waren, wodurch ihre verführerische, makellose Haut sichtbar war. Ihr Rock saß gefährlich tief um ihre Hüften, aber bedeckte sonst alles bis hinunter zu ihren Knöcheln.
Türen öffneten sich rundherum und Leute erschienen aus allen Ecken des Schlosses, durchquerten die Halle unter ihm, und er runzelte die Stirn über die Ablenkung. Zacharys Handy vibrierte und er nahm es heraus, um Storms SMS zu lesen.
‚Versammlung in Rens Büro, bring Jason.‘
„Wie, zum Teufel, soll ich das machen, mit Riechsalz?“, murmelte Zachary, während er sein Telefon wieder wegsteckte. Als er zum Krankenzimmer schielte, blinzelte er überrascht, als die Tür sich öffnete und Jason seinen Kopf in den Flur streckte.
Er hob eine Augenbraue und fragte sich, ob Storm den ganzen Tag damit verbrachte, zu erscheinen und wieder zu verschwinden, um dafür zu sorgen, dass Dinge genau zur richtigen Zeit passierten. Schon alleine darüber nachzudenken, wie lange ein Tag sich für einen Zeitreisenden dahinziehen konnte, rief bei ihm Kopfschmerzen hervor. Aber andererseits, wenn jemand etwas falsch machte, konnte Storm nicht jederzeit zurückgehen und es wieder in Ordnung bringen, wenn er wollte?
„Freut mich zu sehen, dass du wach bist“, sagte Zachary grinsend. „Ich hoffe, du hast ohne Albträume geschlafen?“
Jason verließ das Zimmer und näherte sich Zachary langsam. „Ja, ich fühle mich viel besser, jetzt wo die Sterbemarkierung weg ist.“ Er sah hinunter auf die vielen Leute und fragte: „Was geht hier vor?“
Zachary legte einen Arm um Jasons Schultern und steuerte ihn auf die Treppen zu. „Willst du etwas richtig Tolles sehen?“
Jason zuckte die Schultern. „Klar, wieso nicht?“
„Gut“, grinste Zachary. „Deine Anwesenheit wurde von unserem Chef gewünscht… deine allererste offizielle TEP-Versammlung.“
Jason hob eine Augenbraue. „Aber ich bin kein Mitglied des TEP.“
Zachary lächelte spitzbübisch. „Entweder du schließt dich uns an, oder du bekommst plötzlich eine schwere Amnesie.“
Jason riss sich von Zachary los und sah ihn mit besorgtem Blick an. Dann hob er seine Hände ergeben und nickte. „Ich folge dir.“
Als Zachary lachte und über die Treppe nach unten lief, hatte Jason keine andere Wahl, als ihm zu folgen… obwohl er es in sicherer Entfernung tat.
*****
„Ich habe etwas für dich“, sagte Storm und zog einen kleinen USB-Stick aus seiner Brusttasche.
Ren nahm ihn entgegen und steckte ihn in den Computer. Er grinste, als er dieselbe Stadtkarte sah, die er erstellt hatte… nur dass diese viel aktueller war. Wo die ursprüngliche Karte nur ein paar Farbflecken besessen hatte, die sich auf die zentralen Mächte, die wahrgenommen worden waren, konzentriert hatten, glich diese dem, was entstehen würde, wenn man einem Kind die Karte und ein paar Filzstifte gab. Verschiedene Farben leuchteten nun in jedem Zentimeter der Stadt, bis hinaus in die Slums, die Naturschutzgebiete und sogar die Strände… sie waren schon überall.
„Woher hast du das?“, fragte Ren voller Ehrfurcht und stand langsam von seinem Stuhl auf, um den riesigen Bildschirm an der Wand genauer betrachten zu können.
Storm betrachtete seine Fingernägel mit großem Interesse, als er antwortete: „Von dir.“
Ehe Ren etwas sagen konnte, gingen plötzlich die Türen des Büros auf und einige der TEP-Mitglieder, die ins Schloss zurückgekommen waren, traten ein. Ren fühlte die versammelte Macht im Raum und kämpfte darum, seine eigene Macht unter Kontrolle zu bringen. Obwohl sein Gesicht nach außen Langeweile zeigte, war er innerlich fast panisch.
Als er die Macht fand, die er vorhin gefühlt hatte, die andere Gefühle unterdrücken konnte, klammerte er sich daran und seine Welt stabilisierte sich wieder. Er nickte Zachary zu, als dieser eintrat und sich zu ihm und Storm an den Schreibtisch gesellte.
Zachary ließ seinen Blick langsam über die Leute schweifen, wobei er die Stelle, wo Tiara stand, übersprang, um sich zu beweisen, dass er es konnte. Es war schwieriger, als er gedacht hatte. Als sein Blick sich auf sie richtete, bemerkte er, dass sie zusammenzuckte und schnell von ihm weg und zu Storm schaute. Zachary runzelte die Stirn und verschränkte seine Arme vor der Brust, fragte sich, wieso sie so auf ihn reagierte.
Jason sah sich nach Angelica um und war enttäuscht, als er sie nicht unter all den exotisch aussehenden Leuten im Zimmer ausmachen konnte. Plötzlich machte er einen Satz zurück, hätte schwören können, dass er gerade miterlebt hatte, wie ein Typ sich ins Zimmer gebeamt hatte. Eben noch war der Platz neben ihm leer gewesen… und jetzt nicht mehr.
Guys Blick suchte sofort Tiara und er versuchte, sich die beste Möglichkeit zu überlegen, wie er sie von seinem Plan überzeugen konnte. Er hatte gerade die letzten paar Stunden damit verbracht, sein und Carleys Zimmer auf den Kopf zu stellen, um den Zauber zu finden, für das, was er vorhatte.
Während seiner Trauer-induzierten Wut hatte er sich daran erinnert, wie Carley in ihren ‚Leihgaben‘, wie sie die gestohlenen Schriftrollen nannte, darüber gestolpert war. Die beiden hatten sich damals darüber lustig gemacht, hatten gemeint, dass sie nie das Bedürfnis haben würden, Tote wieder zum Leben zu erwecken.
Der Zauber war ein sehr alter, der von einem antiken Text übersetzt worden war… eine Möglichkeit, die Toten zurückzuholen. In diesem Fall aber, würde er nur den Geist an die menschliche Welt binden, während er auch der Geisterwelt verbunden blieb. Kurz gesagt: Carley würde ein Geist werden.
Guy wusste, dass es noch andere Magie gab, die es Carley erlauben würde, in ihren Körper zurückzukehren, aber dafür musste man die Macht der Geisterbeschwörung haben. Tiara war die einzige, die ihm helfen konnte, Carley zurückzubringen… er würde Tiaras Macht brauchen, um die Seele seiner Schwester zurück in ihren Körper zu holen.
Tiara fühlte einen Blick auf ihr ruhen und sah hoch, wollte wissen, ob es Zachary war. Stattdessen erkannte sie, dass Guy sie sehnsüchtig anstarrte. Sie erwiderte seinen Blick ruhig, ahnend, was durch seinen Kopf ging. Sie hatte vom Tod seiner Schwester gehört und hoffte, dass sie ihm den Plan ausreden konnte. Ihre Mutter war mehrfach von Familienmitgliedern derer, die ihr Leben im Dienst verloren hatten, um Hilfe gebeten worden. Sie würde ihm eine Weile aus dem Weg gehen müssen… zumindest bis er sich beruhigte.
„Schön, dass ihr alle kommen konntet“, sagte Storm, nachdem die Türen geschlossen worden waren. „Ich habe gute und schlechte Nachrichten für euch.“ Er nickte in Richtung der riesigen, projizierten Stadtkarte an der Wand. „Das ist die schlechte Nachricht.“ Ein Murmeln war aus der Menge zu hören.
„Was ist die gute Nachricht?“, fragte Trevor misstrauisch von der Tür her, als er eintrat.
„Die gute Nachricht ist, dass die mächtigsten Dämonen klug sind. Sie sind gerade erst wieder in diese Welt zurückgekommen, und sie sind nicht dumm, also werden sie sich nicht gleich zeigen, indem sie sofort auf Rachefeldzug gehen.
„In der Vergangenheit bevorzugten es die Meisterdämonen, Menschen zu kontrollieren… nicht sie zu töten. Sie werden sich erst einrichten und ein Territorium in Besitz nehmen. Meine Hoffnung ist, dass einige sich sogar gegenseitig umbringen werden, um ein Gebiet kontrollieren zu können, sodass das Spiel überschaubarer wird.“
„Willst du damit sagen, dass sie alle hierbleiben werden, anstatt sich auch in andere Staaten zu verteilen?“, fragte jemand vom Fenster her. „Wieso sollten sie das tun, wenn es viel intelligenter wäre, so schnell wie möglich aus der heißen Zone zu verschwinden?“
„Es gibt etwas, das sie in dieser Gegend festhält.“ Storm zeigte auf die Karte. „Die Region, die ihr hier seht und ungefähr hundert Kilometer in alle Richtungen.“ Er entschied sich dafür, das Thema zu wechseln.
„Weitere gute Nachrichten: die Erdbebenaktivität und die plötzlichen Wetterereignisse führen dazu, dass einige Menschen dieses Gebiet verlassen. Ich musste meine Beziehungen spielen lassen, aber ich konnte es so arrangieren, dass die Presse berichtet, dass die Erdbeben heute Nacht darauf hinweisen könnten, dass ein größeres Erdbeben folgen könnte… das ‚Große‘, aus Ermangelung einer besseren Bezeichnung.
„Aber wir alle wissen, dass dies nicht der Fall ist. Wir möchten nicht zu viel Aufmerksamkeit auf LA ziehen, aber wenn wir auch nur zehn Prozent der menschlichen Bevölkerung dazu bringen können, die Stadt freiwillig zu verlassen, wird unsere Arbeit viel einfacher. Ich arbeite auch daran, die Wetterbeeinflussungs-Technologie dazu zu bringen, einen Orkan zu erzeugen und ihn eine Weile lang gefährlich nahe an der Küste zu halten. Das könnte noch mehr Menschen aus der Stadt vertreiben.“
„Angstmacherei zum Quadrat“, bemerkte jemand.
Storm nickte. „Wir müssen so viel von dem, wie nur irgendwie möglich, vor den Menschen verborgen halten. Ihr alle müsst besonders wachsam sein, wenn ihr jemanden mit einer Kamera seht. Diejenigen von euch, die Erinnerungen modifizieren können, werden Überstunden machen müssen, um den Schaden zu begrenzen. Alle Notrufe, die bei den Rettungsdiensten eingehen, werden ebenfalls überwacht. Und seid vorsichtig. Es ist gefährlich da draußen… wir haben in dieser Nacht mehrere TEP-Mitglieder verloren“, sagte er leise und schielte hinüber zu Guy.
Guy erwiderte Storms Blick fest, als wollte er ihm sagen, dass er gar nicht erst zu versuchen brauchte, ihn auf die Ersatzbank zu verbannen, mit der Ausrede, dass er seiner Trauer Zeit geben sollte. Was er wirklich brauchte, war Rache und dort hinaus zu den Dämonen zu gehen, war die einzige Möglichkeit, wie er die bekommen konnte.
Zachary lehnte sich an den Schreibtisch und schob seine Hände in seine Hosentaschen. „Ich war dort… nicht alles, was heute Nacht aus diesem Spalt kam, war böse.“
Storm nickte. „Ja, das ist vielleicht das einzig Positive, was wir von diesem ganzen Chaos haben. Als Misery den Spalt geöffnet hat, hat sie nicht nur Dämonen freigelassen, sie hat dabei auch einige Gefallene Engel und ein paar andere befreit, die zum Glück auf unserer Seite sind.“
„Wen zum Beispiel?“, fragte Trevor.
„Zum Beispiel diejenigen, die die Versiegelung von der anderen Seite beschützt haben“, sagte eine neue Stimme aus dem hinteren Teil des Raums.
Alle drehten ihre Köpfe in Richtung der Stimme. Ein junger Mann, der nicht einen Tag älter als achtzehn aussah, stand an der Wand gelehnt, seine Arme vor der Brust verschränkt. Sein dunkles Haar wirkte zerzaust und so wie das Licht es manchmal traf, schien es einen violetten Farbton zu haben. Als er seine Augen öffnete, tauchten dort Farben auf und verblassten wieder, sodass sie wie glitzernde Turmalinsteine aussahen, wodurch einige ihre Blicke abwenden mussten.
„Was bist du?“, fragte Ren, der überrascht war, dass er absolut keine Macht von dem Neuankömmling fühlen konnte.
Der junge Mann grinste. „Für die Dämonen… bin ich das Schreckensgespenst.“
„Dies ist einer unserer Verbündeten von der anderen Seite“, antwortete Storm. „Kamui und seine… Brüder werden im dritten Stock wohnen.“
„Ich dachte, dass der dritte Stock verschlossen ist“, widersprach Trevor. „Wie können sie dort hochkommen?“
Der junge Mann schwebte einen guten Meter über dem Boden und winkte dem Formwandler zu.
„Ein Kind, das fliegen kann… großartig.“ Trevor schüttelte abwehrend den Kopf. „Das wird eine große Hilfe sein.“
Kamui grinste. „Ich bin älter als die ersten deiner Art. Wir wurden nicht gegen unseren Willen in die andere Welt verbannt… wir sind freiwillig gegangen, wussten genau, worauf wir uns einließen. Und auf der anderen Seite gibt es mehr Dämonen als hier. Wir haben unsere Seite beschützt, sodass die Versiegelung nicht zerstört werden konnte… wie ist es euch ergangen?“
Ren hob eine Augenbraue und entschied, dass er den Jungen schon mochte. Er musste hinter vorgehaltener Hand husten, um Trevor nicht laut auszulachen, aber er hätte sich die Mühe ersparen können, angesichts der Tatsache, dass einige der anderen ohne Mitleid lachten.
„Die meisten der Dämonen haben sich nun in der ganzen Stadt verteilt und verstecken sich“, bemerkte Zachary, der wollte, dass die Aufmerksamkeit wieder auf wichtigere Themen gerichtet wurde. „Diejenigen, bei denen die Gefahr, dass sie gesehen werden, oder Menschen angreifen am größten ist, sind die Gespenster, die gerufen wurden.“
„Ich hasse diese Dinger“, knurrte Trevor, der ein Schaudern nicht unterdrücken konnte. „Es schmerzt höllisch, wenn sie durch einen fliegen.“
Zachary nickte. „Sie bevölkern so ziemlich jeden Friedhof der Stadt und das ist wirklich gefährlich für die Menschen. Hunter kann sie töten, aber nur einen nach dem anderen.“ Er hielt nachdenklich inne. „Eigentlich ist töten auch nicht das richtige Wort.“
„Ich würde sie gerne verprügeln, aber ich kann sie nicht berühren, verdammt“, jammerte Trevor.
„Du wärst auch wütend, wenn deine Ruhe von einem Dämon gestört werden würde, der dich zurückholen will, nur damit du ihm dienen kannst“, erklärte eine junge Frau mit langem, silbernen Haar. „Sie drücken nur ihre Wut aus… es ist nicht persönlich gemeint.“
„Tiara.“ Storm erwähnte ihren Namen für die Leute im Raum, die sie noch nicht kennengelernt hatten. „Schön, dass du gekommen bist, und herzliches Beileid, wegen deiner Mutter.“
„Danke“, antwortete Tiara, aber ihr Blick hing an Trevor fest. „Du ziehst sie auf dich, weil du die Leben von so vielen Tieren in dir hast.“ Sie trat vor ihn und zog einen Dolch aus ihrem Gürtel, so schnell, dass Trevor zusammenzuckte. Sie lächelte warmherzig. „Hier, damit kannst du dich vor ihnen schützen.“
„Wird er sie töten?“ Trevor nahm den Dolch vorsichtig in die Hand und hielt ihn hoch, während er ihn betrachtete.
„Sie sind schon tot“, sagte Tiara ruhig, als würde sie mit einem Kind reden. „Dies ist ein Werkzeug zur Befreiung… nicht zum Morden.“
Trevor runzelte die Stirn aber gab den Dolch nicht zurück. Er wusste, wozu diese Dinge fähig waren, und er würde jede Hilfe annehmen, die er bekommen konnte. „Danke.“ Er schob ihn in seinen Gürtel und zog sein Hemd über den Griff.
„Tiara, bist du sicher, dass du hierfür bereit bist?“, fragte Storm, der sie nicht unter Druck setzen wollte, nachdem er wusste, dass es ihr erstes Mal sein würde. „Vampire und Gespenster sind nicht die einzigen Dinge dort draußen… Zombies werden überall gesichtet. Und dazu kommen noch die Meisterdämonen und Dinge, für die wir nicht einmal Namen haben… wir wissen nicht, was sich sonst noch dort draußen herumtreibt.“
„Ich bin bereit“, antwortete Tiara und hob ihr Kinn herausfordernd ein paar Zentimeter an. Sie musste bedenken, dass Storm dachte, dass sie ihre Macht erst durch den Tod ihrer Mutter bekommen hatte, was irgendwie auch stimmte. Sie hatte Myras Macht von dieser geerbt, aber sie hatte Geister schon sehen können, seit sie geboren worden war.
Zachary drückte sich verwirrt vom Schreibtisch ab, als ihm etwas dämmerte. „Willst du sagen, dass dies das erste Mal sein wird, wo sie ihre Macht anwendet?“
„Ja, das Geschenk der Geisterbeschwörung kann nur weitergegeben werden, wenn die Mutter, die das Geschenk besitzt, stirbt… Tiara besitzt die Macht erst seit ein paar Wochen“, erklärte Storm.
Tiara sah Zachary in die Augen… diesmal ohne Angst. Wenn er ein Problem mit ihr hatte, dann wollte sie es lieber gleich zur Sprache bringen, anstatt es in der Luft hängen zu lassen. Wenn jemand mit dem Finger zeigen wollte, dann sollte er es lieber sofort tun.
„Und du wirst sie dort ganz alleine hinausschicken?“ Zachary gefiel die Idee plötzlich nicht mehr. Ihre Mutter hatte die Geisterbeschwörung jahrelang betrieben und hatte immer ein Team von Kämpfern um sich gehabt. Und, wie Storm gerade bestätigt hatte… sie war trotzdem erst vor ein paar Wochen durch die Hände eines Dämons gestorben.
„Ich gehe mit“, meinte Trevor lächelnd, während er eine Hand auf den Griff des Dolchs legte. „Solange dieses Ding macht, was Tiara behauptet, kann ich gerne auf sie aufpassen.“
Zachary sah Trevor an, während er daran dachte, wie der Formwandler in letzter Zeit wegen Envy so aufgewühlt gewesen war. Wenn es nach dem Feuerwerfer ging, dann war das keine gute Wahl.
„Bis Tiara ihr eigenes Team wählt, würde ich vorschlagen, dass einstweilen Trevor und Zachary sie begleiten. Zachary wird die Teamleitung übernehmen und er kann sich auch um die Menschen kümmern, falls jemand beobachtet, wie sie die Friedhöfe wieder zur Ruhe bringt. Er kann einfach deren Gedächtnis verändern“, erklärte Storm.
Tiaras Augen wurden ein wenig größer, als sie hörte, dass Zachary ihr Team leiten sollte. Myra hatte ihr vor langer Zeit erzählt, dass Zachary sie mit Deth gesehen hatte… dass er ihr Geheimnis all die Jahre gewahrt hatte. Myra hatte ihr Zachary in den letzten Jahren auch mehrmals gezeigt, aber dadurch war nur eine kindische Angst und Achtung vor dem Mann, der das Geheimnis ihrer Mutter kannte, in ihr gewachsen.
Zachary entspannte sich ein wenig, jetzt wo er wusste, dass Tiara in der kommenden Nacht nicht alleine draußen sein würde. Es überraschte ihn, wie sehr es ihn erleichterte, zu wissen, dass er in der Nähe sein würde, sollte ihr etwas zustoßen.
„Ich gehe mit ihnen“, verkündete Guy.
Tiara fühlte sich unwohl, denn sie kannte Guys echten Grund, wieso er mitkommen wollte. Ohne Guy anzusehen, wandte sie sich an Storm. „Ich brauche im Moment nur drei für mein Team und einer davon darf keine Mächte besitzen.“
Guys Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als Tiara es ablehnte, ihn in ihr Team aufzunehmen… sie log.
Zachary bemerkte den stummen Austausch zwischen den beiden und runzelte die Stirn. Er wusste nicht, aus welchen Grund Guy so dringend in ein neues Team wollte… aber andererseits war es ja auch nicht so, als könnten sie Sonderurlaub aufgrund eines Todesfalles nehmen. Wenn es dazu käme, würde niemand noch zur Arbeit kommen.
Storm nickte, er verstand, dass Guy nicht gewollt war. „Dann habe ich genau den richtigen Mann ohne Mächte für den Job.“
„Wen?“, fragte Trevor argwöhnisch. Er mochte Guy und hatte seine Magie gesehen. Es war ein wenig enttäuschend, dass er sich nicht ihrem Team anschließen würde.
„Jason.“ Storm zeigte mit der Hand auf den Mann, der sich im Hintergrund gehalten hatte.
„Bestimmt nicht!“, rief Jason mit erschrockenem Gesichtsausdruck. „Ich gehe nicht da raus um tote Dinge zu jagen. Wenn ihr mich fragt… ist es klüger, davor wegzulaufen.“
Zachary zuckte die Schultern. „In Ordnung, wie du willst. Aber du weißt, was die Alternative ist.“
Jason stolperte rückwärts, wobei er in den jungen Mann mit violettem Haar stieß, als Zachary sich ihm näherte, seine Hand in Richtung von Jasons Stirn ausgestreckt.
„Okay, okay“, sagte Jason und hob beide Hände, um Zachary abzuwehren. „Ich werde gehen. Nimm… die Hand… weg.“
Zachary grinste und legte seine Hand fest auf Jasons Schulter, tat so, als hätte er das schon von Anfang an tun wollen. „Ich wusste, dass du uns nicht im Stich lassen würdest.“
„Fahr zur Hölle“, knurrte Jason, sodass Kamui belustigt schnaubte.

Kapitel 3
„Wir müssen bis zur Dunkelheit warten“, sagte Tiara, als sie aus dem Fenster sah, denn sie wollte Guys wütender Enttäuschung und Zacharys Autorität über sie nicht ins Auge sehen. Sie war ohnehin schon nervös genug.
„Wieso warten?“, fragte Jason, dem die Idee nicht gefiel, nachts auf die Jagd nach Dämonen oder Geistern, oder was auch immer es war, was das Mädchen haben wollte, zu gehen.
„Gute Frage“, sagte Trevor. „Ich bin schon dafür, diese Dinger zu jagen, aber in der Dunkelheit hinauszugehen, ist fast wie mit einer Leuchtreklame mit der Aufschrift ‚Gratis Abendessen‘ herumzulaufen.“
„Weil die Toten dann aufwachen“, antwortete Tiara. „Sie sind nun am schwächsten, weil das Sonnenlicht gegen ihre Dunkelheit wirkt. Es ist ein wenig so wie die Schwäche, die du fühlst, wenn du morgens aufwachst. Für sie ist es dasselbe, nur dass sie nachtaktiv sind.“
Trevor grinste, als er an seine Morgenstunden mit Envy dachte. „Ich bin am Morgen nicht schwach. Wer auch immer das behauptet hat, der hat da etwas verwechselt.“
„Was ist los, setzen deine Ex-Freundinnen wieder Gerüchte in die Welt?“, fragte Zachary mit erhobener Augenbraue, sodass einige der Leute im Raum grinsten und Trevor ihn böse anstarrte.
Es war gut zu hören, dass die meisten der TEP-Mitglieder ihren Sinn für Humor noch behalten hatte. „Was die anderen Teams betrifft“, fuhr Storm fort, während er auf den riesigen Stadtplan schielte, „bin ich sicher, dass ihr etwas zu tun findet.“
Alle sahen einander an, jeder und jede wusste, was ihre Aufgaben waren. Die Tür ging auf und Kamui war der erste, der die Versammlung verließ, wobei er sich nicht die Mühe machte, die Tür hinter sich zu schließen.
Es war das Zeichen, auf das die neugierigeren TEP-Mitglieder gewartet hatten, und sie eilten hinaus, um herauszufinden, wie der Neuling in den dritten Stock gelangte. Bald wurden Wetten darüber abgeschlossen, welche Mächte Kamui wirklich hatte.
Storm kicherte, als er jemand knurren hörte, als der neue Junge sich einfach in Luft auflöste und Geld den Besitzer wechselte. Dem Knurren folgte wenig später ein lautes, gedämpftes Krachen von oben und Schreie, sodass alle TEP-Teams Richtung Decke schielten, als der Kronleuchter in der Eingangshalle zu schwanken begann.
„KAMUI, DU KLEINES MISTSTÜCK!“ Die wütende Stimme schallte laut durch das Schloss.
Die Aufmerksamkeit von allen war fest in Beschlag genommen, als Licht plötzlich durch das Fenster an der Vorderseite fiel, das dem Sonnenlicht, schwere Konkurrenz machte. Die TEP-Leute rannten hinaus, gerade rechtzeitig, um zwei Lichtblitze zu sehen, die wirbelnd über ihnen flogen und sich dann Richtung Meer entfernten, ehe sie so langsam wurden, dass die Zuseher sie wirklich erkennen konnten.
Sie waren so schnell geflogen, dass ein lauter Donnerknall ertönte, als sie die Schallmauer durchbrachen. Der junge Mann von der Versammlung flog tatsächlich rückwärts, seine Augen groß, wie vor Furcht, als er den nassen, wütenden Mann mit silbernen Flügeln anstarrte, der ihn verfolgte.
„Ich schwöre Toya, ich wollte nicht in die Dusche platzen, während du drinnen warst!“, versuchte Kamui die Wut seines Bruders zu dämpfen.
Toyas langes, schwarzes Haar mit silbernen Strähnen flatterte um ihn, als er Kamuis Bewegungen genau verfolgte und Kamui alle Mühe hatte, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben
„Ja klar, du wolltest es nicht!“, schrie Toya, als er bemerkte, wie die Lippe seines Bruders schelmisch zuckte.
Trevor beobachtete, wie die beiden schwindelerregende Kurven über ihm flogen, und bemerkte dann eine dritte Person in seinem Augenwinkel. Als er zur Terrasse des dritten Stockwerks blickte, sah er einen Mann mit langem, silbernen Haar, der mit verschränkten Armen die beiden anderen böse anstarrte.
„Wer ist das?“, fragte Trevor neugierig.
„Der momentane Patriarch… sein Name ist Kyou“, antwortete Storm, der ebenfalls nach draußen gekommen war, um sich das Kaspertheater anzusehen. „Und die beiden, die das Theater aufführen, sind Toya, der zweitälteste und Kamui, der jüngste.“ Er hatte erwartet, dass die Brüder unter sich bleiben würden… aber die Beschützer waren nie sehr berechenbar gewesen.
„Sie sind verwandt?“, fragte Ren, der erkannte, dass die beruhigende Macht, die er in sich aufgesaugt hatte, von Kyou kam. Seine rechte Augenbraue hob sich, als er bemerkte, dass die Ruhe einen Moment lang schwächer wurde, aber sich zum Glück schnell wieder stabilisierte.
„Sie sind Brüder, fünf um genau zu sein“, antwortete Storm.
Der silberhaarige Mann, von dem Storm gesagt hatte, dass er der älteste Bruder war, der Kyou hieß, sah mir tief gerunzelter Stirn hinunter auf die Menschen unter ihm, als wären die Leute, die sich am Gras versammelt hatten, verantwortlich für den Vorfall.
„UAHH!“, schrie jemand, als Toya Kamui in den Magen boxte, sodass der jüngere Bruder rückwärts durch die Luft flog… genau auf Kyou zu.
Kichern war zu hören, als Kamui geradewegs in Kyou krachte, sodass sie beide hinein ins Gebäude und außer Sichtweite verschwanden.
„JA!“, rief Toya und boxte seine Faust in die Luft, während er vor dem Balkon schwebte. „Zwei Fliegen auf einen Schlag.“ Mit einem Grinsen flog er durch die Balkontüren hinein und alles wurde still.
„Ich schätze, es ist vorbei“, sagte Zachary schulterzuckend.
Storm grinste. „Wart‘s ab…“ Plötzlich explodierten zwei Fenster im dritten Stock, je eines auf jeder Seite des Schlosses, Toya schoss aus der einen Öffnung und Kamui aus der anderen. Storm konnte nicht anders als laut zu lachen, denn er wusste, dass sie vor Kyous Zorn flohen.
„Okay“, sagte Jason nach einem Moment. „Wieso, zur Hölle, bin ich noch einmal an euch geraten?“
Trevor legte seine Hand schwer auf Jasons Schulter. „Du würdest ohne uns noch immer ein Dämonen-Köder mit einem hübschen Tattoo auf deinem Knöchel sein.“
„Wenn ich heute Nacht auf einen Friedhof gehe, bedeutet das nicht, dass ich noch immer ein Dämonen-Köder bin?“, fragte Jason, wobei es mehr eine Feststellung war, als eine Frage.
„Ja, ich schätze, das tut es“, gab Trevor zu und lächelte dann, als hätte er gerade einen Wunsch erfüllt bekommen. „Und denk nur darüber nach… ich bin einer derjenigen, die dich beschützen.“
„Oh, Hilfe!“, rief Jason mit großen Augen, dann runzelte er die Stirn. „Du bist nicht noch immer sauer, weil du Envy verloren hast, oder?“
Trevors Lächeln verblasste und er machte einen Schritt auf Jason zu, aber Storm trat zwischen die beiden. Trevor zuckte zusammen, als er plötzlich am Parkplatz der Polizeistation stand.
„Chad braucht ein wenig Hilfe, um diese Bude unter Kontrolle zu bringen“, wies Storm Trevor an. „Sei lieb zu den anderen Kindern.“
Storm ließ ihn dort und erschien wieder beim Schloss, wo Jason noch immer gerade dabei war, einen Schritt zurückzuweichen.
Jason blinzelte, als Trevor einfach verschwand und Storm ihn angrinste.
„Wo ist Trevor hin?“, fragte Jason und sah sich um.
„Er hat vorerst Hausverbot“, antwortete Storm zwinkernd.
Zachary richtete seinen Blick wieder hoch zu der Terrasse, dann auf das Fenster direkt darunter. Er konnte sehen, wie Angelica hinter dem Fenster stand und durch den Vorhang schielte. Sie grinste und Zachary wusste, dass sie mitbekommen hatte, was vorgefallen war. Sie sah zu ihm hinunter und winkte, ehe sie den Vorhang wieder zumachte.
Alle gingen wieder zurück ins Schloss, jetzt, wo die Vorstellung vorbei war. Tiara blieb stehen und folgte Zacharys Blick zu der hübschen Frau am Fenster. Als sie eine merkwürdige Enttäuschung fühlte, versuchte sie sie abzuschütteln, indem sie dafür dankbar war, dass er nicht so gemein war, wie sie befürchtet hatte… das konnte er nicht sein, wenn er so eine liebenswürdig aussehende Freundin hatte. Nachdem sie noch nicht wieder hineingehen wollte, sah sie hinaus aufs Meer und folgte dann dem langen Weg, der zum Strand führte.
Guys Blick heftete sich auf Tiara, denn er wollte mit ihr reden. Sie hatte ihm noch keine Möglichkeit gegeben, ihr von seiner Idee zu erzählen. Als er sah, wie sie sich von den anderen entfernte, witterte er seine Chance und folgte ihr mit etwas Abstand.
„Ich habe eine Frage“, sagte Zachary, als er seinen Blick von Angelicas Fenster auf Storm senkte.
„Du willst wissen, was mit Angelica ist“, erwiderte Storm, der gesehen hatte, wie er sie angestarrt hatte.
Zachary nickte. „Wir haben sehr lange zusammengearbeitet und ich glaube, dass ich das Recht habe, zu erfahren, wieso wir hier nicht zusammenarbeiten werden. Können wir Angelica nicht in Tiaras Team aufnehmen?“
„Angelicas Mächte werden anderswo gebraucht und sie hat einen neuen Partner… ganz einfach“, erklärte Storm ernst.
Zacharys Augen wurden schmal. „Wen, Syn? Der Typ macht mir Angst und Angelica ist auch nicht so begeistert von ihm.“
„Es ist so, wie es sein soll.“ Storm sah direkt in Zacharys Augen. „Wir haben für ihn auf sie aufgepasst… jetzt ist er hier.“
„Sie ist meine beste Freundin“, stellte Zachary fest, für den Fall, dass Storm diese Tatsache entgangen war.
„Und du wirst wahrscheinlich für immer ihr bester Freund sein.“ Storm lächelte beruhigend. „Aber Syn ist ihr Schicksal und dagegen kann man sich nicht wehren. Genau genommen würde ich dir empfehlen, es nicht einmal zu versuchen. Es könnte das Letzte sein, was du je machst.“
„Bist du sicher?“, fragte Zachary nachdenklich.
„Natürlich, das weißt du doch“, antwortete Storm und legte eine Hand auf Zacharys Schulter. „Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, dass sie glücklicher sein wird, als sie sich je erträumt hätte?“
Zachary atmete tief ein und langsam wieder aus, als sich ein schweres Gewicht auf seiner Brust breitmachte. Es von Storm zu hören klang so endgültig… wahrscheinlich weil es das war. Er presste seine Lippen aufeinander, als er versuchte, seine Gefühle abzuschütteln und Angelica loszulassen.
Indem er auf Tiara zeigte, die schon fast die Klippen erreicht hatte, wechselte Storm das Thema. „Weil du Angelica so gut beschützt hast, weiß ich, dass ich dir genug vertrauen kann, um Tiara nun deiner Obhut zu überlassen.“
„Was meinst du damit?“, fragte Zachary mit gerunzelter Stirn, als er seinen Blick von Tiara losriss und ihn wieder auf Storm richtete. „Das ist nur für heute Nacht… nicht wahr?“
Storm schüttelte mitleidslos seinen Kopf. „Nein, es ist nicht nur für heute Nacht.“
„Habe ich dabei gar nichts zu sagen?“ Zachary hob eine Augenbraue. Er hatte schon vor langer Zeit Geisterbeschwörer von seiner Liste potentieller Partner gestrichen.
„Tiara wird dich mehr brauchen, als Angelica es je getan hat“, erklärte Storm. „Myra hat sie gelehrt, Mächte zu verwenden, die das Mädchen noch nicht einmal hatte. Sie hat vielleicht die Zaubersprüche und Rituale gelernt, aber sie hat noch nicht gelernt, sie zu kontrollieren.“
„Wie ein Menschenkind, das Zauberer spielt?“, fragte Zachary.
Storm nickte und hob gleichzeitig die Schultern. „Und jetzt hat sie diese Macht erst seit ein paar Wochen. Soweit ich weiß, hat sie die Geisterbeschwörung bisher noch nicht versucht. Erinnerst du dich noch, wie viele Feuer du unabsichtlich entzündet hast, als du lernen musstest, deine Macht zu kontrollieren? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass du deine Mutter dazu gebracht hast, zu vergessen, wer du bist.“
„Erinnere mich nicht daran.“ Zachary fuhr mit einer Hand durch sein Haar und schielte zurück dorthin, wo Tiara gerade über die Treppen verschwand, die zum Strand hinunterführten.
„Heute Nacht wird ihr erstes Mal sein und die Aufgabe, vor der sie steht, ist nicht nur ein Zombie… es ist eine Stadt voller Monster, die versuchen werden, die Toten zu erwecken, und zwar schneller als sie sie wieder zur Ruhe bringen kann“, sagte Storm nachdrücklich. „Alles, was sie von jetzt an machen wird, wird für sie das erste Mal sein.“
„Bei ihrer Mutter sah das alles so einfach aus.“ Zacharys Stimme war ein wenig grober, als er beabsichtigt hatte. Er versuchte, seinen Ärger zu überspielen, indem er schnell fragte: „Wo ist ihr Vater?“
„Er starb bevor Tiara geboren wurde“, wiederholte Storm, was Myra immer gesagt hatte.
„Was du meinst ist, dass du keine Ahnung hast, wer Tiaras Vater ist, weil ihre Mutter mit so vielen Männern geschlafen hat“, meinte Zachary nachdenklich, während er versuchte, die verstörenden Erinnerungen abzublocken, die in seine Gedanken schossen.
„Das ist eine Nebenwirkung der Geisterbeschwörung“, bestätigte Storm.
Zachary runzelte verwirrt die Stirn. „Was meinst du… Nebenwirkung?“
„Je mehr ein Geisterbeschwörer seine Macht nutzt, um die Toten zu kontrollieren, umso mehr sehnt sich seine Seele nach Leben, um zu verhindern, dass er von den Toten hinunter in die nächste Dimension gezogen wird“, erklärte Storm. „Es war nie Myras Schuld, dass sie sich nach Sex sehnte, nachdem sie ihre Macht benutzte… es ist eine unkontrollierbare Sehnsucht, die gestillt werden muss.“
„Also darum hat Myra es getan?“, flüsterte Zachary. Wenn er ehrlich zu sich selbst war… war er über all diese Jahre in Myra verliebt gewesen. Aber zu sehen, wie sie mit dem Feind geschlafen hatte, hatte seine Verliebtheit in etwas verwandelt, was eher Abscheu glich.
„Ich dachte, dass du das weißt“, gab Storm zu, sein Gesichtsausdruck etwas erschrocken. „Geisterbeschwörer sind mit gutem Grund sehr sexuelle Kreaturen… sie wollen leben.“
Zachary verzog das Gesicht. „Und weil Myra nie einen Partner gewählt hat, hat sie stattdessen versucht, am Leben zu bleiben, indem sie mit jedem einen One-Night-Stand hatte.“
„Sie hat erst versucht, gegen den Hunger zu kämpfen, aber je länger sie sich zurückhielt… umso schwächer wurde ihr Körper. Geisterbeschwörer haben sich immer von der Lebensenergie von Sex genährt… obwohl die meisten einen Partner gewählt haben“, bestätigte Storm.
„Wieso hat Myra sich nicht einfach einen Liebhaber genommen?“, fragte Zachary, aber seine Aufmerksamkeit wurde von Guy abgelenkt, der über denselben Weg verschwand, den Tiara nur wenige Minuten zuvor genommen hatte. Der Mann hätte ebenso gut ein T-Shirt mit der Aufschrift ‚Stalker‘ tragen können.
„Lass gut sein, wir sehen uns später“, rief Zachary über seine Schulter, während er Richtung Meer lief.
Storm lächelte zufrieden… Zachary war nie wirklich glücklich, außer wenn er dafür kämpfte, jemand anders vor sich selbst zu schützen. Wenn Tiara ihrer Mutter auch nur halbwegs ähnelte, dann würde sie Zachary eine ganze Zeit lang Kopfschmerzen besorgen. Er drehte sich um, um wieder ins Schloss zu gehen, aber hielt inne, als er Ren durch die Doppeltür wieder herauskommen sah.
Ren zog sein Handy heraus und las die SMS. Er grinste, ehe er um das Schloss herum zu der Seite ging, wo die riesige Garage war, doch hielt dann inne, als er etwas unter seinem Schuh knirschen hörte. Den Blick auf den Boden gerichtet, erkannte Ren das einst schöne Milchglas, das die oberen Fenster des Schlosses geziert hatte, das nun zerbrochen im Gras lag.
Er runzelte die Stirn… sie konnten doch kein Schloss mit zerbrochenen Fensterscheiben haben. Er hob seine Hand etwas und das Glas, das durch Kamuis und Toyas Flucht zerbrochen war, hob sich aus dem Gras und fügte sich wie ein Puzzle aus tausend Teilen zusammen. Während er seine Hand nach oben schob, beobachtete Ren, wie das glitzernde Glas durch die Luft flog und zurück an seinen Platz im dritten Stock glitt.
Während er Ren folgte, hob Storm eine Augenbraue, als er einen Abschleppwagen aus der Einfahrt wegfahren sah, und fragte sich, ob der Fahrer die Flugshow vor wenigen Minuten gesehen hatte. Er lächelte, als er erkannte, dass es Hunter war, der am Fahrersitz saß und hob eine Hand, als Hunter winkte.
Als er die Garage betrat, wurde Storms Lächeln noch breiter. Ren spazierte um Trevors Auto herum und betrachtete es mit kritischem Blick. Er bemerkte auch die high-tech Leiterplatte in Rens Hand.
Ren schielte hoch, als sich Storm näherte und stellte fest, dass dieser lächelte, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Auto richtete.
„Worüber grinst du?“, fragte Ren.
„Manchmal ist es schön, nicht in die Zukunft sehen zu können“, sagte Storm wahrheitsgemäß.
„Was heißt das?“, fragte Ren kritisch.
„Es bedeutet, dass, zumindest für den Moment… ich auf meiner eigenen Zeitachse gehe“, erklärte Storm.
Ren nickte und beschloss, dass er nicht versuchen wollte, die Denksportaufgabe zu verarbeiten, während er mit seiner Hand über das Auto fuhr, als wollte er eine Verbindung mit ihm herstellen.
„Was hast du hiermit vor?“, fragte Storm mit Blick auf den Computer.
„Ich werde Trevors Auto verbessern“, antwortete Ren.
Storm lehnte sich an eines der anderen Autos. „Ich werde anbeißen: wieso wirst du Trevors Auto verbessern?“
„Weil ich mich langweile.“ Ren zuckte die Schultern, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte, dass er seinen Spaß haben würde. „Und weil ich ein Ventil für einige dieser Mächte brauche, ehe ich darin ertrinke.“
„Das muss ich sehen“, sagte Storm lachend.
Ren grinste, als er die Leiterplatte auf die Windschutzscheibe legte und zwei Schritte zurück machte, sodass er der Motorhaube zugewandt stand. Er hob seine Hände in Richtung des Autos und atmete tief ein. Die Scheinwerfer gingen plötzlich an und Drähte krochen unter der verbeulten Motorhaube hervor, hefteten sich an die Schaltplatte und zogen sie hinein.
Der Körper begann zu knirschen und stöhnen, nahm eine andere Form an und eine andere Farbe erschien ausgehend von kleinen Flecken. Dellen verschwanden, als das Blech sich stromlinienförmig ausdehnte. Die Reifen reparierten sich selbst und füllten sich mit Luft, während die Felgen sich einrichteten. Die Motorhaube klappte auf und Storm beobachtete, wie der Motor sich selbst wieder aufbaute… das alte Öl langsam verschwand und die ursprüngliche Chrom-Farbe wieder erschien.
Die schwarzen Farbflecken dehnten sich aus und bald überzog ein hübscher schwarzer Glanz das gesamte Auto. Die Fenster verdunkelten sich, sodass es fast unmöglich wurde, hineinzusehen und Storm pfiff leise, als er einmal darum herum ging. Es sah genauso aus, wie ein klassischer Mustang. Storm konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er Rens Namen in kleinen Chrom-Buchstaben am Heck sah, dort wo normal das Symbol einer bekannten Autofirma prangte.
„Wenigstens bist du nicht eingebildet“, lachte Storm.
Ren senkte schließlich seine Hände und lächelte stolz über das neue, verbesserte Auto. „Hier hast du… Evy.“
Storm sah Ren mit gehobener Augenbraue an. „Evy?“
Ren zuckte die Schultern. „Stephen King hat Christine, dann kann ich Evy haben. Außerdem ist das der Name, der Envy am ähnlichsten ist, aber eben nicht derselbe.“
Storm konnte nur lachen. „Du bist so böse.“
„Das hoffe ich“, sagte eine sexy, weibliche Stimme.
Storm sah auf das Auto hinunter. „Es spricht?“
„Natürlich“, sagte Evy und die Autotür ging langsam auf. „Willst du mich fahren?“
Storm schüttelte seinen Kopf, denn er vertraute nur seiner eigenen Fortbewegungsweise. „Es tut mir leid, so schön du auch bist… ich fürchte, das kann ich nicht tun.“
Evy seufzte. „In Ordnung, aber eines Tages wirst du auf meinem Rücksitz landen.“
Storm starrte Ren an. „Sie ist ziemlich… kokett.“
Ren schob seine Hände in seine Hosentaschen. „Sprechende Autos sind sexy.“
„Danke, Ren“, schnurrte Evy.
„Was es so perfekt macht“, fuhr Ren fort, „ist, dass Evys Stimme exakt so klingt wie Envys.“
Storm presste seine Lippen aufeinander, um nicht laut zu lachen, und nickte energisch. Ren zeigte diese Seite seiner Persönlichkeit nicht sehr oft, aber wenn er es tat, war es immer das Warten wert.
„Evy“, sagte Ren.
„Ja, Ren“, antwortete Evy.
„Du gehörst Trevor, er ist dein Besitzer.“
Evy summte: „Trevor hat sich immer gut um mich gekümmert… jetzt werde ich mich um ihn kümmern.“
Storm öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen… irgendetwas, aber seine Augen begannen zu tränen und seine Wangen schmerzten. Er schritt schnell zur nächsten Tür, die zufällig die Tür zu einem begehbaren Schrank war, und lachte laut, nachdem er sie hinter sich zugezogen hatte.
„Geht es dir gut, Storm?“, hörte er Evy durch die geschlossene Tür.
„Alles bestens“, brachte Storm heraus. „Ich komme gleich zurück.“
Rens Lippen zuckten, während er und Evy darauf warteten, dass sein Chef seinen Verstand wiederfand.

Kapitel 4
Guy folgte Tiara die Treppen hinunter, die in einer Kombination aus menschlicher und Naturkraft aus den Klippen gearbeitet worden waren. Er folgte seinem Ziel leise hinunter zu dem abgeschiedenen Strand.
Tiaras Gestalt wurde auf dem Sand sichtbar und er blieb am Fuße der Treppe kurz stehen, um ihren schlanken Körper zu betrachten. Als seine Füße schließlich den Sand berührten, stand er voller Ehrfurcht vor dem Bild, das sie erzeugte. Mit ihrem langen, seidigen, weißen Haar und ihrer goldenen Haut… sah sie wie eine wunderschöne Wassernymphe aus, die an den Strand gespült worden war, um Männer in die Irre zu leiten.
Tiara stand direkt am Ufer und ließ das Wasser über ihre Sandalen spülen. Obwohl die kalte Dunkelheit sie rief, liebte sie das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Als sie über das Meer hinaus starrte, konnte sie die Leben fühlen, die das Wasser über die Jahrtausende genommen und nicht mehr zurückgegeben hatte.
Die meisten Menschen gingen in die nächste Dimension über, wenn sie starben… aber es gab immer welche, die dem Ruf nicht folgten. Sie legte ihren Kopf zur Seite und fragte sich, ob diese Geister mit den Fischen im Wasser schwammen und ob sie glücklich waren.
Ein weiches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie sich an die vielen Geschichten erinnerte, die sie im Laufe der Jahre von Menschen gehört hatte, die im Meer verschollen waren und jemanden bei sich im Wasser gesehen hatten. Diese Personen blieben dann so lange bei ihnen, bis Rettung kam. In keinem Fall war die zweite Person je gefunden worden und Tiara wusste, dass die andere Person der Geist eines längst Verstorbenen war, der sich weigerte, sein Zuhause im Ozean zu verlassen.
Geister waren meistens sanftmütige, flüsternde Wesen, die keine Mächte nach außen hatten. Sie musste es wissen… sie hatte als Kind mit ihnen gespielt. Ihre wahre Macht lag in ihrer Seele… diese innere Macht war es, die auf die Dämonen anziehend wirkte. Wenn sie einmal der Kontrolle eines Dämons unterlagen, dann wurden Geister zu Puppen, die machten, was ihre Meister von ihnen verlangten… unschuldige Opfer in den Spielen, die die Dämonen spielten.
Guys Schritte waren geräuschlos, als er sich Tiara so weit näherte, bis das Salzwasser die Sohlen seiner Schuhe umgab. Die Brise war noch warm, obwohl nur mehr wenige Wochen sie von Halloween trennten… von der Nacht, in der sich Menschen als Monster verkleideten. Er wollte nicht einmal daran denken, was diese Nacht bringen würde.
„Tiara.“ Seine Stimme war kalt, denn er wusste, dass sie Storm angelogen hatte, was die Anzahl der Leute in ihrem Team betraf, nur damit sie sich von ihm fernhalten konnte. „Wir müssen reden.“
Tiara war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass sie zusammenzuckte, als sie ihren Namen so nahe hörte. Sie seufzte innerlich, denn sie wusste, dass sie Guys Gefühle verletzen würde, dann drehte sie sich um, um ihn anzusehen. Sie schluckte, als sie den Schmerz sah, der in seinen Augen glitzerte.
„Guy, es tut mir so leid.“ Sie meinte jedes Wort.
Guy ballte seine Fäuste an seinen Seiten. Sie sagte nein und sie beide wussten es. Er versuchte, den Gedanken, sie dazu zu zwingen, zu tun, was er wollte, wegzuschieben, aber er war sehr anhänglich… verlockend.
„Carley war Teil des TEP und sie starb um ein anderes Leben zu retten… meines. Sie verdient eine zweite Chance“, beharrte er, als hätten sie schon eine stille Diskussion über das Thema geführt… und irgendwie hatten sie das auch.
Tiara schüttelte langsam ihren Kopf aber ihr Gesichtsausdruck war voller Mitleid. Ihre Stimme blieb ruhig und ernst, als sie versuchte, zu erklären, wieso sie seine Schwester nicht wiederbeleben konnte. „Jemanden vom Tod zurückzuholen bedeutet, einen Zombie ohne Seele zu erzeugen. Sie können sprechen und sich bewegen, aber sie sind leer… nichts mehr als eine Schale in der ihre Seele früher lebte. Meine Arbeit ist, Zombies von ihren Schöpfern zu befreien… nicht selbst welche zu erzeugen.“
„Erzähl mir nicht diesen Unsinn.“ Guy verlor die schwache Kontrolle, unter der er seine Wut gehabt hatte. „Deine Mutter konnte Seelen kontrollieren und nun hast du diese Macht, also sag einfach Carley, dass sie zurück in ihren Körper kommen soll. Wenn sie einmal hier ist, kannst du sie darin einsperren. Komm schon, es ist erst ein paar Stunden her. Ihr Körper ist noch nicht einmal richtig kalt.“
„Du möchtest sie an einen Körper fesseln, in einer schlimmeren Verfassung, als er war, als sie ihn verlassen hat? Würdest du das wirklich für deine Schwester wollen?“, fragte Tiara enttäuscht. „Du hast dir das nicht richtig überlegt, Guy. Welches Leben wäre das für sie?“
Guy stand plötzlich direkt vor ihr, packte ihr Handgelenk und riss sie vorwärts, bis sie nur wenige Zentimeter getrennt waren. Während er wütend in Tiaras erschrockenes Gesicht hinunter starrte, knurrte er: „Ich werde alles tun, um sie zurückzuholen. Ich habe mich bisher um sie gekümmert und das werde ich wieder tun.“
„Wenn du nicht mehr als nur einen Sonnenbrand willst, dann würde ich dir empfehlen, sie loszulassen.“ Zacharys Stimme war nahe und sehr warnend.
Zachary hatte sich zurückgehalten und der Unterhaltung zwischen Tiara und Guy zugehört. Er wusste, dass Guy verletzt war… verdammt, alle wussten, was Carley dem großen Mann bedeutet hatte. Aber als Guy Tiara gewaltsam packte, konnte Zachary nicht mehr tatenlos zusehen. Sie war so klein und zerbrechlich verglichen mit ihm. Sie sah aus, als könnte er sie einfach zermatschen.
Guys Blick richtete sich auf Tiara, ignorierte Zacharys Drohung. Stattdessen starrte er weiterhin hinunter auf Tiaras leuchtende Augen, zu hell für einen normalen Menschen. Wieder drang der Gedanke, sie zu zwingen, das zu tun, was er von ihr wollte, in sein Unterbewusstsein. Was konnte er schon verlieren… er hatte schon alles verloren, wofür er gelebt hatte.
„Er tut mir nicht weh.“ Tiaras Stimme war ruhig, aber sie ließ Guy nicht aus dem Auge. Er tat ihr weh, aber was sie am meisten schmerzte, war der Anflug von Wahnsinn, der sich in Guys wütenden Blick mischte. Er war nicht wirklich wütend auf sie… er erfuhr die normalen Gefühle des Überlebnsschuld-Syndroms. Wenn es nach ihm ging, dann hätte er anstelle von Carley sterben sollen.
„Guy, wenn du mich loslässt, werde ich meine Macht verwenden, um Carley zu rufen. Dann kannst du deine Schwester fragen, was sie jetzt will.“ Tiara wehrte sich nicht gegen ihn. Sie wollte, dass er ihr vertraute.
Zachary schüttelte seinen Kopf und machte einen Schritt auf die beiden zu. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, meinte er finster. Er war sehr gut darin, Menschen zu lesen und auch wenn Tiara es verdammt gut versteckte, so konnte er doch erkennen, dass sie verängstigt war. „Ich habe gesagt, lass sie los, Guy!“
„Ich tue ihr nicht weh!“ Guy schrie beinahe über seine Schulter.
Zachary knirschte mit den Zähnen und versuchte mühsam, sein eigenes, feuriges Temperament zu kontrollieren, das plötzlich an die Oberfläche kam. Er wusste, dass Guy trauerte, und es war offensichtlich, dass der Mann nicht besonders gut damit umging. Aber trotzdem würde er nicht zulassen, dass Guy seinen Frust an Tiara ausließ.
Ohne, dass er überhaupt bemerkte, was er machte, wurde die Luft um Guy plötzlich mehrere Grad wärmer.
Guy ließ Tiaras Hand los und richtete seinen wütenden Blick auf Zachary, als er in Schweiß ausbrach. „Halt dich hier heraus, verdammt.“
„Oh, ich denke, dafür ist es zu spät.“ Zacharys Lippen deuteten ein gefährliches Lächeln an.
Nachdem sie nicht der Grund sein wollte, wegen dem jemand verletzt wurde, streckte Tiara ihre Hand aus und berührte sanft Guys Arm, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. „Ich werde Carleys Seele rufen… nicht ihren Körper“, flüsterte sie. „Und du kannst mit ihr sprechen.“ Jetzt, wo sie seine volle Aufmerksamkeit hatte, hob sie ihre beiden Hände und legte sie auf seine Wangen. „Zuerst brauche ich etwas von dir.“
„Ich gebe dir alles, was du willst“, sagte Guy verzweifelt. „Und wenn es geschafft ist… wenn du mich brauchst…“ Er legte eine seiner Hände über eine von ihren, drehte sein Gesicht dorthin und küsste ihre Handfläche liebevoll, dann ließ er sich auf seine Knie sinken, damit er nicht so viel größer war als sie. „… werde ich für dich da sein.“
Zachary knurrte innerlich, denn er wusste genau, was Guy vorschlug, und es gefiel ihm gar nicht. Er wandte seinen verärgerten Blick auf Tiaras Gesicht und fragte sich, was sie davon hielt, ihre Geisterbeschwörer-Gefälligkeiten gegen Sex zu tauschen.
„Danke, Guy.“ Ihre vollen, roten Lippen hoben sich zur Andeutung eines gütigen Lächelns. „Aber was ich von dir brauche, ist, dass du all die Liebe, die du für deine Schwester fühlst, durch dich strömen lässt. Ich kann sie dann verwenden, um ihre Seele zu rufen.“
Sogar von dort, wo Zachary stand, konnte er sehen, wie Guys Blick weich wurde, und sein Gesicht sich entspannte, aber er konnte sich selbst nicht davon abhalten, noch einen Schritt nach vorne zu machen, als Guy seine Arme um Tiaras Hüfte schlang und sie an sich drückte, als er seine Augen schloss.
Tiara holte tief Luft und schloss ihre Augen, fühlte die überwältigende Liebe eines Bruders für seine kleine Schwester in der Art, wie er sich so fest an sie klammerte. Sie konnte sogar fühlen, wie seine Hände durch die Emotionen zitterten. Sie waren so rein und kamen direkt vom Herzen, dass sie sich danach sehnte, auch eine solche Liebe zu kennen.
Zachary beobachtete beeindruckt, wie Tiara zu verschwimmen schien und Carleys Aussehen sich mit ihrem vermischte. Carleys Seele klammerte sich an Tiaras Körper und starrte verwirrt hinunter auf ihren Bruder. In nur wenigen Sekunden wurde Zacharys misstrauischer Gesichtsausdruck von einem ersetzt, den man nur als liebevoll bezeichnen konnte.
„Guy“, sagte Carley leise.
Guys Augen öffneten sich ruckartig und er hob schnell seinen Kopf, um seine Schwester anzusehen, die in seiner Umarmung stand.
„Carley.“ Guys Stimme zitterte und Tränen fielen aus seinen Augen. „Wieso hast du das gemacht? Es hätte doch mich treffen sollen.“
Carley lächelte. „Ich war an der Reihe, dich zu beschützen. Ich bereue es nicht, und ich würde es nicht rückgängig machen.“
Guy schüttelte seinen Kopf, wollte es nicht wahrhaben. „Ich brauchte keinen Schutz… was ich brauchte, war meine Schwester.“ Er schlang seine Arme besitzergreifend fester um sie. „Ich verspreche dir, dass ich dich diesmal nicht loslassen werde.“
„Du hast dich immer um mich gekümmert“, sagte Carley. „Aber sieh mich jetzt an.“ Sie drehte sich schwungvoll innerhalb seiner Arme, da es in Wirklichkeit Tiaras Körper war, den er hielt… nicht ihrer. „Ich kann wieder laufen. Wenn ich möchte… kann ich sogar fliegen.“
„Wir können es diesmal besser machen. Ich werde eine Möglichkeit finden, dich glücklich zu machen“, versprach er und bereitete sich innerlich darauf vor, dass sie ablehnte.
Carley seufzte leise und beugte sich hinunter, um einen sanften Kuss auf seine Wange zu setzen. „Ich bin jetzt glücklich, Guy. Das einzige, was ich mir wünsche, ist, dass du einen Weg findest, um glücklich zu sein… und, um Himmels Willen, such dir eine Freundin!“
Guy senkte seinen Kopf und saugte so viel Magie, wie er nur konnte, aus der Erde. „Tiara kann dich zurückbringen, Carley. Willst du das nicht ebenso sehr wie ich?“
Carley hob ihre Hand und zerzauste sein Haar, so wie er es immer bei ihr gemacht hatte. „Es tut mir leid, Guy, aber nein… bitte, nimm mir das hier nicht weg.“
Guys Augen wurden groß, als er Schuldgefühle spürte, und sein verweinter Blick hob sich zum Gesicht seiner Schwester. „Es gibt eine Möglichkeit, wie wir beide bekommen können, was wir wollen.“
Gerade als sich die Lippen seiner Schwester verwirrt öffneten, stieß Guy seine Handfläche fest in Tiaras Brust, wobei er schnell die Worte des Zauberspruchs flüsterte, den er vor einer Stunde auswendig gelernt hatte. Der Ausbruch der Macht schleuderte Tiara rückwärts davon, sodass einen Augenblick lang ihr Schatten noch dort sichtbar war, ehe er verblasste, und nur noch das Bild von Carley zu sehen war, die vor ihm stand.
„Was hast du gemacht?“, flüsterte Carley.
Guy blinzelte, jetzt, wo sie auch ohne Tiaras Verbindung stabil war. Sie hatte ihm keine andere Wahl gelassen und er weigerte sich, sie wieder gehen zu lassen. Also hatte er die Entscheidung getroffen, ihren Geist an diese Welt zu binden.
Zachary sprang mit ausgestreckten Armen nach vorne und fing Tiara auf, ehe ihr Kopf den Sand des Strandes berühren konnte. Schnell überzeugte er sich, dass sie atmete und ihr Herz schlug, dann starrte er wütend auf Guy und erkannte, dass der Zauberer noch immer den Ort anstarrte, wo Tiara eben gestanden hatte, als könne er Carley noch sehen.
Carley sah über ihre Schulter auf Tiara, dann missbilligend zurück auf ihren Bruder. „Das war gemein… du hättest Tiara zumindest darauf hinweisen können, was du vorhattest.“
„Ich werde mich bei ihr entschuldigen“, sagte Guy lächelnd und wischte ein paar Tränen von seiner Wange. „Jetzt, wo du die Verbindung zwischen den Welten beherrschst, brauchen wir kein Medium mehr für uns.“
Carley kicherte, denn sie wusste, dass der Zauber harmlos war, aber zumindest würde sie ihn jetzt besuchen können, auch wenn er und Tiara die einzigen waren, die sie sehen konnten. „Vergiss bloß nicht, dass du nicht mit mir reden kannst, wenn Leute dabei sind. Sie werden glauben, dass du den Verstand verloren hast.“ Als sie zum Schloss hoch schielte, wurde ihr klar, dass sie sogar Guys geheime Spionin sein könnte, wenn das TEP sie brauchte. Sie würde später mit ihm darüber reden.
„Ich liebe dich, großer Bruder, aber ich glaube, du solltest dich bei Tiara entschuldigen, ehe Zachary dich röstet.“ Sie beugte sich hinunter und ließ ihre Lippen über Guys Stirn streichen, auch wenn sie wusste, dass er es nicht fühlen konnte. „Ich werde hier sein.“
Guy sah zu, wie Carley ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, ehe ihr Bild verblasste, sodass nur mehr Zacharys wütende Gestalt in seinem Blickfeld war.
„Was, zur Hölle, hast du ihr angetan?“, knurrte Zachary, während er Tiaras schlaffen Körper an seine Brust drückte.
Während er auf Tiaras entspanntes Gesicht hinuntersah, wischte er ein paar Haare weg, die der Wind über ihre Wange und Lippen blies. Er hielt sofort inne, als ihm mehrere Dinge gleichzeitig klar wurden. Ihre Haut war genauso weich, wie sie aussah… und ihr Haar auch.
Zachary erzitterte, als es von seinen Fingern fiel wie Seidenfäden. Sein Blick hielt an ihren vollen Lippen, verzaubert durch den Wunsch, sie zu küssen, sodass seine Brust sich zusammenzog. Ihre Unschuld machte sie so viel schöner und verführerischer, als er je gemeint hatte, dass ihre Mutter es war… dieses Wissen ängstigte ihn auf eine Weise, die er nicht verstehen konnte.
Guy beobachtete die Emotionen, die über Zacharys Gesicht flimmerten, während der andere Mann Tiaras bewusstlose Gestalt hielt. Ein fester Knoten formte sich in seinem Magen, es gefiel ihm gar nicht, dass Zachary ihr so nahe war… er vergaß einfach, wer sie vor wenigen Augenblicken noch in seinen Armen gehalten hatte.
Nachdem er aus dem feuchten Sand aufgestanden war, näherte sich Guy schnell den beiden und stand einen Moment lang über Zachary. Unbewusst ballte er seine Hände zu Fäusten, ehe er sich neben Tiara wieder auf die Knie sinken ließ und verliebt auf ihr weiches Gesicht hinuntersah.
„Ich habe sie nicht verletzt… ich schwöre es. Ich würde sie nie verletzen“, sagte Guy mit tiefer Stimme, meinte jedes Wort. Er hob seine Hand und fuhr mit der Rückseite seiner Finger über ihre weiche Wange, dann knurrte er beinahe, als Zacharys Arme sich fester um ihren Körper schlossen, aber er konnte sich noch rechtzeitig zur Ordnung rufen. „Sie hat mir das einzige Geschenk gegeben, das mir sonst niemand geben hätte können und ich schulde ihr alles dafür“, versuchte Guy es noch einmal.
„Ich habe gefragt, was, zum Teufel, du getan hast, dass sie bewusstlos wurde“, fragte Zachary scharf und schob Guys Hand von Tiaras Wange weg, traute dem Zauberer nicht genug, um zuzulassen, dass er sie anfasste. Er hatte diesen Fehler schon einmal gemacht. „Sie ist nicht wie wir, wenn es darum geht, ihren Körper zu heilen. Sie ist ein Mensch, du Idiot, damit ist sie verletzlich.“
Guy ließ seine Hand sinken, konnte Zacharys Fürsorglichkeit verstehen, aber er entfernte sich nicht. „Ich habe einen Zauber, den Carley und ich vor ein paar Jahren gefunden haben, mit der Geisterbeschwörer-Macht, die Tiara ausstrahlte, als sie Carley erlaubte, ihren Körper zu nutzen, kombiniert.“ Er hob seine Hand wieder, aber Zachary schlug sie wieder weg.
„Geh weg“, befahl Zachary.
„Durch sie kann ich Carley jetzt immer sehen, wenn ich will“, fuhr Guy fort und ignorierte den Befehl. „Tiara hat mir meine Schwester zurückgegeben… und daher werde ich für immer in ihrer Schuld stehen.“
„Wenn Tiara nicht aufwacht und mir sagt, dass es ihr gut geht, werde ich dich auf direktem Weg zu deiner Schwester befördern“, drohte Zachary, aber dann zuckte er zusammen, als weiche Finger über seine Lippen streiften.
Beide Männer senkten ihren Blick ruckartig auf die kleine Frau, aber es waren Zacharys Augen, die Tiaras Blick suchte.
Zachary stockte der Atem, als er Tiaras echte Augenfarbe zum ersten Mal aus der Nähe sah. Sie waren voller tanzender Flecken aus reinem Gold und Grün, die sich in scheinbar zufälligen Bahnen bewegten und ihn beinahe hypnotisierten und sie starrten mit ihrer verlockenden Unschuld direkt in seine.
„Mir geht es gut“, flüsterte Tiara, fühlte, wie Zacharys überwältigende Fürsorge sie wie in eine schützende Decke wickelte.
Sie wurde schnell von Zacharys Perfektion in ihren Bann gezogen. Nachdem sie den Mann, der ihre Gedanken im Laufe der Jahre so oft heimgesucht hatte, berühren wollte, ließ sie ihre Finger noch einmal über seine Lippen streicheln, ehe sie über sein Kinn und seinen Hals fuhren. Als er scharf einatmete, wurde ihr bewusst, was sie machte.
Tiara zog schnell ihre Hand zurück und setzte sich auf, bemühte sich, von seinem Schoß zu rutschen.
Zacharys Gehirn war in Streik getreten, als er fühlte, wie ihre Finger einen Moment auf seinen Lippen ruhten, ehe sie über sein Kinn streiften. Er unterdrückte ein Zittern, als dieselben Finger seinen Hals streichelten und sich einen Weg zu seinem Nacken bahnten, wo die Haut so unglaublich sensibel war. Als Tiara sich zu bewegen begann, musste er sich dazu zwingen, sie loszulassen, sodass sie aufstehen konnte.
In dem Moment, als sie sich aus Zacharys Armen befreit hatte, hatte Tiara kaum Zeit, auf ihren schwachen Beinen zu schwanken, ehe Guy sie in seine Umarmung zog. Sie errötete, als sie fühlte, wie jeder Zentimeter seines Körpers sich an ihren drückte.
Sie konnte fühlen, wie die kleine Flamme des Verlangens, das entstanden war, als sie in Zacharys Schoß gelegen hatte, nun heller brannte. Von einem Mann gehalten zu werden, war etwas Neues für sie, denn außer ihrer Mutter war nie jemand so nahe an sie herangelassen worden.
„Ich kann Carley jetzt sehen“, rief Guy und hob sie höher, bis ihre Füße fast einen halben Meter über dem Boden hingen. „Danke.“
Guy war glücklich, dass er seine Schwester zurückhatte, aber das Gefühl der Sehnsucht nach dieser kleinen Frau wuchs wieder in ihm. Der Drang, mehr zu tun, als sie einfach nur festzuhalten, war fast überwältigend. Als Tiara ein wenig zappelte, starrte er mit hungrigen Augen auf sie hinunter. „Ich habe dir nicht wehgetan, oder?“
Tiara sah zu dem großen Mann hoch, der sie festhielt und legte ihre Hände auf seine breiten Schultern. Er war außer sich vor Glück… das konnte sie sehen und fühlen. Sie hatte seine Magie gefühlt, in dem Moment, als sie sie getroffen hatte… die Macht, die Guy in sich beherbergte, war unglaublich groß. Es war ein Fehler gewesen, ihn abzuweisen, als er angeboten hatte, sich ihrem Team anzuschließen.
„Du hast mir nicht wehgetan“, sagte sie leise, auch wenn es eine Lüge war.
Er hatte sie nicht verletzen wollen und das wusste sie. Ihre Mutter hatte ihr mehr als nur einmal eingebläut, dass sie ihr Team sorgfältig auswählen musste, und sie hatte nicht von Partnern fürs Bett gesprochen. Auch wenn Guy nicht um Erlaubnis gefragt hatte, ehe er seine Macht mit der ihren verbündet hatte, die Tatsache, dass er dem Geist seiner Schwester gegenübergestanden hatte, genügte für sie, um ihm zu vergeben.
„Ich will dich“, Tiara lehnte ihren Kopf zurück und hob ihre Fingerspitzen zu seinen Lippen, als er seinen Kopf nach vorne senkte, „in meinem Team haben.“
Guy fühlte eine kurze Welle der Enttäuschung durch sich spülen, als sie ihren Satz beendete, und küsste stattdessen ihre Fingerspitzen. „Du kannst alles von mir haben, was du willst“, flüsterte er verführerisch.
Tiara fühlte, wie Hitze durch ihre Mitte zuckte, passend zu dem Blick in seinen Augen. Dies war eine weitere Warnung, die ihre Mutter ihr mitgegeben hatte, und Tiara wusste, dass sie sie nicht ignorieren konnte. Bald würde sie mehr als nur Teammitglieder wählen müssen, wenn sie überleben wollte. Ihr Leben hing buchstäblich davon ab, dass sie einen Sex-Partner fand, der ihr Lebensenergie schenkte, wenn der Ruf der Dunkelheit für sie zu stark wurde.
So wie es im Moment aussah, sollte es nicht allzu schwierig werden, sicherzustellen, dass jemand für diesen Zweck in ihrer Nähe war.
In Zacharys Magen brannte ein Feuer und seine Körpertemperatur war ein paar Grad angestiegen. Er fühlte sich, als würde er plötzlich in Flammen aufgehen, als Guy seinen Kopf senkte, um Tiara zu küssen. Das Gefühl verflog wieder, als sie erklärte, was sie von Guy wollte, und Zachary musste gegen den Drang ankämpfen, den überheblichen Mann triumphierend anzugrinsen.
Als Guy sie nicht sofort losließ, beschloss Zachary schließlich, dass er es verdammt satt hatte, nur ein Zuschauer zu sein. Er richtete sich auf und machte einen Schritt nach vorne, um ihre verstörende Intimität aufzubrechen.
„Gut“, knurrte Zachary. „Du hast bewiesen, dass du es verdienst, im Team zu sein… zumindest in Tiaras Augen. Aber dank dem, was du gemacht hast, ist Tiara geschwächt und muss sich ausruhen, damit sie dem gewachsen ist, was heute Nacht auf uns zukommt.“
Guy schenkte Zachary einen bitterbösen Blick, wollte ihm sagen, dass er das Maul halten sollte, aber hielt sich gerade noch zurück. Er wusste nicht so genau, wie die Beziehung zwischen Tiara und Zachary aussah, und er nahm an, dass er es auch nicht so genau wissen wollte.
„Er hat recht, ich bin etwas erschöpft“, sagte Tiara und sah in Guys Augen, wollte, dass er sie hinunterließ. Sie fühlte sich wie ein Kind in seinen Armen… klein und hilflos.
„Gute Idee“, stimmte Guy zu und hob eine Augenbraue in die Richtung der steilen Treppen, die über die Klippen nach oben führten. „Du solltest dich ausruhen.“
Zu Zacharys Leidwesen senkte Guy einen Arm unter Tiaras Knie und trug sie vor sich über den schmalen Pfad zum Schloss. Er fing einen kurzen Blick von ihr auf, als sie ihren Kopf drehte, um zu sehen, ob er ihnen folgte.
Innerlich knurrend folgte Zachary, obwohl er sich nicht so sehr darüber im Klaren war, wieso er sich überhaupt ärgerte. Es störte ihn absolut nicht, dass er nicht derjenige war, der Tiara trug… obwohl er Guy genau im Auge behielt, um sicherzugehen, dass seine Hände an ordentlichen Stellen ihres Körpers blieben. Nur weil Guy seine Macht mit der ihren verbunden hatte, war die Geisterbeschwörerin so geschwächt worden… also konnte Guy sie auch selbst tragen.
Tiara lächelte leise und lehnte ihren Kopf an Guys Hals. Sie nahm an, dass er seine Schwester oft auf diese Weise getragen hatte, und so ließ sie zu, dass er nun sie trug. Es half ihm wohl, die Leere, die Carleys Tod in seinem Herzen hinterlassen hatte, zu füllen. Minuten später fand sie sich selbst in ihrem Zimmer wieder.
Zachary lehnte im Türstock, seine Arme vor der Brust verschränkt und sah zu, wie Guy Tiara vorsichtig auf die Matratze legte. „Also, ich nehme an, wir sind nun zu viert im Team und nicht mehr zu dritt?“, fragte er.
Ehe Tiara das bestätigen konnte, antwortete Guy für sie: „Ihre Mutter hatte immer sechs Leute bei sich. Tiara hat gelogen, was die Anzahl betraf, weil sie mich nicht in der Nähe haben wollte.“ Er zwinkerte Tiara zu, sodass diese errötete und sich aufsetzte.
Zachary runzelte die Stirn, als er sich fragte, wieso er nicht schon selbst darauf gekommen war… er war einige Male Teil von Myras Team gewesen. Irgendwie hatte seine Bekanntschaft mit Tiara seine Erinnerungen an ihre Mutter verblassen lassen. Er würde besser darauf achten müssen, was um ihn herum geschah.
Tiara fühlte sich merkwürdig, jetzt wo zwei Männer in ihrem Zimmer waren… alleine mit ihr. Wenn sie zwischen den beiden wählen hätte müssen… hätte sie sich für Guy entschieden. Sie hatte Zachary mehrmals aus der Ferne gesehen, als sie noch jünger gewesen war, wenn die TEP-Teams einander über den Weg gelaufen waren. Zachary hatte ihre Mutter immer so komisch angesehen, dass sie eine kindliche Angst vor ihm entwickelt hatte.
Wie auch immer sie die Dinge betrachtete, Zachary war wirklich ein Mann, den man fürchten sollte, wenn sie es sich genauer überlegte. Es gab so vieles von Zachary, was niemand wirklich wusste, außer Storm und vielleicht Ren. Selbst sein Profil in der TEP-Datenbank war wenig mehr als sein Name und seine derzeitige Mission. Alleine die Tatsache, dass Storm ihm eine der höchsten Positionen eingeräumt hatte, sprach Bände über seine Macht.
Sie hatte von anderen TEP-Mitgliedern Geschichten über Zachary gehört. Tiara hielt nicht besonders viel von Geschichten und Gerüchten, aber sie genügten, um ihre Angst vor ihm zu bestätigen. Doch diese kindliche Angst war immer mit einer drängenden Neugier vermischt gewesen, die jetzt, wo sie ihn getroffen hatte, nur noch stärker wurde.
Als sie hier angekommen war, hatte Storm ihr gesagt, dass Zachary ihr Team koordinieren würde. In der Versammlung unten war sie überrascht gewesen, als Storm verkündet hatte, dass Zachary tatsächlich ein Teil ihres Teams sein würde. Sie hatte gedacht, dass jemand, der so wichtig war wie Zachary, ihrem Team einfach sagen würde, wo sie hingehen und was sie tun sollten… nicht, dass er selbst mitkam.
Guy hob ihre Hand hoch und gab ihr einen schnellen Kuss, ehe er sie wieder losließ. „Du musst dich ausruhen. Ich werde etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang zurückkommen.“
„Bleib noch kurz“, sagte Storm von hinter Zachary, woraufhin er zusammenzuckte. Zachary machte einen Schritt zur Seite, um Storm eintreten zu lassen.

Kapitel 5
„Storm“, begrüßte ihn Tiara, dann lächelte sie ihn freundlich an, als er zu ihr kam und sich neben ihr auf das Bett setzte.
Storm blickte mit unleserlichem Gesichtsausdruck auf Guy. Er hatte gesehen, wie Guy Tiara mit derselben Fürsorge, die er für seine Schwester gezeigt hatte, über die Treppen hochgetragen hatte. „Habe ich etwas verpasst?“
Guy blieb ruhig, als Storm ihn direkt ansah. Er hatte einmal gesehen, wie der Zeitreisende in einem Wutausbruch einen Mann gepackt hatte, und dieser Mann war einfach verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Im Hinblick darauf, was Storm war, wollte Guy bestimmt nicht in der Steinzeit landen.
„Ich werde Tiara als festes Mitglied ihres Teams beschützen“, erklärte Guy dem Zeitreisenden stoisch.
„Also habe ich etwas verpasst“, meinte Storm nachdenklich. Dies war neu für ihn und er begann es aufregend zu finden, Dinge auf die altmodische Art herauszufinden. Als Storm seinen Blick auf Zachary richtete, erkannte er den nicht so glücklichen Ausdruck auf dessen Gesicht und seufzte innerlich. „Zachary, möchtest du mich aufklären?“
Tiaras Mund hatte sich geöffnet, um Guy zu verteidigen, aber sie hielt inne, als Storms Blick fragend zu Zachary wanderte. Sie sah nun Zachary direkt an, fühlte sich sicherer, das nun zu tun, wo seine Aufmerksamkeit nicht auf ihr lag.
Zacharys Blick traf Tiaras und er runzelte die Stirn, als sie sofort auf ihre Hände hinuntersah. Wie kam es, dass sie sich mit dem Mann, der sie gerade bewusstlos geschlagen hatte, wohler fühlte, als mit demjenigen, der ihr nichts getan hatte?
Fühlte sie sich von bösen Jungs angezogen, ebenso wie ihre Mutter? Würde sie sich in einen Dämon verlieben? Vielleicht hatte Storm damit recht gehabt, ihn für ihre Sicherheit verantwortlich zu machen. Es bestand eine gute Chance, dass sie Tiara mehr vor sich selbst als vor den Dämonen, die herumliefen, beschützen mussten.
„Guy wollte seine Schwester zurück, also haben er und Tiara ihre Mächte vereinigt. Sie haben Carley nicht wiederbelebt… aber Guy kann jetzt den Geist seiner Schwester rufen und alle sind glücklich“, erzählte Zachary Storm sarkastisch und hob leicht die Schultern.
„Ist das so.“ Storm versuchte sein Grinsen zu verbergen, als er die offensichtlichen Gefühle, die Zachary hatte, und die er nicht besonders gut versteckte, erkannte. „Und sie haben das ohne Nebenwirkungen gemacht?“
Zachary spießte Guy mit einem bösen Blick auf, als er erklärte: „Keine… wenn man davon absieht, dass der Zauber Tiara ungefähr drei Meter zurückgeschleudert hat und sie für ein paar Minuten bewusstlos war.“
„So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht, als ich den Bluterguss sah, der sich schon auf ihrer Brust und ihrer rechten Hand zeigt“, sagte Storm und hob eine Augenbraue in Guys Richtung.
Zachary knurrte leise und schritt durch das Zimmer zu dem Bett, wo Tiara saß, denn er wollte die besagten Blutergüsse sehen.
Tiara nahm ein Zierkissen vom Bett und drückte es an sich, um den blauen Fleck zu verbergen, der über dem Tuch sichtbar war, das ihre Brüste bedeckte. Sie sah Zachary blinzelnd an, als sie fühlte, wie die Temperatur im Zimmer um mehrere Grade anstieg.
Storm betrachtete Guy neugierig. „Es ist faszinierend, dass du deine Macht mit der von Tiara verbinden kannst. Das kommt etwas unerwartet, aber kann in der Zukunft sehr praktisch werden. Aber du musst dir darüber im Klaren sein, dass, obwohl sie sehr mächtig ist, sie ein Mensch ist, und auch so heilt.“
„Das habe ich ihm schon gesagt“, bemerkte Zachary mit einem bösen Blick auf Guy. Es entging nicht seiner Aufmerksamkeit, wie Storm die Möglichkeit erwähnte, dass Guys Macht kompatibel mit Tiaras Geisterbeschwörung sein könnte. Er unterdrückte den Drang, wieder zu Knurren und verschränkte seine Arme vor seiner Brust, um zu verhindern, dass seine Faust irgendwo anders landete… nämlich in Guys Magen.
„Und Guy wird die Warnung ernst nehmen.“ Storm nicke zufrieden, auch wenn ihm klar war, dass Zachary nicht damit einverstanden war, dass er zuließ, dass Guy sich Tiaras Team anschloss. Zacharys Eifersucht war für ihn sehr offensichtlich. Er konnte nur hoffen, dass, wenn Zach einmal zum Vorschein kam, er diese unter Kontrolle bringen würde.
„Ich werde sie beschützen“, wiederholte Guy und erwiderte Zacharys bösen Blick mit einem trotzigen von seiner Seite. „Das bin ich ihr schuldig für das, was sie für mich und Carley getan hat.“
Nachdem die Strafpredigt vorbei war, lächelte Storm. „Jetzt zeig uns diese Schwester.“
„Carley.“ Guy musste sich zwingen, nicht seine Finger zu überkreuzen, als er betete, dass der Zauber so funktionierte, wie er geplant hatte. Er seufzte dankbar, als seine Schwester plötzlich zwischen ihm und Storm erschien. Sie trug ein spitzbübisches Lächeln auf ihrem Gesicht, und er wusste, dass sie etwas im Schilde führte.
„Kannst du sie sehen?“, fragte Tiara Storm neugierig.
„Nicht einmal einen Schatten“, gestand Storm und rieb mit seinen Fingern nachdenklich über sein Kinn. „Dies könnte für das TEP ein großer Vorteil sein.“
„Wovon spricht er?“, fragte Carley laut, obwohl Guy und Tiara die einzigen waren, die sie hören konnten. „Oh warte… schlaue Köpfe ticken gleich.“ Sie lächelte aufgeregt und sah Storm herausfordernd an. „Komm schon… sag es.“
„Zachary, kannst du sie sehen?“, fragte Storm.
„Nein“, bestätigte Zachary.
„Tiara, sag Storm, dass ich eine perfekte Spionin wäre.“ Carley warf ihrem Bruder noch ein breites Grinsen zu, dann verzog sich ihr Mund zu einem Schmollen, als er die Stirn runzelte. „Es ist nicht so, als wäre es gefährlich… ich bin schon tot, Dummkopf.“
Tiara wiederholte Carleys Worte für Storm und Zachary… auch den Dummkopf-Teil, der ihrem Bruder gegolten hatte, sodass die anderen Männer im Raum kicherten. Ihr Selbstvertrauen stieg noch weiter an, jetzt wo sie den Beweis hatte, dass Guy eine großartige Wahl als Teammitglied war.
„Carley scheint glücklich“, bemerkte sie und lächelte dem Geist zu, der nur wenige Meter vor ihr stand.
„Ich würde liebend gerne noch weiterhin ein Teil des TEP sein!“ Carley nickte energisch.
Als Guy ihre Worte für Storm wiederholte, schielte dieser hinüber zu Zachary, der nur mit den Schultern zuckte, als wäre es ihm egal. Wenn er Zachary auch nur halbwegs richtig einschätzen konnte, dann war es das wahrscheinlich auch.
„Es ist ja nicht so, als könnte sie mir auf die Nerven gehen… ich werde nicht einmal wissen, dass sie da ist.“ Zachary lehnte sich rückwärts an die Wand, überließ die Entscheidung Storm. Insgeheim dachte er, dass es eine großartige Idee war, denn dann hätte Guy noch etwas außer Tiara, was er anbeten konnte. „So lange sie nicht in Orten spioniert, wo sie nicht willkommen ist, wird es wohl in Ordnung sein.“
„Er würde es doch nicht wissen“, murmelte Carley, sodass Tiara grinste und Guy sie anstarrte, als hätte sie sich gerade in einen Marsmenschen verwandelt.
Da kam Storm noch auf eine andere Idee. „Guy, du und Carley, ihr könnt euch überlegen, ob ihr einen Zauber finden könnt, den ihr an den anderen Teammitgliedern anwenden könnt.“
„Welche Art von Zauber brauchst du?“, fragte Guy und legte seinen Kopf schräg.
„Wir brauchen eine Möglichkeit, sodass auch die anderen Leute in diesem Team Carley sehen und mit ihr reden können“, wies Storm ihn an.
Tiara fühlte, wie sich die Muskeln in ihrem Magen verkrampften. Sie erinnerte sich daran, dass sie so einen Zauber gelernt hatte… nur so wie sie ihn gelernt hatte, hatte er nichts mit Magie zu tun… es wurde durch Geisterbeschwörung erreicht.
Es war für ihre Mutter schwer gewesen, ihr Dinge beizubringen, die sie noch nicht einmal probieren konnte. Ihr Training war meistens nur Schauspielerei gewesen und über sexuelle Teile war nur gesprochen worden… nicht wirklich nachgespielt, aus offensichtlichen Gründen. Sie und ihre Mutter waren für die Trainings immer alleine gelassen worden und obwohl sie mit einigen der Mächte ihres Vaters geboren worden war, hatte Myra ihr verboten, sie zu verwenden, aus Angst, dass jemand es herausfinden könnte.
„Es gibt eine Möglichkeit, jemanden Geister sehen zu lassen, aber ich konnte es noch nie ausprobieren.“ Tiara zog das Kissen ein wenig fester an sich, als sie erklärte: „Es nennt sich der Atem des Sehens, aber die Person wird dadurch mehr als nur Carley sehen.“
„Meinst du, es würde es ihnen ermöglichen, alles zu sehen, was du sehen kannst?“, fragte Storm, dem bewusst war, dass das schwer zu verdauen war. Als Tiara nickte, rieb Storm sich die Hände. „Nun, das gefällt mir. Es wäre ausgezeichnet, wenn deine Teammitglieder alles wahrnehmen könnten, was um dich vorgeht. Meinst du nicht?“
Tiara versuchte, nicht den Kopf einzuziehen, aber tat es doch. „Alle?“
Als er eine leichte Röte auf ihre Wangen treten sah, begann Storm zu verstehen, wieso Tiara so zögerlich war. Geisterbeschwörer-Rituale hatten oft eine Form von Sex auf der Zutatenliste stehen.
„Guy, du und Carley, ihr könnt euch noch einen Zauber überlegen, für die, die nur Carley sehen sollen. Ihr könnt heute Abend wieder zurückkommen und euch mit den anderen besprechen.“ Storm nickte in Richtung der Tür.
„Natürlich.“ Guy drehte sich um, als er in Storms Stimme hörte, dass er entlassen war, und verließ das Schlafzimmer in der Meinung, dass Zachary ihm folgen würde. Er runzelte die Stirn, als der andere Mann regungslos an der Wand stehenblieb.
Storm schwieg bis Guy und Carley weg waren. Was er mit Tiara besprechen musste, brauchte sonst niemand zu hören. Er schielte hinüber zu Zachary und wartete darauf, dass auch er ging, aber als der andere Mann sich nicht rührte, seufzte Storm innerlich. Er nahm an, dass es zu erwarten gewesen war, dass Zachary blieb, nachdem er für das Team verantwortlich war.
Nachdem er sich wieder Tiara zugewandt hatte, hob Storm eine Hand und legte sie auf ihre nackte Schulter, wo er mit seinem Daumen liebevoll über ihre Haut streichelte. Als er bei seiner Berührung ein leichtes Zucken fühlte, hatte Storm die Antwort auf seine unausgesprochene Frage… sie war noch nie von einem Mann angefasst worden, zumindest nicht auf die Art, wie dies es verlangte.
Sein Gesichtsausdruck zeigte sonst keine Regung, als er sanft lächelte. „Tiara, du brauchst nichts zu tun, was du nicht willst. Vergiss das nie. Aber wenn du dich dazu entscheiden solltest, zu versuchen, dieses Geschenk weiterzugeben, dann möchte ich, dass Zachary derjenige ist, mit dem du den Atem des Sehens teilst.“
Zachary verhielt sich still, lehnte noch immer an der Wand. Er wollte sehen, wohin Storm mit diesem Hokuspokus wollte. Er hatte das Gefühl, dass dieser Zauber mehr als nur einen Spruch brauchte. Storm sprach in Rätseln, um etwas vor ihm zu verschweigen, und das gefiel Zachary gar nicht.
Tiaras Gedanken rasten. Sie wusste, dass sie sich in derselben Lage befand, in der Myra sich befunden hatte. Sie hatte nie ihre Mächte verwendet und sie war nie von einem Mann angefasst worden… heute Nacht würde sie beides tun müssen, egal, ob sie bereit war, oder nicht. Tiara wünschte sich plötzlich, dass sie einfach nur einen Mann aus der Gruppe wählen könnte… sie wollte das, was ihre Mutter jetzt hatte.
„Zachary kann und wird dich besser beschützen als alle anderen, selbst Guy.“ Storm hielt Tiaras Blick fest, wollte, dass sie den kleinen Hinweis verstand, den er ihr gab. „Seine Hitze wird die Kälte zurückdrängen, also muss er es sein, mit dem du deine Gabe teilst… aber erst, wenn du bereit bist. Bis dahin können Carley und Guy vielleicht eine Möglichkeit finden, wie Carley mit dem ganzen Team kommunizieren kann“, sagte Storm beruhigend.
„Das würde Carley gefallen“, sagte Tiara, aber sie dachte darüber nach, was Storm ihr gerade gesagt hatte. „Sie freut sich riesig über das, was wir planen.“
Storm richtete seinen Blick auf Zachary, um sicherzugehen, dass er zumindest einen Teil dessen, was er Tiara sagte, verstand. „Carley wird eine große Bereicherung sein, aber noch mehr, wenn das ganze Team sie sehen und mit ihr reden kann. Zum Beispiel, wenn jemand von der Gruppe getrennt und verletzt wird, dann kann Carley die Person finden und den anderen sagen, wo sie ist.“
Zachary hob eine Augenbraue, denn das klang tatsächlich gut.
Tiara ließ das Kissen in ihren Schoß sinken und richtete sich ein wenig auf. „Ich werde die Geisterbeschwörung verwenden müssen, um den Zauber zu probieren.“ Ihr Blick glitt hinüber zu Zachary, aber wich ihm schnell wieder aus, als sie erkannte, dass seine gesamte Aufmerksamkeit auf ihr lag.
Sie konzentrierte sich wieder auf Storm und atmete tief ein. Es war Zeit, dass sie erwachsen wurde, und ihren Teil dazu beitrug, die Menschheit zu retten… selbst wenn sie einen Teil von sich selbst dabei verlieren würde. Tiara senkte ihre Stimme, so dass es klang, wie das Geheimnis, das es auch war. „Myra sagte, dass ich den Atem des Sehens nur weitergeben kann, wenn ich unter der Kontrolle des Verlangens bin.“
Storms Augenbrauen zogen sich besorgt zusammen. „Wie weit musst du dem Verlangen erliegen, um die Macht, das zu sehen, was wirklich da ist, zu teilen?“
Tiara wiederholte das, was ihre Mutter ihr gesagt hatte, wobei sie stark errötete. „Die Person braucht nicht in mir zu sein, aber ich muss… einen Höhepunkt erreichen, um von seiner Lebensenergie zu trinken. Seine Lebensenergie ist ein Geschenk für mich und nur in diesem Austausch kann ich ein Geschenk zurückgeben. Dann kann ich den Atem des Sehens der Geisterbeschwörer geben.“
Storm konnte fühlen, wie Zachs Wut durch das Zimmer strahlte, und wusste, dass Zachary nicht mehr bei ihnen war. Der Schalter, der seinen Persönlichkeitswandel auslöste, war umgelegt worden. Es war an der Zeit, den Feuerball hier hinauszubefördern, ehe er losging und Tiara noch peinlicher berührt wurde. Sie war so tapfer, dass es schade wäre, noch weitere Stolpersteine vor sie zu legen… besonders wenn der Stolperstein so beängstigend war wie Zach.
„Du kannst Zachary vertrauen, dass er nicht zu weit gehen wird, wenn du bereit bist, das mit dem Atem zu versuchen. Aber jetzt musst du dich ausruhen. Es wird eine lange Nacht werden.“ Er stand vom Bett auf, packte Zachary am Oberarm und zog den anderen Mann mit ihm zur Tür hinaus.
Sobald sie außer Hörweite waren, wandte sich Zach zu Storm um und fauchte ihn an: „Meinst du wirklich, dass es fair ist, von ihr zu verlangen, dass sie mit jedem im Team ins Bett geht, nur damit sie ihr verdammtes Sehen mit ihnen teilen kann?“
Storm hielt Zachs Arm ein wenig fester und plötzlich standen sie alleine auf den Klippen. Während Zach durch den schnellen Umgebungswechsel fast stolperte, versuchte Storm, ihn zur Vernunft zu bringen. „Halt mal die Luft an und denk nach, was Tiara gerade gesagt hat.“
„Sie sagte gerade, dass sie einen Orgasmus erreichen muss, um das Sehen zu teilen“, donnerte Zach und Feuer brach aus, aber erlosch sofort wieder, als er sich selbst unter dem kalten Meereswasser fand. Als er sich vom Boden abdrückte, erkannte er, dass er aufstehen konnte, und das Wasser ihm nur bis zur Schulter ging.
„Verdammt, Storm, hör auf damit!“, schrie er.
Storm grinste, denn er war staubtrocken und stand am Strand, während er zusah, wie Dampf von Zacharys Haut aufstieg. „Sollen wir das noch einmal versuchen, diesmal mit einem kühleren Kopf auf deinen Schultern?“, fragte er, als Zachary durch das Wasser auf ihn zu watete. „Tiara sagte, dass die Person nicht in ihr sein muss.“
„Ja, den Teil habe ich gehört“, sagte Zachary barsch, aber hob schnell eine Hand, um Storm zu zeigen, dass er nicht noch einmal untergetaucht werden musste. Er war eben erst aus dem Wasser gekommen und war fast trocken, dank seiner Fähigkeit, die Temperatur um ihn herum zu erhöhen. Das Allerletzte, was er wollte, war, dass seine Kleider nach Meerwasser zu riechen begannen.
„Freut mich, dass du zugehört hast.“ Storm grinste. „Hast du den Teil verpasst, wo sie sagte, dass sie Befriedigung erreichen muss, um sich ernähren zu können?“ Zachary starrte ihn nur wütend an, also führte Storm weiter aus. „Ich weiß nicht, ob ihr überhaupt klar ist, was sie eigentlich gesagt hat, aber wenn diese Aussage stimmt, dann braucht sie überhaupt nie mit jemandem zu schlafen, um sich zu nähren. Sie braucht nur sexuelle Befriedigung, das wird sie am Leben halten.“
Zachary wurde still, während er darüber nachdachte, seine Gedanken sich beinahe überschlugen. Sie musste das tun, um die Erfahrung zu überleben? War es das, weshalb Myra in jener Nacht mit dem Dämon Sex gehabt hatte… weil sie es musste? Nicht sehr wahrscheinlich, beschloss er insgeheim. Der Dämon in jener Nacht war kein Unbekannter gewesen… Myra hatte ihn gekannt.
„Der Gedanke, dass Tiara sich so ernähren muss, wie Myra es getan hat, scheint dich zu stören… aber du verstehst nicht richtig, dass sie sterben würde, wenn sie es nicht täte. Also ich schlage dir eine Alternative vor: Gib ihr die Befriedigung… dann hörst du auf. Wenn du es nicht tun willst, dann bin ich sicher, dass Guy mit der größten Freude diese Aufgabe übernimmt.“
„Ich werde es tun“, fauchte Zachary, dann blinzelte er, als Storm einfach verschwand. Als der Sand unter seinen Füßen schmolz und zu Glas wurde, knurrte er und wirbelte herum… ging schnell zurück ins kalte Wasser. „Ihr habt mich noch nicht einmal gefragt, ob ich einen verdammten Geist sehen will.“
Storm tauchte in Rens Büro wieder auf, während er noch immer leise vor sich hin lachte.
„Oh Gott, was hast du diesmal gemacht?“, fragte Ren von hinter seinem Schreibtisch.
Storm schüttelte seinen Kopf über seinen eigenen verdrehten Sinn für Humor. „Wenn wir klug sind, halten wir uns für die nächsten paar Tage von Zach fern… oder Wochen. Das hängt ein bisschen davon ab, wie lange er es ertragen kann, sich selbst zu foltern. Und wir müssen alle warnen, in der nächsten Stunde bloß nicht zum Strand zu gehen. So wie ich Zachary kenne, verwandelt er ihn wohl ungefähr jetzt in eine Glasflasche.“
„Hat dir jemals jemand gesagt, dass du eine richtig gemeine Seite hast?“ Ren grinste, denn ihm war Storms Lachen viel lieber als die Gefahr einer blutenden Nase.
*****
Damon landete sanft vor dem Eingang des Night Light und stellte Alicia langsam ab, während er zögernd ihre Lippen freiließ, die er gerade vernaschte.
Er hatte herausgefunden, dass Fliegen für Alicia ein Aphrodisiakum war und hatte beschlossen, dass Gehen ab jetzt bis in alle Ewigkeiten nicht mehr in Frage kam, wenn es nach ihm ging. Obwohl, jetzt wo sie hier waren, überlegte er sich, wie klug es war, sie nun so erregt und heiß mit einem anderen Mann zurückzulassen… auch wenn sie den Mann Bruder nannte.
„Danke, dass du mich hergebracht hast“, sagte Alicia mit einem glücklichen Lächeln. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und drückte ihre geschwollenen Lippen noch einmal auf seine, wissend, wie schwer es für ihn im Moment war, sie zu teilen.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie, ehe sie sich wieder entfernen wollte. Sie kam nicht besonders weit.
Damon schenkte ihr einen finsteren, besitzergreifenden Blick und weigerte sich, sie loszulassen. Als sie mit einem verführerischen Schmollmund zu ihm hochsah, dröhnte ein tiefes Knurren in seiner Brust, ehe er seine Lippen noch einmal auf ihre presste. Als seine Finger mit erotischer Sanftheit über seinen Nacken streiften, hob Damon seinen Kopf und holte zitternd Luft.
„Wenn du so weitermachst, werde ich dich an einen abgeschiedeneren Ort bringen, um das zu beenden, was wir begonnen haben“, warnte Damon.
Alicias Augen leuchteten auf. „Bitte? Das Dach ist immer leer.“
Damon grinste. „Kleine Hexe“, murmelte er, während er sie umdrehte und sie mit einem liebevollen Klaps auf den Po zur Tür schob.
Es gefiel ihm nicht, sie mit Micah alleine zu lassen, aber er wollte lieber in der Hölle schmoren, als sie in die Nähe der geilen Werwölfe im Love Bites zu bringen. Er wollte mit ihnen einen Handel eingehen und das würde nicht funktionieren, wenn er damit beschäftigt war, jeden Wolf umzubringen, der sie zu lange ansah.
Alicia bemerkte, dass Micah alle Lichter wieder montiert hatte und gerade in seine Arbeit vertieft war, als sie eintraten. Die meisten der Glasscherben waren weggefegt worden und die schwere Aufhängung für die Beleuchtung war aus dem Weg geräumt worden. Eine Werkbank war auf der Tanzfläche aufgestellt worden und ein langes Metallstück lag darauf. Das laute Kreischen einer elektrischen Säge dröhnte laut durch den Raum, sodass Alicia und Damon ihre Köpfe einzogen.
Damon ließ seinen genervten Blick entlang des Stromkabels bis zur Wand gleiten und ging ungerührt zur Steckdose. Er konnte doch nicht zulassen, dass der liebe Bruder arbeitete, wenn er auf seine kleine Schwester aufpassen sollte. Er zog den Stecker heraus und die Säge verstummte, sodass Micah mit einem verärgerten Ausdruck auf seinem Gesicht aufblickte.
Als Micah Alicia an der Tür stehen sah, zeigte sein Gesicht die Art Lächeln, die Damons Augen schmal werden ließ.
„Hallo Schwesterherz“, sagte Micah und stellte die Säge ab. „Was bringt dich so schnell wieder zu mir? Bist du wieder vor deinem Mann weggelaufen?“
Ein Räuspern veranlasste ihn dazu, den Kopf zu drehen und Damon anzugrinsen. „Ich schätze, das beantwortet meine Frage.“
Damon knurrte, sodass Micah und Alica leise lachten.
„Beruhige dich, großer Mann“, sagte Micah. „Nachdem du Teil der Familie bist, ist es verpflichtend, dass du von allen zumindest einmal am Tag gehänselt wirst.“
Alicia trat weiter in den Raum und sah sich aufmerksam um. „Du hast viel vorangebracht, seit ich letzte Nacht hier war.“
Micah zuckte die Schultern. „Nichts Besseres zu tun. Quinn und Warren machen ihre Sache drüben im Moon Dance und haben mir diese Bude überlassen.“
„Wie kann ich dir helfen?“, fragte Alicia.
„Ihr seid gekommen, um mir zu helfen?“, antwortete Micah mit einer Frage.
„Alicia ja“, korrigierte Damon. „Ich werde sie eine Weile bei dir lassen, während ich mich um etwas kümmere, das sofort erledigt werden muss.“
Alicia hob eine Augenbraue, denn sie hatte gedacht, dass Damon mit ihr hierbleiben würde. Ihre Augen wurden schmal, als ihr klar wurde, dass er schon von vornherein andere Pläne gehabt hatte. „Ich dachte, wir wollten keine Geheimnisse mehr voreinander haben“, beschwerte sie sich.
Damon lächelte leise und klopfte mit dem Zeigefinger sanft auf ihr Kinn. „Es ist eine Überraschung“, sagte er. „Ich kann meine neue Frau doch nicht überraschen, wenn ich nicht ein oder zwei Geheimnisse haben kann… oder?“
Alicia verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Was hast du vor?“, fragte sie scharf und schrie dann leise auf, als Damon plötzlich hinter ihr stand und sie in einer festen Umarmung an ihn zog, ehe er seine Lippen zu ihrem sensiblen Ohr senkte.
„Du wirst es bald herausfinden. Also, willst du jetzt hierbleiben… oder zurück in unser Bett?“ Damons Mundwinkel deuteten ein zufriedenes Lächeln an, als Alicia sich rückwärts an ihn schmiegte und er ihre Erregung roch.
Micah hielt sich davon ab, die Augen zu verdrehen, aber wandte sich ab. Er wusste, dass sie einander liebten, aber der Instinkt, der sie aus Damons Armen reißen wollte, lernte langsam.
„Ich bleibe hier“, flüsterte Alicia und versuchte sich von Damon loszumachen, aber dieser hielt sie noch einen Augenblick lang in seinen stahlharten Armen gefangen. Alicia genoss das Gefühl und schlang ihre Arme um die seinen, als wollte sie ihn dort festhalten.
„Ich überlasse sie deiner Verantwortung“, erklärte Damon und sah Micah direkt in die Augen, zeigte ihm deutlich, wem sie wirklich gehörte. „Beschütze sie, bis ich zurückkomme.“ Mit einer Hand auf Alicias Kinn drehte er ihr Gesicht, sodass er einen brandheißen Kuss dort hinterlassen konnte, ehe er den Club so schnell verließ, dass die beiden anderen nur sahen, wie sich die Türen öffneten und dann wieder schlossen.
Als Micah sicher war, dass Damon weg war, schlug er mit seiner Faust auf die Theke. „Beschütze sie, bis ich zurückkomme“, wiederholte er mit feindseliger Stimme. „Man könnte meinen, dass ich noch nie jemanden beschützt habe.“
„Apropos“, sagte Alicia, von deren Gesicht die Röte, die Damon verursacht hatte, wieder verschwunden war. „Ich muss ein sehr großes Hühnchen mit dir rupfen, lieber Bruder. Immer, wenn du gekommen bist, um mich vom Internat abzuholen, als ich noch in der Schule war, hast du mir gesagt, dass du mir kämpfen lernst.“
Micah erstarrte und unterdrückte den Drang, einen Schritt zurück zu machen.
„Du hast immer nur so getan, nicht wahr?“, fragte sie böse.
„Nun“, sagte Micah mit ergebenem Gesichtsausdruck. „Ich habe nie gedacht, dass du so etwas lernen müsstest. Ich wollte nur, dass du meinst, dass du kämpfen lernst, aber in Wirklichkeit sollte es einfach nur Spaß machen.“
„Du wirst mir jetzt sofort das Kämpfen beibringen“, sagte Alicia im Befehlston.
Micahs Augenbrauen schossen hoch bis zu seinem Haaransatz. „Wie bitte?“
„Du hast schon richtig gehört“, knurrte Alicia, denn sie wollte genauso hart auftreten wie die Jungs. „Du wirst es mir jetzt richtig beibringen, oder ich werde direkt durch diese Tür gehen und Damon erklären, dass du nicht gut genug auf mich aufpassen konntest.“
„Das würdest du nicht tun“, flüsterte Micah.
Alicia grinste, denn sie wusste, sie hatte gerade gewonnen. „Schau zu!“
Micah seufzte und fuhr mit der Hand durch sein Haar. „Okay, okay. Ich werde… dir das Kämpfen beibringen.“
Alicia hüpfte im Kreis. „Juhuu!“
Micah rieb sich mit der Hand über seine Augen und versuchte, die Tatsache zu vergessen, dass sie die kleine Schwester war, von der er nie gewollt hatte, dass sie je einen Grund zum Kämpfen haben würde. Sie war so süß, wenn sie sich benahm wie eine Fünfjährige. Darum hatte er ihr nie wirklich Kämpfen gelehrt… wie sollte er mit etwas trainieren, das so süß war?
„Okay, aber hör auf, Ballerina zu spielen, sonst kann ich das einfach nicht“, wies Micah sie an. „Das Erste, was du verstehen musst, ist, dass, wenn du gegen jemanden kämpfst, dass du dich nicht darüber freuen kannst.“
„Ich muss wütend auf mein Ziel sein“, brummte Alicia. „Verstanden.“
„Und das Zweite ist, dass du deinen Feind immer im Auge behalten musst.“
Alicia blinzelte und weg war er… wunderbar!

Kapitel 6
Michael spazierte langsam durch das große Haus, das plötzlich sehr leer geworden war, seit Kane verschollen war. Seine einzige Gesellschaft war nun Scrappy, der kam und ging, wie es ihm beliebte. Das kleine Fellknäuel folgte ihm im Moment durch das Haus und wartete darauf, dass Michael sich irgendwo hinsetzte.
Als Michael es sich endlich am Sofa bequem machte, verlor Scrappy keine Zeit und sprang sofort auf seinen Schoß.
„Also, was meinst du, Wollmaus?“, fragte Michael, der sich seit Jahren nicht so einsam gefühlt hatte.
Scrappy sah mit so liebenswürdigem Gesicht zu ihm hoch, dass Michael nur lachen konnte. Er vermisste auch Damon… obwohl er zugeben musste, dass er Alicia ein wenig mehr vermisste, als seinen Bruder.
Unfähig, die Stille des Hauses noch länger zu ertragen, stand Michael auf, um seinen Mantel zu holen. Scrappy folgte ihm und sprang wie ein Gummiball um seine Beine. Als Michael die Tür öffnete, rannte Scrappy vor ihm hinaus auf die Einfahrt und wartete unten an der Straße.
Michael schloss die Tür ab und lächelte, als der Welpe neben ihm her lief. Er konnte die bösartige Energie in der Luft fühlen, aber ignorierte sie im Moment. Es war noch Tag und das alleine genügte, um die gemeinsten Dinge dazu zu bringen, sich zu verstecken, bis die Dunkelheit der Nacht ihnen ihre Freiheit zurückgab. Scrappy blieb ab und zu stehen um etwas anzuknurren, ehe er wieder neben Michael her lief.

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Dunkle Flammen Amy Blankenship

Amy Blankenship

Тип: электронная книга

Жанр: Ужасы

Язык: на немецком языке

Издательство: TEKTIME S.R.L.S. UNIPERSONALE

Дата публикации: 16.04.2024

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О книге: Gerade als der Vampirkrieg eskaliert und zu einem ausgewachsenen Dämonenkrieg wird, findet Zachary sich mit der Verantwortung über eine hübsche Geisterbeschwörerin, die mit einem dunklen Moment seiner Vergangenheit in Verbindung steht. Er hatte zugesehen, wie ihre Mutter den schmalen Grat überschritt und geradewegs in die Arme eines Dämons spazierte. Es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Tiara nicht denselben leidenschaftlichen Weg wählte… es sei denn, sie tat es mit ihm. Nun, wo die Dämonen sich näherten, war das Allerletzte, womit er rechnete, dass Tiara mit ihnen verwandt war. Während Launen überkochen und Geheimnisse behalten werden, wird Eifersucht ein gefährliches Spiel. Jemand hätte sie warnen sollen, dass, wer mit dem Feuer spielt, sich auch verbrennen wird.

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