Gefangenschaft
Brenda Trim
Lawson Scott ist seit drei Jahren ein Gefangener. Er wurde durch Menschen, die Wandlerblut wollen, Folter, Erniedrigung und unzähligen Tests unterworfen. Er ist überzeugt, dass er den Rest seines Lebens an eine Wand gekettet verbringen wird, bis die sexy Wissenschaftlerin Liv Kimbro seinem Fall zugewiesen wird. Lawson Scott ist seit drei Jahren ein Gefangener. Er wurde durch Menschen, die Wandlerblut wollen, Folter, Erniedrigung und unzähligen Tests unterworfen. Er ist überzeugt, dass er den Rest seines Lebens an eine Wand gekettet verbringen wird, bis die sexy Wissenschaftlerin Liv Kimbro seinem Fall zugewiesen wird. Sie ist der erste Mensch, der auch nur ein Gramm Mitgefühl zeigt, und ihre Anziehung ist trotz seiner Missachtung ihrer Spezies entflammbar. Ein Fluchtplan entfaltet sich und Lawson versteht, wie weit Liv gehen wird, um ihn zu befreien. Leidenschaft entlädt sich und rohes, ursprüngliches Bedürfnis wird entfesselt, als sie ihrem Verlangen für einander unterliegen. Wird Lawson seinen sicheren Hafen erreichen und eine Lebensgefährtin finden, als Liv sein Herz einnimmt, oder werden ihre Unterschiede sie beide und alle, die er liebt, zerstören?
Gefangenschaft
Inhalt
1. Kapitel Eins (#u2436c628-56d9-5e29-bd5c-7ccb6a0da02e)
2. Kapitel Zwei (#u8d9c503e-b6ea-5b44-8dcc-dcd4cfa17e11)
3. Kapitel Drei (#u5d45eb01-6daa-51a7-86eb-4976cb99c5c9)
4. Kapitel Vier (#uf6562c61-7caf-518c-8816-13d73952ba0b)
5. Kapitel Fünf (#ud6fc0263-71ea-5c83-b414-0229f7756459)
6. Kapitel Sechs (#ub5df3e9e-e19a-5de7-92b5-2492978e436b)
7. Kapitel Sieben (#u7a7ec047-1216-59d2-ab73-342a540e7f4e)
8. Kapitel Acht (#uc777e363-00a5-5e88-88dc-df43f82ff4c8)
9. Kapitel Neun (#u0102705c-b1cf-55a3-b1c2-44fe7d1f7b00)
10. Kapitel Zehn (#u19dd8b10-bea5-56d6-8848-c27fae1493e5)
11. Kapitel Elf (#u6729dee6-617c-5976-ab96-c57c23744d05)
12. Kapitel Zwölf (#ube7a1e82-7014-5a1b-bfcf-c9a8364027f9)
13. Kapitel Dreizehn (#u4de16b2b-4c71-58e6-af95-707cd6269aad)
14. Kapitel Vierzehn (#ud63f342a-c361-502c-bc00-72a019306e98)
15. Kapitel Fünfzehn (#u85a4913c-c3bc-5816-9163-086163941a6f)
16. Kapitel Sechzehn (#ua0e02362-2f61-55ad-a264-7aafdf12e831)
17. Kapitel Siebzehn (#u953339eb-3d2f-58f2-8f20-11f445ff0238)
18. Kapitel Achtzehn (#ufb8608fb-4bda-5c75-9c56-c993ffb6dc83)
19. Kapitel Neunzehn (#u9e63c2ac-f419-58a4-b540-1103936e330d)
20. Kapitel Zwanzig (#ucb76c184-03db-5169-8e48-e0e08579bf90)
21. Kapitel Einundzwanzig (#u5125afca-3081-526e-bd35-48a336a4cd41)
22. Kapitel Zweiundzwanzig (#u97194b38-ca1e-52e8-a615-a735c38f568e)
23. Kapitel Dreiundzwanzig (#ue692072f-5370-535c-ae7b-18920d63ed13)
Anmerkung Der Autorin (#uf91cab26-855f-5e44-b9c8-fdb010c99408)
ANDERE WERKE VON TRIM UND JULKA (#ub51bc231-8335-5568-899e-f546e3aca1a9)
Die Wandler von Hollow Rock (#u2238b6c2-1ba2-57e7-93d2-de98577491e6)
Copyright © Oktober 2017 by Brenda Trim
Titel der englischen Originalausgabe: »Captivity«
Herausgeberin: Amanda Fitzpatrick
Einband Design: Madison Trim
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Copyright Übersetzung © 2021 by Carolin Kern
Herausgeber: TekTime
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Bei diesem Werk handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie der Autorinnen oder wurden fiktiv genutzt und dürfen nicht als real aufgefasst werden. Jede Ähnlichkeit zu Personen, lebend oder verstorben, tatsächlichen Ereignissen, Schauplätzen oder Organisationen ist rein zufällig.
WARNUNG: Die unbefugte Vervielfältigung dieses Werks ist illegal. Kriminelle Urheberrechtsverletzungen werden vom FBI untersucht und mit bis zu fünf Jahren im Staatsgefängnis und einer Geldstrafe von 250.000 $ bestraft.
Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch darf ohne schriftliche Zustimmung der Autorinnen auf keine Weise, weder vollständig noch in Teilen, benutzt oder vervielfältigt werden, außer es handelt sich um kurze Zitate in Rezensionen.
[bad img format] Erstellt mit Vellum (http://tryvellum.com/created)
Das Schicksal flüstert dem Wolf zu: »Du kannst dem Sturm nicht widerstehen«, und der Wolf flüstert zurück: »Ich bin der Sturm.« ~ Autor unbekannt.
Kapitel Eins
Liv zog ihre Zugangskarte durch das Tastenfeld, zog die Tür auf, als das grüne Licht aufleuchtete, und ging dann in die Sauna. »Scheiße, es ist heiß hier drin!«, murmelte sie zu einem leeren Gang. War die Klimaanlage aus oder war sie kaputt?
Seit den vergangenen zwei Monaten hatte sie beinahe jedes Wochenende hier gearbeitet und wusste, dass die Klimaanlage sieben Tage die Woche blies. Dann erinnerte sie sich an ihren Chef, Jim, wie er einen neuen Sicherheitswachmann erwähnte, der diesen Samstag beginnt, also hat er sie vielleicht abgestellt, ohne zu wissen, dass manche der Belegschaft am Wochenende arbeiteten. Keine Chance, dass sie heute eine Acht-Stunden-Schicht durchziehen würde, dachte sie, während sie ihr Gesicht befächerte. Sie würde etwas über das HLK-System herausfinden müssen.
Liv beschleunigte ihren Schritt zum Labor, während sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. Nachdem sie ihre Handtasche, Lunchbox und einen Armvoll Heftmappen abgeladen hatte, schnappte sie sich ein Haargummi aus ihrer Handtasche, um ihre langen roten Haare in ihrem Nacken festzumachen. Oh jaah, viel besser, dachte sie, als ihr Körper sich ein klitzekleines bisschen abkühlte. So sehr sie ihre langen Haare auch liebte, dachte sie jeden Sommer darüber nach sie zu schneiden, weil sie ein schwerer Alptraum waren, wenn ihr heiß war.
Als sie zum Thermostat ging, überprüfte sie die Einstellungen. Das war seltsam. Es war auf 21 Grad eingestellt, was für ihr Labor normal war. Typischerweise war sie völlig durchgefroren, während sie arbeitete, und sie hatte immer einen leichten Sweater griffbereit. Sie würde den heute nicht brauchen, sinnierte sie, während sie die Tröpfchen an ihrer Oberlippe wegwischte.
Sie schwitzte wie ein Schwein und konnte kaum klar denken. Shorts und ein T-Shirt klangen jetzt gerade sehr gut. Hölle, sich bis auf ihren BH und Slip auszuziehen wäre sogar noch besser. Stattdessen trug sie Slacks und eine Bluse unter ihrem Labormantel. Wenn sie das Problem nicht finden und beheben konnte, würde sie ihren Labormantel ausziehen, und es war ihr egal, wer sie sehen und den Verstoß melden könnte. Sie hatte dutzende, wenn nicht gar hunderte, Objektträger zu untersuchen, und da die Hitze von ihrem Körper strömte, würde die Mikroskoplinse beschlagen.
Liv zog ihr Handy aus ihrer Tasche und schrieb ihrem Chef, um zu sehen, ob er sich irgendeines Problems bewusst war.
Da sie sich daran erinnerte, dass die zentrale Steuerkonsole im Pausenraum war, drehte sie sich um und machte sich den Hauptflur entlang auf, steckte pinkfarbene Kopfhörer in ihre Ohren und verband sie mit ihrem Handy. Mit einem Wischen ihres Fingers ging ihr Lieblingslied los und sie drehte die Musik zu einer schmetternden Lautstärke auf. Während sie den Flur entlang schwofte, versuchte sie die Temperatur zu vergessen und ihren Jam zu genießen.
Der lange Gang des Primary Research Lab (PRL), das Labor für Primärforschung, schien sich kilometerweit zu erstrecken und, selbstverständlich, war der Pausenraum am entfernten Ende. Der graue Fliesenboden und die Wände in passender Farbe trugen zum klinischen Umfeld bei und ließen den Gang sich anfühlen wie die berühmte Green Mile.
Da sie annahm, dass sie allein im Gebäude war, verspürten Livs Cowboystiefel plötzlich das Bedürfnis nach einem Two Step und ihre Arme stimmten zu, schwangen im Gleichtakt mit dem schnellen Beat. Gott, sie liebte es zu tanzen und konnte es nicht erwarten ihre Nachbarin, Cassie, später am Abend zu treffen. Sie hatten immer Spaß, wenn sie ausgingen, und Liv brauchte eine Pause davon abertausende Stunden zu arbeiten.
Während sie ihren Körper zu Luke Bryans Boom-Boom schüttelte, konnte sie nicht anders als die offene Tür voraus zu bemerken. Plötzlich kam ihr Line Dance zum Erliegen und Hitze überzog ihren Hals und ihre Wangen. Vielleicht war sie doch nicht allein.
Normalerweise waren die verschieden Türen zu den Laboren geschlossen und verschlossen, außer wenn Belegschaft arbeitete. Liv hoffte, dass jemand anderes gekommen war, um ihre Projekte zu beenden, und erklären konnte, was mit der Klimaanlage vor sich ging. Ein flüchtiger Blick auf ihren Handybildschirm sagte ihr, dass Jim auf ihre Nachricht nicht geantwortet hatte. Nicht überraschend, wenn man bedachte, dass der Mann an Wochenenden praktisch auf dem Golfplatz lebte.
Als sie sich der offenen Tür näherte, war sie überrascht zu sehen, dass es eine Tür war, die immer geschlossen war. Tatsächlich hatte Liv in den vier Jahren, in denen sie hier arbeitete, nicht einmal gesehen, dass sie offen war. Sie hatte angenommen, dass es ein Lagerraum war, aber als sie diese langsam aufschob, erkannte sie, dass es ein weiterer langer Flur war.
Ein Schwall kühler Luft traf auf ihre feuchte Haut, brachte sie in Versuchung sich weiter zu wagen. Okay, das war seltsam. Was war hier drin, das eine andere Kühleinheit benötigte? Und warum arbeitete diese, während der Rest des Gebäudes sich wie die Wüste Sahara anfühlte?
Sofort alarmiert entfernte sie ihre Kopfhörer, so dass sie sich auf ihre Umgebung konzentrieren konnte. Dieser Flur hatte das gleiche trostlose graue Farbschema wie der Rest des Gebäudes und eine Vielzahl an Türen säumte eine Seite. Die einzige Beleuchtung im Flur kam von kleinen Fenstern in jeder Tür. Die Fenster waren höher platziert als es Sinn machte, und als sie sich der ersten Tür näherte, musste Liv auf ihre Zehenspitzen stehen, um hindurchzuspähen.
Sie legte eine schwitzige Handfläche auf die Tür, um sich abzustützen, und linste in den Raum. Er war leer, aber da war eine Matratze auf dem Fußboden und über der dicken Matte waren an der Steinwand zwei Ketten angebracht.
»Was zum Teufel?«, murmelte Liv vor sich hin.
Die Matratze und die Ketten waren verstörend genug, aber es waren die Metallhandschellen am Ende der Kette, die ihr Herz dazu brachten zu rasen und gegen ihre Brust zu pochen. Was ging in diesem Raum vor sich? Zugegeben, er war unberührt und unbesetzt, aber sie konnte sich keinen Nutzen für eine Matratze oder Ketten im Labor vorstellen. Obwohl der Raum leer war, schrien ihre Spinnensinne, dass etwas daneben war.
Neugierig bewegte sie sich zum nächsten Fenster und spähte hinein. Er war auch leer. Mist, dachte Liv, als sie jeden Raum überprüfte. Jeder war, abgesehen von der einsamen Matratze und den an den Wänden angebrachten Ketten, leer. Was könnte in diesem Bereich des Gebäudes vor sich gehen?
Es war allgemein bekannt, dass sie im PRL vielzählige Tests und Experimente durchführten, manche davon an Tieren, aber dies sah wie etwas völlig anderes aus. Die Tiere blieben in einem großen Bereich in Käfigen, nicht in einzelnen Räumen wie diesen. Auf was sie dort blickte, ähnelte Gefängniszellen und, zum ersten Mal, hatte sie Angst allein bei der Arbeit zu sein. Wo war diese neue Wache, wenn sie ihn brauchte?
Metall klirrte, schreckte Liv auf und sie zuckte zusammen. Ihr Herz pochte stark gegen ihre Brust, als sie erkannte, dass es aus einer der letzten fünf Türen entlang des Flurs kam. Sie ging tief in die Hocke, erwog ihre Optionen. Sollte sie dort verduften und Jim am Montag fragen?
Das klang vernünftig in Anbetracht dessen, dass Schweiß ihren ganzen Rücken durchtränkte, was nicht vollkommen wegen der Fehlfunktion der Klimaanlage war. Die Szene erinnerte sie an einen Horrorfilm und sie war die dämliche Frau, die blind in die Qualen der Hölle lief.
Jaah, sie sollte verdammt nochmal hier rauskommen. Aber … wäre sie in der Lage das restliche Wochenende an irgendetwas anderes zu denken? Könnte sie den Mädelsabend oder übrigens auch irgendetwas anderes genießen?
Nö. Es würde Liv verrückt machen und sie würde an nichts anderes als diesen mysteriösen Flur denken. Sie musste wissen, was das Geräusch gemacht hat und was, falls überhaupt, in diesem Sektor des Gebäudes vor sich ging. Leg die gruselige Musik auf, dachte sie, als sie sich mit ihrer impulsiven Entscheidung entschloss vorwärtszugehen.
Liv nahm einige tiefe Atemzüge, um ihre zittrigen Nerven zu beruhigen, machte langsam einige kleine Schritte und stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um durch das kleine Fenster zu schauen. Was sie sah, entsetzte sie und sie blinzelte doppelt, um sicherzugehen, dass es keine Halluzination war. Sie strengte bei der schummrigen Beleuchtung in dem Raum ihre Augen an.
Nö, sie halluzinierte nicht … oder vielleicht doch. Keinesfalls konnte sie auf einen Mann schauen, einen abnormal großen Mann dazu, der auf der Matratze schlief. Seine Hände waren in Handschellen gelegt und an die Wand gekettet. Er war verdreckt, trug nichts als eine schwarze Jogginghose, die mit Schmutz bedeckt war. Der Mann war zu einem Ball eingerollt und zitterte. Seine Haut war gebräunt, aber sah in der Fötusstellung krank aus.
Da sie helfen wollte, griff sie nach dem Knauf, aber er war verschlossen. Sie war kurz davor gegen das Glas zu hämmern, als sie gedämpfte Geräusche aus dem Raum daneben kommen hörte.
Sie trat leise zur nächsten Tür, ihr Herz hämmerte eine Million Schläge pro Sekunde, bewegte sich Zentimeter für Zentimeter entlang der Wand, bis sie knapp durch das Fenster sehen konnte. Ein weiterer Mann war auf allen Vieren, bedeckte seinen Kopf und sein Gesicht mit seinen Armen, während ein Wachmann ihn mit seinem Schlagstock verprügelte. Sie bemerkte, dass er auch an die Wand gekettet war, ihnen vollkommen ausgeliefert.
Liv erkannte die Wache nicht, aber bemerkte, dass er die schwarze Uniform des Unternehmens trug. Die Wache war brutal in seiner Attacke. War das der neue Typ, den Jim angestellt hat?
Sie steckte in diesem schrecklichen Kampf-oder-Flucht-Moment fest, während sie den Übergriff beobachtete, unfassbar fassungslos. Ihre Ehre sagte, dass sie nicht weggehen konnte, aber sie hatte keine Ahnung, was sie gegen den bewaffneten Mann tun konnte. Sie war winzig im Vergleich.
Neben der Wache stand David Cook, ein anderer Forscher. Liv hatte mit David eng an einigen Projekten gearbeitet und mochte den Typen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es für ihn in Ordnung war danebenzustehen und solche Brutalität zu beobachten, aber sein breitbeiniger Stand und seine verschränkten Arme widerlegten das. Und dann schnappte sie auf, dass David befahl, dass der andere Mann noch einmal geschlagen werden sollte. Sie schlugen schonungslos einen wehrlosen Mann. Welche Art von Experiment führten sie durch?
Eine Sache war sicher. Liv würde verdammt sein, wenn sie jetzt davonging.
Sie griff nach dem Knauf, wünschte sich halbwegs, dass er verschlossen war, aber er drehte sich und gab nach. Sie warf die schwere Metalltür auf und trat mit Selbstvertrauen und Bestimmung ein. Wenn sie sich verhielt, als ob sie dort sein sollte, würden sie sie vielleicht dementsprechend behandeln. Tu so, dann wirst du so, wie Cassie immer sagte.
»Kann mir jemand erklären, was vor sich geht?«, verlangte Liv mit ihren Händen auf den Hüften.
Die zwei Männer drehten sich um und der auf dem Fußboden schaute in ihre Richtung. Er war genauso schmutzig wie der andere Mann im Raum neben seinem. Er trug die gleiche schwarze Jogginghose, sah aus, als ob er seit Monaten nicht mehr gebadet oder sich rasiert hatte, möglicherweise Jahre. Sein rabenschwarzes Haar war verfilzt und fiel auf seinen Rücken herunter. Ein Vollbart bedeckte den Großteil seines Gesichts und war lang und strähnig. Er sah aus wie ein Rübezahl aus den Great Smoky Mountains. Sein Körperbau war breit, wie der seines Nachbarn, und da dämmerte es Liv. Diese zwei Männer waren Wandler.
»Olivia, was machst du hier?«, fragte David offensichtlich schockiert sie hier stehen zu sehen. »Das betrifft dich wirklich nicht«, fügte er hinzu.
»Ich verstehe nicht, was ihr macht. Bitte erklär, warum diese Männer angekettet sind und misshandelt werden. Das ist nicht, was wir hier tun«, beschwor sie mit vor Emotion zittriger Stimme.
Sie hasste es, dass sie ihr Herz auf der Zunge trug. Warum konnte sie nicht Fräulein Krass sein und mit lodernden Pistolen hereinkommen und damit drohen sie zu melden?
»Schätzchen, du schaust besser, dass du weiterkommst. Ich würde es hassen dich über mein Knie zu legen und dir zu lehren, was mit kleinen Mädchen passiert, die sich nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern«, verhöhnte die Wache und leckte sich dann über seine Lippen. Livs Magen verdrehte sich bei dem Gedanken, dass der Mann in den Umkreis von drei Metern zu ihr kommt.
Er war ein großer, stämmiger Mann, der aussah, als ob er freudig seine Drohung durchziehen würde. Sie schätzte ihn auf Ende vierzig und er schien in ausgezeichneter körperlicher Verfassung zu sein. Es waren seine verrückten braunen Augen, die sie so nervös machten.
Der Mann auf dem Fußboden bewegte sich und die Wache hob seinen Schlagstock und schlug in zwei aufeinanderfolgenden Hieben auf seinen Rücken ein. Der Wandler fiel flach auf seine Brust und sein Gesicht, bedeckte seinen Kopf so gut er konnte.
Liv machte einen weiteren Schritt nach vorn. »Ist das notwendig? Er kann sich nicht einmal verteidigen. David, tu bitte etwas«, flehte sie.
»Olivia, es ist nicht so, wie es aussieht. Er ist ein Wandler und man kann ihm nicht vertrauen. Sie sind wild und unvorhersehbar. Die Handschellen sind zu seinem Schutz ebenso sehr wie zu unserem. Geh einfach. Jetzt!«, verlangte David streng, aber Liv hörte die Aufrichtigkeit in seinem Tonfall.
Sie wusste sehr wenig über die Wandler und hatte keinerlei Zeit mit einem verbracht, aber sie hatte Geschichten gehört. Die Nachrichten stellten Wandler exakt so dar, wie David sie beschrieb. Wild, gewalttätig und unvorhersehbar. Wandler waren erkennbar gegenüber Menschen durch ihre reichliche Größe. Sie waren größer, muskulöser, mit größeren Händen und Füßen. Der Mann auf dem Boden sah aus, als ob er einen Mr.-Universe-Wettbewerb mit Links gewinnen könnte. Wenn er gebadet und rasiert war, selbstverständlich.
Liv räumte ein, dass es eine sehr gespaltene Gesellschaft zwischen Menschen und Wandlern gab und beide zogen es derart vor. Wandler lebten in ihren isolierten Gemeinschaften und besaßen typischerweise die Geschäfte innerhalb. Solange sie ihre Steuern bezahlten und den Gesetzen und Vorschriften gehorchten, war jeder glücklich.
Es gab Gerüchte, dass Wandler extrem gewalttätig, sogar grausam waren. Der Mann auf dem Fußboden war aufgewühlt, knurrte die Wache an, die über ihm schwebte, und Liv fragte sich, ob sie kurz davor war deren Fähigkeiten aus erster Hand zu erfahren.
»Ich werde gehen, wenn ihr beide mit mir kommt. Ich kann nicht gehen, wenn ihr ihn weiterhin schlagt«, legte Liv dar, verschränkte ihre Arme über ihrer Brust. Jaah, sie konnte stur und trotzig sein und hatte das Gefühl, dass dieser Mann jetzt gerade einen Freund gebrauchen konnte.
»Aber, du kleine Schlampe, ich werde dir die Bedeutung von Bestrafung zeigen«, spie die Wache aus und machte sich zu Liv auf.
Mit Lichtgeschwindigkeit war der Wandler auf seinen Füßen und schnappte die Wache in einem Schwitzkasten. Bevor Liv reagieren konnte, schlang er eine Metallkette um seinen Hals und zog, brach das Genick des Mannes. Liv konnte sich die Stärke, die es benötigte, um so etwas zu tun, nur vorstellen. Sofort sackte der Mann wie eine Stoffpuppe zu Boden.
Livs durchdringender Schrei prallte von den Betonwänden ab, während David zur selben Zeit zum Wandler stürmte, ein Betäubungsgewehr in der Hand.
Kapitel Zwei
Lawson konnte seinen Zorn nicht kontrollieren. Sein Wolf war kurz davor zu übernehmen und er musste den Drang sich zu wandeln bekämpfen. An die Wand gekettet wären die Bewegungen seines Wolfs eingeschränkt. Er hatte in seiner menschlichen Form eine bessere Chance auf eine mögliche Flucht.
Dieses Stück Scheiße von Wache verdiente, was er bekommen hat. Er hatte diesen Mann bis heute noch nicht gesehen, aber sie waren alle gleich. Sie schlenderten herein, verlangten, dass er sich wandelte, und wenn Lawson nicht wie ein gut trainierter Welpe gehorchte, griffen sie darauf zurück ihn grün und blau zu schlagen.
Scheiß auf sie alle.
Er wusste, was sie zu tun versuchten. Na ja … was sie dachten, was sie zu erreichen versuchten, und er spielte das Spiel nicht mit.
Scheiß auf sie alle.
Die Frau kreischte und Lawson sah den anderen Mann auf ihn zurennen. Jaah, dieser Scheißkerl mit dem Betäubungsgewehr hatte keine Ahnung. Dieser Mann war viele Male in seinem Raum gewesen und stand immer wie ein Feigling am Rand, beobachtete mit einem selbstgefälligen Ausdruck auf seinem Gesicht, wie Lawson Prügel nach Prügel einsteckte. Er war kurz davor Lawsons Wut zu spüren und er würde es genießen zuzusehen, wie der Laborant sich einpisste.
Sobald der Mann in Reichweite war, ging Lawson in die Hocke und fegte sein rechtes Bein heraus. Der Mann schlug schnell auf dem Bodenbelag auf und Lawson ergriff seine Füße, zog ihn zu seinem Körper. Sekunden später schlangen sich seine Ketten um den Hals seines Geiselnehmers und er konnte spüren, wie das Leben den Körper des Mannes verließ, während er mit all seiner Kraft zudrückte. Als die Augen des Mannes zurückrollten, ließ Lawson den leblosen Körper los.
Ein weiterer Aufschrei der Frau ließ ihn sich umdrehen, um sie anzusehen. Entsetzte grüne Augen stachen tiefer als die unzähligen Nadeln, die sie in ihn gesteckt hatten. Er konnte ihre Furcht riechen, ganz abgesehen von ihrem Geschlecht. Seine sensiblen Nasenlöcher hatten seit einer langen Zeit kein Weibchen mehr gerochen. Es war überwältigend und sein Körper antwortete instinktiv.
Ursprüngliches Verlangen strömte durch seine Venen und ein tiefes Knurren entfloh seiner Kehle, als sein Wolf an die Oberfläche streunte und verlangte freigelassen zu werden.
»Raus!«, schrie er und riss an seinen Ketten. »Ich wandle mich nicht für dich oder irgendjemand anderen. Komm in meine Nähe und du wirst neben diesen beiden auf dem Fußboden sein!«, bellte er und kickte den toten Wachmann in ihre Richtung.
Sie trat auf ihn zu, ihre Arme kapitulierend ausgestreckt. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich wusste nichts von diesem Bereich des Gebäudes. Lassen Sie mich Ihnen helfen«, flehte sie.
Als sie näherkam, neckte und verlockte ihr süßes Parfüm seinen Körper. Sein Schwanz wurde hart, brauchte mehr eine Erlösung als er Luft zum Atmen brauchte. Er fühlte sich von Menschen nicht einmal angezogen, aber gerade jetzt war er bereit sie vollkommen auszuziehen, sie vorzubeugen und den Teufel aus ihr zu ficken.
Außerhalb seiner Kontrolle zitternd schwang er aus. Nicht, um sie zu treffen, sondern um ihr Angst zu machen. Wenn sie einen Meter näher in seine Richtung käme, hätte er die Frau in seinen Fängen und man konnte nicht sagen, was er ihr antun würde.
»Fick dich, Weib. Du willst helfen? Schließ die hier auf«, verlangte er und riss wieder an den Metallhandschellen.
Sie zögerte und Lawson war nicht sicher, aber sie schien seine Worte zu bedenken, als sie sich plötzlich umdrehte und aus dem Raum flüchtete. Ein Teil von ihm wollte sie zurückrufen und erklären, dass er kein kaltblütiger Mörder war. Lawson mochte den Schrecken nicht, den er repräsentierte, aber er sah keine andere Option. Er konnte unter solcher Erregung nicht in ihrer Gegenwart sein.
Lawson zog wieder an den Ketten, versuchte sich loszureißen. Nicht, dass er nicht jeden wachen Moment damit verbracht hatte zu versuchen zu flüchten, aber die Tür war angelehnt und dies mochte die einzige Chance sein, die er jemals bekommen würde. Er musste aus diesem Höllenloch herauskommen. Wenn er noch einmal mehr Prügel ertragen oder unwillentlich eine Unze mehr Blut geben musste, schnappte er vielleicht über.
Er hatte vor langer Zeit aufgehört die Tage zu zählen, die er in Gefangenschaft gewesen war. Nach seiner Schätzung musste er für mindestens zwei Jahre eingesperrt gewesen sein, vielleicht mehr. Er hatte die ganze Zeit lang keine anständige Mahlzeit, eine heiße Dusche oder ein warmes Bett gehabt. Er wurde einmal am Tag gefüttert, einmal in der Woche mit eiskaltem Wasser abgespritzt und schlief auf einer schmutzigen Matratze ohne auch nur ein Laken, um ihn warm zu halten.
Entschlossen, dass er nicht eine Nacht länger in dem Scheißloch verbrachte, stütze Lawson seinen Fuß gegen die Betonwand für einen besseren Hebel. Er holte tief Luft und zog an den schweren Ketten. Nichts. Er versuchte es noch einmal. Der an der Wand befestigte Verschluss gab nicht einmal leicht nach. Er platzierte beide Füße an der Wand und zog, bis seine Armmuskeln sich anfühlten, als ob sie durch die Spannung reißen würden.
Es kam ihm plötzlich in den Sinn, dass die Wache wahrscheinlich seine Zugangskarte bei sich hatte. Es gab ein kleines Tastenfeld am Fuß der Handschellen, das diese elektronisch verschloss. Alles an diesem verdammten Ort war durch das Sicherheitssystem verbunden.
Er wünschte sich, dass er die Wache nicht außer Reichweite getreten hätte, und ging so weit es die Ketten erlaubten. Er streckte sich und griff nach den Füßen des Mannes. Schließlich berührten seine Finger die Lederstiefel und er schnappte die Sohlen. Er zog so gut er konnte und hatte schließlich den Mann Zentimeter um Zentimeter genug bewegt, so dass er seine Knöchel ergreifen konnte.
Lawson riss ihn an seine Seite und durchsuchte rasch die Uniform des Mannes. Er könnte endlich fliehen, wenn er die verdammte Karte finden konnte. Ein Hochgefühl erfüllte sein Herz. Er musste dringend nach Hause gehen. Seine Mom, sein Dad, sein Bruder und seine Schwestern mussten krank vor Sorge sein. Hielten sie ihn für tot? Waren sie in Sicherheit? Er wusste, dass andere in Gefangenschaft gehalten wurden, weil er die Prügel in der Nähe hörte, aber er hatte keine Ahnung, wie viele es gab oder ob er sie kannte.
Ein Fluchen verließ seine Lippen, als er nichts in den Vorder- und Gesäßtaschen der Wache fand. Es war schwer für Lawsons große Hände in der Jacke herumfummelnd zu suchen. Fuck, er zitterte vor Dringlichkeit. Linke Seite, leer. Als er sich zur rechten Tasche bewegte, drang eine tiefe Stimme in seine Konzentration ein.
»Und was zum Teufel glaubst du, was du da tust?«
Lawson schaute auf, um Jim Jensen zu sehen. Der rückgratlose, schwanzlose, derbe Mistkerl, der das Sagen bei dieser ganzen Operation hatte. Lawson hatte Fantasien davon gehabt ihn mit seinen bloßen Händen zu erwürgen. Fünf weitere Männer traten in seine Zelle und Lawsons Wonne fiel, mitsamt seiner Hoffnung aus dem Gefängnis herauszukommen, in sich zusammen.
»Schnapp ihn dir, Kevin. Sieht aus, als ob unser Freund hier ein Verbrechen begangen hat«, spottete Jim und rieb sich missbilligend über sein Kinn mit Grübchen, während er die Leichen auf dem Boden begutachtete. Lawson würde ein Ei dafür geben ihn nur ein verdammtes Mal auf dieses arschförmige Kinn zu boxen.
Kevin trat auf ihn zu und Lawson stürzte vor, entblößte seine Fänge. Während die Gruppe von Männern ihn langsam umkreiste, hockte sich Lawson in eine Kampfhaltung. Da die Chancen gegen ihn standen, beschloss Lawson, dass, wenn er unterging, er es mit fliegenden Fahnen tun würde.
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* * *
Liv warf dem Kassierer einen Zehndollarschein hin und brauste in den Nachtclub, noch immer verunsichert davon, was passiert war. Sie war zu Tode erschrocken und hatte ein dutzend Mal nach ihrem Handy gegriffen, hin und hergerissen dazwischen ihren Chef anzurufen oder die Polizei über das zu alarmieren, von was sie Zeugin geworden war. Schließlich beschloss sie mit Cassie zu sprechen, bevor sie irgendetwas tat, denn, ehrlich gesagt war sie von der Vorstellung verstört, dass ihre bekannte Firma in etwas so Abscheuliches involviert sein könnte.
Sie suchte die Fläche ab, entdeckte Cassie und sprintete zu der Nische, wo sie saß. Liv ließ sich gegenüber ihrer Freundin plumpsen und schnappte sich den Drink, der vor Cassie stand, schüttete ihn herunter. Der Tequila war ein Gasbrenner, der einen Pfad ihre Kehle herunter brannte.
»Hey, was zum Teufel? Ich habe fünfzehn Minuten gewartet, um diesen Drink zu bekommen«, rief Cassie über das laute Wummern der Musik. »Und du bist zu spät. Ich musste drei Versagern dürftige Entschuldigungen geben, die mich angebaggert haben. Wo bist du gewesen?«
»Mädchen, du hast keine Ahnung. Wo ist überhaupt diese Kellnerin? Ich brauche nach dem, was ich gerade durchgemacht habe, eine Flasche«, erklärte Liv, suchte den Club nach dem vertrauten Trägerhemd ab, das »LECK MICH« über der Brust übermäßig vergrößerter Brüste zur Schau trug und normalerweise im Popsicles arbeite, dem örtlichen Hot Spot in Chattanooga.
»Na ja, spuck’s aus. Es ist aber besser gut, weil das, was du gerade heruntergeschüttet hast, der gute Scheiß war. Das ist kein Ausgehabend und ich bin ziemlich sicher, dass du für mich später nicht die Beine breit machst«, rief Cassie aus, während sie schmatzend einen Kaugummi kaute.
»Hör auf mit deinen Zickereien und hör mir zu. Ernsthaft, du wirst nicht glauben, was gerade auf der Arbeit passiert ist«, warf Liv ein, wobei sie lebhaft mit den Armen ruderte. »Ich habe gerade beobachtet, wie zwei Männer verdammt nochmal genau vor mir erwürgt wurden. Tot. Hörst du mich? Tot!« Als sie die Worte laut rief, konnte sie diese selbst kaum glauben.
Braune Augen traten hervor, als ob sie zugegeben hätte eine Heroinabhängige zu sein, die in einer Kirche Crack rauchte. »Ähmmm, wie bitte? Ich muss dich falsch verstanden haben, Liv. Hast du … tot gesagt?«
»Ja! Tot. Zwei Männer. Tot! Wie im Gegenteil von lebend«, rief Liv laut, entdeckte eine Angestellte, die in ihre Richtung lief. Als Liv erkannte, dass die Titten in Absätzen geradewegs auf den Tisch mit halbstarken College-Jungs zuging, trat sie seitlich in ihre Blickrichtung.
»Ich hätte gerne eine Flasche Tequila. Nicht ein Glas, sondern die ganze verdammte Flasche. Und ich kann mir das wirklich gute Zeug nicht leisten, also behalt das im Hinterkopf, wenn du von mir erwartest dafür zu bezahlen. Oh, und zwei Gläser und ein paar Limetten, bitte«, sprudelte Liv hervor und klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht, von dem sie wusste, dass es gestört sein musste, und versuchte ruhig zu erscheinen, obwohl sie kurz davor war vor Aufregung zu explodieren.
»Sicher, Süße. Ich kümmer’ mich drum. Bin gleich wieder da«, erwiderte die blonde Sexbombe und tippte auf ihr Tablet.
Liv atmete aus, versuchte ihre Fassung wiederzuerlangen und quetschte sich dann in die Nische neben Cassie. Jeder im Club würde wahrscheinlich denken, dass sie Lesben waren, aber das war ihr egal. Sie musste im Privaten mit ihr sprechen.
»Okay, mach langsam und fang von vorne an«, forderte Cassie auf, legte eine beruhigende Hand auf Livs und lächelte unterstützend. Liv hätte sich keine bessere Nachbarin und Freundin als Cassie wünschen können. Sie haben alles zusammen durchgemacht, von Feiern zu gebrochenen Herzen, und wenn es eine Sache gab, auf die Liv zählen konnte, war es Cassie. Sie war die Art von Freundin, wenn Liv sagte, dass sie eine Leiche loswerden musste, würde sie sich ohne zu zögern eine Schaufel schnappen.
Liv erinnerte sich an das erste Mal, als sie sich trafen. Sie hatte seit ungefähr einer Woche in ihrem Zuhause gelebt und hörte ein Hämmern an der Haustür. Als sie hinging, stand Cassie in einem T-Shirt für Männer und sonst nichts dort, wollte Honig ausborgen. Sie hat später herausgefunden, dass er benutzt wurde, um komplett über ihren Körper und den ihres Freunds verteilt zu werden. Sie hat Cassie gesagt, dass sie den Honig behalten konnte, aber sie waren schnell zu Freundinnen und Komplizinnen geworden.
Sie schnappte aus ihrer Erinnerung und sammelte ihre Gedanken, bevor sie die Vorkommnisse der Arbeit erzählte. Sobald sie zu sprechen begann, konnte sie nicht mehr aufhören. Sie erzählte ihr von dem geheimen Flur, den Wandlern, die als Gefangene gehalten wurden, und davon, wie die Wache und der andere Wissenschaftler durch die Hände des Mannes, der dann gedroht hatte sie zu töten, gestorben waren. Das Merkwürdige war, dass sie ihm nicht geglaubt hatte. Seine grauen Augen hielten Wärme und Nettigkeit, obwohl er rasiermesserscharfe Fänge entblößt hatte.
»Heilige Scheiße! Was wirst du tun? Hat sich dein Chef je bei dir gemeldet?«, fragte Cassie, als die Bedienung, Penny, sich ihrem Tisch näherte und eine Flasche Camarena Tequila, zwei Schnapsgläser und eine kleine Schüssel Limettenschnitze auf dem Tisch abstellte.
Es war anständiger Tequila. Wahrscheinlich würde das Doppelte verlangt werden, als wenn sie ihn im Schnapsladen bezahlen würde, damit ein wenig außerhalb von Livs Mitteln lag, aber zumindest wäre ihr am nächsten Tag nicht schlecht oder sie hätte keinen furchtbaren Kater.
»Kann ich euch zwei sonst noch etwas bringen?«, fragte Penny unaufmerksam, zwinkerte einem der Typen am Tisch neben ihnen zu.
»Nein. Alles gut, danke«, antwortete Liv und Penny raste schnell zu dem Muskelprotz mit dem großartigen Lächeln. Liv wandte ihre Aufmerksamkeit zurück auf Cassie und erwiderte: »Ich habe keine Ahnung. Was denkst du? Die Polizei miteinbeziehen? Meinen Chef anrufen und kündigen? Ich brauche diesen Job wirklich. Vielleicht waren die Männer nicht tot, sondern nur bewusstlos«, regte Liv an.
Die Wahrheit war, dass sie es nicht sicher wusste. Es war so schnell passiert. Vielleicht lag sie falsch damit, dass sie tot waren.
»Ich würde die Polizei nicht anrufen, besonders, wenn du falsch liegen könntest. Das würde sicher dafür sorgen, dass du gefeuert wirst. Hier, das schlage ich vor. Geh am Montag zur Arbeit und verhalte dich, als ob alles normal ist. Du wirst bald genau wissen, was vor sich ging. Hoffentlich hast du Unrecht mit PRL. Jim schien ziemlich nett, als ich ihn letztes Jahr beim Picknick getroffen habe. Vielleicht hast du dich von deiner Vorstellungskraft übermannen lassen«, erklärte Cassie, während sie jedem von ihnen einen Kurzen eingoss und das mit dem Logo geprägte Glas Liv reichte.
Liv warf es zurück und schnappte eine Limette, während sich ihr Gesicht durch den scharfen Geschmack verzerrte. Sie biss zu und saugte. Beste Kombi überhaupt. Die Säure der Limette beruhigte ihren Gaumen und ein warmer Schwips folgte nach.
»Du hast Recht. Tu so, dann wirst du so, richtig?«, witzelte Liv und goss ihnen beiden einen weiteren Kurzen ein.
»Darauf trinke ich!««, gellte Cassie, stieß mit den Kurzen an.
Liv spürte eine Vibration in ihrer Tasche und bemerkte, dass sie noch immer ihren Labormantel trug. Okay, das war peinlich wie Hölle. Kein Wunder, dass sich kein Mann ihrem Tisch genähert hatte. Sie waren die bekloppten Lesben, die sich in der Ecknische anmachten, dachte sie, während sie nach ihrem Handy griff.
»Oh Scheiße, das kann nicht gut sein«, platzte Liv hervor, als sie auf die Nachricht auf dem Bildschirm schaute.
»Was? Wer ist es?«, frage Cassie neugierig.
»Es ist Jim. Er sagt, dass er mich morgen früh gleich als erstes sehen muss«, hauchte Liv und starrte auf ihr Handy.
Sie bekam langsam das Gefühl, dass die Scheiße ihr bald um die Ohren fliegen würde, und sie stand dort, von Mist bedeckt.
Kapitel Drei
»Herein«, bellte Jim durch die geschlossene Tür seines Büros.
Liv zuckte bei der barschen Stimme zusammen und versuchte seine Stimmung zu entziffern. Sie wollte nicht darüber ausgefragt werden, was sie bei den Wandlern gesehen hatte. Sie hatte sich mit der Begegnung der vorigen Nacht zwanghaft beschäftigt und der Tequila hatte nichts getan, außer ihr Kopfschmerzen zu schenken. So viel dazu, dass sie gedacht hatte, es sei eine anständige Marke. Andererseits hatten sie die ganze Flasche weggeputzt.
Liv gab ihre Untersuchung auf, öffnete die Tür und wurde mit einem ernsten Gesichtsausdruck begrüßt. Augenscheinlich war er verärgert. Das war nicht der richtige Tag, um mit Schlafentzug und einem Kater bei der Arbeit zu erscheinen.
Zwischen dem Vorfall im Labor, dem Trinken und der Textnachricht ihres Chefs, hatte sie kein Auge zugemacht. Sie trank drei Tassen Kaffee, bevor sie ihr Apartment verließ, in der Hoffnung, dass es ihr helfen würde sich zu konzentrieren. Unglücklicherweise, da sie Jims Aufregung hörte, gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kaffee wieder hochkommen würde.
Die große Frage war, ob Jim sich des möglichen Doppelmords bewusst war und, noch wichtiger, ob er wusste, dass sie Zeuge davon war. Ihre Fäuste ballten und öffneten sich an ihrer Seite, während ihr Herz eine Nachahmung eines Schachtelmännchens machte, bereit jeden Moment aus ihrer Brust zu platzen. Schweiß tropfte ihre Wirbelsäule herunter, während sie zu seinem Schreibtisch ging.
»Guten Morgen, Jim. Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen«, stammelte sie, hasste den Bruch in ihrer Stimme.
Wenn der Typ die Details der vorigen Nacht nicht kannte, würde er dies bald genug. Schuld musste über ihr ganzes Gesicht geschrieben sein. Sie wusste, dass ihr Gesichtsausdruck in großen Neon-Buchstaben schrie: Ich verstecke etwas. Ausflüchte und Ausreden waren nicht ihre Stärke.
Sogar als Kind konnte Liv nicht mit Lügen davonkommen. Eine anklagende Aussage und sie würde nachgeben, ihr Herz ausschütten und ihre Sünden gestehen. Selbstverständlich bestanden ihre Sünden, als sie ein Kind war, daraus, dass sie sich vor dem zu Bett gehen nicht die Zähne putzte, sich einen Keks erschlich oder die Hausaufgaben nicht machte.
Jetzt war sie zu weitaus größeren Verbrechen fortgeschritten, die Brutalität und Mord umfassten. Sie hatte sich nicht beteiligt, aber sie stand daneben, während ein Wandler brutal angegangen wurde, hatte dann zugesehen, als der Mann Vergeltung übte, Leben nahm.
Oh Teufel. Liv hatte nicht darüber nachgedacht, was dies für sie bedeuten könnte. Könnte sie ins Gefängnis gehen? Sie verfluchte sich dafür nicht die Polizei gerufen zu haben. Was würde die Polizei mit ihr anstellen, wenn sie still blieb? Machte sie das zur Komplizin? Oh Gott, sie würde festgenommen werden.
Ihr Verstand wirbelte durch die Möglichkeiten. Sie war dann an der Vorstellung hängengeblieben, dass Jim ihr letzte Nacht eine Galgenfrist gegeben hatte und sie jetzt feuern, dann der Polizei übergeben würde.
Ihre Atmung wurde unregelmäßig und ihr Kopf drehte sich. Mist, sie musste sich hinsetzen, bevor sie bewusstlos wurde. Das koffeinhaltige Getränk schwappte und wühlte ihren Bauch auf. Bäh. Gott sei Dank war sie nicht in der Lage gewesen an diesem Morgen irgendetwas Nahrhaftes zu essen, sonst würde sie jetzt in Jims Abfallkorb reihern, bevor er das erste Wort sprach.
»Morgen. Ich bin schon eine Weile hier, aber nicht wegen Ihnen. Ich danke Ihnen, dass Sie am Sonntag gekommen sind. Bitte, setzen Sie sich«, bot er mit einer raschen Geste auf den Sessel vor seinem Schreibtisch an. Liv ging zu dem schwarzen Ohrensessel und setzte sich.
»Ich habe mich um das Problem mit der Klimaanlage gekümmert, weswegen Sie mir gestern geschrieben haben. Ich hoffe, dass es nicht zu schwierig war zu arbeiten. Waren Sie in der Lage irgendetwas fertig zu bekommen?«, fuhr Jim fort und hob neugierig eine Augenbraue.
Der stämmige Mann saß mit über der Brust verschränkten Armen hinter seinem großen Schreibtisch. Er war groß und kräftig, ganz zu schweigen von einschüchternd.
Hatte er sie ernsthaft hergeholt, um sie danach zu fragen, wie es war in der Hitze zu arbeiten? Er wusste es besser, als sie zu hinterfragen. Sie hatte den Mitarbeiter des Monats öfter gewonnen, als sie sich erinnern konnte. Sich um die Erfüllung von Pflichten zu drücken war nicht in Livs genetischem Aufbau.
Stellte er sie auf die Probe, um zu sehen, was sie wusste? Seine dunkelblauen Augen gaben keinen Hinweis auf seine Gedanken. Der Mann hatte ein mörderisches Pokergesicht und sie zog in Betracht vorzuschlagen, dass er vom Golf spielen zu Karten wechseln sollte.
»Ähm, tatsächlich war die Hitze unerträglich und ich habe früher zusammengepackt. Sie funktioniert jetzt definitiv«, äußerte sie, während sie sich wegen der Kühle über die Arme rieb.
Es war grenzwertig eisig in Jims Büro und ein Schauer lief ihren Rücken herunter. Zugegeben, ihr Zittern hatte mehr mit ihrer Angst zu tun, dass er ihren Arsch feuerte und sie an die Polizei übergab.
»Olivia, ich mag Sie wirklich, weshalb sie aufhören müssen, während sie einen Vorsprung haben«, riet er und verengte seine Augen, während er sich nach vorne lehnte und seine Ellbogen auf den Schreibtisch stützte.
»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folge, Sir«, erwiderte sie vorsichtig, stellte ihre Beine wieder nebeneinander und verlagerte sich auf dem Sessel.
Während sie mit ihren Händen in ihrem Schoß rang, fühlte Liv, wie eine Schamesröte ihre Wangen färbte. Oje, sie war erbärmlich. Der Drang zu gestehen wühlte durch ihren Magen. Wenn sie sich nicht durch die Wahrheit befreite, war sie sicher, dass sie bewusstlos werden würde.
»Lassen Sie uns offen sein, oder?«, fragte er. »Ich bin gestern Nacht angekommen und habe in einem der Labore zwei tote Männer aufgefunden. Sie können sich meinen Schock und meine Besorgnis vorstellen. Dies ist nicht die Art von Sache, bei der wir es brauchen können, dass es zu den Medien durchsickert. Dies ist ein angesehenes Unternehmen und ich hätte gerne, dass es auch so bleibt. Nun, warum teile ich Ihnen das mit? Na ja, lassen Sie uns einfach sagen, dass ich die Sicherheitsbänder von letztem Abend überprüft habe. Wollen Sie darüber sprechen, was Sie gesehen haben?«, fragte Jim.
Sein Tonfall verlor seine schroffen Kanten und seine Augen kniffen sich vor Sorge zusammen. Liv fragte sich, ob die Besorgnis, die sie auf seinem Gesicht sah, ehrlich war. Er schien nicht verärgert oder beunruhigt zu sein, dass zwei Männer tot waren. Sie sah keine Gewissensbisse bei ihm, was alarmierend war.
»Mr. Jensen, ich schwöre, dass ich nicht herumgeschnüffelt habe. Ich war auf meinem Weg zum Pausenraum, als ich eine offene Tür bemerkt habe. Ich habe gehofft, dass jemand anderes arbeitete und mir mit dem Klima-Problem helfen könnte«, platzte sie heraus, als die Schleusentore sich öffneten und Worte aus ihrem Mund strömten.
»Es ist okay. Ich beschuldige Sie nicht. Sie müssen in Bezug auf den Mann in Ketten Fragen haben. Bitte, zögern Sie nicht zu sagen, was auch immer Sie beschäftigt«, beschwatzte er mit einem Grinsen, bevor er schnell seinen Gesichtsausdruck maskierte.
Liv standen die Haare im Nacken zu Berge. Sie musste mit Bedacht vorgehen, bis sie seine wahre Absicht herausfand. Ihr Instinkt sagte ihr, dass ihr Leben in Gefahr war. Durch ihn, nicht die Polizei. Er wusste von dem Missbrauch, der in seinem Labor ausgeteilt wurde, und billigte es. Was sagte das über ihren Chef aus? Nichts Gutes.
»Na ja, ich werde nicht lügen. Diesen Mann angekettet und geschlagen werden zu sehen war schockierend, ebenso wie erschreckend«, murmelte sie, da sie wusste, dass er ihre anfängliche Reaktion auf Band gesehen hatte. »Warum halten wir ihn gegen seinen Willen fest? Was hat er getan, um eine solche Behandlung zu verdienen?«, fragte sie, hoffte, dass sie mit ihrer Trotzhaltung keine Grenzen überschritt.
»Sind Sie sich bewusst, dass er ein Wandler ist?«, fragte er ungläubig, als ob das alles erklären sollte.
»Ja, aber das sagt mir nicht, warum wir ihn als Gefangenen halten«, gab sie zu, während sie von ihrem Sessel aufstand.
Ihr Blut raste durch ihre Adern und ihr Gemüt erhitzte sich, da sie wusste, dass dieser Mann die Handlungen der Wache als berechtigt betrachten könnte. Der Wandler handelte rein aus Selbstverteidigung. Ja, er hatte mehr wie ein tollwütiges Tier ausgesehen, aber wer wäre unter diesen Zuständen nicht mörderisch? Plötzlich flog ihr Selbsterhaltungstrieb aus dem Fenster.
»Olivia«, warf er ein und stand von seinem Sessel auf, ging um den Tisch herum, um ihre Hände zu ergreifen. Sie waren kalt und schweißbedeckt, und ohne nachzudenken, riss sie diese aus seinem Griff.
Er verengte seine Augen und fuhr fort: »Ich weiß, dass Sie sich unserer kontinuierlichen Forschung an Krebs und ein Heilmittel für die tödliche Krankheit zu finden bewusst sind. Das ist der Eckpfeiler dieses Unternehmens. Davon abgesehen müssen wir schwierige Experimente und Forschung durchführen, um die Antworten zu bekommen, die wir suchen.«
Von ihrem Beweggrund wissen? Selbstverständlich tat sie das. Es war eines ihrer Babys. Sie hatte tausende Stunden in Akte #4467557 investiert. Ganz abgesehen davon, dass sie ihre Großmutter an Ovarialkrebs verloren hatte, als sie erst zehn Jahre alt war. Zu beobachten, wie sie verkümmerte und starb, eine Hülle der Frau, die sie gekannt hatte, hinterließ ein unauslöschliches Mal.
Liv rieb über den Ring mit Geburtsstein an ihrer linken Hand, während sie an ihre Großmutter dachte. Es war das einzige Schmuckstück, das ihre Großmutter getragen hatte, und sie hatte ihn Livs Mom gegeben, um darauf aufzupassen, bis Liv achtzehn wurde. Es waren Livs Liebe und Hingebung für ihre Großmutter, die sie so entschlossen werden ließen ein Heilmittel für die Krankheit zu finden.
»Selbstverständlich bin ich mir dessen bewusst. Was hat das mit dem Wandler zu tun?«, erfragte sie, war sich nicht sicher, wohin Jim damit führte.
»Wir haben Grund zu glauben, dass Wandlerblut den Schlüssel hält. Jeder weiß, dass sie eine überlegene Fähigkeit zu heilen haben. Wir sind etwas auf der Spur … Ich weiß es. Olivia, wir könnten an der Schwelle eines Durchbruchs stehen. Stellen Sie sich die Anerkennung vor, die mein Unternehmen, unser Unternehmen, erhalten würde, wenn wir die Ersten wären, die ein Heilmittel finden«, prahlte er aufgeregt, grinste dabei von einem Ohr zum anderen.
Wieder stellten sich die Haare in ihrem Nacken auf. Etwas ging nicht auf. Sie wollte so sehr ein Heilmittel wie jeder andere auch, aber nicht auf Kosten von anderen. Sie erinnerte sich, wie der Wandler sie angeschrien hatte, sich weigerte ihr oder irgendjemand anderem Blut zu geben.
Wie fand PRL diese Versuchspersonen? Es war gegen das Gesetz Experimente an Menschen durchzuführen, sogar Wandlern. Sie sah nicht, dass diese Männer auf eine Anzeige antworteten, um zusätzliches Geld zu verdienen, indem sie ihr Blut spendeten. Außerdem war keiner der Männer, die sie gesehen hat, freiwillig dort. Der einzige Weg, wie sie Antworten bekommen würde, war wieder mit dem Wandler in den Raum zu kommen und mit ihm zu sprechen. Jim war ihr Ticket, um hineinzukommen.
»Das sind wundervolle Neuigkeiten, Jim. Ich möchte nichts lieber als ein Heilmittel zu finden. So viele Leben wurden verloren. Was genau erzählen Sie ihnen? Wie haben Sie die Erlaubnis bekommen, dass diese Wandler teilnehmen, und warum ist die Situation so unbeständig? Weigert er sich zu kooperieren? Ist er deshalb angekettet?«, fragte sie, versuchte damit ein Zugehörigkeitsgefühl mit Jim.
»Ja und nein«, gab er ausatmend an, ignorierte völlig ihre Frage über die Legalität der Studie. »Der Mann, den Sie gesehen haben, behauptet, dass sein Blut nicht helfen kann. Er weigert sich, sich für uns zu wandeln, wovon ich glaube, dass es passieren muss. Meine Theorie ist, dass das Blut seines Tiers sich von seinem menschlichen Zustand unterscheidet, und hinter dem Blut bin ich her. Außerdem haben Sie gesehen, wie gewalttätig er wird. Er ist angekettet, so dass nicht mehr meiner Angestellten umgebracht werden. Ich weigere mich ihre Leben zu riskieren«, erklärte Jim, als er in seinem geräumigen Büro damit begann auf und ab zu gehen.
»Ich kann verstehen, warum Sie das sagen würden. Ich war nicht auf den Zorn und die Gewalt vorbereitet, die er zur Schau stellte. Ich wusste, dass ich nicht aus dem Raum hätte rennen sollen, aber ich hatte schreckliche Angst. Er hat gedroht mich auch umzubringen«, sagte Liv zu ihrem Chef, und ein weiteres Schaudern lief ihre Wirbelsäule entlang, als sie sich an seine mit Rage gefüllten, grauen Augen erinnerte.
Erneut hinterfragte sie diese Drohung. Sie war nahe genug gewesen, so dass er sie hätte packen können, wenn er es gewollt hätte, aber dennoch tat er es nicht.
»Ja, ich habe alles gehört, als ich das Band angesehen habe. Also können Sie verstehen, warum dieser Abschnitt des Gebäudes verschlossen ist. Wir haben über fünfzig Angestellte und ich kann eine Wiederholung von letzter Nacht nicht riskieren. Ich will Sie nirgendwo wieder auch nur in der Nähe dieses Flurs. Haben wir uns verstanden?«, fragte Jim, aber es war keine Bitte. Es war ein Befehl.
Ein Teil von Liv wollte einen Bogen um diesen furchtbaren Gang machen. Sie log nicht, wenn sie sagte, dass es erschreckend war. Nichts in ihrem Leben war so entsetzlich gewesen, wie Zeugin von zwei Morden geworden zu sein. Die Vorstellung, dass es durch die bloßen Hände des Wandlers war, erschreckte sie zu Tode. Er könnte ihr Genick mit einer Hand brechen.
Sie legte eine Handfläche über ihren aufgewühlten Bauch, während ihr Verstand mit der Sherlock-Holmes-Routine weitermachte. Sie musste tiefer in diese Angelegenheit tauchen. Jim hatte das offensichtlich geheim halten wollen. Zwei Leben waren verloren. Wie konnte er das verstecken? Was war mit den Familien? Sie erinnerte sich nicht, ob David eine Familie hatte, aber sicherlich würde ihn jemand vermissen. Und warum zur Hölle bezog Jim nicht die Polizei ein?
Liv hatte unzählige Gründe den Wandler zu meiden. Und dennoch würde sie keiner davon fernhalten. Seine stahlgrauen Augen hatten sich in ihren Verstand gebrannt und sie konnte sie nicht abschütteln. Ungeachtet seiner Handlungen, er wurde gefoltert. Wenn sie danebenstand und nichts tat, könnte sie ebenso gut eine Waffe an seinen Kopf halten und den Abzug drücken.
Warum konnte sie kein Fußabtreter sein und mit ihrem Kopf nicken wie ein gutes kleines Mädchen und mit ihrem Leben weitermachen? Das wäre die sicherste Wahl, aber sie konnte es nicht. Nicht auf Kosten des Lebens einer anderen Person. Ihr musste Zugang zu ihm gewährt werden und sie musste herausfinden, was genau hinter den Kulissen des Unternehmens, für welches sie arbeitete, vorging, aber sie musste das vorsichtig angehen. Und aus dem richtigen Winkel.
»Jim, ich könnte vielleicht helfen«, schlug sie vor, klebte ein verführerisches Lächeln auf ihr Gesicht und klimperte mit ihren Wimpern, während sie näherschritt und eine Hand auf seine Brust legte. Sie mochte beschissen im Lügen sein und ein mieses Pokerface haben, aber sie wusste, wie man Eindruck auf das andere Geschlecht machte.
Wie erwartet erweichte sich sein Auftreten und seine Augen wanderten ihren Körper entlang. Sie erwischte ihn häufig dabei, wie er ihren Arsch unter die Lupe nahm, aber hatte dem verheirateten Mann nie das kleinste bisschen Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt, während sie mit ihm flirtete, sabberte er praktisch auf sich.
»Was haben Sie im Sinn?«, murmelte er, wobei seine Stimme schwer vor Lust war.
Jim zu manipulieren war zu einfach. Um Himmels willen, er hatte keine Integrität. Er war ein Idiot, dass er den Avancen einer Frau so einfach zum Opfer fiel. Es waren Männer wie er, die Liv den Altar vermeiden ließen. Es schien, dass kein Mann mehr treu bleiben konnte. Bei der ersten Gelegenheit herumzustreunen, dachten die meisten nicht zweimal nach, bevor sie fremdgingen.
»Ich habe bemerkt, dass der Wandler eine Schwäche für mich zu haben schien, wenn Sie sich das vorstellen können«, regte sie an, während sie eine lange, rote Locke um ihren Finger zwirbelte.
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich kann mir eine Menge mehr ausmalen«, deutete er an, zog ihre Locke aus ihrer Hand und schlang sie um seinen dicken Finger. Sie stellte sich vor, wie der Finger in seiner Hose von Minute zu Minute dicker wurde.
Indem sie zwei Schritte machte, brachte sie genug Platz zwischen sie, so dass er ihr Haar losließ. »Nun ja, was ich denke, ist, dass ich vielleicht versuchen könnte sein Vertrauen zu gewinnen. Wenn er sich wohl mit mir fühlt, zieht er es vielleicht in Betracht sich zu wandeln. Immerhin, wenn ihr Blut den Schlüssel enthält, will ich diese Zusammenarbeit so sehr wie Sie. Ich denke nur zufällig, dass man mehr Fliegen mit Honig fängt«, neckte sie mit einem Zwinkern.
»Ich wette, dass Ihr Honig der Süßeste ist«, behauptete er, leckte sich über seine Lippen.
Jaah, dieser Typ war ein totaler Player. Liv konnte nicht anders, als dass ihr seine Ehefrau leidtat. Sie hatte sie einmal getroffen und die Frau schien durchaus nett. Warum gingen so viele Männer fremd? Fehlte etwas in ihrer Ehe oder waren sie einfach begierig darauf ein wenig Fremdes zu probieren? Wieder, Grund genug es zu vermeiden für das Ehebündnis zum Altar zu schreiten.
Den über-erregten Mann dazu zu bringen sich zu konzentrieren war eine Herausforderung. »Ich kann anfangen ein wenig Zeit mit dem Wandler zu verbringen und sehen, was passiert. Ich müsste vielleicht allein mit ihm gelassen werde«, wies Liv an, hoffte, Jims Zustimmung zu bekommen, ohne Alarm zu schlagen.
»Ich weiß nicht. Er ist unvorhersehbar. Das Letzte, was ich will, ist, dass dieses Tier Ihnen auf irgendeine Weise schadet. Ich mag es ziemlich Ihren Arsch in der Nähe zu haben«, gab er offen zu und streckte seine Hand aus, klatschte auf ihr Hinterteil. Perversling.
Hat nicht viel gebraucht, dass dieser Hohlkopf denkt, dass sie ihm grünes Licht gegeben hatte. Sie konnte nicht anders als sich zu fragen, wie viele andere Frauen er auf der Arbeit verfolgt hatte. Sie hatte keine Gerüchte herumwabern gehört, aber das bedeutete nichts. Affären im Büro passierten die ganze Zeit.
»Lassen Sie es mich einfach versuchen und wir sehen, was passiert. Wenn er irgendwelche Aggressionen zeigt, befördere ich meinen süßen Arsch schneller dort raus, als er sich wandeln kann«, scherzte sie und drehte sich, so dass Jim ihr Hinterteil bewundern konnte.
Sie trug ihre Lieblingsjeans, welche ihren Po genau richtig umarmten, und wollte, dass er sah, was sie anzubieten hatte. Seine Augen weiteten sich würdigend und Liv entging die Erektion nicht, die sich in seiner Anzugshose spannte. Bevor er entsprechend irgendwelcher unanständigen Gedanken handeln konnte, die durch seinen Geist spielten, flanierte sie aus dem Büro.
»Bis morgen, Chef. Genießen Sie ihren Abend«, rief sie aus, während sie ihren Arm hob und zum Abschied winkte, ohne sich umzudrehen und ihn anzuschauen. Sie hörte ein Stöhnen, während sie die Ecke seines Büros umrundete und sich schnell zum Ausgang des Gebäudes aufmachte.
Als sie in den strahlenden, sonnigen Nachmittag hinaustrat, musste sie Jims gruselige Avancen abschütteln. Unglücklicherweise würden wahrscheinlich mehr folgen. Sie würde ihn zappeln lassen müssen, bis sie wusste, was in dem gesicherten Bereich des PRL vor sich ging.
Zum größten Teil betrachtete sie dieses Treffen als ein Gewinn für Team Liv. Jetzt war alles, was sie tun musste, den Wandler dazu zu bringen ihr zu vertrauen und sich ihr anzuvertrauen. Wenn Jims Geschichte sauber war, hoffte sie, dass sie den Mann überzeugen konnte zu kooperieren. Was, wenn sein Blut das Heilmittel in sich barg? Über die Leben, die sie retten könnten, nachzudenken, ließ sie den ganzen Weg zu ihrem Jeep vor Freude hüpfen. Sie konnte ihre Großmutter nicht zurückbringen, aber sie konnte andere retten, und diese Tatsache ließ ihr Herz anschwellen.
Ganz zu schweigen, was es für ihre Karriere tun könnte. Die Türen wären offen. Vielleicht würde sie einmal in ihrem Leben nicht mehr von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben müssen.
Aufgepasst, Leute. Olivia Kimbro war bereit die Welt zu übernehmen.
Also, gleich nachdem sie gegessen hatte. Jetzt, da ihr Magen sich beruhigt hatte, hungerte sie nach einer Pizza.
Kapitel Vier
Das gefürchtete Klicken des Türgriffs alarmierte Lawson. Er konnte das Geräusch nicht ausstehen. Für ihn bedeutete es eine weitere Runde Nadeln in seinem Fleisch oder Schläge für seinen Körper. Er setzte sich zügig auf und packte seinen Kopf, als ein scharfer Schmerz um seine Augen herum explodierte.
Sein Gesicht hatte sich noch nicht von den Verletzungen, die er während seiner letzten Prügel erhalten hatte, erholt und er konnte kaum aus seinem rechten Auge sehen. Normalerweise heilte sein Körper sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden, aber dies war bis jetzt das schlimmste Niederprasseln gewesen.
Lawson hatte offene Wunden davon mit einer Metallkette ausgepeitscht worden zu sein und gebrochene Rippen von wiederholten Tritten gegen die Brust und den Bauch. Er erinnerte sich daran Blut ausgespuckt zu haben, gerade bevor ein Hieb gegen seinen Kopf ihn kalt ausgeknockt hatte.
Sie hatten ihn gequält, weil er zwei Männer umgebracht hatte, aber sein Mitleid für diese grausamen Menschen war verschwunden. Niemand hatte ihm ein Gramm Mitgefühl gezeigt. Er wurde schlechter als ein Tier behandelt.
Sein Körper hatte mehr Löcher als Schweizer Käse und er war überall blau und grün. Er mochte schnell heilen, aber die konstanten Schläge und Nadeln, zusammen mit dem Mangel an angemessener Nahrung und Bademöglichkeiten, hinterließen ihn schwächer als normal. Mental und physisch. Ehrlich gesagt wünschte er sich, dass sie alles Blut aus seinem Körper leeren und ihn sterben lassen würden. Es wäre besser als das andauernde Leiden.
Das Auspeitschen wurde häufiger und Lawson war sich nicht sicher, wie viel mehr sein Körper ertragen konnte, bevor er herunterfuhr. Es half nicht, dass sein Wille zu leben langsam schwand. Wenn er keinen Weg fand bald zu fliehen, würde er in diesem Scheißloch sterben und das ging ihm einfach auf den Sack.
Zumindest hat er es geschafft Jims Lakaien ein wenig Schaden zuzufügen, bevor sie ihn bewusstlos geschlagen haben. Lawson lächelte bei der Erinnerung den Arm von einem Mann und das Bein eines anderen zu brechen. Heilige Scheiße, es schmerzte wie die Hölle irgendeinen Muskel in seinem Gesicht zu bewegen.
Als er sein linkes Auge so gut öffnete wie er konnte, war er schockiert zu sehen, dass die rothaarige Frau den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss. Sie war die letzte Person, von der er erwartet hatte sie wiederzusehen. Jemals.
Er vermutete, dass sie in seinen Träumen bleiben würde anstatt in Fleisch und Blut vor ihm. Bedauerlicherweise hatte sie Lawsons vergangene zwei Nächte eingenommen, seine Träume mit ihren entsetzten grünen Augen heimgesucht. Er war eher ein Gefangener des endlosen Echos ihres entsetzten Schreis, als durch die Ketten, die ihn an die Betonwand in seinem Rücken banden.
Als er eine kurze Bestandsaufnahme machte, war er bis zum Mark durch seine Erscheinung gedemütigt. Die Jogginghose, die er von Tag Eins an getragen hatte, war so dreckig, dass es ihm übel werden ließ. Nicht so sehr wegen des Schmutzes, als wegen des Gestanks ranziger Kleidung, die dringend gewaschen werden musste. Der Geruch widerte ihn an und er konnte sich nur vorstellen, wie schlimm es für sie war.
Was er von seinem dunklen Haar und langen Bart sehen konnte, war verfilzt, und seine Finger- und Zehennägel waren überlang und verfärbt. Es war eine Beschämung und er wollte in ein Loch kriechen und sich verstecken.
Viele nahmen an, dass Wandler aufgrund ihrer Tierseite von Natur aus schmutzig waren, aber das waren sie nicht. Sauberkeitsfreak war eine Bezeichnung, die seine Familie ihm angehängt hat, wegen seiner zwanghaften Neigungen. Die meisten Wandler waren Hygienefanatiker und derart verwahrlost zu sein machte Lawson körperlich krank.
Der schlimmste Teil war seine Toilette. Sie bestand aus einem großen Eimer in der Ecke des Raums, der nicht regelmäßig entsorgt wurde, was zu den Gerüchen beitrug. Er war so lange dort gewesen, dass seine Sinne gedämpft waren, aber dennoch drehte es ihm den Magen um an diese armseligen Lebensbedingungen zu denken.
»Oh, mein, Gott, was haben sie Ihnen angetan?«, rief die Frau aus und eilte auf ihn zu.
Er hob rasch eine Hand hoch, hielt ihre Schritte an. »Nicht. Bleib weg«, befahl Lawson.
Er war von ihrem Mut beeindruckt. Sie war Zeugin davon geworden, wie er eine Gewalttat gegen zwei Menschen verübt hatte, und hatte die Courage zu seinem Raum zurückzukommen. Allein. Sie eilte an die Seite eines Mörders. Hatte sie einen Todeswunsch?
Er wäre todsicher nicht zum Tatort zurückgekehrt, besonders an diesen scheußlichen Ort.
Sie hielt ihre Hände abwehrend hoch und wich zurück. »Okay, ich werde nicht in Ihre Nähe gehen. Wenn es okay ist, werde ich einfach genau hier auf dem Boden sitzen und meine Distanz wahren«, nuschelte die Frau, kauerte sich auf den kalten Fliesenboden. Sie fummelte mit ihrem knielangen Labormantel, während sie ihre Beine überkreuzte.
Er bemerkte, dass sie hellbraune Slacks und eine schwarze Bluse unter ihrem Labormantel trug. Ihr süßer Duft berauschte ihn noch immer, aber er fand vor, dass er dieses Mal ein wenig mehr Kontrolle über seine Libido hatte. Ein weiteres Resultat seiner Verabredung zum Abendessen mit den Wachen. Sie haben ihn so schlimm verprügelt, dass er noch nicht einmal erregt wurde.
Sie stellte eine rote Tragetasche auf den Boden neben sich. Rot. Sie passte zu den langen Strähnen ihres seidigen Haars. Es war auch seine Lieblingsfarbe. Es dämmerte Lawson plötzlich, dass seine Gefangenschaft frei von Farbe war, und diese Frau war ein Leuchtfeuer in seiner dunklen Welt.
Von allen Farben war sie ausgerechnet Rot. Es repräsentierte für ihn Liebe und Leben und Leidenschaft. Alle davon waren jetzt entfernte Erinnerungen daran, zu was sein Leben geworden war.
Ihre sanfte Stimme zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. »Mein Name ist Olivia Kimbro, aber meine Freunde nennen mich Liv. Ich bin eine der Forscherinnen hier am PRL. Wie ist Ihr Name?«, fragte sie, griff in ihre Tasche und zog ein Klemmbrett heraus, an den ein paar Papiere angebracht waren.
Die ganze Zeit, während er in diesem Fickloch gewesen war, hatte nicht eine einzige Person den Anstand gehabt ihn nach so etwas Einfachem wie seinem Namen zu fragen.
Nicht, dass seinen Namen zu kennen ihnen das Wissen gewähren würden, das sie suchten, aber es hatte ihm gezeigt, wie wenig diese Menschen sich kümmerten. Er starrte sie an und sagte nichts. Warum sollte er irgendetwas mit ihr teilen?
Diese Menschen hatten ihm nichts als Schmerz, Folter und Elend gebracht. Warum zeigte jetzt eine Frau plötzlich Interesse, wenn es das ist, was es war? Soweit er wusste, könnte es ein abgekartetes Spiel sein. Tatsächlich fragte er sich, warum sie zuvor noch keine Frau geschickt hatten, um ihn zum Wandeln zu nötigen.
»Ich kann nicht sagen, dass ich Ihnen Ihr Schweigen verüble. Ich würde wahrscheinlich dasselbe tun. Wie wäre es damit? Ich erzähle Ihnen ein wenig über mich und Sie können danach entscheiden, ob Sie mit mir sprechen wollen. Ich muss Sie allerdings warnen, meine Geschichte ist ziemlich langweilig«, gab sie preis, während sie noch einmal in die Tasche griff und einen Granny Smith Apfel herauszog, diesen rasch zu ihm warf.
Er streckte seine Hand hoch und schnappte ihn sich mitten in der Luft. »Wow, nette Reflexe«, sagte Liv mit einem Glucksen. »Ich nehme an, dass das eine Wandlereigenschaft ist. Ich habe nie einen Wandler getroffen, also vergeben Sie mir, falls ich unwissend bin.«
Lawson mochte den Klang ihrer Stimme. Sie war rauchig und weich und sie faszinierte ihn. Tatsächlich wollte er sich zurücklehnen und sie mehr reden, vielleicht ihm etwas vorlesen lassen. Ein Roman in voller Länge von Anfang bis zum Ende. Es kümmerte ihn nicht einmal, worum es darin ging, solange es Stunden brauchte, bis sie damit fertig wäre.
Er schaute das strahlendgrüne Obst in seiner Handfläche an, drehte es, studierte es genauer. Erneut war es ein Hauch frischer Luft Farbe zu sehen. Die Festigkeit und makellose Schale des Apfels war seiner Meinung nach Perfektion. Er hatte von kaltem Haferbrei und altbackenen Brötchen gelebt, seit sie ihn gefangen hatten. Oh, sie hatten das mit diversen Supplementen beladen, um ihn gesund zu halten, aber die bereitgestellte Nahrung war fade und geschmacklos. Er wusste nicht, ob er den Apfel essen oder ihn wie ein Stück schöner Kunst an die Wand hängen sollte.
»Er wird schlecht, wenn Sie ihn nicht essen«, merkte sie an, als ob sie seine Gedanken las.
Er brachte das Obst an seinen Mund und nahm einen großen Bissen. Süß und herb barsten gegen seine Zunge und er schloss seine Augen, kostete die Erfahrung aus. Er konnte sich nicht in Erinnerung rufen, wann er etwas mit mehr Geschmack gegessen hatte. Als er einen weiteren Bissen nahm, stöhnte er vor Genuss. Er war kühl und knackig und roch wie ein sonniger Tag. Eine Sache mehr, die er seit Ewigkeiten nicht gesehen hatte.
»Wow, vielleicht hätte ich den für mich behalten sollen. Meine Nachbarin, Cassie, würde den Ausdruck auf Ihrem Gesicht orgastisch nennen«, sagte Olivia kichernd.
Lawsons Augen sprangen auf und er sah sie interessiert gaffen. Ihre verlockenden grünen Augen verschränkten sich mit seinen und er konnte die Erregung, die durch ihren hitzigen Blick in seiner Leiste nach oben schoss, nicht aufhalten. Okay, die Schläge schreckten sein Bedürfnis nicht ab, denn, fuck, wenn er sie nicht wollte.
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Liv spürte, wie sich eine Schamesröte über ihr Gesicht ausbreitete und lenkte rasch ihren Fokus ab, schaute auf das Klemmbrett herunter, während sie durch die angefügten Papiere schaute. Es gab keine persönlichen Informationen in seiner Akte, nur die Ergebnisse davon, was die anderen Wissenschaftler bei seinen Blutproben gefunden hatten.
Unglücklicherweise sah sie wegen ihres Unbehagens nur verschwommen, aber sie behielt ihren Fokus überall, nur nicht auf ihm. Die stechenden grauen Augen des Wandlers gelangten hinein und spielten Guckguck. Liv schwor, dass er geradewegs in ihre Seele sehen konnte und das ließ sie ihre Beine übereinanderlegen und wieder nebeneinanderstellen, während sie auf ihre Lippe biss. Jenseits von nervenaufreibend. Sie hatte ungewollte Leichen im Keller wie niemand anderes und brauchte es sicherlich nicht, dass dieser Mann ihre Fehler und ihr Versagen zerlegte.
Hol tief Luft und komm wieder auf das Ziel, sagte sie zu sich selbst. Sie musste sein Vertrauen gewinnen. Ansonsten würde er sich nie für sie wandeln und sie brauchten das Blut seines Tiers. Sie fragte sich, zu welchem Tier er wurde. Bär? Löwe? Es war unmöglich das zu sagen, indem man ihn anschaute, und es brachte sie um die vielzähligen Verletzungen zu sehen, die seinen Körper bedeckten.
Was auch immer letzte Nacht zwischen ihm und ihrem Chef passiert war, es verlief nicht zu seinen Gunsten. Ja, er hatte zwei Männer getötet, aber sie hatten ihn gnadenlos geschlagen. Sie hatte es mit ihren eigenen Augen gesehen. Sie haben ihn angegriffen, während er wehrlos dalag und versuchte sich selbst zu beschützen.
Jetzt war sein Gesicht bis an den Punkt geschwollen, an dem es entstellt aussah. Ein Auge war geschlossen und das andere war nicht viel besser. Sein oberer Torso war mit Striemen bedeckt und die Haut war an einigen Stellen aufgeplatzt. Ihr Herz beweinte die Misshandlung, die er ertrug.
Als Liv seine gewaltigen Muskeln beurteilte, wusste sie, dass der Mann unfassbar stark war, aber auch ein Wandler musste Grenzen haben. Er sah aus, als ob diese überschritten worden waren.
Wieder wunderte sich ihr Geist wegen seines Tiers. Sie hörte, dass sie keine Kontrolle über die Handlungen ihres Biests hatten, wenn sie sich wandelten. Wie ursprünglich und roh das für sie sein musste. Ein Teil von ihr erkannte an, dass es ebenfalls befreiend sein könnte. Neugier nagte an ihrem Inneren wegen seines Tiers. Liv gab zu, dass sie ein bisschen angetörnt davon war.
Sie schüttelte ihre unangemessenen Gedanken ab und bedachte, wo sie in ihrer Zusammenfassung ihres weniger-als-interessanten-Lebens beginnen sollte. »Also, ich bin aus Tennessee. Bin nicht weit weg von Chattanooga aufgewachsen und hier in der Stadt zum Community College gegangen. Mein Dad ist verschwunden, als ich sehr jung war. Um ehrlich zu sein, ich erinnere mich kaum an ihn. Keine Brüder oder Schwestern, aber meine Mom und ich stehen uns super nah. Sie ist meine beste Freundin. Haben Sie irgendwelche Geschwister?«, schwafelte sie, begegnete schließlich wieder seinen Augen.
Keine Antwort, aber Liv sah etwas in seinen stahlgrauen Gestirnen funken. War es ihr Gerede über ihre Familie? Hatte er jemanden und suchten sie nach ihm? So viele Fragen schwirrten durch ihren Verstand.
Wie lange wurde er hier gefangen gehalten? Wie wurde er gefangen? Warum war er so widerständig? Es schien, dass er dabei helfen wollen sollte Leben zu retten, wenn er das konnte. Sie musste ihn dazu bringen sich zu öffnen, wenn sie dem auf den Grund kommen wollte, was an ihrem Arbeitsplatz vorging.
»Wie auch immer … Ich bin dreißig, habe keine Kinder und war nie verheiratet. Ähmm, Lieblingsfarbe ist Pink, ich gehe gerne tanzen, liebe italienisches Essen, trinke nicht viel Alkohol, aber nehme Sweet Tea zu mir, als ob er aus der Mode kommt, und … oh, am wichtigsten, ich werde eines Tages die Welt beherrschen, sobald ich herausfinde, wie man Geld in Reagenzgläsern wachsen lässt«, verkündete sie nüchtern, begann dann zu lachen. Jaah, der letzte Teil war ein Witz. Sie und Cassie hatten einen Spruch, wie sie lebten: livin-la-vida-pleita.
Als sie zu Mr. Geplauder herüberschaute, dachte sie, dass sie ein leichtes Kräuseln an seiner Oberlippe feststellte. Das Problem war, dass ihn das nicht zum Reden überführte. Vielleicht hinterfragte er ihre Motive. Wer wusste, wie lange er bereits in dieser gotterbärmlichen Zelle eingekerkert war? Sie nahm an, dass ihm niemand ein Gramm Nettigkeit gezeigt hatte. Er musste wahrscheinlich wissen, wo ihre Loyalität lag.
»Also, das ist der Deal. Ich will Ihnen helfen. So sehr ich diese Eisen auch aufschließen und Sie freilassen will, das ist keine Option. Sie haben etwas, das für diese Forschungseinrichtung von Wert ist und sie werden Sie nicht ohne das gehen lassen. Aber was ich tun kann, ist eine Art Vermittlerin zu sein und jedwede weitere Misshandlung gegenüber Ihnen verhindern. Wenn Sie mir helfen, werde ich tun, was ich kann, um Ihnen zu helfen. Aber Sie müssen mir vertrauen. Mein Chef war nicht begeistert, dass ich hier herunterkomme, aber er hat zugestimmt, dem eine Chance zu geben«, gab sie freizügig zu.
Jim würde sie diese Besuche nicht weiter machen lassen, wenn sie keinen Fortschritt machte. Es war völlig in Ordnung für ihn diesen Mann in die Unterwerfung zu prügeln. Liv wollte nicht sehen, dass das geschah. Sie war dazu gezwungen diesem Mann zu helfen, wenn er sie ließ.
Als sie auf ihre Uhr schaute, bekam sie Panik, als sie sah, wie lange sie bei ihm gewesen war. Ihre Zeit war beinahe vorbei. Jim erwartete von ihr, dass sie ihm nach diesem ersten Treffen Bericht erstattete. Wenn sie mit leeren Händen kam, würde er ihren Handel vielleicht abblasen.
»Kommen Sie schon. Kommen Sie mir ein bisschen entgegen. Geben Sie mir irgendetwas, bitte«, bettelte sie, ging auf ihre Knie und flehte. Es war überdramatisch, aber sie versuchte etwas klarzustellen. Der Mann schaute sie nur ausdruckslos an. Er würde nicht einen Zentimeter nachgeben.
Sie atmete geschlagen aus, griff wieder in ihre Tasche und zog ihren alten iPod Nano und ein Paar Kopfhörer heraus. Wenn auch nichts anderes, so konnte sie ihm etwas Musik dalassen. Wenn sie an eine Wand gekettet wäre, wäre Musik ihre Erlösung. Ein Mittel um ihrem Elend zu entfliehen.
»Ich will, dass Sie das für den Fall haben, dass es mir nicht erlaubt wird wiederzukommen. Stellen Sie sicher, dass Sie es vor den anderen unter Ihrer Matratze verstecken«, riet Liv und warf das Set in seine Richtung.
Er fing es ohne seine Augen von ihren abzuwenden. Während sie zurückstarrte, spürte sie, dass die Röte wieder zu ihren Wangen zurückkehrte, aber sie schaute dieses Mal nicht weg.
Wenn sie ihn niemals wiedersähe, wollte sie, dass er wusste, dass sie sich aufrichtig sorgte. Sie hoffte, dass er es in ihren Tiefen sah, wo sein fester Blick ihre Seele durchdrang.
Sie zwang sich den Griff, den er um sie hatte, zu lösen und drehte sich, um den Raum zu verlassen.
»Lawson.«
Der tiefe Bariton schickte einen Schauer ihren Rücken herunter und sie drehte sich, um ihn anzublicken. Stahlgraue Augen stahlen ihr den Atem und ließen ihre Knie schwach werden. Er hatte ihr seinen Namen gesagt. Ein Wort, aber das war genug.
Lächelnd erwiderte sie: »Es ist mir ein Vergnügen Sie kennenzulernen, Lawson.« Ein weiteres Kräuseln seiner Oberlippe sagte ihr, dass die Empfindung auf Gegenseitigkeit beruhte.
Als Liv den Raum verließ und die Tür schloss, sackte sie auf dem Fußboden des Flurs zusammen. Möge Gott ihr helfen, sie rang nach Atem. Beschwingt, triumphierend, aufgedreht. Sie war ganz aus dem Häuschen, ekstatisch. Ein weiterer Sieg für Team Liv.
Aufgeregt Jim von ihrem kleinen Wunder zu erzählen, machte sie sich zum Pausenraum auf, wo sie sagte, dass sie ihn treffen würde. Es waren sicherlich einige Angestellte dort und aßen zu Mittag, was bedeutete, dass sie nicht allein mit ihm wäre. Sie war nicht in der Stimmung zu flirten oder ihm etwas vorzumachen, und sie war verdammt sicher nicht in der Stimmung für seine ungewollten Avancen. Hoffentlich würde ihre Information Jim besänftigen und er würde zustimmen, dass sie Lawson weiterhin sehen sollte.
Und genau nach ihrem Treffen mit Jim gab es da einen alten Freund, den sie sehen musste. Er war die einzige Person, die sie kannte, der einflussreiche Verbindungen hatte, ganz zu schweigen von tiefen Taschen. Wenn irgendjemand Lawson helfen konnte, dann er.
Lawson.
Nur an seinen Namen zu denken schickte einen weiteren Schauer ihren Rücken herunter.
Kapitel Fünf
Liv fuhr mit ihrem Jeep an das Wachhäuschen heran, hielt an, drückte ihren Fensterknopf, als Nick aus dem kleinen Backsteingebäude herauskam.
»Hey, Miss Kimbro. Schön Sie wiederzusehen«, begrüßte er sie mit einem breiten Lächeln.
Nick war die Tageswache bei Barts Haus und Liv mochte ihn. Er war super süß, erinnerte Liv an Santa Claus mit seinem weißen Haar und gut gepflegten Bart.
»Hey zurück, Saint Nick. Freue mich auch Sie zu sehen. Es ist eine Weile her«, antwortete sie und erwiderte das Lächeln.
Seine Augen funkelten und er zwinkerte. Er war an ihren Spitznamen gewöhnt und schien nicht im Geringsten beleidigt.
»Das ist es tatsächlich. Bart freut sich sehr darauf Sie zu sehen, also gehen Sie hoch zum Haus. Aber stellen Sie sicher, dass Sie Auf Wiedersehen sagen, bevor Sie gehen«, rief er aus, als sie von seinem Posten wegfuhr.
»Werde ich«, rief sie aus ihrem Fenster heraus, bevor sie wieder den Knopf drückte, um die heiße Sommerhitze draußen zu halten. Es war einer der heißesten aufgezeichneten Sommer und die Feuchtigkeit war in letzter Zeit durch die Decke gegangen. Es gab nichts Schlimmeres als sein Haus zu verlassen und sich zu fühlen, als ob man noch einmal duschen musste, bevor man sein Fahrzeug erreichte.
Heiß oder nicht, sie liebte ihre Stadt. Schöne Berge, Jahreszeitenwechsel, eine lebhafte Kunstkultur und eine endlose Auswahl an Restaurants und Nachtleben. Sie genoss es zu wandern, Rad zu fahren und Boot zu fahren, und alle drei waren in ihrer Heimatstadt sofort greifbar. Ob ihr danach war sich in Schale zu werfen, um auszugehen, oder mit einem Bier am See zu chillen, konnte sie in ihren Jeep hüpfen und innerhalb von dreißig Minuten von ihrem Haus beides machen.
Und, zu ihrem Glück, hatte Bart ein Wahnsinnsboot, das immer verfügbar war, um eine Fahrt damit zu machen. Wie Cassie immer sagte: Man braucht kein Boot, man braucht einen Freund mit einem Boot. Liv lachte leise, als sie an ihre verrückte Freundin dachte, dann von ihrem Jeep herunterkletterte und zu den Vorderstufen der großen Villa ging.
Jaah, Bart hatte sich selbst gut geschlagen, mutmaßte sie, als sie das Zuhause aus Backstein beäugte. Sie hatte ihn seit der Grundschule gekannt und sie waren in der Highschool ein Paar gewesen. Sie sind für das College getrennte Wege gegangen, aber sich weiter sehr nahegestanden. Bart war der Präsident des Debattierclubs gewesen und der Abschiedsredner ihrer Abschlussklasse, also war Liv nicht überrascht, als Bart eine politische Karriere verfolgte.
Was sie schockierte, und eine Menge anderer Leute, war Barts Ernennung zum Gouverneur ihres Staats. Er war der jüngste Mann, der in diese Position vereidigt wurde, und die Nachrichten waren letztes Jahr über und über damit bepflastert gewesen.
Während Liv sich auf dem prachtvollen Anwesen umsah, konnte sie sich nicht vorstellen, wie ihr Leben vielleicht verlaufen wäre, wenn sie zusammengeblieben wären. Die Ehefrau eines Gouverneurs war weit von ihrem Leben der Coupons und Discounter entfernt. Glücklicherweise hat Bart sie nie bevormundet oder sich auf irgendeine Weise überlegen verhalten. Das war nicht sein Stil. Er war auf dem Boden geblieben und sehr fürsorglich.
Als sie ihre Hand ausstreckte, um an die aufwendige Bleiglastür zu klopfen, schreckte sie zurück, als die Tür aufflog und Bart sie in eine enge Umarmung schwang. Er war einige Zentimeter größer als ihre eins zweiundsiebzig große Gestalt, also verließen ihre Füße den Boden, als er sie eng an sich zog.
»Verdammt, TKO, wo bist du im letzten Monat gewesen? Ich habe deinen Arsch vermisst«, gab er zu, drückte fester zu. Wenn er seinen Griff nicht löste, endete sie vielleicht mit einer gebrochenen Wirbelsäule.
»Hey, BS«, piepste sie heraus und schob gegen seine Brust, bis er seinen Griff lockerte.
Er stellte sie langsam ab und ihr entging die Härte zwischen seinen Beinen nicht, als sie an seiner Leiste vorbeiglitt. Liv war sich nicht recht sicher, was sie davon halten sollte. Bart war, bei weitem, der begehrteste Junggeselle der Stadt und sie hatte die Gerüchte gehört, dass sein Bett niemals kalt war. Um sie herum war er einfach nur ein guter Freund.
Wenn Bart noch immer nach ihr schmachtete, hatte er nie etwas dementsprechendes gesagt oder getan. Sie waren enge Freunde und sie konnte immer auf ihn zählen, aber da endete es. Dann wiederum, er war ein Mann und Mr. Glücklich zwischen seinen Beinen brauchte wahrscheinlich nicht viel Ermutigung.
»Lass niemanden hier in der Nähe hören, dass du mich so nennst. Das würde sich wie ein Wildfeuer ausbreiten«, witzelte Bart, ergriff Livs Hand und führte sie zur Küche.
»Man muss nicht Einstein sein, um es herauszufinden. Es sind deine Initialen, Vollpfosten«, neckte sie.
Ihre Spitznamen füreinander hatten in der Highschool begonnen. TKO war ihrer, weil er sagte, dass sie ein totaler Knockout war. Barts war BS, was zufällig seine Initialen waren, aber standen für Bullshit, weil sie nie wusste, wann er sie auf die Schippe nahm und wann er ehrlich war. Wiederum, großartige Voraussetzungen für einen Politiker.
»Haha, sehr komisch, Klugscheißer. Bist du hungrig? Ich habe Patricia etwas Mittagessen machen lassen. Ich hoffe, dass du eine Weile bleiben kannst. Ich habe meinen Terminplan für den Nachmittag freigemacht«, informierte Bart sie, während sie in die große Gourmetküche traten.
»Ja, ich verhungre. Ich kann ein bisschen bleiben. Ich hätte einen Badeanzug mitgebracht, wenn ich gewusst hätte, dass du den Tag frei hast«, antwortete sie, während sich die zwei auf Hocker um eine große Insel setzten. Wieder: Man braucht keinen Pool, nur einen Freund mit einem Pool.
Patricia kam herüber und stellte zwei Servierplatten ab, eine gefüllt mit allerlei Fleisch und Käse und die andere hatte Cracker und eine Rebe der größten Trauben, die Liv jemals gesehen hatte darauf. Sie sahen aus wie Pflaumen, so groß waren sie, und ihr Magen knurrte bei dem Anblick.
»Hallo, Miss Olivia. Sweet Tea, nehme ich an?«, fragte sie, schnappte zwei Gläser aus der Vitrine in der Nähe.
»Ja, bitte. Das sieht köstlich aus, Patricia. Ich danke Ihnen«, antwortete Liv und nahm dann ein hohes Glas mit Eistee von der hochgewachsenen, schlanken Frau.
Das kalte Getränk war genau, was sie an diesem brütend heißen Sommertag brauchte und sie nahm einen gesunden Schluck, genoss die eisige Explosion. Bart schnappte sich einen kleinen Käsewürfel und einen Cracker und warf diese in seinen Mund. Liv nahm das als ihr Stichwort und tat das Gleiche.
»Ich habe nicht einmal ans Schwimmen gedacht. Ich denke, ich habe ihn zweimal benutzt, seitdem ich eingezogen bin. Du weißt, dass du ihn jederzeit benutzen kannst, ob ich verfügbar bin oder nicht. Mi casa es su casa«, äußerte er, während er eine Traube in seinen Mund stopfte.
Patricia stellte zwei Teller auf die Arbeitsplatte, bevor sie aus der Küche flanierte.
Patricia hatte eine Eleganz an sich, die Respekt verlangte. Sie trug den Titel der Küchenchefin in Barts Zuhause, aber sie könnte mit ihrer Grazie und ihrem selbstsicheren Auftreten mühelos die Dame des Hauses sein. Und ihr Stilschlag war eindrucksvoll. Jedes Mal, wenn Liv in dem Haus gewesen war, kleidete Patricia sich, als ob sie eine schicke Party besuchte. Die heutige Wahl war ein smaragdgrüner Hosenanzug mit einer blassrosa Bluse, was ihre Augen noch grüner aussehen ließ.
Ein köstliches Aroma erhaschte Livs Aufmerksamkeit und sie schaute über die zwei Teller. Gegrillter Lachs auf gemischtem grünen Blattgemüse war der Hauptgang. Es duftete köstlich. Liv liebte es Bart besuchen zu kommen, da alles spitzenmäßig war. Keine Kosten scheuen schien in der Villa des Gouverneurs die goldene Regel zu sein. Sie schob die Servierplatte mit Käse näher zu Bart und griff nach ihrem Teller mit Fisch und ihren Utensilien.
»Das werde ich mir merken. Sei nicht überrascht, wenn du nach draußen gehst und siehst, wie Cassie und ich billiges Bier herunterkippen und Country Musik schmettern, so dass alle deine Nachbarn es hören können«, neckte sie und nahm einen Bissen von ihrem Fisch.
»Hey, solange ihr zwei sexy Badesachen zur Schau stellt, könnt ihr tun, was zum Geier ihr wollt. Dieser Ort braucht ein bisschen Action. Ich war in letzter Zeit so verdammt beschäftigt, dass ich vergessen habe, was Spaß ist«, gestand er und Liv konnte sehen, dass er jedes Wort ernst meinte, obwohl ihre Unterhaltung leicht und spielerisch war. Sie hatte den Stress und Druck seines Jobs nicht bedacht.
»Das ist nicht, was ich höre, Mr. Playboy«, neckte sie mit einem Zwinkern.
»Was? Ich, Playboy? Ich denke, du liest wieder diese Klatschblätter. Ich hab’ keine Zeit für so was«, äffte er mit einem gespielt schockierten Gesichtsausdruck.
Jaah, er legte sich mit ihr an. Die Boulevardblätter hatten den Nagel auf den Kopf getroffen, soweit sie sehen konnte. Bart war verdammt gutaussehend. Blondes Haar im Bürstenschnitt mit dunkelbraunen Augen gegen sonnengebräunter Haut. Er sah wie ein gebürtiger Kalifornier anstatt wie ein hochnäsiger Politiker aus.
»Na ja, wir werden dieses eintönige Leben, das du führst, beheben müssen. Sobald du verfügbar bist, lass uns eine Poolparty planen. Du stellst das Essen und die Getränke und ich stelle die heißen Frauen. Ich hoffe, du hast ein paar geeignete Freunde im Kapitol«, behauptete sie.
Lachend erwiderte er: »Du hast einen Deal. Ich bin sicher, dass ich ein paar willige Opfer zusammentrommeln kann. Wie auch immer, nicht um das Thema zu wechseln, aber du klangst am Telefon ziemlich durch den Wind, als du angerufen hast. Was ist los?«, fragte er neugierig.
Wo sollte sie mit der Geschichte anfangen? Sie wusste nicht, wie viel sie ihm erzählen sollte. Immerhin war er der Gouverneur und sie wollte ihn nicht in eine kompromittierende Situation bringen, indem sie ihm von dem Mord erzählte, von dem sie Zeuge wurde. Ihr Dilemma betrachtend würde sie ihre Worte sorgfältig auswählen müssen.
»Was weißt du über Wandler?«, fragte sie.
Bart legte seinen Kopf schief. »Nicht wirklich viel. Sie neigen dazu unter sich zu bleiben. Sie sind politisch nicht involviert, also wage ich mich nicht in ihre Gemeinschaften. Es gibt dieses Tabu, dass sie umgibt, und die Experten sagen, dass sie gewalttätig sind und die meisten unserer Verbrechen verursachen. Warum fragst du?«
»Na ja, PRL macht Forschung an ihren Blutbildern. Jim glaubt, dass ihr gesteigertes Heilungsvermögen den Schlüssel enthalten könnte, um Krebs zu heilen«, enthüllte sie, biss sich auf die Unterlippe, während sie seine Reaktion beobachtete.
»Wow, das wäre unglaublich! Was für ein Durchbruch für dein Unternehmen, wenn sich das als wahr erweist. Also, was ist das Problem, Liv? Wenn du anfängst auf deiner Lippe zu kauen, bist du besorgt oder nervös. Raus damit.« Er neigte seinen Kopf dorthin, wo sie Blickkontakt herstellen müsste. Seine warmen braunen Augen suchten ihre ab und sie konnte seine Sorge und Fürsorge sehen.
Sie entließ einen Seufzer, von dem sie nicht bemerkt hatte, dass sie ihn hielt, und fuhr fort: »Das Problem ist, dass wir einen Wandler im Labor haben. Er wird gegen seinen Willen festgehalten. Jim behauptet, dass es so ist, weil der Mann ein wildes Tier ist und er seine Angestellten beschützt, aber ich bin nicht so sicher. Etwas in meinem Bauch sagt mir, dass es weitaus tiefer als das geht«, verkündete sie und legte ihre Gabel auf ihren Teller. Plötzlich war ihr Appetit verschwunden und ihr war schlecht.
Bart lehnte sich gegen die Rückseite des Barhockers und überkreuzte ein Bein über seinem Knie, während er ihre Worte bedachte. Nach wenigen Momenten sprach er mit ernstem Gesichtsausdruck: »Das ist ein ziemlich schwerer Vorwurf. Hast du irgendeinen Beweis, dass Jim nicht die Wahrheit sagt, denn ich sage dir Folgendes … Jim Jensen ist in der Gemeinschaft hoch angesehen. Hölle, im gesamten Staat, was das angeht.«
»Ich weiß, ich weiß. Jim ist außerdem ein Stück Scheiße, das seine Frau beim Fallen eines Frauenhöschens betrügen würde, also hör auf darüber zu palavern, wie angesehen er ist. Ich sage dir, Bart, dass ich keinen handfesten Beweis habe, aber ich habe gesehen, wie dieser Wandler geschlagen wurde. Er ist an eine Wand gekettet, um Himmels willen. Gibt es nichts, was du tun kannst?«, beschwor sie.
Ihr Herz beschleunigte sich, während ihr Blut kochte, als sie über Lawson und die Art und Weise, wie er behandelt wurde, nachdachte. Sie war so zornig, dass es ihr Angst machte. Es war gesetzeswidrig und unmenschlich, und nachdem sie bei ihm gesessen war, hatte sie erkannt, dass sie sich nicht zurücklehnen und nichts tun konnte.
»Oha, mach mal für ’ne Sekunde langsam. Ich kann nicht damit anfangen ohne soliden Beweis Beschuldigungen herumzuwerfen. Du musst wissen, dass es ernsthafte Auswirkungen auf mich und meinen Job haben könnte, wenn ich falsch läge. Muss ich dich daran erinnern, dass die Beziehung zwischen ihnen und uns nicht die Beste ist? Wir vertrauen Wandlern nicht und sie vertrauen uns nicht. So einfach ist das. Wir koexistieren und das ist so ziemlich alles«, erklärte er und Liv spürte, wie ihr die eine Chance Lawson zu retten durch ihre Finger glitt.
»Aber was ist damit, dass er angekettet ist und geschlagen wird? Das kann nicht legal sein«, blaffte sie, verschränkte ihre Arme über ihrer Brust. Bart sollte eigentlich auf ihrer Seite sein, nicht Jims, und es ging ihr auf den Sack.
Seine Hände streckten sich aus und brachte ihre Arme auseinander, nahm ihre Hände in seine. »Ich stimme zu, dass das furchtbar klingt. Niemand sollte auf diese Weise behandelt werden. Aber hör mir zu. Wenn es auch nur ein klitzekleines bisschen einer Möglichkeit gibt, dass Jim mit dem Wandlerblut an etwas dran ist, musst du wissen, dass er nicht aufhören wird, bis er seine Antworten bekommt. Ist es richtig jemanden gegen seinen Willen festzuhalten? Nein. Aber was, wenn der Schlüssel, um Krebs zu heilen, dort ist? Wäre es das nicht wert?«, fragte er, rieb sanft mit seinen Daumen über die Oberseite ihrer Hände.
Bart wusste, dass ihre Großmutter an Krebs gestorben war. Er wusste auch, wie leidenschaftlich sie dabei war ein Heilmittel zu finden. Vielleicht hatte er nicht ganz Unrecht.
»Ja, nehme ich an«, murrte Liv und schüttelte dann ihren Kopf. »Nein, nicht auf Kosten ihrer Leben. Das ist mein Problem mit diesem ganzen Durcheinander. Was sind die wahren Kosten für das Heilmittel? Jim hat mich dem Fall zugewiesen und ich werde eng mit Lawson zusammenarbeiten. Ich werde es wissen, wenn sie ihn wieder misshandeln«, vermittelte sie.
Bei ihren Worte ging es nur um den Schuld-Zug, der im Bahnhof geparkt war und sich weigerte zu gehen. Sie fühlte sich jetzt dafür verantwortlich, was mit Lawson geschah, und sie hasste es mit jeder Faser ihres Wesens.
»Du beißt dir wieder auf die Lippe. Bist du sicher, dass du okay bist?«, hinterfragte Bart, gab ihren Händen einen festen Drücker.
»Jep, mir geht es gut. Danke fürs Zuhören. Ich bin froh, dass ich zu dir gekommen bin«, gab sie zu.
Bart war ihr wohlmeinender Kritiker und ihr Beschützer. Er war die Schulter gewesen, an der sie sich im College ausweinen konnte, als sie ihren festen Freund, den sie seit zwei Jahren hatte, erwischte, wie er sie betrogen hatte. Bart war aus ihrem Apartment gestürmt und hat Joe aufgespürt, hatte ihm dafür die Scheiße aus dem Leib geprügelt, dass er ihr wehgetan hatte.
Er war ihr großer Bruder, wenn es darum ging ihre Ehre zu verteidigen, und sie war diejenige, die ihm sagte, wie es war, ob er es hören wollte oder nicht. Sie waren gut füreinander und sie schätzte seine Freundschaft.
»Ich sag dir was. Ich habe ein paar Verbindungen, die eng mit der Wandlergemeinschaft sind. Lass mich sehen, ob es irgendeinen Klatsch gibt über Kidnappings oder Prügel gegen sie durch Menschen. Ich werde dich in ein paar Tagen anrufen, um dich wissen zu lassen, ob ich irgendetwas höre, okay?«, fragte er und tätschelte ihr Knie.
»Oh, das wäre hervorragend«, erwiderte sie, während Erleichterung sie überschwemmte. Sie lehnte sich nach vorn und schlang ihre Arme um seinen Hals, drückte ihn fest. »Du bist der beste Freund, den ein Mädchen haben könnte!«, rief sie aus.
Er zog sich zurück und schaute tief in ihre Augen, teilte einen Moment. Sie dachte, dass er sie vielleicht küssen könnte und bekam Panik, entfernte zügig ihre Arme von Barts Genick. Sie setzte sich wieder auf ihren Barhocker.
»Das bin ich BKF, bester Kumpel-Freund«, spottete er mit einem Grinsen, aber sie sah etwas anderes aufblitzen.
War er verletzt, dass sie sich zurückgezogen hatten?
Sie waren, seit sie Kids waren, kein Paar gewesen und sie empfand derart nicht länger etwas für ihn. Er war ihr als Freund wichtig und sie würde es niemals für ein schnelles Techtelmechtel im Bett riskieren.
»Hey, ändere nicht einfach deinen Spitznamen, BS. Es passt perfekt zu dir«, witzelte sie, versuchte die Stimmung aufzuheitern.
Ein Flackern erwachte hinter seinen braunen Augen zum Leben und er strahlte mit einem Lächeln, das perfekte weiße Zähne zeigt.
»Dann also BS. Du wirst für immer meine TKO sein«, sagte er und küsste sie leicht auf die Stirn.
Als sie herunter auf ihre Uhr blickte, stellte Liv fest, dass sie losmusste. »Ooo, ich muss abhauen. Danke für das Mittagessen. Ich meine das mit der Poolparty allerdings ernst. Und ruf mich an, wenn du irgendetwas wegen PRL hörst«, sagte sie, als sie aufstand, um zu gehen.
Bart brachte sie zur Vordertür und sie umarmte ihn zur Verabschiedung.
Als sie an die Arbeit dachte, hüpfte Liv zu ihrem Jeep. Hüpfte tatsächlich. Warum war sie so aufgeregt wegen der Arbeit?
Und aus irgendeinem merkwürdigen Grund dachte sie darüber nach, was sie morgen anziehen würde. Was war los mit ihr? Sicher hatte es nichts mit der Tatsache zu tun, dass sie Lawson morgen sehen würde.
Na ja, vielleicht nur ein wenig.
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