Leblos im Schnalser Stausee
Kh Beyer
Das Buch handelt in der Gastronomie. Ein Arbeiter wurde im Stausee schwimmend, tot aufgefunden. Die Ermittlung bringt Prostitution zum Vorschein.
Kh Beyer
Leblos im Schnalser Stausee
Vorwort
Alle Namen, Personen, Hotels
und Handlungen
sind von mir
frei erfunden.
Zu den Namen:
Die Namen habe ich aus
den jeweiligen Eintr?gen in
der Wikipedia entnommen.
Die S?dtiroler Vornamen
stammen aus der Landesver?ffentlichung
"Vornamen in S?dtirol" von 2017
Irgend welche ?bereinstimmungen
sind reiner Zufall und
garantiert nicht
gewollt.
Die Handlung habe ich lediglich
nach pers?nlichen Wahrnehmungen
konstruiert.
Darin k?nnte etwas Wahrheit liegen.
KhBeyer
Der Fund
Wie ?blich, f?hrt Andreas am Montagmorgen zum Schnalser Stausee. Im Tal ist zu dieser Zeit eher der Gegenverkehr in Richtung Meran und Schlanders unterwegs. Andreas kann locker und gem?tlich fahren. Der erste Weg f?hrt ihn in die Tankstelle in Pifrol, wo er viele seiner Kollegen und Freunde beim Fr?hst?ck trifft. F?r Gew?hnlich isst er dort ein gro?es Panini mit Schnalser Speck und K?se. Die Br?tchen der ?rtlichen B?ckerei mag er besonders. Er will sie nicht gegen irgendwelche Panini anderer B?ckereien tauschen. Die hier, sind einfach eine Wucht und wirklich jeden Cent wert. Den Blick in die Zeitung kann sich Andreas sparen. Die m?ndlichen Nachrichten der Bewohner des Tales sind tausend Mal ?berzeugender und wesentlich aktueller als die aus den Medien der Landeshauptstadt.
Um diese Zeit ist es am Stausee etwas frisch. Andreas l?sst sich einen keinen Schuss in den Kaffee geben. Das morgendliche Frostgef?hl l?sst umgehend nach. Nach dem Blick auf die Uhr, entschlie?t sich Andreas, los zu fahren.
Die Wirtschaft an der Staumauer hat noch nicht ge?ffnet. Es stehen schon ein paar Autos auf dem Parkplatz. Sicher die von Anglern oder vom Hotelpersonal der Umgebung.
Andreas l?uft auf die Mauer. Das geh?rt zu seinem Kontrollgang. Im Wasser sieht er einen Gegenstand, der nicht ganz an der Oberfl?che schwimmt. Zuerst denkt er, es w?re ein Baumstamm. Dunkel und l?nglich. 'Hat Jemand einen Stamm vom Holzschnitt in Wasser geschmissen?', denkt er sich. Oberhalb vom See, haben Bauern, Holz in ein und zwei Meter St?cke geschnitten. Wahrscheinlich l?sst es sich so besser transportieren. Ein St?ck k?nnte weg gerollt sein.
Das Gel?nde dort ist stellenweise sehr abfallend. Andreas holt sich einen Haken. Er m?chte das St?ck Holz an Land ziehen. Kaum hat der Haken den Kontakt mit dem vermeintlichen St?ck Holz, muss Andreas feststellen, es ist ein Mensch. Zuerst denkt Andreas an seine Nachbarn. Die haben in den Tagen Holz geschnitten. Er glaubt an einen Unfall. Seine Wunde am Hinterkopf, die Holzsplitter im Kopf, lassen ihn das vermuten.
In der Tankstelle war aber keine Rede davon. Auch keine Rede von einem Unfall in der Nachbarschaft. Andreas ruft den Notdienst an. Mehr m?chte er erst mal nicht tun. Er glaubt nicht daran, hier lie?e sich Etwas retten. Nach drei?ig Minuten kommt schon die Rettung. Die kommen nicht allein.
Die Carabinieri des Ortes haben es nicht weit. Sie sind auch gleich da und sperren die Gegend ab. Sogar die Stra?e. Die Carabinieri kennen Andreas. "F?r das Protokoll m?ssen wir trotzdem die Fragen stellen", sagt Silvio, der Carabinieri.
Andreas wohnt in Katharinaberg, kommt aber von weiter Hinten aus Weithal. Er arbeitet bei dem Energieunternehmen und ist eigentlich dankbar daf?r. Im Tal gibt es sonst sehr wenige Arbeitsstellen, die ihn interessieren w?rden. Seine Familie hat ein paar K?he und weiter oben, in Kurzras, eine kleinere Schafherde. Die Schafherde betreut ein Freund mit, der eine etwas gr??ere Herde besitzt. Gelegentlich geht der Freund mit der Herde auf einen Almtrieb. Andreas Eltern haben damit wenig zu tun.
Andreas hat eigentlich Elektriker gelernt. In seinem Unternehmen, einem Energieunternehmen, ist das schon fast eine Grundbedingung. Der Zuverdienst f?r die Familie ist trotz diverser F?rderungen, notwendig. Viele Bauern gehen nebenbei noch etwas dazu verdienen.
Die Kontrollg?nge kommen ihm recht gelegen. Der Dienst in der Werkstatt ist fast schon etwas eint?nig. Die frische Luft und die recht fr?he Sonne am Stausee, empfindet er als gute Abwechslung.
Eine Frau hat Andreas noch nicht gefunden. Gelegentlich trifft er eine Freundin. Agnes, hei?t die Gute. Agnes ist eine Friseuse. Sie hat einen eigenen Salon und ist dort P?chterin. Agnes Familie sind auch Bauern. Sie haben K?he und liefern Milch.
Zur Befragung kommt p?nktlich Marco. Etwas sp?ter gesellt sich Toni dazu. Toni kommt wie immer, mit dem Motorrad. Marco ist mit seinem neuen Auto unterwegs. Ein recht sportliches aussehendes Ger?t aus Schweden. Toni schleicht um das Auto, um es zu begutachten. Es folgt der Blick auf den Tacho und das Armaturenbrett. "Kompliment, mein Guter!"
Mit den Haken haben die Carabinieri bereits das Opfer auf die Staumauer gezogen. Ein m?nnliches Opfer, stellen sie fest. Das Wasser ist recht warm f?r die erste Oktoberwoche. Der Tote ist entsprechend aufgequollen. Ins Protokoll schreiben sie auch von den Holzsplittern im Kopf.
Die zwei Kommissare durchsuchen zuerst die Taschen. Sie finden ein Portemonnaie, Papiere, mehrere Taschenmesser, einen Multi – Schraubenschl?ssel, einen Multi – Schraubendreher und ein Campingbesteck. Sie packen Alles ein. "Das geht ins Labor", sagt Toni. Toni best?tigt die Kopfverletzung. Ein abgebrochener Ast, hat dem Opfer die Sch?deldecke durchbohrt.
Die Sanit?ter verpacken das Opfer und verladen ihn in ein Auto.
Auf dem Parkplatz vor der Staumauer versammeln sich schon reichlich Gaffer. Sie fotografieren. Die Carabinieri m?chten das nicht. Es gibt Streit. Die Carabinieri wenden ein ganz einfaches Mittel an, um den Streit zu beenden. Sie reden ab jetzt nur noch Italienisch. Schon haben sich die Schaulustigen aufgel?st, bis auf ein paar italienische Landsleute. Die haben Respekt und folgen den Anweisungen der Carabinieri.
Inzwischen hat das Cafe mit dem Imbiss ge?ffnet. Die Gastwirtsfamilie freut sich ?ber die Masse an Besuchern um diese Zeit. Bisweilen m?ssen sie, die nicht konsumierenden Schaulustigen, zu etwas Konsum animieren. "Was w?nschen sie? Der Platz ist f?r unsere G?ste reserviert." An der Theke am?sieren sich die Wirtsleute. "Ein Kaffee f?r vier Personen."
Die beste Methode, den Konsum etwas anzuregen, ist, eine Kanne Wasser zum Kaffee zu servieren. Einen Euro, d?rfte der zus?tzliche Service, Wert sein. Die G?ste tuscheln hinter dem R?cken der Wirtsleute. "Eine Schande! Leitungswasser f?r einen Euro. Das gibt es ja in Flaschen billiger."
"Aber nicht aus polierten Gl?sern, die Dame", antwortet die Tochter des Gastwirtes.
"Der Kaffee schmeckt mir auch nicht!"
"Der kostet aber trotzdem zwei Euro sechzig", gibt die Kellnerin zum Besten.
"Die Unterhaltung dazu, ist im Preis inbegriffen", ruft der Chef von Hinten.
Toni nutzt sein Motorrad, um den See zu umfahren. Vielleicht steht ein verlassenes Fahrzeug da. Mit dem Handy fotografiert er s?mtliche Fahrzeuge, die er am See findet. Auch die auf den Parkpl?tzen. Es sind immerhin, fast drei?ig Autos. Er sucht Zeugen. Einige spazieren im Wald und am See. Andere angeln. Er fragt die Leute, ob sie irgend Etwas bemerkt haben. Die meisten antworten, sie w?ren gerade erst gekommen. Bei den Anglern sieht das etwas anders aus. Zwei sind schon einige Stunden vor Ort. Einer stellt sich etwas m?rrisch als Markus vor. Er kommt aus Naturns. Joseph ist der zweite Angler. Er kommt aus Karthaus. Also, aus dem Tal. W?hrend aus Markus kaum ein Wort heraus zu bekommen ist, wirkt Joseph etwas gespr?chiger. Joseph hat aber auch schon reichlich am Brustw?rmer genascht. Er bietet Toni einen Schluck an. "Selbst gebrannt."
"Ich kann jetzt nichts trinken, Danke."
Auf die Frage, ob er etwas geh?rt oder gesehen hat, antwortet Joseph: "Etwas schon. Ein Pl?tschern."
"Wann hast du das geh?rt"
"So gesch?tzt, gegen Vier."
"Ich notiere mir das mal kurz. Halte Dich bitte zur Verf?gung."
Joseph gibt ihm seine Telefonnummer. Toni reicht ihm seine Karte. Markus gibt er auch eine Karte. "Wenn dir etwas einf?llt, ruf mich an."
Soviel Toni wei?, wird der Stausee von Vernagt, mit Fischen zum Angeln besetzt. Neben Saiblingen, werden verschiedene Forellenarten ausgebracht. Mit dem Tageslicht entsteht im See eine Farbe, die etwas an T?rkis erinnert. W?re Toni ein Geologe, w?rde er hier Kupfer vermuten. Die Farbe gibt es in vielen Seen in S?dtirol und im Trentino.
"Kann das Pl?tschern auch von Fischen verursacht worden sein?", hakt er im Gehen bei Joseph nach.
"Wenn, dann von einer Riesenforelle", antwortet Joseph. "So eine h?tte ich gern mal an der Angel."
Markus lacht ?ber die Bemerkung. Er hatte im letzten Jahr den gr??ten Fang.
Bei der weiteren Suche um den See, bemerkt Toni viele italienische Touristen. Sie fotografieren und schauen nebenbei nach ein paar Pilzen. Um den See werden reichlich Pilze vermutet. Weniger Steinpilze, daf?r aber reichlich Butterpilze und Goldschwammerln. Um den Stausee stehen reichlich L?rchen. Die wirken wie Magnete auf Pilzsammler.
Die Leute, die Toni trifft, fragt er, wann sie gekommen sind. Er stellt sich als Kommissar vor. Sonst w?rde er wohl keine Antwort bekommen. Die meisten Besucher sind G?ste in einem der Hotels des Tales. Das Gros kommt aus Kurzras unterhalb des Schnalser Gletschers.
Marco geht indes in Vernagt nach Zeugen suchen. Die Leute wirken teilweise etwas verschlossen. Die Begr??ung ist aber stets herzlich und einladend.
Die Sch?ferfamilien sind seit vierzehn Tagen vom Schaf?bertrieb zur?ck. Das ist eine recht spektakul?re Veranstaltung im Schnalstal. Der ?bertrieb gibt reichlich Nachbearbeitung zu Hause. Die Schlachtung der Tiere, die ?ber Winter nicht versorgt werden k?nnen, ist angesagt.
Im ganzen Ort riecht es gegen Mittag nach Sch?psernem.
Im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten oder dem ?bertrieb, wurden keine Opfer gemeldet. Man ist vollz?hlig im Ort und im Tal.
Marco ruft Toni an und sagt, er f?hrt jetzt wieder ins B?ro. Die, beim Opfer gefundenen Sachen, m?ssen bestimmt werden. Toni sagt, er bleibt noch etwas. Er m?chte noch oberhalb des Sees Befragungen durchf?hren.
Am See ist Alles erledigt und Toni f?hrt mit dem Motorrad in Richtung Kurzras. An den Gasth?fen h?lt er an und befragt die Besucher der Stammtische und die Wirtsleute.
In einem gro?en Hotel in Kurzras geht Toni an die Rezeption. Dort tr?gt er sein Anliegen vor. Der Manager, ein italienischer Landsmann, empf?ngt ihn.
Bei der Befragung stellt sich heraus, einige Mitarbeiter sind abk?mmlich. Silvio, der Manager, findet das aber normal in seinem Betrieb. Toni verlangt die Liste der Mitarbeiter, die fehlen. Silvio l?sst sie ihm zusammen stellen.
Eine Sekret?rin mit einem Kurzen Schwarzen bekleidet, bringt ihm die Liste. Sie l?uft wie auf einem Laufsteg. Silvio l?chelt sie an. Toni denkt sich seinen Teil.
Toni studiert die Liste gleich vor Ort. Vielleicht entdeckt er Anhaltspunkte. Die Sekret?rin schmiert noch etwas um den Schreibtisch und macht einladende, bewusst ungeschickte Bewegungen.
"Darf ich noch Etwas bringen?"
Silvio fragt umgehend, ob Toni einen Kaffee oder Tee m?chte.
"Einen doppelten Macciato bitte."
Auf der Liste sind einige Gastarbeiter eingetragen. Ungarn, Polen, Slowaken und, man staune, Italiener aus Kalabrien. Toni muss die Daten mitnehmen und mit den Papieren bei Marco vergleichen.
Auf dem Weg zur?ck sp?rt Toni mit dem Motorrad, die Au?enseite ist oberhalb der Viadukte, ziemlich gef?hrlich. Der Abgrund hinter der kurzen Mauer am Stra?enau?enrand, kurz vor Juval, scheint hundert Meter tief zu sein. Ein nachl?ssiger Fahrer im Gegenverkehr, der ?blicherweise die Kurve, Spur ?bergreifend – ausholend anf?hrt, kann dort f?r einen kostenlosen Flugunterricht sorgen. Ein Linienbus im Gegenverkehr reicht f?r einen Freiflug. Es gilt, vorhandene Spiegel gut zu beobachten. Bei Regen, der dort nicht selten ist, kann das ziemlich problematisch sein.
Unten angekommen, herrscht schon wieder Stau. Und das schon vor Naturns. Zu dieser Tageszeit. Toni sch?ttelt den Kopf. Er wird bei Naturns abbiegen. Vielleicht f?hrt er durch die Apfelplantagen. Mit dem Motorrad geht das bei achtsamer Fahrt.
Nach Naturns ist von dem Stau nichts mehr zu sehen. Toni vermutet einen Unfall im Tunnel.
Kaum ist er in Meran angekommen, trifft er auch Marco. Marco ist schon vor ihm aufgebrochen. Die gefundenen Sachen geben sie der Spurensicherung. Im B?ro ?berlegen sich die Zwei, wie sie weiter vorgehen.
Heute ist erst einmal Feierabend. Toni fragt Marco, ob er nicht mal mit seiner Veronika auf die H?tte kommen m?chte. Matteo, der Sohn, w?rde sich garantiert dar?ber freuen. "Immer in der Stadt. Das ist kein Auskommen."
"H?chstens am Wochenende", ist die trockene Antwort Marcos. "Unter der Woche hat Veronika einfach zu viel zu tun."
"Arbeitet sie noch bei der Gewerkschaft?"
"Ja, sicher. Es gibt viel Arbeit bei ihnen, weil die h?her liegenden Betriebe schon die Saison beendet haben."
Marco nimmt sich seine Notizen mit und f?hrt nach Hause.
Monika wartet schon. Sie war bei ihren Eltern.
"Diese Woche haben wir viel zu tun. Papa ist krank."
"W?nsch ihm Gute Besserung von mir. Hast du gleich etwas zu Essen mitgebracht?"
Toni bemerkt zwei gro?e gegrillte Koteletts, eingepackt in Alufolie.
Monika hat ihm ein Bier mitgebracht. Toni trinkt selten Bier und nur wirklich s??en Wein. Das saure Zeug schmeckt ihm nicht. Egal, unter welchem Pseudonamen das verkauft wird. Trocken, extra trocken oder furztrocken. Monika ahnte das. Sie hat Marsala und Vino Santo ein getan. Toni gratuliert ihr zu dieser Wahl. Bei Bier bevorzugt Toni alkoholfreies. Zum Gl?ck bieten das jetzt auch S?dtiroler Brauereien.
Monika ist zufrieden mit ihrem Mann. Der s?uft nicht. Und kochen kann der auch noch. Da w?rde eigentlich nur Eins fehlen. Ausgerechnet das, kann er auch. Ein gl?cklicher Griff.
Nach dem Abendessen schauen sich die Zwei die Notizen an, die Toni gemacht hat. Monika denkt, das Opfer ist ein Saisonarbeiter. Toni denkt das Gleiche. Es gibt, bis auf drei Bergsteiger, keine Vermisstenanzeigen. Die Bergsteiger werden im Ortlergebiet vermisst. Seit zwei Tagen fliegt die Bergrettung regelm??ig Streife. Bisher gibt es keine Funde.
Das Wetter heute ist sehr ruhig. Die Abendsonne zeigt sich nur mit einem gelbroten Rand hinter den Bergen.
Marco ruft noch einmal an. "Morgen bekommen wir schon die Daten. Gute Nacht."
Am Morgen fahren die Zwei zur Arbeit. Moni in die Boxerh?tte und Toni nach Meran. F?r den Weg zur Boxerh?tte nutzt Monika neuerdings ein Quad. Ein Elektroquad. Toni h?rt sie gar nicht bei ihrer Abfahrt. Er nimmt sich vor, in den kommenden Tagen das Teil mal zu probieren. Es sieht recht wuchtig aus.
Das Laub auf der Stra?e in die T?ll ist noch etwas feucht. Toni f?hrt wie auf Eiern. Er nimmt sich vor, unten in Rabland einen Garagenplatz f?r sein Motorrad zu suchen. So kann er mit der Seilbahn fahren. Mit dem Auto nach Meran zu fahren, kostet einfach zu viel Zeit. Das Gleiche gilt auch f?r die Bahn oder gar f?r das Fahrrad. Ein Elektroquad g?nge vielleicht. Nur, mit dem st?nde er auch im Stau. Und ob daf?r die Batterie reicht? Das bezweifelt Toni zu Recht. 'Das Motorrad ist und bleibt das Beste', denkt er sich.
Kaum ist er im B?ro, kommt schon eine Kollegin und bringt die Daten der Proben. Das Opfer ist tats?chlich ein Saisonarbeiter. Er hei?t Soltan und ist ein Ungar. Den Papieren nach, arbeitet er schon viele Jahre in S?dtirol. In Dorf Tirol, in Schenna und in Meran. Toni steht ein hartes Programm bevor.
Zuerst geht er auf das Arbeitsamt, um zu erfahren, wo Soltan ?berall gearbeitet hat. Die einzelnen Betriebe m?ssen abgeklappert werden. Vielleicht gibt es Zeugen und Aussagen. Hat Soltan eine Freundin oder Frau? Gibt es eine Familie bei ihm zu Hause?
Das Amt hat fast alle Daten von Soltan. Marco gibt seiner Veronika die Daten. Veronika sucht in den Unterlagen der Gewerkschaft. Volltreffer. Die Gewerkschaft hat mehr Unterlagen als das Arbeitsamt. Jetzt gilt es nur noch zu erfahren, was Soltan ausgerechnet am Stausee wollte.
Den Unterlagen nach, kommt Soltan vom Plattensee. Balaton. Aus Balatonf?red. Toni kann sich erinnern. Er war dort schon mal drei Tage. 'Wieso arbeiten die Ungarn vom Balaton ausgerechnet hier?', fragt er sich. 'Die haben dort doch auch Saison.' Er kann sich das nicht so richtig erkl?ren.
Vielleicht wollte er sich zu Hause ein Gesch?ft aufbauen. Das Geld daf?r, konnte er sich hier verdienen.
Jetzt gilt es, heraus zu finden, ob eventuell Angeh?rige da sind. Toni ist sich sicher, Angeh?rige zu finden.
Zun?chst nimmt er telefonischen Kontakt mit den dortigen Beh?rden auf. Zu seiner ?berraschung, sprechen die sehr gut Deutsch. Offensichtlich sind deutsche Touristen deren Haupttouristen. ?sterreicher und Schweizer sprechen ja auch deutsch. Er ist ?berrascht von den guten Sprachkenntnissen.
Es gibt eine Familie von Soltan. Eine Frau, ein Kind und beide Eltern nebst Schwiegereltern. Toni ?berlegt, wie er dieser Familie die traurige Nachricht ?bermitteln kann. 'Sage ich es kurz oder hole ich weit aus? Sage ich es dem Amt?'
Toni will es pers?nlich tun. Das Amt zu Hause bei Soltan gibt ihm die Adresse und die Telefonnummer. Die schlechte Nachricht per Telefon zu ?bermitteln, kommt Toni etwas unpers?nlich vor. Er entscheidet sich, die Nachricht ?ber die ungarischen Kollegen mitteilen zu lassen. Die Angeh?rigen m?ssen noch zur Identifikation kommen. Das Land bezahlt die Anreise.
Der Tag ist schnell vor?ber. Die Kontakte nach Ungarn waren sehr zeitintensiv. Toni will aber noch die letzte Arbeitsstelle heraus bekommen. Und siehe da, Soltan hat bei Silvio gearbeitet. In dem Hotelklotz in Kurzras. Alpenrast. Der Komplex wirkt wie aus einem St?ck. Restaurants, Gesch?fte, Dienstleistungen. Alles in einem Komplex. Gegen?ber geht die Seilbahn hinauf zum Gletscherhotel. Unten ist alles gr?n und Oben, f?hrt man Ski. Traumhaft.
Die Ermittlung
Toni meldet sich bei Silvio an. Er m?chte das Personalzimmer von Soltan sehen.
"Jetzt muss ich wieder ins Schnalstal", sagt er zu Marco am Telefon.
"Soll ich mit suchen?"
"Das kannst du schon. Wir m?ssen schnell sein, bevor irgend Jemand das Zimmer zu stark ver?ndert."
"Ich rufe Silvio an, er soll das Zimmer versiegeln."
"Hab ich schon getan."
"Wir treffen uns dort."
Toni f?hrt mit dem Motorrad. Das Wetter ist etwas wechselhaft. Der Himmel sieht nicht besonders einladend aus. Toni packt die Regenkombi mit ein.
Bis nach Kurzras hinauf bleibt es trocken. Es scheint sich etwas auf zuziehen.
An der Rezeption wartet Silvio bereits. Er hat Sorgenfalten auf der Stirn. Ganz ruhig sagt er zu Toni: "Hoffentlich merken unsere G?ste nichts."
Die Sekret?rin bringt wieder den Kaffee. Heute tr?gt sie Hosen. Die tr?gt sie so eng, wie eine zweite Haut. Ihr Schambereich ist bildhaft in die Hose gedruckt.
"Ist sie schon mal sexuell bel?stigt worden?", fragt Toni, Silvio. "Ich hab fast den Verdacht, sie will das."
"Beklagen kann die sich aber nicht bei dem Auftritt. Das w?re damit vergleichbar, als w?rde ich Hosen aus Frischhaltefolie tragen."
"Du Scherzbold. In der Saison sind alle mal in Not."
"In Dauernot oder gelegentlich?"
Marco kommt zu dem Gespr?ch. Er h?rt lieber etwas weg. Ihn interessiert das wenig.
Beide gehen auf das Zimmer. Das Siegel ist gebrochen. Es war Besuch da. Die Kollegen, welche die Zwei treffen, wissen von nichts. "Vielleicht waren es G?ste."
'Es gibt wieder keine Schuldigen', denkt sich Toni.
"Die glotzen ?berall rein. Auch in unsere Zimmer."
"Die Ausrede ist gut", sagt Marco zu einem Angestellten.
"Wir brauchen von Allen die pers?nlichen Daten", f?gt er an.
Eigentlich stehen die unten in den Arbeitsvertr?gen. Trotzdem will Marco das mit den P?ssen abgleichen.
"Ich hab schon Pferde kotzen sehen", sagt er zu Toni.
Soltan hat auf dem Zimmer nicht allein geschlafen. Der Kollege von Soltan arbeitet gerade. Er musste aus dem Zimmer ausziehen. Das erkl?rt den Beiden das kleine Durcheinander. Neben diversen Proben, nehmen die Zwei Briefe, Notizen und Bilder mit. Sogar das Handy liegt noch da.
"Der ist ohne Handy aus dem Haus gegangen?"
Toni notiert sich das.
Der Zimmerkollege von Soltan kommt. Er stellt sich mit Petr vor. Marco schreibt sich Peter auf. Petr berichtigt ihn und sagt. "Petr."
"Was ist der Unterschied?"
"Es wird wie Pjotr gesprochen."
"Ach so. Waren sie mit Soltan befreundet?"
"Wir arbeiten seit acht Jahren zusammen."
"Hier oder auch wo anders?"
"Hier in S?dtirol. Im Pustertal, auf der Seiser Alm und auf dem Reschen."
"Gef?llt es ihnen hier in S?dtirol?"
"Die Landschaft etwas. Die Arbeit nicht."
"Was verdienen sie hier?"
"Mit a la carte und Kasse, etwa zweitausend f?nfhundert. Ohne Kasse und a la carte, eintausend vierhundert."
"Und zu Hause? Was verdienen sie da?"
"Einhundert Euro weniger."
"Warum sind sie dann hier?"
"Weil ich im vergangenem Jahr, hier, Ja gesagt habe. Ich hatte auch ein paar Freunde hier. Damit ist gesagt, ich komme n?chstes Jahr nicht mehr."
"Mein Beileid. Trotzdem m?ssen sie mir noch etwas zur Verf?gung stehen wegen Soltan."
"Gerne."
"Hatte Soltan eine Freundin?"
"Zu Hause hat er keine. Ich spreche auch Ungarisch. Wir haben uns oft besucht."
"Und hier?"
"Schon. Mal Diese oder mal Jene. Zuletzt ging er scheinbar etwas fester mit Jolka."
"Jolka klingt aber nicht ungarisch."
"Jolka ist Polin. Sie ist, glaub ich, mit Darek verheiratet."
"Also, ist sie mit Soltan fremd gegangen."
"Das glaube nicht. Darek ist mein Oberkellner und Jolka die Barfrau. Ich glaube, Darek hatte nichts dagegen, wenn Jolka etwas dazu verdient."
"Er ist sozusagen, der Zuh?lter."
"Das auch nicht. Darek braucht Kontakte. Er handelt auf dem Bauernmarkt auch mit gebrauchten Skiausr?stungen, Textilien, Fahrr?dern und Kinderspielsachen aus dem Westen."
"Alles klar. Ich komme noch auf sie zu."
"Sie k?nnen ruhig du zu mir sagen."
"Ich bin Marco. Mein Kollege ist Toni. Seine Frau ist Monika."
"Danke Marco. Bis sp?ter."
Toni hat Darek zu sich rufen lassen. Das hat etwas gedauert. Darek leitet gerade das Nachf?llen des Buffets. Es gibt viele Beschwerden, weil das Buffet angeblich zu leer w?re. Dazu hat er gerade eine Auseinandersetzung mit einem Gast, der das F?nf-Minuten-Ei moniert.
"Sie sind hier auf f?nfzehn hundert Meter H?he. Da werden F?nf-Minute-Eier etwas weicher."
Der Disput geht ewig. Eine Serviererin muss Darek losrei?en. Jetzt streitet sie mit dem Hotelgast.
"Sie bekommen doch die Fr?hst?ckseier inklusive."
Der Hotelgast stammelt, "ja, aber…"
"Das sind unsere Fr?hst?ckseier, die inklusive sind."
Der Gast hat das vermutlich begriffen. Er zieht kleinlaut vom Platz. Darek wundert sich, wie die Kollegin das gemeistert hat. 'Die lasse ich jetzt immer meine Problemf?lle kl?ren' denkt er sich.
Marco sch?ttelt mit dem Kopf. Erst jetzt begreift er, mit welchen Leuten sich das Hotelpersonal befassen muss. Toni lacht. "Jetzt willst du kein Gastwirt mehr werden."
"Gott bewahre."
Darek kommt jetzt l?chelnd. Die Frage, ob das L?cheln aufgesetzt ist oder nicht, stellt sich Toni jetzt nicht. Er bemerkt den rasanten Verfall der Freundlichkeit. Darek wird ernster.
"Ist Soltan ein Freund gewesen von Ihnen?"
"Ich bin Darek."
"Ich Toni."
"Soltan ist gelegentlich mit Jolka ausgegangen."
"War dir das recht?"
"Schon."
"Jolka ist aber deine Frau; oder?"
"Ja. Aber ich arbeite, wenn sie frei hat und umgekehrt."
"Also geht es um Freizeit, Abwechslung und Spa?."
"Besser kann man es nicht sagen."
"Wo lebst du in Polen?"
"Im Gebiet Lublin – Bialystok."
"Hat deine Familie dort Besitz?"
"Sehr gro?en Besitz. Landwirtschaft."
"Und warum arbeitet ihr hier?"
"In Polen ist die Landwirtschaft seit der Europ?ischen Union kaputt gemacht worden. Wir k?nnen davon nicht leben."
"Herzliches Beileid."
"Danke."
"Wenn ich noch Fragen habe, treffen wir uns."
Toni denkt gerade an die Bauernfamilien in Europa. In Polen und der Ukraine l?uft das gleiche Szenario. Seine Familie hat deshalb aufgeh?rt mit Landwirtschaft. 'Die Leute, die alle Menschen ern?hren, werden in dieser Diktatur behandelt wie Abschaum. Sie werden millionenfach von ihrem Land und ihrer Arbeit vertrieben. Jetzt gehen sie bei Denen absp?len und M?ll wegr?umen, die nichts an sie f?r ihre Produkte bezahlen wollen. Im Kaufhaus, auf dem Markt und im Hotel, bezahlen sie dumm – l?chelnd den zwanzigfachen Preis.
Darek m?chte, wie alle seine Nachbarn, sein Land nicht noch an Besatzer und Pl?nderer verlieren. Genau deshalb geht er und seine Familie, arbeiten. Darek hat es scheinbar weit gebracht. Er ist Oberkellner und hat damit die Kassengewalt.
Wenn einer seiner Kollegen klaut, muss er zahlen.
Toni hat eigentlich genug erfahren. Jetzt k?nnte er noch andere Kollegen anh?ren. Ohne Spuren hingegen, kann er nichts anfangen. Sie m?ssen jetzt das Gesagte und das Gefundene auswerten.
Vielleicht findet er noch am See einige Hinweise. Dort hat er aber eigentlich genug gefunden. Die Funde aus dem Zimmer muss er auch noch auswerten. Jetzt ginge es eigentlich darum, die anderen Arbeitsst?tten ab zu klappern und dort Zeugen oder Beweise zu finden. Er schaut in seine Notizen. Die jeweiligen Arbeitsverh?ltnisse sind abzurufen. Er muss aufs Patronat, auf das Arbeitsamt, die INPS und eventuell – ungemeldeten Arbeitsverh?ltnissen nachgehen. 'Das wird lustig', denkt er sich. Er sieht vor sich reichlich zuckende Achseln.
Im B?ro wartet Monika schon sehns?chtig.
"Hast du schon irgendwelche Unterlagen gefunden?"
Toni ?bergibt ihr den gesamten Fundus.
"Suche mal bitte, wo Soltan ?berall gearbeitet hat."
"In Kurzras hat sich wohl keine Spur ergeben?"
"Naja, Ein paar lose Verd?chtige. Sonst wenig."
Monika packt die Bilder aus.
"Ist er das?"
Sie h?lt Toni ein Bild unter die Nase.
"Ja."
"Naja. Mit dem h?tte ich auch Schafe geh?tet."
"Nur Schafe?"
"Bei Schafen kann man ?fter mal wegschauen."
Monika lacht. Toni steckt immer noch im Fundus fest. Er ist hoch konzentriert. Ringe, Kettchen, kleine Bildchen und ein paar Liebesbriefe sind dabei.
Die Liebesbriefe ?berfliegt er kurz. Dabei findet er Namen von Frauen und Freundinnen. Einheimische sind dabei. Toni staunt und erz?hlt es Monika. Monika f?ngt sofort an, weiter zu lesen. Marco sagt, die Spurensicherung h?tte ?ber zwanzig verschiedene Fingerabdr?cke und Genspuren, allein an diesen Artefakten sicher gestellt.
"Ich hatte schon vermutet, dass es lustig wird", sagt Toni.
"Wir m?ssen zuerst die anderen Hotels ermitteln", antwortet Marco. Die Drei stellen die ersten Anfragen an die verschiedenen B?ros zusammen.
Der Arbeitstag ist schnell zu Ende gegangen. Die Drei wollen heute Pizza essen gehen.
"Am besten, wir gehen gleich in Rabland gegen?ber der Aschbachbahn, in der Laterne einkehren", sagt Toni. Gared, der Pizzaiolo, b?ckt eine hervorragende Pizza.
Nach dem Abschied fahren die Zwei wieder auf ihre H?tte. Es ist etwas frisch. Toni stellt tags?ber einen Elektroheizer an. Der ist mit einem Temperaturf?hler. Wahrscheinlich ist das Ger?t kaputt gegangen. Ersatz hat er bereits da. Vielleicht kann er das Ger?t bauen. Er stellt den Heizl?fter in seine Werkstatt.
Monika m?chte auch den Tauchsieder im Duschwasser anstellen. "Das geht nicht zusammen", sagt Toni. "Ich habe den Vertrag ?ber drei Kilowatt."
"Dann k?nnen wir erst morgen duschen. Heute wird sich kalt gewaschen", sagt Monika.
"Ich habe die Induktionsplatte. Auf der k?nnen wir kurz die Sch?ssel mit dem Waschwasser erw?rmen."
Monika ist begeistert. Toni hat also doch warmes Wasser.
Am Morgen duschen die Zwei. Toni macht das eigentlich nicht gern. Wegen dem Schwei?fu?. Als Ausnahme geht das.
Ins B?ro fahren sie zusammen. Mit dem Motorrad.
Marco wartet schon. Er hat einen Diebstahl mit aufzukl?ren. Der Diebstahl wurde heute von Hotelg?sten angezeigt. Zuf?llig m?ssen Toni und Monika auch in das Hotel. Darek hat dort gearbeitet. Dort stehen ein paar Erkundungen an.
Sie fahren gemeinsam auf den Reschen.
Die Apfelbauern sind noch voll bei der Ernte. Andere sind schon bei der Nachbereitung. ?berall stehen gr?ne, gro?e Paletten voll mit ?pfeln. Mit kleinen Traktoren fahren die Bauern die Kisten zusammen. Aller paar Kilometer kommt ihnen ein Lastwagen entgegen, auf dem diese Kisten voller ?pfel stehen.
Kaum sind sie aus Mals raus, werden sie von einem recht frischen Wind empfangen. Monika zieht den Kragen zusammen. Kurz darauf kommen sie in St. Valentin an. Im Ort herrscht relative Stille. Sie sehen wenig Touristen.
Bis nach Graun, wo sie hin m?ssen, sind es nur wenige Kilometer. Kaum sind sie am Hotel Joseph angekommen, werden sie schon vom Portier erwartet.
"In der Garage sind s?mtliche Autos ausger?umt worden."
"Wo ist der Chef des Hauses?"
"In seinem B?ro."
"F?hre uns bitte zu ihm."
Im B?ro begr??en die Kommissare den Chef, der sich mit Florian vorstellt.
"Uns wurden die Autos der G?ste ausger?umt. Ich habe auch meine Kollegen in ?sterreich davon informiert. Die haben reagiert und ihre Gendarmerie angerufen. Die Gendarmerie meldet einen Todesfall in dem Zusammenhang. Einen Rum?ne. Bei ihm wurden einige gestohlene Gegenst?nde gefunden."
"Gut. Wir m?ssen mit unseren ?sterreichischen Kollegen reden. Wir melden uns", sagt Toni.
Marco hat kein Wort gesagt. Er h?rt sich an, wie Toni vorgehen m?chte.
"Das fehlt uns gerade noch", sagt Toni. "Ein grenz?bergreifender Fall. Und das zu unserem Schnalstaler."
"Der Schnalstaler Fall ist doch auch grenz?bergreifend", antwortet Marco und lacht dazu. Monika lacht mit. Sie findet das spannend. "Irgendwie passen die F?lle auch zusammen", sagt sie zu Toni. Toni ?berlegt etwas. "Du k?nntest Recht haben." Er gibt Monika ein K?sschen daf?r. Marco applaudiert.
"Gehen wir einkehren oder zum Imbiss am Turm?"
"Wenn der noch auf hat, gehen wir dorthin."
Der Imbiss hat noch ge?ffnet. Menschenschlangen, wie in der Saison, stehen nicht davor. Die Drei m?ssen nicht warten und werden sofort bedient. Gerade f?hrt ein Bus auf den Parkplatz. Die T?ren ?ffnen sich und scheinbar alle Fahrg?ste rennen gleichzeitig in Richtung Toiletten. Monika lacht.
"Bei zwei Toiletten und einer Sitzungszeit von zwei Minuten pro Benutzer, stehen die Letzten genau zwei Stunden."
Die Drei am?sieren sich dar?ber.
"In der Zeit, m?ssen die Ersten schon wieder", sagt Monika.
Marco lacht sich krumm. "Ende der Reise wegen Toilettenstau."
Die Kollegen in Landeck wollen nach Meran kommen. Heute haben sie keine Zeit. Sie stecken wegen dem Todesfall voll in ihren Ermittlungen. Es gibt mehrere Anzeichen von Bandenkriminalit?t. Am Ausgang der T?ler sind viele Kontrollposten eingerichtet worden.
Die Drei entscheiden sich, ein wenig am Reschensee zu wandern. Die Wanderung brauchen sie, um ihre Gedanken zu ordnen. Es weht ein sch?ner, beharrlicher, frischer Wind aus einer Richtung. Die etwas l?ngeren Haare von Marco bekommen am Hinterkopf einen neuen Scheitel.
"Zu Hause bist du schuppenfrei"; sagt Toni zu ihm.
Marco leidet, wegen der trockenen Luft bei uns, etwas an Schuppenbildung. Vor allem, im Winter. Toni tr?gt deshalb sehr kurzes Haar, das bisweilen fast wie eine Glatze aussieht.
Er schneidet seine Haare selbst. Jetzt hilft ihm Monika beim Haarschnitt.
Die Drei wollen sich im B?ro treffen. "Mal sehen, wer zuerst da ist", sagt Marco.
"Dann k?nnen wir hier noch getrost ein Panino mit Schnitzel essen", scherzt Toni. Monika lacht dar?ber.
Im B?ro angekommen, muss Toni ?ber eine Stunde warten bis Marco kommt. Monika hat inzwischen Kaffee gefiltert und vom Laden um die Ecke, einen R?hrkuchen mitgebracht.
Die ersten Spurenprotokolle sind angekommen.
Soltan hat mehrere Br?che an den Rippen und am Becken. Marco sch?tzt, er ist entweder gefallen oder wurde angefahren. Von entsprechenden Druckstellen, ist im Protokoll die Rede. Fotos liegen dabei. Es scheint, Soltan wurde nachtr?glich ins Wasser geworfen. Toni m?sste den Tatort finden. Die Spuren fehlen ihm. Das macht die Aufkl?rung des Falles schwieriger. Den ganzen See jetzt wegen der Spurensuche sperren, w?re zu viel Aufwand.
Es muss andere Spuren geben.
Monika hat sich in den Briefen fest gelesen.
"Ich lese von einer Scheidung", sagt sie den zwei Kommissaren.
"Das ist eine Spur", sagt Toni zu ihr. Marco stuft das als nebens?chlich ein. Scheidungen im Umfeld von Saisonkr?ften, findet er normal und logisch.
"Ja. Aber sie haben in einigen Hotels zusammen gearbeitet. Wir m?ssen dort nachfragen. Ich bin mir sicher, wir bekommen Hinweise", sagt Toni. Monika f?ngt an zu schw?rmen. "Wir fahren auf die Seiser Alm? Das ist ja selbst f?r uns schon wie eine Auslandsreise. M?ssen wir dort auch Eintrittsgeld bezahlen?"
"Ich versuche, das mit dem Ausweis zu verhindern", antwortet Toni.
"Privilegierter S?dtiroler", sagt Marco und lacht laut. "Fast wie zu Hause. Die S?dtiroler d?rfen ihre eigenen Berge nicht besuchen."
"Psst", zischt Toni. "Nicht so laut! Das ist unser Land. Wir haben das so gewollt."
Die Drei verabreden sich auf Morgen zu dem Ausflug.
Marco geht heute sofort nach Hause. Er wird abgeholt von Veronika und Matteo. "Geb mir mal bitte ein paar Handschellen mit f?r deinen Kollegen", sagt Veronika zu Toni. "Der ist nie zu Hause. Hat der etwa eine neue Freundin?"
"Der hat ja selbst f?r dich und Matteo keine Zeit. Wann soll er dann eine neue Freundin bespringen? Ich glaube eher, er f?hrt gern Motorrad mit mir."
Veronika lacht. Selbst Matteo hat das begriffen und lacht mit.
"Willst du etwa auch ein Motorrad?", fragt Veronika ihren Marco. Marco wird etwas rot dabei. Er w?rde gern. Traut es sich aber nicht, zu sagen. "Eine Motorradstaffel mit Toni zusammen, w?re schon von Vorteil f?r uns."
"Wir gehen morgen bei Markus fragen, ob er dir ein Motorrad verkaufen kann."
Die F?nf verabschieden sich und fahren nach Hause.
Die Seilbahn am Morgen, f?hrt erst gegen Sieben. Ein Transport f?r Milch f?hrt etwas eher. Mit dem wollen Monika und Toni nach Unten. Die Aschbacher Bauern warten bereits auf die Seilbahn als die Zwei kommen. Die Bauern wissen Bescheid ?ber die Ermittlungen Toni. Ein paar neugierige Fragen m?chte Toni noch nicht beantworten. Die Bauern zeigen Verst?ndnis. Die anderen Fragen betreffen eher das famili?re Gl?ck der zwei frisch Verheirateten. Die Bauern wollen wohl eher ein rotes Gesicht sehen, um sich sp?ter am Stammtisch dar?ber zu am?sieren. Monika k?sst Gerhard, einen der Bauern, auf die Wange und fragt ihn, wie sich das anf?hlt. Jetzt wird der knallrot und Alle am?sieren sich ?ber ihn. Der Tag scheint hier Oben, auf alle F?lle gerettet.
Unten in Meran wartet Marco mit einer ?berraschung auf. Er sitzt tats?chlich auf einem Motorrad. Es ist auch noch fast das gleiche, wie es Toni f?hrt. Marcos Suzuki SV hat dreihundert und f?nfzig Kubik weniger. "F?r den Anfang reicht das", sagt er l?chelnd. 'Wo hat der so schnell das Motorrad her?', fragt sich Toni. Marco sagt nichts dazu.
Die Drei radeln jetzt auf die Seiser Alm. Zum Erstaunen Tonis, f?hrt Marco fast wie ein Profi. 'Der ist sicher schon gefahren', denkt er sich. Die Stra?e nach V?ls ist f?r die Drei fast schon eine Zumutung. Trotzdem ein recht brauchbarer Tunnel gebaut wurde. Damit sind zumindest die gef?hrlichsten Stellen weg. Den Dreien kommen zwei Busse entgegen. Und die haben es in sich. An der falschen Stelle, w?rde diese Begegnung sicher im Krankenhaus enden.
Selbst Toni bekommt an manchen Stellen feuchte H?nde. Monika nimmt das bedeutend lockerer.
In Richtung Kastelruth, wird es bedeutend entspannter. Die feine Waldluft und die etwas feuchten Stra?en, zwingen die Drei zu einer Spazierfahrt. Monika ?ffnet extra das Visier f?r diesen Duft.
Ab der Auffahrt zur Seiser Alm, wird es erheblich steiler. Auch dort kommen ihnen Bauern mit Edelstahlbeh?ltern f?r frische Alpenmilch entgegen.
Auf der Stra?e zur Alm kommen sie an einen Kontrollpunkt. Eine weniger freundliche Frau empf?ngt sie hinter einer Glasscheibe. "Haben Sie einen Passierschein f?r die Alm?"
Toni zeigt seine Marke. Das beeindruckt die Dame wenig. "Sie m?ssen ein Tagesticket ziehen."
"Wir sind hier f?r eine Ermittlung."
"Das k?nnen Alle sagen."
"Rufen Sie bitte die Polizeipr?fektur in Bozen oder Meran an."
"Ich sitze hier nicht, um Irgendwo anzurufen."
Marco muss anrufen. Die Pr?fektur verlangt, mit der Frau sprechen zu d?rfen. Marco ?bergibt ihr das Telefon. Ab jetzt h?ren sie nur noch: "Ja, ja, aber…ja, ja, ist gut."
Sie d?rfen f?r drei Euro je Kopf passieren. Kopfgeld. Es reicht f?r eine stark erm??igte Durchfahrt. Toni verlangt daf?r eine Quittung. F?r dieses Verlangen erntet er finsterste Blicke. Es scheint, das dieses Kassenh?uschen den inneren Zusammenhalt, nachhaltig besch?digt. "Hier fahre ich nie wieder hin", sagt Toni. Der Weg nach Oben bekr?ftigt seine Ablehnung. Die Stra?e liegt voller Steinschl?ge. Nichts ist geputzt oder ger?umt.
Oben angekommen, stehen sie anf?nglich auf einem leeren Riesenparkplatz. "F?r wen wurde dieser Parkplatz geteert?"
"F?r die Radfahrer", sagt Marco.
"Ich hab nicht gedacht, das Fahrr?der so viel Platz ben?tigen."
"Die Fahrr?der nicht. Aber die Autos, mit denen die R?der bis hier her gekarrt werden."
Am Hotel Turmtaube angekommen, stellen die Drei fest, die Saison ist schon zu Ende hier. Sie klingeln, klopfen und hupen mit den Motorr?dern. Keine Reaktion. Hinter einem Fenster bewegt sich eine Gardine. "Hier ist Jemand da", ruft Marco. Er klingelt noch einmal. Nach zehn Minuten ?ffnet sich die T?r. Eine etwas ?ltere Frau empf?ngt die Kommissare.
"Wir haben geschlossen."
"Wir sind von der Polizei und wollen gern etwas wissen ?ber Darek oder Petr."
"Achso. Der Chef ist im Urlaub. Ich will mal sehen, ob ich ihnen helfen kann."
Alle gehen gemeinsam ins B?ro und suchen die Personalordner. "Darek und Petr haben hier gearbeitet. "
Toni schreibt deren Nummern heraus und die Zeiten, die sie hier gearbeitet haben. Kaffee bekommen sie keinen angeboten. Auch sonstige Getr?nke nicht. Das ganze Treffen wirkt etwas abgek?hlt und abweisend. Die Drei verabschieden sich sofort.
"Wenn das bei den Anderen auch so l?uft, kommen wir nicht viel weiter", sagt Toni.
Sie entschlie?en sich, bei den Patronaten weiter zu suchen. Dort sind alle Daten zusammen gefasst. Danach werden sie alle Arbeitsstellen anschreiben, wo die Zwei gearbeitet haben. Das Gleiche machen sie auch mit den Daten von Soltan. "Es muss eine Spur geben", sagt Marco.
"Gehe doch mal in Krankenhaus. Vielleicht gibt es dort Unterlagen", sagt Monika.
Sie fahren gemeinsam zur?ck ins B?ro. Kaum sind sie da, sagt eine Sekret?rin, dass Unterlagen angekommen sind. Der dicke Briefumschlag liegt auf dem Schreibtisch von Toni. Nach dem ?ffnen, stellt Toni fest, das Arbeitsamt hat eine Zusammenstellung der Arbeitsstellen ausgedruckt. Das Studium des Ausdruckes erleuchtet die Drei.
Einige Saisonen, haben Darek und seine Frau, nicht zusammen im gleichen Hotel gearbeitet. Jetzt m?ssen sie nur noch heraus bekommen, wo Soltan zu diesen Zeiten war.
Das Handy klingelt. Die Sekret?rin von Marco geht ran. Sie sagt, auf der Seiser Alm h?tte Darek mit Jolka und auch Soltan, in mehreren Betrieben gedient.
"Jetzt wird's lustig", ruft Marco. "Wir k?nnen hier auch noch andere Betriebe abklappern."
Der Aussage der Sekret?rin folgend, d?rfen sie noch eine H?tte und zwei Hotels besuchen. Eine neue Runde beginnt.
Sie fahren gleich wieder los. Noch am gleichen Tag.
Der Kofelblick und der Zirmadler sind noch f?llig. Die Drei sind sich einig, es sind mehr Hotels und H?tten, als diese, zu besuchen. Einen schaffen sie noch. Den Rest werden sie mit Terminen von zu Hause aus erledigen.
Die Auffahrt zum Kofelblick ist f?r sie schon fast ein Kunstst?ck. Die Wege sind versandet und teilweise mit Kies belegt. Marco f?hrt das wie ein Profi. Toni, eigentlich der Mann mit mehr Fahrpraxis, eiert gewaltig auf den Wegen. Monika verkrampft sich teilweise. Sie begegnen Wanderern, die einfach keinen Platz machen wollen. K?he und Schafe hingegen, machen bereitwillig Platz. Sogar die Hunde, das Wachpersonal der Herden, gehen respektvoll zur Seite.
Der Kofelblick ist eigentlich eine gut ausgebaute H?tte. "Hier k?nnten wir auch Etwas essen", sagt Monika. Die frische Luft scheint bei ihr das Hungergef?hl zu beleben. Aus dem Schatten des Schlern sieht die Seiser Alm wie ein Garten aus. Der Plattkofel leuchtet im Nachmittagslicht wie eine Goldkuppe.
Bei einem Gespr?ch mit der Chefin des Hauses stellt sich schnell heraus, Darek und auch die Anderen waren hier. Alle gehen ins B?ro und kopieren die entsprechenden Unterlagen. Die Chefin wei?, Soltan war allein bei ihr. Auch Jolka und einige ihrer Freundinnen. Darek hat zu dieser Zeit nur kurz bei ihr geholfen. Am freien Tag von einem ihrer Kellner. Darek arbeitete eigentlich schon im Zirmadler. Der Weg dahin ist etwas umst?ndlich und nur zu Fu? in knapp zwei Stunden m?glich. Darek hat Jolka deshalb nicht jeden Tag besucht. Wie scheint, hat Soltan die Fehlzeit ersetzt.
Langsam aber sicher, ergibt sich f?r die Drei eine Spur.
Nach Feierabend schauen die Drei, ob schon T?rggelen angeboten wird. Noch nicht. Es finden aber schon Weinfeste statt. Toni meidet das. Er mag keinen Wein. Marco hingegen sagt, er gibt einen Suser aus. In Bozen. Am Magdalener wird schon der Suser ausgeschenkt. "Dann gibt es sicher auch schon etwas T?rggelen", sagt Monika.
"Ich mag keine warme Blutwurst", sagt Marco.
"Aber das Bauchfleisch von h?bschen Schweinchen, magst du ganz sicher", antwortet Toni. Marco kann nicht widersprechen und Monika lacht. Der Suser hat Toni geschmeckt. Toni hat nur ein kleines Glas getrunken. Marcos Glas war doppelt so gro?. "Jetzt kannst du nicht mehr fahren", sagt Toni zu seinem Kollegen. "Der Suser hat nur ein Prozent Alkohol", antwortet Marco. "Das Gl?schen wird kaum messbar sein. Meine Weinbrandbohnen im Schreibtisch haben mehr Alkohol."
"Aber hinfallen darfst du heute nicht mehr", antwortet Toni.
"Wir fahren eben vorsichtig nach Hause", sagt Monika.
"Wir treffen uns morgen im B?ro", gibt Toni zum Besten. In Meran trennen sich die Drei.
Auf Tonis H?tte kommt Monika auf den Punkt. "Ich glaube nicht an die Schuld Dareks. Das war sicher jemand Anderes."
Toni scheint sich nicht sicher zu sein. "Wir brauchen mehr Spuren."
Am Morgen im B?ro sind die restlichen Meldungen vom Arbeitsamt und von den Patronaten angekommen. Beim Studium und dem Vergleich der Daten, fallen Monika, Namen auf. Namen, die auch im Zusammenhang mit den ?sterreichischen Autodiebst?hlen stehen. Toni sch?ttelt den Kopf, als ihm das Monika mitteilt. Marco schl?gt umgehend vor, Monika als freiberuflichen Detektiv einzustellen. Die Antr?ge l?sst er im B?ro verfassen. Bei seinem Vorgesetzten will er damit selbst anfragen.
Das Team um Marco k?mmert sich also jetzt um die Diebst?hle, die Ermordung Soltans und versucht, Zusammenh?nge zu finden. Jetzt kommt genau der Moment, den Toni schon bef?rchtete.
Von den ?sterreichischen Kollegen bekommen sie s?mtliche Namen und Fotos der vermeintlichen Bandenmitglieder. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um Autodiebst?hle. Das Ganze scheint sich auf Wohnungen, H?tten, Garagen und Schuppen auszudehnen. Toni bestellt schon zwei Beistelltische f?r sein B?ro. "Die Akten werden uns erdr?cken", sagt er l?chelnd.
Monika schl?gt vor, Opfer von Diebst?hlen zu befragen. Dazu bestellen sie extra noch Protokolle ?ber die Aussagen der Opfer. Die Kollegen haben das sch?n geordnet nach dem Diebesgut. Es f?ngt mit Fahrr?dern an und endet bei Spielsachen, Skiern und Fahrzeugteilen. Eine Sparte behandelt den Diebstahl von Fahrzeugpapieren und Unterlagen. Toni muss lachen, als er sieht, eine Sparte f?r Ersatzreifen und Bordwerkzeug gibt es auch. Monika findet eine Sparte mit Sexspielzeug."Was die Leute alles im Auto mitf?hren", sagt sie lachend. "Da fehlt nur noch die Sparte f?r K?cheneinrichtungen."
Die Drei stellen fest, viele Saisonkr?fte, die in den Sommermonaten in S?dtirol gearbeitet haben, taten das im Winter, in ?sterreich. An die Schweizer Daten kommen sie im Moment nicht heran. Das erscheint ihnen auch weniger wichtig.
Jetzt gehen sie daran, die einzelnen Arbeitsstellen zu erfassen und wer, wo gearbeitet hat. Damit hoffen sie auf Zusammenh?nge. "Bei diesem Fall gewinnt die B?roarbeit", st?hnt Toni. "Wir kommen selten vor die Haust?r."
"Da wird nix mit Spesenkost im Feinschmeckerparadies", scherzt Marco.
"Da gibt es wieder trocken Brot mit etwas Speck", antwortet Monika."Zum Gl?ck wird wenigstens das Trockenfleisch nicht alle", pflichtet Toni bei.
"Nachdem, wie ich es sehe, bekommen wir reichlich Bewegung", stellt Toni nach dem Studium der Unterlagen fest. "Wir kommen auch wieder Mal ins Pustertal. Wie ich sehe, nach Toblach, Reischach und nach Kiens."
"Das klingt interessant", sagt Monika.
"Wir haben bisher kaum Spuren. Wir suchen die Nadel im Heuhaufen", sagt Marco. Er wirkt verzweifelt. "Das Schlimmste ist eigentlich, dass wir nicht in die Personalzimmer k?nnen. Wenn sie dort Diebesgut lagern oder mitf?hren, sind wir bis jetzt machtlos."
"Mit einer Vollmacht k?nnten wir schon nachschauen", sagt Marco.
"Gibt es die eventuell blanko?", fragt Toni.
"Ich k?mmere mich", antwortet Marco.
"Jolka hat eine Kollegin oder Freundin", sagt Monika. In allen Betrieben, in denen Jolka arbeitete, arbeitete auch ihre Freundin. Sie hei?t Dunja."
Monika wird f?r die zwei Kommissare immer wertvoller. Sie h?tten das nicht im Geringsten gemerkt.
"Von der Freundin, Dunja, ist der Bericht vom Patronat oder vom Arbeitsamt zu ziehen", sagt Marco. Er wirkt heute etwas nerv?s. Die Ermittlung zieht sich zu langsam hin. Toni sp?rt das.
Beim weiteren Studium der Unterlagen entsteht der Eindruck, mit den Diebst?hlen kann der Tod Soltans nicht unbedingt zusammen h?ngen. Es muss andere Motive geben. Vielleicht ist es gar eine Beziehungstat? Toni sch?ttelt den Kopf. Wer bringt in dem Umfeld seine Freunde und Kollegen um? 'Die haben doch alle untereinander intime Beziehungen', denkt er sich. Moni sieht das Rauchen des Kopfes von Toni. Als k?nnte sie ahnen, an was Toni gerade denkt, sagt sie ihm aus eigener Erfahrung: "Untersch?tze nicht die Beziehungen der Saisonarbeiter untereinander."
Marco l?sst ein Schreiben aufsetzen, mit dem die Vermieter der Personalzimmer offiziell gebeten werden, aufmerksam die Zimmer der vorl?ufig Verd?chtigen etwas genauer zu kontrollieren. Diebesgut ist zu melden. Ohne Aufruhr. Toni ist sich fast sicher, die Vermieter gehen von sich aus schon die Zimmer der Saisonkr?fte durchw?hlen. Irgendwie kennt er seine Landsleute. Er kennt zwei Saisonkr?fte pers?nlich, die das sogar heimlich gefilmt haben. In Privatr?umen ist das Filmen erlaubt. Sobald die Zimmer vermietet sind, sind es Privatr?ume. Und dort darf man filmen. Er hat diesbez?glich mal einen Streit geschlichtet. Zum Gl?ck konnten sich die Parteien einigen. Der Vermieter wollte lediglich vermeiden, in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein. Rauschgifte sind auch in S?dtirol ein Thema. Bei dem Gedanken, ?ffnet sich die Ermittlung noch etwas. 'Ist vielleicht Rauschgift mit im Spiel?', denkt er sich. Er fragt seine Kollegen. Marco wei?, wovon Toni spricht. Er hatte fr?her einige F?lle mit ?sterreichischen Saisonkr?ften. "Dem Gedanken folge ich nicht so direkt. Saisonkr?fte aus Osteuropa sind einfach zu arm f?r den Rauschgiftkonsum."
"Und f?r den Handel damit?", fragt Toni.
"Naja. F?r den Handel braucht es schon auch Einiges an Kapital. F?r Lau macht das auch da Keiner."
Der Gedanke gef?llt Toni. Trotzdem wird er das Thema im Auge behalten.
"Wir m?ssen uns aufteilen", sagt Marco. "Einer f?hrt auf die Seiser Alm, einer ins Pustertal und einer bleibt im B?ro."
Der Vorschlag gef?llt Toni und Monika. Monika wird beauftragt, in den Unterlagen die offenen Fragen zu suchen. Marco will ins Pustertal und Toni soll weiter auf der Seiser Alm ermitteln. Es kommen sicher noch Hotels und Gastst?tten dazu. Monika ist schon am Aufschl?sseln der Meldungen vom Arbeitsamt. Sie spricht jetzt schon vom Eisacktal und von einer Bozner Gastst?tte. Sie sucht aktiv die ?bernachtungen der Saisonarbeiter. Die Vermieter sind schwer zu finden und auch sonst, extrem verschlossen.
Marco sagt, in der n?heren Umgebung kann Monika auf eigene Faust ermitteln. In den kommenden Tagen bekommt sie eine Karte und einen Ausweis daf?r. Monika geht fast r?ckw?rts, als sie das h?rt. Vor der T?r ruft sie schnell zu Hause an. Frieda geht ans Telefon. "Ich komme in naher Zukunft etwas seltener. Ich bin jetzt Detektiv."
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