Graf Von Edgemore
Amanda Siemen
Weihnachten war nie verruchter … Hat Blake eine Chance gegen seine vorwitzige Schwester, Mistelzweig und Weihnachtszauber? Weihnachten war nie verruchter … Der Earl of Edgemore, Blake Fox, tut was ihm gefällt und würde es sich nicht träumen lassen sich dafür zu entschuldigen. Sein einziger Schwachpunkt ist seine Schwester, Lady Minerva. Er hat keine Ahnung, dass das Biest Kuppelei im Sinn hat und Weihnachten die perfekte Möglichkeit dafür bietet. Hat Blake eine Chance gegen seine vorwitzige Schwester, Mistelzweig und Weihnachtszauber?
Amanda Mariel
Graf von Edgemore
GRAF VON EDGEMORE
AMANDA MARIEL
Bei diesem Werk handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Vorkommnisse sind entweder Produkte der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv genutzt.
Copyright © 2019 by Amanda Mariel
Titel der englischen Originalausgabe: "Earl of Edgemore"
Herausgegeben von Brook Ridge Press
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Herausgegeben von TekTime
Alle Rechte vorbehalten
Übersetzt von Carolin Kern
Kein Teil dieses Buches darf vervielfältigt, oder in einem Datenabfragesystem gelagert, oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise übertragen werden, weder elektronisch, mechanisch, fotokopiert, aufgezeichnet noch anderweitig, ohne die ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Verlegers.
Herausgegeben von TekTime.
Für meinen Ehemann—Du bist mein liebster geläuterter Schurke. Ich liebe dich!
TITEL VON AMANDA MARIEL
(IN DEUTSCHER ÜBERSETZUNG)
Reihe Ladies und Halunken:
Skandalöse Bemühungen
Skandalöse Absichten
Skandalöses Mauerblümchen
Skandalöse Erlösung
Erscheint bald:
Skandalöse Liaison
Reihe Sagenhafte Liebe:
Vom Kapitän gefangen
Reihe Credo der Bogenschützin:
**Amanda Mariel schreibt mit Christina McKnight**
Theodora
Georgina
Adeline
Josephine
Reihe Skandal begegnet Liebe:
Lieb’ nur mich
Alleinstehende Titel:
Eine Verabredung im Mondschein
Ein Bezaubernder Kuss
Weihnachten in den Armen des Herzogs
Verführerische Weihnachten
Reihe Wicked Earls – Club der sündhaften Grafen
** Titel von Amanda Mariel**
Graf von Edgemore
Erscheint bald:
Graf von Grayson
Durch einen Kuss verbunden:
**Diese sind so konzipiert, dass sie für sich stehen können**
Wie man einen Halunken küsst (Amanda Mariel)
Ein Kuss zur Weihnachtszeit (Christina McKnight)
Ein Kuss fürs Mauerblümchen (Dawn Brower)
Der Kuss des Schurken (Amanda Mariel)
Sammelboxen und Anthologien
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Weihnachten war nie sündhafter…
Der Earl of Edgemore, Blake Fox, tut was ihm gefällt und würde es sich nicht träumen lassen sich dafür zu entschuldigen. Sein einziger Schwachpunkt ist seine Schwester, Lady Minerva. Er hat keine Ahnung, dass das Biest Kuppelei im Sinn hat und Weihnachten die perfekte Möglichkeit dafür bietet.
Hat Blake eine Chance gegen seine vorwitzige Schwester, Mistelzweig und Weihnachtszauber?
KAPITEL 1
England, 1816
»Scheiße«, fluchte Carstine Greer, als sich ihr Knöchel unter ihr verdrehte. Sie fiel auf den gefrorenen Boden am Rand der Straße und atmete beim nachfolgenden Schmerz scharf ein. Sie griff nach ihrem Saum, fing an ihren Rock hinauf zu ziehen, um ihre Verletzung zu inspizieren.
»Aaach«, brodelte sie, als sie daran arbeitete ihren Fuß von den Einengungen ihres Stiefels zu befreien. Jede Bewegung schickte unangenehme Stöße weißglühenden Schmerzes durch ihren Knöchel und ihr Bein hinauf. Sie blitzte den Ärgernis erregenden eisigen Fleck an, der ihre Misere verursacht hatte.
Nachdem sie ihren Stiefel zur Seite geworfen hatte, strich Carstine federleicht mit ihren Fingern über die hochrote und geschwollene Haut ihres Knöchels. Ungeachtet des Schmerzes, von dem sie wusste, dass er folgen würde, zwang sich Carstine dazu mit ihren Zehen zu wackeln und ihren Fuß zu beugen.
Gut, der Knochen war nicht gebrochen, aber sie hatte gleichwohl sehr große Schmerzen. Sie hatte sich wohl eine fiese Verstauchung eingehandelt.
Sie würde wetten, dass es nicht passiert wäre, wenn ihre Eltern ihr erlaubt hätten in Schottland zu bleiben.
Warum zum Teufel war Mutter so beharrlich gewesen, dass Carstine nach England kam? Die englische Gesellschaft kümmerte sie nicht, noch hatte sie es eilig zu heiraten. Sie hatte nichts gegen die Jagd nach einem Ehemann, aber sah keinen Grund, warum sie das nicht in den Highlands tun konnte. Ein schöner schottischer Mann würde ihr am besten passen, dachte sie, als sie behutsam wieder ihren Stiefel anzog.
Das Schlagen von Pferdehufen zog sie aus ihrer Misere und sie blickte die schneebedeckte Straße hinab. Ein Reiter raste sogleich in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf sie zu. Sie erhaschte einen Blick auf den Gentleman, während er vorbei flog, wobei die Schöße seines Wintermantels im Wind flatterten, bevor er sein Pferd zum Halten brachte, dann wieder zurück in ihre Richtung drehte.
Carstine starrte ihn ungeniert an, während der Reiter auf seinem Weg zurück zu ihr war. Er war groß und muskulös unter seinem Wintermantel, mit breiten Schultern, einem kräftigen Kiefer und neugierigen blauen Augen, die von dichten Wimpern umrahmt wurden. Der Mann saß virtuos auf einem großen rotbraunen Biest von einem Pferd. In der Tat ein feines Exemplar—das Pferd und sein Reiter.
Carstine zeigte ein leichtes Grinsen, nickte dann, als der Fremde ihrem Blick begegnete.
Der Mann nickte zur Erwiderung, bevor er seine Aufmerksamkeit auf ihren Knöchel rückte. Seine Augenbrauen zogen sich verkniffen zusammen, während er sie inspizierte. »Sie sind verletzt.«
»Aye.« Sie nickte, zuckte dann zusammen, als sie ihren Stiefel fertig anzog. »Ich bin auf dem Eis ausgerutscht. Es ist eine winzige Verstauchung. Nichts zu Ernstes.«
Der Mann stieg ab. Er schlenderte mit langen selbstbewussten Schritten auf sie zu. »Erlauben Sie mir Ihnen nach Hause zu helfen?«
Carstine schüttelte ihren Kopf. Sie war nicht töricht genug mit einem fremden Mann auf ein Pferd zu steigen. Sicherlich nicht in einem Land, mit dem sie nicht vertraut war. »Ich hab’s nich’ weit. Fox Grove Hall ist gleich um die Ecke. Ich kann mich selbst dorthin bring’n«, sagte Carstine.
»Unsinn«, bestand er, begegnete dann ihrem Blick mit einem selbstsicheren Lächeln. »Blake Fox, Graf von Edgemore, zu Ihren Diensten.« Er bot eine ausladende Verbeugung. »Du musst Lady Minervas neues Dienstmädchen sein?«
Carstine blickte ihn mit verengten Augen an. Der Mann hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Lady Minerva. Sein Teint war heller, aber die Mandelform seiner Augen und die hohen Wangenknochen waren exakt die gleichen. Sie räusperte sich. »Es ist ein Vergnügen Sie kennenzulernen, my Lord, obwohl ich fürchte, dass Sie sich wegen Lady Minerva irren.«
»Unsinn.« Er winkte mit seiner Hand. »Meine Schwester würde mir das Fell abziehen, wenn ich ihr Dienstmädchen draußen im Schnee lassen würde und verletzt noch dazu. Komm mit.« Er streckte seine Hand zu ihr aus.
Dienstmädchen? Das Wort hallte in ihrem Kopf wieder und Carstine kniff ihre Augen zusammen. Was in aller Welt würde ihn denken lassen, dass sie eine Dienerin war? Sie blickte auf ihren nassen Rock und die schlammigen Stiefel herunter. Sie mochte ein bisschen ungepflegt sein, aber sie war kein Dienstmädchen.
»Sei nicht stur.« Lord Edgemore wackelte ungeduldig mit seinen Fingern. »Komm, ich helfe dir auf das Pferd.«
»Nä.« Carstine schüttelte ihren Kopf. »Ich werd’ nich’ mit Euch reit’n.«
»Aber natürlich wirst du das. Du bist im Dienst meiner Schwester und deshalb in meiner Verantwortung.« Er kam einen Schritt näher, die scharfe Brise bewegte die goldenen Locken, die nahe seinen Schultern hingen. »Ich weiß, dass ihr Schotten an die Kälte gewohnt seid, aber du wirst erfrieren, wenn du noch viel länger draußen bleibst.« Er ergriff ihren Arm und stupste sie an, um aufzustehen. »Sei nicht stur.«
Catherines Wangen brannten vor wütender Hitze. Sie zog sich ruckartig weg, drückte sich dann auf ihre Füße. »Ich hab’s Euch bereits gesagt. Es is’ nichts. Eure Hilfe wird nich’ benötigt.«
Er hatte sie beleidigt und sie konnte nicht anders als verärgert zu sein. Und was hatte schottisch zu sein mit irgendetwas davon zu tun ? Glaubte er, dass sie weniger wert war als er wegen ihrem Erbe? Hat er darum sofort entschieden, dass sie eine Dienerin war?
Es lag auf Carstines Zunge seine fehlgeleiteten Glauben zu korrigieren. Jedoch erwies sich der Gedanke seine Selbstgefälligkeit bröckeln zu sehen, sobald sie sich angemessen vorgestellt wurden, als zu verlockend und sie schluckte ihre Worte herunter.
Er verdiente seine wohlverdiente Strafe und die Peinlichkeit, die sicherlich folgen würde. Außerdem würde sie sich an jedem unangenehmen Moment ergötzen, den er erlitt. Ein Lächeln dehnte ihre Lippen, während sie sich die Miene, die ohne Zweifel sein hübsches Gesicht überkommen würde, vorstellte.
Sie war ein sündhaftes Mädel, in der Tat.
Carstine quietschte, als der Graf sie von ihren Füßen hob und sie auf seinen Sattel schwang. Sie blitzte ihn an, ihr Kinn herausfordernd vorgeschoben. »Ich werd’ nich’ mit Euch reit’n.« Sie begann sich vom Rücken des Pferds zu senken, glitt auf die Kante des Sattels zu. »Ihr könnt mich nich’ zwing’n.«
Lord Edgemore griff hoch, ergriff ihre Taille und hielt sie an Ort und Stelle. »Ich darf wohl sagen, ich verstehe deinen Einwand nicht. Noch kümmert es mich. Ich lasse dich nicht hier, um zu erfrieren, noch werde ich es dir erlauben deine Verletzung zu fördern, indem du auf diesem Knöchel läufst.« Er erübrigte einen Blick auf ihren Stiefel. »Du wirst reiten.«
»Nä—«
»Das ist ein Befehl.« Er drückte sie bestimmter auf den Sattel. »Ich warne dich jetzt; ich dulde keine weitere Diskussion.«
Carstine schnaubte einen verärgerten Seufzer. »Dann werdet Ihr das Pferd führ’n«, sie warf ihm die Zügel herunter. »Während Ihr lauft.«
Genugtuung durchflutete sie, als Lord Edgemore die Zügel nahm und begann das Pferd in Richtung Fox Grove Hall zu führen. Der selbstherrliche, selbstgefällige Lord mag sie beleidigt haben, aber zumindest hier hatte sie sich als stärker erwiesen. Dass Wissen, dass da noch mehr kommen würde, verbesserte ihre Stimmung gewaltig.
Carstine wandte ihre Aufmerksamkeit auf die Landschaft und sie entspannte sich im Sattel. Sie würde es ihm bald heimzahlen.
KAPITEL 2
Blake Fox, vierter Graf von Edgemore, führte sein Pferd Crusader und dessen wütendes Paket den Weg zu Fox Grove Hall hinab. Er war völlig entschlossen die temperamentvolle, wenn nicht gar wunderschöne Frau, an der Tür der Diener abzuliefern, sich dann für einen dringend benötigten Brandy in sein Billardzimmer zurückzuziehen.
Seine Knochen waren bis aufs Mark durchgefroren. Kein Zweifel, die Frau litt ebenfalls. Blake konnte nicht anders als sich zu fragen, ob die Frau auch Gefallen an Brandy fand. Wenn sie nicht so verärgert mit ihm wäre, würde er sie einladen ihm für ein Glas Gesellschaft zu leisten.
Er riskierte einen Blick auf Crusaders Reiterin. Sie saß hoch im Sattel, ihre Arme über ihrem üppigen Busen gekreuzt und mit hoch erhobenem Kopf. Ihrem Auftretens nach zu urteilen kam sie mit der Winterkälte wohl weit besser klar als er. Möglicherweise war es ihr wütendes Gemüt, das sie warm hielt?
Er hatte gehört, dass schottische Frauen ein Fall für sich waren, obwohl er den Tratsch nie geglaubt hatte. Nicht wenn die Schotten, die er getroffen hatte, nicht sehr anders zu ihren englischen Gegenstücken schienen, aber diese Frau …
Sie war ganz Feuer und Schwefel, versteckt unter einem hellen Teint und fesselnden Augen. Eine geflochtene Krone aus dunklem rostrotem Haar erzeugte die Wirkung eines Heiligenscheins oben auf dem Kopf des kleinen Teufels, während ihr herzförmiges Gesicht gleichermaßen trügerisch war.
Er wollte sie.
Die Erkenntnis rüttelte ihn auf und er wandte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Weg. Aber dann, warum sollte er das Mädel nicht wollen? Sie war umwerfend und feurig. Kein Zweifel, das junge Ding würde eine prächtige Bettgefährtin abgegeben.
Angenommen, natürlich, dass er ihre Meinung über ihn umstimmen konnte.
Entlocke sie aus ihrem Wunsch ihn zu hängen und aus ihren Röcken,
Blake wandte seinen Blick zurück auf sie. »Wie ist dein Name?«
Sie schmunzelte, als ob sie ein Geheimnis hielt, sagte dann: »Miss Carstine Greer.«
»Ah, ein schöner Name für eine gleichermaßen umwerfende Frau.«
Sie schob ihr Kinn einen Bruchteil höher, während Entrüstung in ihren leuchtendgrünen Augen schwamm. Trotz ihrer offensichtlichen Abneigung gegenüber seiner Schmeichelei, krümmte ein kleines Grinsen ihre Lippen.
Blake konnte nicht anders, als sie zu necken. »Es scheint du bist Schmeichelei nicht gewohnt. Das ist allerdings schade.«
»Im Gegenteil, my Lord. Ich habe weit mehr blumiges Lob ertragen, als es eine Dame sollte.« Carstine hielt seinen Blick, ihr Starren hart, aber nicht gänzlich unfreundlich.
In diesem Moment hatte er sich entschlossen. Die vorlaute Carstine würde bis Weihnachten in seinem Bett sein. Sie würde um seine Komplimente betteln und sich nach seinen Küssen sehnen. Sie würde die seine sein und es wären in der Tat Frohe Weinachten.
Wenigstens erheblich Vergnügliche.
»Lieber Gott! Was ist passiert, Carstine?«
Blake verstummte bei dem hellklingenden Geräusch der Stimme seiner Schwester Minerva. Er drehte sich leicht, um zu sehen, wie sie auf sie zuraste.
»Warum reitest du Blakes Pferd? Bist du verletzt?«, rief Minerva aus, während sie weiter auf sie zu kam, ihre kastanienbraunen Locken hüpften dabei mit jedem Schritt.
»Ich bin auf einem eisig’n Stück ausgerutscht und hab mir mein’ Knöchel verdreht. Eine winzige Verstauchung. Is’ nichts. Bekümmre dich nich’«, antwortete Carstine.
Blake wandte sich an einen Lakaien, der Minerva aus dem Haus gefolgt war, und sagte: »Hilf der Frau bitte herunter. Nimm sie mit ins untere Stockwerk und sieh zu, dass sich um sie gekümmert wird.«
»Ins untere Stockwerk!«, quietschte Minerva vor Entrüstung. »Warum bloß würdest du sie jemals dorthin schicken?« Minerva schaute den Lakaien an. »Seine Lordschaft irrt sich. Bitte bring Miss Carstine zu ihrem Gästezimmer und sieh zu, dass Mutter informiert wird.«
»Gästezimmer?« Blake hob fragend eine Braue.
»Ja, ihr Gästezimmer. Carstine ist Mutters Gast. Genau genommen ihr Mündel.« Minerva kniff ihren Blick auf ihn zusammen. »Wer hast du geglaubt ist sie?«
»Er denkt, dass ich dir diene, milady«, sagte Carstine.
»Meine Dienerin?« Minerva schlug nach seinem Arm. »Du bist ein Idiot. Hast du denn nicht daran gedacht sie zu fragen, wer sie sei?«
Blake blickte von Minerva zu Carstine. Das Mündel seiner Mutter? Warum zur Hölle hatte sie das nicht gesagt. Und warum zum Teufel war sie wie die Frau eines Fischverkäufers gekleidet?
Hitze drang empor, loderte über seine abgekühlte Haut. Eine Mischung aus Wut darüber getäuscht worden zu sein und Scham wegen seines Fehlers floss durch ihn. Er würgte einen Seufzer hervor, als er seine Aufmerksamkeit wieder Minerva zuwandte. »Ich war mehr mit ihrer Verletzung als mit ihrer Identität beschäftigt«, gestand Blake.
»Im Gegenteil«, sagte Carstine, als der Lakai sie in Richtung der Stufen der Vorderseite trug. »Er war zu selbstherrlich, als das es ihn gekümmert hat. Ich hab’ versucht es ihm zu erklär’n, aber er wollte nich’ zuhör’n.«
»Blake!« Minerva blickte ihn finster an.
Er schoss dem Mädel einen bedenklichen, stechenden Blick zu. Sie hatte ihn allerdings geschlagen. Sie hatte einen Narren aus ihm gemacht und schien dafür ziemlich zufrieden mit sich zu sein. Er würde wetten, dass diese selbstzufriedene Miene schnell verschwinden würde, sobald er sie in seinem Bett hatte.
Das war Krieg!
Minerva stieß ihn mit ihrem Ellbogen an, brachte ihn in den Moment zurück.
Blake blitzte seine aufgebrachte Schwester an.
»Entschuldige dich«, verlangte Minerva.
»Wie du wünschst.« Blake wandte sich Carstine zu und in drei langen Schritten hatte er sie erreicht. Anstatt zu sprechen, nahm er sie vom Lakaien. Sie versteifte sich sofort in seinen Armen, aber machte kein Theater. »Mein Fehler tut mir leid. Erlaubt mir es wiedergutzumachen, indem ich Sie zu Ihrer Kammer bringe«, sagte er in einem kühlen flachen Ton.
»Das ist überhaupt nicht angemessen«, rief Minerva hinter ihm aus, aber Blake ignorierte sie, während er seine Last in das Herrenhaus trug.
Er wusste, dass er sich unzivilisiert verhielt, aber im Moment kümmerte es ihn nicht. Er würde es bei Minerva später wiedergutmachen. Gegenwärtig musste er etwas beweisen.
Carstine musste erkennen, dass er kein Mann war mit dem man leichtfertig umgehen konnte. Er war Herr des Guts.
Blake nahm zwei Stufen auf einmal, sein Griff fest um Carstine. Das Gefühl ihres ansprechenden Körpers in seinen Armen richtete Chaos und Verwüstung in seinen Sinnen an. Sein Puls beschleunigte sich, während Verlangen sich breitmachte und drohte seinen gesunden Menschenverstand zu überwältigen.
Was sie betraf, das Biest verhielt sich unberührt. Ihr Blick war kalt und ihr Körper ruhig, abgesehen von den Remplern, die durch seine Bewegungen verursacht wurden. Diese Tatsache diente nur dazu ihm noch mehr auf die Nerven zu gehen. Er begann den Gang entlang zu laufen, sein Blick richtete sich auf die Türen, die beide Seiten des Korridors säumten. »Welches Zimmer?« Er sprach die Frage durch zusammengebissene Zähne.
»Das Dritte rechts«, antwortete Carstine, so als ob nichts an ihrer derzeitigen Situation verkehrt wäre.
Blake begab sich hastig zu der Türe, auf die sie hingewiesen hatte, schob sie dann mit seiner Hüfte auf, bevor er hineinschlenderte. Er marschierte hinüber zum großen Himmelbett. Dort nahm er sich einen Moment, um seinen Mund nahe an ihr Ohr zu bringen und zu flüstern: »Das ist nicht vorbei, Schönheit.«
Bevor sie reagieren konnte, legte er sie in einem Packen ab und drehte sich, um sich zu verabschieden.
Wie ein wütender kleiner Schatten war Minerva an seinem Ellbogen. Sie schlang ihre Hand um seinen Arm und zog. »Wir müssen reden.«
Blake erlaubte seiner Schwester ihn aus dem Zimmer zu führen, aber sobald sie in den Gang getreten waren, übernahm er die Kontrolle, indem er sie in Richtung des Billardzimmers drehte.
Er würde ihr erlauben zu reden so viel sie wollte. Er hatte Minerva nie etwas verweigert—es nie gekonnt. Aber während sie seinen Kopf mit ihrem Geplapper füllte, würde er seinen Bauch mit gutem Brandy füllen.
Als sie das Billardzimmer erreichten, hielt Blake die Tür, so dass Minerva eintreten konnte. »Sei ein Schatz und schenke mir ein Glas Brandy ein, bevor du mir meinen Kopf abreißt«, sagte er, als er sich auf das Sofa fallen ließ, welches am nächsten zur Feuerstelle stand.
Minerva winkte mit ihrer Hand. »Ich habe heute nicht die Absicht Köpfe abzureißen.« Minerva spazierte zu der Anrichte aus Kirschholz. »Sicherlich nicht den meines Lieblingsbruders.«
»Ich bin dein einziger Bruder«, sprach Blake gedehnt.
»Dann ist es kaum verwunderlich, dass du auch mein Liebster bist.« Sie nahm einen Kristalldekanter und schenkte ein Maß seiner bernsteinfarbenen Spirituose in einen Tumbler.
Blake konnte nicht anders als zu grinsen. Minerva hatte eine Art ihn zum Lachen zu bringen, sogar wenn es das Letzte war, das er zu tun wünschte.
Sie durchquerte das Zimmer und reichte ihm den Tumbler bevor sie sich neben ihn setzte.
Er nahm einen langen Schluck, genoss die Art und Weise wie der Brandy sein Inneres erwärmte, wandte dann seine Aufmerksamkeit auf sie. »Wenn du nicht beabsichtigst mich anzuschreien, was ist es dann, das du zu besprechen wünschst?«
»Carstine, natürlich.« Minerva lächelte süß.
Blake seufzte. »Gewiss«, sagte er, bevor er den Tumbler zurück an seine Lippen hob. Er fürchtete ein Glas wäre nicht annähernd genug, um ihn zu stützen.
»Es scheint ihr zwei habt auf dem falschen Fuß angefangen«, sagte sie.
»Gelinde gesagt.« Blake schwenkte die Spirituose in seinem Glas.
»Ich wollte, dass du ihr eine Chance gibst. Ihr zeigst, dass es dir wahrlich leid tut und mit ihr nett anknüpfst. Es würde mich erfreuen, wenn ihr beide euch vertragt«, sagte Minerva, ihre Augen beschwörend.
»Und wie, schlägst du vor, soll ich das erreichen?«, fragte Blake, bevor er einen weiteren langen Schluck nahm.
Minerva neigte ihren Kopf zur Seite, ihr Blick wurde nachdenklich.
Blake wappnete sich für das, was kommen würde. Wenn er seine Schwester überhaupt kannte, und er war überzeugt, dass er sie besser kannte als die meisten, würde sie einen närrischen Plan ersinnen.
Einen, bei dem er keine andere Wahl hatte als mitzuspielen, wenn er wünschte ihrem Zorn zu entkommen.
Sie lächelte, als sie ihre Hand auf seinen Arm klatschte. »Ich hab’s.«
»Oh? Fahr fort«, zeigte Blake falschen Enthusiasmus, brachte dann seinen Brandy zurück an seine Lippen. Kein Zweifel, dies würde ein Riesending sein.
»Du wirst sie zu einem Ausflug einladen.«
»Werde ich?« Blake wölbte eine Augenbraue.
Minervas Lächeln wurde breiter. »Wirst du. Eine Schlittenfahrt, etwa?« Ihr Blick wurde für einen Moment grüblerisch, dann lächelte sie. »Ja, eine Schlittenfahrt sollte der perfekte Weg für euch sein einander kennenzulernen.«
Blake trommelte mit seinen Fingern auf die Sofalehne. »Perfekt?« Gänzlich hirnrissig ist das, was er sagen wollte, aber er konnte sich nicht dazu bringen seine Schwester weiter zu verärgern.
»Ja, perfekt«, wiederholte Minerva. »Es ist eine respektable Art und Weise für euch zwei alleine zu sein. Das wird dir erlauben dich noch einmal zu entschuldigen, ebenso wie ihr zu zeigen, was für ein reizender Gentleman du sein kannst.«
Minerva grinste. Dieses Mal erreichte der Jubel ihre himmelblauen Augen. »Sie ist ein großartiges Mädchen. Wenn du ihr nur eine Chance gibst, wirst du es sehen. Es ist unmöglich Carstine nicht zu mögen.«
Blake leerte seinen Tumbler, bevor er seine Aufmerksamkeit zurück auf Minerva wandte. »Ich fürchte die Würfel sind in diesem Fall gefallen.«
»Unsinn, Bruder.« Sie rutschte näher, ihr Blick verschränkte sich mit seinem. »Tu es für mich. Ebenso für Mutter. Sie würde nicht wünschen, dass du ihren Gast nicht magst. Sie ist ziemlich angetan von Carstine, weißt du.«
»Genau genommen, dessen war ich mir nicht bewusst«, sprach er gedehnt.
»Nun, das ist sie. Zufällig ist Carstine die Tochter ihrer lieben Freundin, Mrs. Leticia Greer. Sicherlich erinnerst du dich, dass Mutter von ihr gesprochen hat.«
Blake durchsuchte sein Gedächtnis, konnte sich aber an den Namen nicht erinnern. »Ich fürchte nicht.«
Minerva nahm seinen Tumbler, stand dann auf und begann zur Anrichte zu gehen. »Sie waren Schulfreunde. Leticia ist geborene Engländerin, aber sie hat einen schottischen Landbesitzer geheiratet. Sie und Mutter sind all diese Jahre in Kontakt geblieben, trotz der vielen Kilometer, die sie trennen.« Minerva ließ ihr Handgelenk kreisen, drehte ihre Hand. »Als Leticia Mutter geschrieben und dabei ihren Wunsch mitgeteilt hat, dass Carstine eine Londoner Saison hat, konnte Mutter sich schwerlich davon abhalten ihr anzubieten das Mädchen zu protegieren.«
»Das sieht Mutter so sehr ähnlich.« Blake nahm das Glas an, ließ seine Finger über den Rand laufen, während er bedachte, was Minerva ihm erzählt hatte. Carstine war ein schottisches Mädel mit englischem Blut und die Tochter einer lieben Freundin seiner Mutter. Er seufzte. So sehr es ihn schmerzte, er würde einen Versuch unternehmen müssen ihre Beziehung zu reparieren.
»In der Tat, Mutter hat immer diese Art Dinge genossen und so siehst du, warum sie wollen würde, dass ihre beide gut miteinander auskommt?«
Blake hielt resignierend eine Hand hoch. »Du hast gewonnen, Liebes. Du musst nicht fortfahren.«
»Dann wirst du sie zu einer Schlittenfahrt einladen?«
»Sobald sie zusammengeflickt ist«, stimmte Blake zu, nahm dann einen weiteren langen, langsamen Schluck von seinem Brandy.
Dem temperamentvollen Mädel beizuschlafen war vollkommen außer Frage. Er würde eine zivilisiertere Weise finden müssen, um die Dinge zwischen ihnen auszugleichen. Er neigte das Glas an seine Lippen.
Nein, er müsste seine Rache aufgeben.
Während er einen weiteren tiefen Schluck nahm, konnte er nicht anders als zu denken, dass seine vorherige Einschätzung falsch gewesen war. Das würde kein Frohes Weihnachten werden, nicht einmal annähernd. Es würde, kein Zweifel, ein Lästiges werden. Die Frauen in seinem Haus würden dafür sorgen, so sicher wie der Schnee fallen würde.
»Blake?«
Er wandte seine Aufmerksamkeit zurück auf Minerva. »Was?«
»Geht es dir denn gut?«
»Gewiss.« Er winkte ab, während er sich wieder im Sofa entspannte. »Sei ein Schatz und überbringe meine Einladung.«
Minerva strahlte. »Mit Vergnügen.«
KAPITEL 3
Blakes Atem stockte einen Herzschlag lang, als Carstine auf der Veranda erschien. Er hatte zuvor gedacht, dass sie eine Schönheit sei, aber jetzt, als anständige Dame gekleidet und nicht das kleinste bisschen unordentlich … war sie hinreißend.
Sein Blick wanderte von der mit Fell besetzten Kapuze ihres saphirfarbenen Mantels den ganzen Weg bis zu ihren Zehen und zurück, während ihm nicht eine einzige Kurve oder Nuance entging. Ihre Augen funkelten, die rosa Lippen waren prall und ihre Wangen besaßen eine leichte Rötung, wahrscheinlich von der frischen Winterluft.
Er schluckte die Trockenheit in seinem Mund herunter, während sie näherkam, streckte dann seine Hand aus. »Erlauben Sie mir.«
Carstine begegnete seinem Blick, nahm aber seine Hand nicht. »Ich glaube Ihr habt noch ein paar Kröt’n zu schluck’n, bevor ich zustimme irgendwohin mit Euch zu geh’n.« Ihr süßes Lächeln strafte ihre Worte Lügen.
Blake wurde sofort daran erinnert, warum er diese Frau nicht mochte. Sie war lästig, abfällig und spitzzüngig. Er würde die Schmähung nicht dulden—nicht einmal für Minerva.
Er atmete verärgert aus und schüttelte seinen Kopf. »Ich mache das nur für Minerva, aber wenn Sie nicht die gleiche Umsicht für meine Schwester und Mutter haben, können Sie gerne zum Haus zurückkehren.«
Carstine kniff ihre Augen zusammen bevor sie ihren Kopf zurückwarf und lachte.
Lachte! Die vorlaute Frau fand ihn amüsant. Was zum Teufel war los mit ihr?
Bei nochmaliger Überlegung kümmerte es ihn nicht es zu wissen. Blake stieß seine Hände in seine Taschen und drehte sich, um davonzuschreiten.
»Wartet«, rief sie seiner zurückgehenden Kehrseite zu. »Es tut mir leid. Lasst uns unsere Pflicht geg’nüber Eurer Familie tun.«
Er wandte sich zurück, ein mürrischer Gesichtsausdruck zog an seinen Lippen.
»Ach, kommt, wir könnt’n uns vielleicht sogar amüsier‘n.« Carstine schlenderte hinüber und flocht ihre Hand durch seinen Arm. »Seid nich‘ sauertöpfisch. Ich verspreche fortan nett zu sein.«
Er nagelte sie mit seinem Blick fest. »Das werden Sie besser sein, oder ich lasse Sie auf sich allein gestellt im Schnee zurück.«
Sie schmunzelte. »Das würdet Ihr nich’ wag’n. Das habt Ihr gestern selbst gesagt.«
»Das war bevor ich Sie gekannt habe.« Er lächelte vor Belustigung, während er sie zurück zum Schlitten führte.
»Ich hab’ gesagt, dass es mir leid tut«, protestierte sie, als er sie hochreichte.
Blake ging um den Schlitten herum, kletterte dann hinein und ließ sich neben ihr nieder. »So wie ich auch, aber meine Entschuldigung hat nichts dafür getan Ihre Unausstehlichkeit einzudämmen.« Er senkte seinen Blick auf sie. »Nun soll ich Ihnen einfach vergeben, obwohl Sie mir nicht vergeben haben?«
»Nä, Ihr liegt falsch.« Sie winkte mir ihrer Hand mit einer kleinen Ausschmückung. »Ich hab’ Euch in dem Moment vergeb’n, in dem ich geseh’n hab’, wie Eure Verleg’nheit über Eure Annahm’n Eure Wang’n färbte.«
Sein Kiefer gab nach, als er die Zügel nahm und den Schlitten in Bewegung setzte. »Warum haben Sie mir dann jetzt gerade hart zugesetzt?«
»Zum Spaß. Ihr seid ziemlich süß, wenn Ihr verärgert seid, wisst Ihr.« Ihr Lachen erschallte, füllte die Luft um sie herum mit einer drolligen, ansteckenden Melodie.
Sie dachte er wäre süß? Er bekämpfte ein Grinsen bei der Offenbarung und schoss ihr einen tadelnden Blick zu. »Ich bin nicht im Geringsten amüsiert.«
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